NBA

Melo gegen Chicago!

Von Philipp Jakob
Carmelo Anthony wird es wahrscheinlich auch gegen die Bulls im Alleingang richten müssen
© getty

Die Chicago Bulls treffen auf die New York Knicks (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM). Topspiel? Das war einmal. Die Knicks sind ein einziges Desaster und müssen nun gegen eine der besten Verteidigungen der Liga antreten. Spannend wird es aber trotzdem - dank Carmelo Anthony.

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Ausgangslage:

Chicago Bulls vs. New York Knicks! Allein diese beiden Namen versprechen Basketball-Unterhaltung vom Feinsten - eigentlich. Denn bei den Knicks können in dieser Saison nur wahre Sadisten oder Masochisten (hängt vom Standpunkt ab) von guter Unterhaltung sprechen.

Auf der einen Seite müssen die leidgeprüften Fans der Knicks die fünft-schlechteste Verteidigung der Liga ertragen und am anderen Ende des Courts wird Carmelo Anthony durch das überschaubare Niveau der Mitspieler in die Rolle des Alleinunterhalters gedrängt.

Das Grundgerüst der Knicks passt einfach nicht, die Qualität der Spieler stimmt nicht mit den Ansprüchen der Franchise überein. Viel schlimmer jedoch: Da steht kein Team auf dem Platz. Was zugegebenermaßen etwas platt klingt, ist einer der Hauptgründe für das schlechte Abschneiden. Kein Kampf, kein Wille, kein Einsatz.

Die Playoff-Chancen der Knicks werden zwar durch die schlechte Konkurrenz im Osten am Leben erhalten, tendieren aber gegen null. Dementsprechend aufgeheizt war auch die Stimmung bei der deutlichen Niederlage gegen die Warriors. Die Fans buhten und forderten den Rauswurf von Coach Mike Woodson.

Mit solchen Problemen muss sich sein Gegenüber Tom Thibodeau nicht befassen. Er wird als einer der besten Head Coaches der gesamten NBA gefeiert - und das zu Recht. Dass dieses Bulls-Team nach dem Ausfall von Derrick Rose und dem Trade von Luol Deng immer noch so gut mithalten kann, ist ein großartiger Erfolg. Der Grund? Die Bulls strotzen nur so vor Herz, Leidenschaft und Energie, sind in dieser Hinsicht also das genaue Gegenteil der Knicks.

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Star des Teams:

Die Rolle des Alleinunterhalters dürfte Carmelo Anthony ja eigentlich gefallen. Nur in seinen ersten beiden Jahren in der NBA lag seine Usage-Rate unter 30 Prozent. 2013/2014 liegt er in dieser Kategorie unter allen Spielern (mit mindestens 20 Minuten Einsatzzeit pro Spiel) auf dem zweiten Rang. Der große Unterschied zu den letzten Jahren ist, dass man ihm in dieser Saison deshalb keinen Vorwurf machen kann.

Das krasse Gegenteil bilden die Chicago Bulls. Ohne Derrick Rose ist das Team der Star. Vor allem zeichnet sich Chicago durch die Defense aus. Das Team von Thibodeau erlaubt durchschnittlich nur 100,4 Punkte bei 100 gegnerischen Ballbesitzen. Damit belegen sie ligaweit hinter den Indiana Pacers den 2. Platz. Hervorzuheben ist dabei allerdings Joakim Noah. Der Defensive-Anker der Bulls überzeugt ausnahmslos in jeder Partie unter anderem mit Einsatz und Kampf in der Defensive sowie seinen Pass-Fähigkeiten in der Offensive.

Schlüsselduell:

Taj Gibson übernimmt in der Offense der Bulls immer mehr Verantwortung. Im Februar hat der 28-Jährige seine Punktausbeute um 4 Zähler pro Spiel steigern können und seit November bekommt er kontinuierlich mehr Würfe. Dabei bietet er den Bulls eine sehr starke erste Option im Angriff, wenn die Bankspieler zu ihrem Einsatz kommen.

