NBA

Und plötzlich ist das Feuer zurück

Von Philipp Dornhegge
LeBron James, Dwyane Wade und Co. kämpfen noch um Platz eins im Osten
© getty

Eine Geburtstagsparty sorgt beim Meister für Entspannung, nach der peinlichen Niederlage gegen die New Orleans Pelicans geben die Miami Heat gegen die Portland Trail Blazers die richtige Antwort. Der Kampf um die Eastern-Conference-Krone kommt jetzt gerade recht.

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Nach der Pleite gegen die New Orleans Pelicans brauchten die Miami Heat Ablenkung. Die Mannschaft spielte in den letzten Wochen schwach, LeBron James plagt sich mit Wehwehchen herum, außerdem hatten der MVP und Chris Bosh zuletzt ordentlich auf den Tisch gehauen.

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Es war Zeit, endlich mal wieder den Kopf frei zu bekommen. Was eignet sich da besser als eine Geburtstagsparty? Bosh, in dieser Saison zweifelsohne der konstanteste Heat-Spieler neben James, hatte zu seiner 30-Jahr-Feier geladen und ein einmaliges Setting geschaffen.

Mit Clowns und Co. hatte der Lefty den Zirkus zum Thema seiner Party gemacht und so für leichte Unterhaltung und reichlich Ablenkung gesorgt. Und es hatte eine Mannschaft zusammen geschweißt, die in den letzten Wochen mehr und mehr auseinander zu brechen drohte. "Es ist immer gut, so etwas mitten in der Saison zu haben", sagte James über Boshs Feier. "Besonders wenn es gerade nicht läuft, bekommt man dadurch den Kopf frei."

James haut auf den Tisch

Nach der Niederlage gegen New Orleans, der ersten seit 2010, war das offenbar dringend nötig. "Wir suchen ständig nach Ausreden", hatte der amtierende Finals MVP da noch getönt. "Wenn wir Fehler machen, wenn wir schlecht verteidigen, wenn wir den Ball verlieren: Ständig suchen wir nach Ausreden. Was wir aktuell leisten, ist einfach nicht gut genug."

Das hatte gesessen, auch wenn James wohlweislich keine Namen nannte. Das brauchte er auch nicht, denn nach sieben Niederlagen aus elf Spielen durfte sich niemand mehr aus der Verantwortung stehlen. Auch James selbst hat in den letzten Spielen nicht immer alles richtig gemacht.

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Entsprechend mies war die Stimmung nach dem Pelicans-Spiel, umso positiver aber nach der Zirkusparty im Hause Bosh. "Wir waren in den letzten Tagen in der Lage, unseren Frust loszuwerden", so James.

Spoelstra feiert mit James

Der folgende Sieg über die Portland Trail Blazers (Analyse) konnte die jüngsten Probleme nicht vollends kaschieren - immerhin hätten die Heat im vierten Viertel beinahe eine klare Führung verspielt. Die Leistung und Körpersprache des Teams ging aber wieder in die richtige Richtung.

"Unser Enthusiasmus, unsere Energie: Das war ansteckend, die Jungs haben sich gegenseitig gepusht", freute sich Erik Spoelstra. "Ich hatte gehofft, dass LeBron aggressiv sein würde und es war klar, dass dann alle mitmachen."

Der Head Coach war zwischendurch selbst so heiß, dass er James in einer Spielpause schubste, um ihn zu feiern. James: "Ich habe ihn kommen sehen, aber mit dem Schubser hab ich nicht gerechnet. Aber ich fand's großartig, das zeigt sein Feuer. Das war heute bei allen wieder da."

Bosh gesteht Langeweile ein

Die Heat wissen nach drei Finals-Teilnahmen in Folge besser als jedes andere Team, wie schwierig es sein kann, mitten in der Saison die Motivation hoch zu halten. Umso schöner ist es, wenn man eine Herausforderung wie die Crunchtime gegen die Blazers mit Big Plays der Superstars James und Bosh übersteht - und jetzt auf den größten Konkurrenten im Osten trifft.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag tritt Miami bei den Indiana Pacers an (1 Uhr im League Pass und bei Sport1 US). Im Dezember hatten eine 84:90-Niederlage und ein 97:94-Sieg innerhalb weniger Tage gezeigt, wie eng beide Mannschaften beieinander liegen.

