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Bulls mit dem Rücken zur Wand

Von Philipp Dornhegge
Die Defense der Bulls war insbesondere mit dem Backcourt der Wizards völlig überfordert
© getty

In einem als Schlüsselspiel kolportierten vierten Spiel der Erstrundenserie haben die Chicago Bulls die dritte Niederlage kassiert und stehen vor dem Playoff-Aus. Bei den Washington Wizards war das Team um Defensive Player of the Year Joakim Noah von Beginn an chancenlos und verlor 89:98 (BOXSCORE).

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Washington hatte in Trevor Ariza (30 Punkte) seinen besten Scorer, verteilte die Scoring-Last ansonsten aber auf mehrere Schultern. Bradley Beal (18), John Wall (15 Punkte, 10 Assists) und Marcin Gortat (17) punkteten ebenfalls zweistellig, Trevor Booker schnupperte mit 8 Punkten und 9 Rebounds an einem Double-Double.

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Mit einem 14:0-Start sorgte der Gastgeber gleich zum Auftakt für klare Verhältnisse. Im Laufe der ersten Hälfte kamen die Bulls nochmal auf vier Punkte heran, gerieten aber vor der Halbzeitpause wieder mit 40:55 ins Hintertreffen und waren im zweiten Durchgang nicht mehr in der Lage, den Sieg der Wizards ernsthaft zu gefährden.

Chicago hatte in Taj Gibson den neben Ariza überragenden Akteur des Spiels in seinen Reihen (32 Punkte), der Backup-Power-Forward wurde vom Rest des Teams aber weitgehend im Stich gelassen.

Jimmy Butler (16) und Joakim Noah (10 Punkte, 15 Rebounds, 5 Assists) erreichten immerhin ordentliche Form.

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Nach seiner Auseinandersetzung mit Butler in Spiel drei ist Nene gesperrt, Wizards-Coach Wittman lässt Booker anstelle des Brasilianers starten. Dazu stehen wie gewohnt Wall, Beal, Ariza und Gortat zu Beginn auf dem Parkett.

Butlers Beteiligung wurde dagegen nicht weiter sanktioniert, er spielt genauso von Beginn an wie Hinrich, Dunleavy, Boozer und Noah.

4.: Sehr intensive Wizards-Defense gleich zu Beginn. Die Bulls bekommen keine offenen Würfe, Washington dagegen scort nach Belieben. Ariza erhöht per Dreier auf 14:0!

10.: Die Bulls kommen nur schleppend in die Partie, Butler und Noah sind hier die bisher auffälligsten Offensivakteure. Jetzt zieht Augustin mal mit Dampf zum Korb - wird aber von Booker abgeräumt! 22:10 Wizards.

12.: Die Wizards kurz vor Viertelende mit einem Ballgewinn, Miller nimmt das Tempo raus und will die Uhr runterspielen. Aber weil die Bulls-Defense pennt, ist der Weg für einen Alley-Oop-Pass auf Gooden frei! Für mehr als einen Layup reicht es beim Routinier freilich nicht. Dennoch: 28:18 Wizards.

16.: Gibson will aufposten, wird aber gefrontet und kann so keinen Pass bekommen. Hinrich geht daher über den am High Post postierten Noah, der dann über den Boden auf Gibson durchsteckt. Das macht den Franzosen so stark! Nur noch 28:32 aus Sicht der Bulls.

21.: Wall spritzt schon wieder in den Passweg und klaut Gibson die Kugel vor der Nase weg. Im Fastbreak ist der Spielmacher nicht zu stoppen, da kommt keiner mit. Slam Dunk zum 47:34, Washington setzt sich wieder ab.

30.: Dunleavy hat jetzt zwei Field Goals getroffen, dennoch ist der Flügelspieler weit entfernt von der Form des letzten Spiels. Beweis gefällig: In der Semi-Transition spielt er einen schlampigen Querpass auf Hinrich, übersieht aber den heraneilenden Ariza. Washington startet den nächsten Fastbreak, Dunleavy bleibt nur ein Foul gegen Wall. 65:55 Wizards.