Aber auch zusammen mit den Startern (besonders im vierten Viertel) wird er immer wieder gesucht und überzeugt mit seiner kraftvollen Spielweise im Post. Mit seinem Körper hat er oft Vorteile gegenüber anderen Power Forwards, was gegen New York auch der Fall sein sollte.

Es wird interessant sein zu sehen, ob Defensivallergiker Amar'e Stoudemire gegen den Tajmanian Devil verteidigen muss oder ob Mike Woodson Tyson Chandler oder Anthony auf ihn ansetzen wird.

Melo wird aber in der Defensive eher seine Energie sparen müssen, um im Angriff sein Team im Spiel zu halten. Die starke Defense der Bulls wird dem 29-Jährigen viel abverlangen.

Geschichte:

Die Rivalität der Teams geht bis in die späten 80er und frühen 90er zurück, als sich Michael Jordan, Scottie Pippen und Co. heiße Playoff-Schlachten mit Patrick Ewing oder John Starks lieferten. Das Duell der Knicks gegen die Bulls gibt es allerdings schon seit 1966, als die Bulls in die Liga kamen.

Scottie Pippen: In Jordans Schatten

Seitdem hat Chicago 137 Spiele gewonnen und 108 verloren. In der Post-Season konnten die Bulls 24 Playoff-Serien für sich entscheiden. 2013/14 ist die Bilanz allerdings ausgeglichen.

Zwei der insgesamt vier Aufeinandertreffen in dieser Saison sind bereits Geschichte. Beide Partien waren sehr knapp, in beiden wurde - keine Überraschung - nicht viel gescored. Am 31. Oktober 2013 besiegten die Bulls die Knicks mit 82:81 und am 11. Dezember konnten die Knicks einen 83:78-Sieg einfahren. Für Spannung ist also gesorgt.

Rookies:

Chicagos Erstrundenpick trägt deutlich die Handschrift von Thibodeau. Tony Snell ist ein Combo-Guard, der perfekt ins System des Defensiv-Fanatikers passt. Gute Defense, ordentlicher Dreier - so einfach kann es sein. Ist es nur leider nicht immer, denn zu Beginn der Saison hatte der 22-Jährige Probleme mit seinem Wurf (37,6 % FG von Oktober bis Januar). Im Februar traf er aber immerhin 41,2 Prozent aus dem Feld und 37,5 Prozent von der Dreierlinie.

Dazu kommt noch Second-Rounder Erik Murphy, der bisher aber nur 56 Minuten zum Einsatz kam und das auch nur in der Garbage Time.

Bei den Knicks macht Tim Hardaway Jr regelmäßig auf sich aufmerksam. Er hat nur ein Spiel verpasst, legt bisher knapp 10 Punkte pro Spiel auf und hat die drittbeste Dreierquote im Team. Gleichzeitig ist der 24. Pick in New York neben Iman Shumpert die einzige langfristige Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die Stimmen:

Carmelo Anthony (Knicks) über die Situation der Knicks: "Wir dürften eigentlich gar nicht in dieser Position sein, aber es sind immer noch ein paar Partien zu spielen."

Taj Gibson (Bulls) über die Aufholjagd gegen Dallas: "Das sind wir gewohnt. Wir werden zu Boden geworfen, kämpfen aber immer weiter."

Tom Thibodeau (Chicago Bulls) scherzhaft: "Wir sind ein Monster in der Offensive!"

Prognose:

Also kurz gesagt: Die Bulls haben einen Lauf, die Knicks sind ein Desaster. Trotzdem stehen die Chancen ziemlich gut, dass wir ein enges Spiel sehen werden. Carmelo Anthony ist auch gegen eine der besten Defensiven der Liga in der Lage, heiß zu laufen. Und auf der anderen Seite sind die Bulls eben kein offensives Monster, auch wenn es Thibodeau nicht wahrhaben möchte.

Andererseits spricht sehr viel für Chicago. Die Bulls befinden sich auf einer Erfolgswelle - New York nicht. Chicago wird vor eigenem Publikum mit viel Einsatz und Leidenschaft spielen - New York nicht. Chicago wird in der Defense sehr wenig zulassen - New York nicht.

Der NBA-Spielplan im Überblick