"Oh Mann, ich habe die Pacers vermisst", sagt Bosh vor dem dritten Duell und gesteht damit ein, manch anderes Spiel nicht mit hundertprozentiger Konzentration angegangen zu sein.

Für Miami sind die Pacers in der Regular Season quasi die letzte Herausforderung: Von hinten bekommt der Meister wenig Druck, die beste Bilanz der Liga ist ob der Spurs derzeit aber utopisch. Zumindest Platz eins im Osten jedoch ist eine realistische Option. Indiana (51-20) und Miami (48-21) trennen in der Tabelle nur zwei Spiele.

Hoffen auf Dwyane Wade

Und wie wichtig der Heimvorteil im Osten sein kann, konnte man erst in der letzten Saison sehen, als Miami das siebte Spiel in den Eastern Conference Finals in der heimischen American Airlines Arena austragen durfte.

Kein Wunder also, dass der häufig pausierende Dwyane Wade bei dem Spiel auf keinen Fall fehlen will: "Ich fühle mich gut. Ich konnte heute die Achillessehne testen und hatte ein gutes Gefühl. Hoffentlich kann ich Mittwoch dabei sein." Aufgrund der angesprochenen Achillessehne und Wades chronischen Knieproblemen fällt die Entscheidung über einen Einsatz wohl kurzfristig.

"Es wäre gut, ihn dabei zu haben", meint auch James. "Wenn er den Ball hat, zieht er so viel Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn er im Post spielt oder den Break läuft. Das wäre eine große Hilfe und würde alle anderen entlasten."

Bosh stimmt zu: "Wir wissen alle, was Wade uns gibt. Er muss vom Kopf und vom Körper her frisch sein. Denn wir brauchen seine Intensität." Beim Sieg über Indiana war Wade mit 32 Punkten der entscheidende Mann für die Heat.

Oden als Hibbert-Nemesis?

Eine durchaus entscheidende Rolle könnte neben Wade auch Greg Oden zukommen. Der Center wurde in der Offseason für genau diese Duelle mit den Pacers verpflichtet und befindet sich im Aufschwung, nachdem er gegen Portland in der Starting Five stand.

"Ich denke, er weiß, warum wir ihn brauchen", sagt James. "Es ist nichts Persönliches zwischen Greg und Roy Hibbert, aber es ist eine gute Gelegenheit zu sehen, wie weit er gekommen ist." Nach fast vier Jahren Pause ist Oden immer noch dabei, sich seiner Topform zu nähern.

Hibbert hatte in den letzten Jahren - und insbesondere in den letztjährigen Finals - gegen Miami brilliert und mit seiner Größe am Ring sogar LeBron James phasenweise verunsichert. Offensiv war er von den Heat nie zu stoppen gewesen.

Bosh "kann's kaum erwarten"

Oden soll das nun ändern und einen Vorgeschmack darauf geben, was Hibbert unter Umständen auch in den Playoffs erwarten könnte. Die beiden Big Men kennen sich seit dem College, standen sich 2007 im Final Four gegenüber.

Odens Ohio State Buckeyes triumphierten im Halbfinale des NCAA Tournaments gegen Hibberts Georgetown Hoyas, der 26-Jährige war damals als College-Freshman ein kommender Superstar der NBA. Doch seitdem lief in punkto Gesundheit fast alles schief bei Oden, was schief laufen kann. Inzwischen ist der ursprünglich kaum gehypte Hibbert ein All-Star, Oden ein Rollenspieler.

"Er gibt uns etwas, das wir ansonsten nicht haben", stellt Spoelstra dennoch den potenziellen Wert Odens für den Meister heraus. "Er kommt immer besser in Form, wird immer aktiver. Ich dränge nicht darauf, seine Minuten zu erhöhen. Aber wenn es passiert, dann ist es umso besser."

Hibbert stellt für Oden ebenso eine Motivationsspritze dar wie die Pacers insgesamt für die Heat: "Es könnte am Ende der Saison auf ein Fotofinish hinauslaufen", freut sich Bosh bereits. "Wir haben eine Riesenchance, wir sind dran. Da werden wir eine echte Playoff-Atmosphäre erleben. Ich kann's kaum erwarten."

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