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Vorspielen für den MVP-Award

Von Stefan Petri
Joakim Noah (r.) verteidigt den Ball gegen LeBron James
© getty
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Los Angeles Lakers (21-42) - Oklahoma City Thunder (46-16) (20.30 Uhr)

Ausgangslage:

Wenn das Rennen um den Heimvorteil in den (Conference) Finals nicht so verflixt eng wäre, vielleicht würden die Thunder schon auf Autopilot schalten: Klar, es ist nicht alles Gold, was in Oklahoma glänzt. Die Defense ist gegen schnelle und aggressive Teams manchmal einen Schritt zu langsam, Kendrick Perkins fehlt immer noch verletzt. Aber neben den Strahlemännern Kevin Durant und Russell Westbrook verblassen solche Wehwehchen dann recht schnell.

Westbrook hat sich nach seiner langen Verletzungspause problemlos ins Team integriert und legte am Dienstag ein Triple-Double auf. In 20 Minuten Spielzeit! OK, es waren nur die Sixers. Und die Diskussion um seine Wurfwahl wird bei jeder Pleite neu angestoßen werden, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber nach einer harten Woche mit Niederlagen gegen die Heat und die Clippers scheint man wieder erholt: Durchschnittlich 119 Punkte in den letzten vier Spielen.

Diese Zahl wird von den Los Angeles Lakers jedoch mühelos getoppt. Deren Defense ist so - man muss es so drastisch ausdrücken - erbärmlich, dass die Gegner in den letzten fünf Spielen 636 Punkte erzielten; Masochisten mögen sich den Schnitt selbst ausrechnen. In der Offensive läuft es dank dem Run-and-Gun-System von Mike D'Antoni eigentlich gut, und ab und an springt auch ein Sieg heraus, etwa wie gegen Portland am vergangenen Montag. Aber die Bilanz in diesem Kalenderjahr (8-23) ist und bleibt verheerend. Mittlerweile hat man die Rote Laterne im Westen übernommen. Ein Pau Gasol allein reicht eben nicht.

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Gegen die Clippers fing man sich in dieser Woche die höchste Niederlage der Franchise-Geschichte, man ist also am absoluten Tiefpunkt angelangt. Vielleicht gab es auch deshalb Meldungen, wonach ein neuer Coach in dieser Saison wohl nicht zu erwarten ist. Es fehlt einfach an Talent - und so spränge beim Draft immerhin ein sehr guter Pick heraus. Mehr als Hoffnung bleibt in Tinseltown derzeit nicht.

Star des Teams:

Die Offensiv-Stats der Laker-Spieler sind zwar ganz nett, durch das hohe Tempo und jede Menge Garbage Time aber auch dementsprechend aufgebläht. Es bleibt dabei: Bis auf Pau Gasol handelt es sich eher um ein Ersatzteillager. Der Spanier wehrt sich tapfer, aber auch er bleibt nicht unbeeindruckt: 17,7 Punkte und 9,8 Rebounds bei 48 Prozent aus dem Feld - er war schon mal besser. Bei ihm stellt sich die Frage, ob er im Herbst überhaupt noch in Purple und Gold aufläuft - oder etwa mit seinem Bruder Marc in Memphis ein zweiköpfiges Monster bildet.

Dieses Monster existiert in Oklahoma City bereits, und hört auf den Namen Kessell Westrant. Oder Russin Durbrook. Manchmal auch einfach nur auf den Spitznamen "Westbrook & Durant". 53,1 Punkte, 12, 5 Assists und 13,5 Rebounds pro Spiel. Fast 15 Freiwürfe. Nur die 7,5 Ballverluste stören bei Herrn Westrant, der aber ausgeruht und fit darauf brennt, in der Postseason für Furore zu sorgen.

