NBA

Vorspielen für den MVP-Award

Von Stefan Petri
Joakim Noah (r.) verteidigt den Ball gegen LeBron James
© getty

Zuerst die 61 Punkte, dann ein kleiner Durchhänger: Nimmt LeBron James mit den Miami Heat gegen die Chicago Bulls (18 Uhr im LIVE-STREAM) wieder Fahrt auf? An Motivation sollte es nicht fehlen. Direkt danach darf sich Kevin Durant gegen eine nicht gerade furchteinflößende Defense probieren: Die Oklahoma City Thunder gastieren bei den Los Angeles Lakers (ab 20.30 Uhr im LIVE-STREAM).

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Chicago Bulls (34-28) - Miami Heat (43-16) (18 Uhr)

Ausgangslage:

Mini-Krise bei den Miami Heat? Naja, vielleicht eine Mini-Mini-Krise: Nach acht Siegen in Serie wurden die letzten beiden Partien in San Antonio und Houston verloren - gut, das sind natürlich auch hochkarätige Gegner, aber gerade gegen San Antonio setzte es eine herbe 24-Punkte-Pleite. Und LeBrons Attacke auf den MVP-Award erlitt dabei ebenfalls einen leichten Rückfall: Nach den 61 Punkten gegen die Bobcats fiel nur einer der letzten 18 Jump Shots. Unter anderem sollen daran die Ärmel der "El Heat"-Jerseys schuld sein, dazu kommt die Maske aufgrund seiner Nasenverletzung.

Gut für Miami: Beim großen Rivalen aus Indianapolis kann man schon von einer ausgewachsenen Krise sprechen: Die Pacers verloren zuletzt dreimal am Stück, in der Loss Column sind die Heat deshalb wieder gleichauf (je 16 Niederlagen). Schaut man rüber auf die Tabelle der Western Conference, so stellt man fest: Auch die Thunder und die Spurs sitzen bei exakt 16 verlorenen Spielen. Wenn das kein spannender Zielsprint wird...

Die Chicago Bulls sind derweil weiter dick im Playoff-Geschäft. Sieben Siege aus den letzten zehn Spielen, Joakim Noah sammelt ein Triple-Double nach dem anderen ein und ist mittlerweile ein Geheimtipp auf den MVP-Ballots. Sechs Spiele in Folge hat man keine 100 Punkte mehr zugelassen. Mit Tom Thibodeau am Ruder ist selbst bei diesem, von Verletzungen geplagten Roster, der Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde drin.

Allerdings wird es in den kommenden zwei Wochen knüppelhart: Nach Miami warten die Spurs, Rockets, Thunder und zweimal die Pacers, Verschnaufpausen gibt es kaum. Aber auf eine Sache kann man sich bei den Bulls immer verlassen: Im Vorbeigehen schlägt man sie nicht.

Star des Teams:

All-Star-Center Joakim Noah ist das Herz des Teams aus Chicago und passt zu Thibs wie die Faust auf des Gegners Auge. Der 28 Jahre alte Center ist mit enormer Spielintelligenz ausgestattet und flink mit den Füßen, Händen und im Kopf. Er ist der Defensivanker des Teams und in der Offense mittlerweile als Ballverteiler Nummer eins zu sehen: Zwei Triple-Doubles in den letzten vier Spielen sprechen Bände, Noah mausert sich mehr und mehr zum absoluten Superstar. Nur sein Wurf ist nichts für Ästheten, aber hey, man kann nicht immer gewinnen.

LeBron James' aktuelle Situation haben wir oben bereits unter die Lupe genommen. Da bleibt also Zeit für die eine oder andere Statistik: In den letzten zehn Spielen kommt LBJ auf 33,4 Punkte bei fast 60 Prozent Quote aus dem Feld - und da sind die zwei letzten eher mittelmäßigen Spiele schon eingerechnet. Macht in der laufenden Saison summa summarum 27,2 Punkte (58 Prozent aus dem Feld), 6,9 Rebounds und 6,4 Assists. Und, mal ehrlich: Zweifelt jemand daran, dass diese Werte in den Playoffs noch einmal ansteigen werden?