33.: Nach einer klasse Defensivaktion von Gooden machen die Wizards wieder das Spiel schnell, Gortat ist völlig frei. Boozer kommt von hinten und langt richtig hin. Flagrant Foul, außerdem hat der Power Forward alle fünf seiner Fouls im dritten Viertel begangen. Gortat erhöht von der Linie auf 75:57.

39.: So kommen die Bulls natürlich nicht ins Spiel zurück. Washington holt nach verpassten Layups zwei Offensivrebounds in Folge, letztlich kann Beal zu einem offenen Layup hochsteigen. Zu allem Überfluss verletzt sich Dunleavy in der Sequenz am Ellenbogen. 87:66 Wizards, es wird immer schwerer für den Gast.

47.: Das Ausrufezeichen von Ariza! Nach einem Durchstecker von Gortat fliegt der Flügelspieler zum Slam Dunk, das Publikum flippt beim Stand von 95:83 komplett aus. Das war's, Washington gewinnt.

Washington Wizards vs. Chicago Bulls: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Trevor Ariza. Die ohnehin schon starke Saison des Flügelspielers fand in Spiel vier seinen vorläufigen Höhepunkt. Von Anfang an war Ariza heiß wie Frittenfett, traf hochprozentig von der Dreierlinie. Als die Bulls ihm in der zweiten Hälfte auf den Füßen standen, zog er immer mal wieder zum Korb.

Am Ende hatte Ariza ein persönliches Playoff-Career-High mit 30 Punkten aufgestellt und darüber hinaus den Franchise-Rekord mit sechs Dreiern eingestellt (Gilbert Arenas).

Der Flop des Spiels: Die Bulls-Point-Guards. Kirk Hinrich ist bei den Bulls für die Defense zuständig, konnte John Wall aber allenfalls in Ansätzen stoppen. D.J. Augustin soll Energie und einen Scoring-Punch von der Bank besorgen, doch fand er keinen Zugang zum Spiel.

Die Spielmacher trafen zusammen nur sechs von 22 Würfen und verursachten zudem gemeinsam sechs Ballverluste, genauso viele wie die gesamten Wizards.

Das fiel auf:

  • Bisher in der Serie hatte Carlos Boozer den besten Eindruck hinterlassen, wenn Trevor Booker auf dem Feld stand. Bei seinem ersten Start wirkte der Power Forward der Wizards aber besonders motiviert und ließ Boozer (3/7 Field Goals, 8 Punkte) keinen Raum. Nebenbei hatte Booker auch noch Zeit, Hilfe zu leisten und zum Beispiel Augustin unsanft abzuräumen.
  • Nach seiner 35-Punkte-Performance in Spiel drei erklärten die Wizards Mike Dunleavy zum Staatsfeind Nummer eins und stellten den Flügelspieler konsequent zu. Dunleavy war von Beginn an von der Rolle und brachte in der Bewachung von Bradley Beal oder Martell Webster nichts zustande. Am Ende nahm er nur acht Würfe (drei Treffer, 6 Punkte).
  • Auf den ersten Blick mag Marcin Gortats Einfluss auf das Spiel marginal gewesen sein. Doch seine Qualitäten als Mitteldistanzschütze waren immer wieder der Grund, warum die Wizards so locker punkten konnten. Durch den Polen wurde die Zone freigemacht, sodass vor allem John Wall ziehen konnte. Wenn dann die Hilfe kam, waren Ariza, Beal und Co. meist an der Dreierlinie frei. Auch als Pick'n'Roll-Partner war Gortat enorm wichtig.
  • Taj Gibson konnte einem fast leid tun: Der Backup-Big-Man kam im Laufe des ersten Viertels in die Partie und war sofort heiß wie Frittenfett. Wo Boozer kein Land sah, machte Gibson, was er wollte. Der Athlet traf in der ersten Hälfte alle acht seiner Würfe für 20 Punkte. Aber der Rest des Teams: 7/32 Field Goals, ebenfalls 20 Zähler. In der zweiten Hälfte wurde es nicht wesentlich besser. Trotz Gibson war Chicago chancenlos. Bitter.

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