Schlüsselduell:

Der Fast-Break-Angriff der Lakers gegen die manchmal etwas behäbige Transition Defense der Thunder. Mike D'Antoni wird sich ohne Zweifel das eine oder andere Mal den Triumph der Suns zu Gemüte geführt haben, die vor drei Tagen 128:122 gegen OKC siegten, weil sie das Spiel unfassbar schnell machten. "Ich habe das jetzt schon zehn Tage gepredigt: Wir müssen gegen diese kleinen, schnellen Teams einfach rechtzeitig zurück in die Defense kommen", lamentierte Thunder-Coach Scott Brooks danach. Löchrige Defensive hin oder her: Die Lakers brauchen einfach leichte Punkte.

Geschichte:

Zweimal standen sich beide Teams in den letzten Jahren gegenüber, und belegen eindrucksvoll den Niedergang der Lakers, gekoppelt mit dem Aufstieg der Thunder als Macht im Westen. 2010, auf dem Weg zur bisher letzten Championship, kegelte L.A. die jungen Hüpfer aus OKC mit 4-2 aus der ersten Runde. Zwei Jahre später sah es schon dann anders aus: Das vermeintlich letzte Hurra des Teams um Kobe und Gasol endete in den Conference Semifinals: Gleich mehrmals gab man Führungen in letzter Sekunde aus der Hand und durfte nach fünf Spielen in den Urlaub.

In dieser Saison gab es bisher zwei Duelle, die beide an die Thunder gingen. Trost für D'Antoni: Am 13. Februar benötigte OKC 43 Punkte von Durant, um knapp mit 107:103 zu triumphieren.

Rookies:

Die Lakers sicherten sich in der zweiten Runde des vergangenen Drafts mit Ryan Kelly aus Duke den fast schon prototypischen D'Antoni-Spieler: 2,11 Meter groß, Power Forward, gut von draußen (ob der Coach nachts manchmal von Dirk Nowitzki träumt?). Die Rolle des 22-Jährigen bei den Lakers wuchs dank der vielen Verletzungen stetig. Mittlerweile bringt er es auf fast 20 Minuten im Schnitt, gegen Denver gelangen ihm am Freitag 24 Punkte.

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Mit Steven Adams züchten sich die Thunder wohl ihren Perkins-Nachfolger heran - und das mit Erfolg. Der 20 Jahre alte Center aus Neuseeland wurde in der ersten Runde an Nummer 12 gedraftet, macht unter dem Korb die Drecksarbeit und ist nach dessen Verletzung in die Starting Five gerückt. Dort tut er sich bislang aber schwer (nur 17 Punkte in den letzten fünf Spielen).

Das war es eigentlich auch schon: Shooting Guard Andre Roberson kommt eigentlich nur in Blowouts von der Bank runter, Secound-Rounder Grant Jerrett bekam keinen Vertrag. Der Spanier Alex Abrines wurde zwar gedraftet, spielt aber weiter beim FC Barcelona in seinem Heimatland.

Stimmen:

Russell Westbrook (Thunder): "Niemand punktet besser als wir, wir können immer und überall Punkte machen. Aber wir müssen andere Teams auch daran hindern."

Robert Sacre (Center Lakers) über die Blowouts: "Ich hab keinen Bock mehr, und der Rest des Teams auch nicht. Unsere Defense muss einfach besser werden. Das ist der Schlüssel. Wenn wir im Schnitt 140 Punkte zulassen, dann reicht das einfach nicht."

Mike D'Antoni (Coach Lakers): "Harte Zeiten. Harter Spielplan (13 der letzten 19 Gegner haben eine positive Bilanz). Das wird den Charakter der Spieler zeigen."

Prognose:

Es mit Sicherheit ein unterhaltsames Spiel mit jeder Menge Highlights und vielen Punkten - die 250-Punkte-Marke könnte problemlos fallen. Allerdings wird ein Großteil der Punkte auf das Konto von Durant und Westbrook gehen, der Klassenunterschied ist da und wird sichtbar sein. Ein Blowout a la Clippers wird es jedoch nicht.

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