Schlüsselduell:

Joakim Noah gegen die Big Men der Heat. Die Offense der Windy City ist mehr als die Summe ihrer Teile, und das ist Noahs Verdienst, der aus dem Post heraus immer wieder den freien Mann einsetzt und dank seiner All-Around-Skills die Schmiere in der Bullen-Maschine darstellt. Können ihn Chris Bosh und Chris Andersen vom Korb fernhalten, und vor allen Dingen als Playmaker kaltstellen? Sollte sich Noah zur Halbzeit wieder auf Triple-Double-Kurs befinden, könnte die Partie bis zum Ende auf Messers Schneide stehen.

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Gleichzeitig wäre es für James an der Zeit, dass er gegen die Defense der Bulls einmal ein Zeichen setzt. In seinen letzten acht Partien gegen Chicago bringt er es auf vergleichsweise magere 22,5 Punkte bei 45 Prozent Trefferquote.

Geschichte:

Oh ja! Da ist Pfeffer drin, Herrschaften! Wenn man sich mal nur an die letzten vier Jahre erinnert: In der ersten Saison von LeBron in Florida verlieren sie dreimal gegen Chicago, danach "weinen Spieler in der Kabine" (Spoelstra). Die Postseason bietet ein anderes Bild: Die Heat gewinnen in fünf, Rose' Dreier im letzten Spiel wird geblockt.

Im vergangenen Jahr beenden die Bulls die 27-Siege-Serie der Heat, danach trifft man in den Playoffs wieder aufeinander. Die Bulls gewinnen Game 1, neun technische Fouls in Game 2, Nazr Mohammed wirft James in Game 3 zu Boden. Und: Jede Menge Nate Robinson.

Lange Rede, kurzer Sinn, Herr James: "Wir mögen sie nicht. Und sie mögen uns nicht. Das weiß doch jeder." Das letzte Duell gab es am 23. Februar. Die Heat triumphierten dank starker Leistungen von Bosh und Wade mit 93:79, und das, obwohl LeBron mit gebrochener Nase passen musste. Dieses Spiel liegt Thibs wohl immer noch recht schwer im Magen.

Rookies:

Chicago zog sich in der ersten Runde mit Tony Snell einen Combo-Guard an Land, der perfekt ins System von Thibodeau passt: Gute Defense, ordentlicher Dreier. Ihm öffneten Verletzungen die Tür und er stellte prompt einen Fuß rein: Knapp 19 Minuten verbringt er im Schnitt auf dem Parkett, die Quoten aus dem Feld lassen aber noch zu wünschen übrig (39 Prozent, 33 Prozent 3FG).

Second-Rounder Erik Murphy, ein 23 Jahre alter Power Forward, hat bisher 59 NBA-Minuten absolviert, zumeist in der Garbage Time. Kein Wunder: 17 Prozent aus dem Feld...

Bei den Heat ist die Geschichte schnell erzählt: Man hatte in diesem Jahr keinen Draft Pick.

Die Stimmen:

LeBron James (Miami Heat) über die Ärmeltrikots: "Bei jedem Wurf komme ich mir so vor, als würde jemand unten an meinem Arm ziehen. Mein Jumper hat so schon wenig Spielraum, also ist das ganz und gar nicht gut für mich."

Taj Gibson (Chicago Bulls): "Ich freue mich schon darauf, dass wir uns auf die nächste Aufgabe vorbereiten - und die nächste Aufgabe ist Miami. Wir brauchen vor diesem Spiel besonders viel Hype."

Tom Thibodeau (Coach Chicago Bulls) über LeBron James: "Er hat Speed, Power, ist technisch gut, kann passen, den Blick für die Mitspieler. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal gegen einen solchen Spieler gecoacht zu haben. Er kann einfach alles."

Prognose:

Die "El Heat"-Jerseys wurden für den Rest des Jahres eingemottet, auf seine Maske kann LeBron vielleicht auch schon verzichten - keine guten Vorzeichen für die Bulls. Miami wird sich alle Mühe geben, dem angeheizten Publikum im United Center schon früh den Wind aus den Segeln zu nehmen, und das gelingt auch. Wirklich deutlich wird es allerdings erst in den letzten Minuten.

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