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"Dirk ist ein Idol für mich"

Von Interview: Thorsten Schmidt
Jose Calderon (r.) und die Dallas Mavericks kämpfen weiterhin um die Playoffs
© getty
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SPOX: Von 2005 bis 2013 spielten Sie für die Toronto Raptors, dann eine halbe Saison für die Detroit Pistons. Wie haben Sie den Playoff-Run der Mavericks 2011 miterlebt?

Calderon: Ich war genauso überrascht wie all die anderen. Das war nicht abzusehen. Aber es hat mich für Dirk ganz besonders gefreut. Ich würde fast sagen, er ist eine Art Idol für mich. Als ich 2005 in die NBA kam, war er bereits ein Star. Obwohl er aus dem kleinen Europa kommt. Natürlich orientiert man sich dann als NBA-Neuling an europäischen Spielern, die bereits den Durchbruch geschafft haben.

SPOX: Ihr langjähriger Klub aus Toronto spielt eine außergewöhnlich gute Saison - ohne Sie. Wie ist Ihre Gefühlslage dabei? Freude oder Neid?

Calderon: Pure Freude! Acht Jahre meiner NBA-Karriere habe ich in Toronto verbracht. Die Stadt, die Menschen und die Organisation der Raptors sind mir enorm ans Herz gewachsen. Mit Kyle Lowry und DeMar DeRozan haben sie einen großartigen Backcourt. Hoffentlich geht es so erfolgreich weiter.

SPOX: Im Raptors-Trikot ist Ihnen in der Saison 2008/2009 etwas gelungen, was nicht mal Dirk Nowitzki geschafft hat: 87 Freiwurf-Treffer in Folge. Erst der 88. ging dann daneben...

Calderon: Ich wusste ja selbst: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich mal wieder einen Freiwurf verpasse. In dieser Saison habe ich 98,1 Prozent aller Freiwürfe versenkt, auch damit habe ich mich ja in den Geschichtsbüchern der NBA verewigt. So eine hohe Trefferquote über die Saison hinweg hatte kein anderer Spieler jemals davor oder danach.

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SPOX: Ihre 87 Freiwurf-Treffer rangieren in der NBA-Historie auf Platz zwei. Nur Michael Williams von den Minnesota Timberwolves war in den 90er Jahren mit 97 Treffern am Stück besser.

Calderon: Diese Freiwurf-Serie ist wirklich etwas, das Bestehen bleibt. Wenn ich irgendwann meine Karriere beende, werde ich mich noch häufiger daran erinnern. Trotzdem: Das Entscheidende im Sport ist, deine Mannschaft zu Siegen zu führen. Manchmal nehmen solche Kleinigkeiten wie der Freiwurf-Run in der Öffentlichkeit mehr Raum ein, als sie es eigentlich verdient hätten.

SPOX: Und dennoch: Wie war das Gefühl, als der Ball beim 88. Wurf nicht durch das Netz schlupfte?

Calderon: Ich glaube, ich war mir sicher, dass auch der reingeht. Aber an Einzelheiten kann ich mich nicht mehr so erinnern. Gegen wen haben wir da überhaupt gespielt? Puh, vielleicht war es Milwaukee? Ich weiß es nicht mehr genau.

SPOX: Im Spätsommer findet die WM in Ihrer Heimat Spanien statt. Werden Sie dabei sein?

Calderon: Auf jeden Fall, ich werde dabei sein. Definitiv. Wir wollen die Chance nutzen, uns gegen die USA für viele vorherige Niederlagen zu revanchieren. Wir waren in letzter Zeit häufig auf Augenhöhe, haben dann aber immer knapp verloren. Jetzt ist es an der Zeit, sie zu besiegen.

SPOX: Aber passen Sie auf: Ihr Arbeitsplatz ist in den USA...

Calderon: Ja klar, ich weiß, was ich sage. Wobei: Heute, da jeder abgehört wird... Mal schauen, ob ich jetzt noch ausreisen darf. (lacht)

SPOX: Vielleicht wird es bei der Heim-WM den letzten gemeinsamen Auftritt der "Goldenen Generation" aus Spanien geben. Der Auftakt Ihrer gemeinsamen Nationalmannschafts-Karriere war in Deutschland, nicht wahr?

Calderon: Das stimmt, 1998 beim Albert-Schweitzer-Turnier in Mannheim. Das war der Ort, wo alles begann. Zum allerersten Mal spielten wir dort zusammen: Pau Gasol, Juan Carlos Navarro und ich.

SPOX: Danach gewannen Sie fast in jedem Jahr Medaillen, darunter EM-Gold 2009 und 2011 sowie WM-Gold 2006. Hinzu kommen zwei olympische Silbermedaillen 2008 und 2012.

Calderon: Sollten wir jetzt die Heim-WM gewinnen und dabei die USA schlagen - das wäre die absolute Krönung.

SPOX: Natürlich sind Sie in dieser Zeit auch häufig auf Deutschland getroffen? Abgesehen von Nowitzki: Wer war der unangenehmste Gegenspieler?

Calderon: Pascal Roller! Das ist dieser kleine Kerl mit der Glatze und dem tödlichen, plötzlichen Dreier. Er hat immer auf der Eins gespielt, wenn wir auf Deutschland getroffen sind. Und natürlich Steffen Hamann, ein ganz lästiger Verteidiger. Auch gegen ihn habe ich nur sehr ungern gespielt.

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Jose Calderon im Steckbrief

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