NBA

Gleich zwei Generationen-Duelle

Von Stefan Petri
Könnten im All-Star-Team gemeinsam auflaufen: Kevin Love (l.) und Tim Duncan
© getty

Während für San Antonio alles nach Plan läuft, müssen sich die Minnesota Timberwolves in dieser Saison erst noch finden und kämpfen um den Anschluss an die Playoff-Plätze. Schafft man gegen die übermächtigen Spurs die Wende? Die heutige Partie (ab 1 Uhr im LIVE-STREAM) hat dabei ein nationales und ein internationales Generationen-Duell zu bieten.

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Ausgangslage:

Und läuft... und läuft... und läuft! Wie oft sind die San Antonio Spurs (28-8) schon totgesagt worden? Aber selbst mit einem 37 Jahre alten Tim Duncan und einem 36 Jahre alten Manu Ginobili - da ist Tony Parker geradezu ein Springinsfeld - nimmt der Finalist der letzten Saison auf Kurs auf den Top-Seed im Westen. Da helfen weder Knoblauch noch Sonnenlicht: Aus seinen alternden Stars und einer Menge Rollenspielern hat Gregg Popovich wieder einmal eines der besten Teams der Liga geformt. Sechs der letzten sieben Spiele wurden gewonnen.

Die Timberwolves dagegen haben mächtig zu kämpfen: Mit vielen Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet, kann die Truppe von Coach Rick Adelman bisher nur eine ausgeglichene Bilanz vorweisen - jeweils 18 Siege und Niederlagen bedeuten derzeit Platz 10 im Westen. Zuletzt legte sich Superstar Kevin Love öffentlich mit den Mitspielern an. Bis auf Ronny Turiaf sind größere Verletzungen im Vergleich zu den Vorjahren dabei ausgeblieben. Deshalb kann die Franchise keinesfalls zufrieden sein. Offensiv läuft es zwar, defensiv gleicht man aber eher eine Saloontür.

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Die Stars der Teams:

Die Last ist bei den Spurs seit jeher auf mehrere Schultern verteilt. Pop zieht geschickt die Fäden, Tony Parker initiiert die Offense und punktet fleißig, Ginobili ist für die ganz besonderen Momente zuständig. Aber das Team steht und fällt mit Tim Duncan. Der vielleicht beste Power Forward/Center in der Geschichte der NBA zeigt der jüngeren Generation auch mit 37 Lenzen noch, was 'ne Harke ist.

In etwas über 29 Minuten pro Spiel kommt er auf knapp 15 Punkte, 10 Rebounds und 2 Blocks pro Spiel. Nun stelle man sich vor, er würde noch knapp 40 Minuten pro Saison spielen wie noch vor zehn Jahren - Duncan ist und bleibt ein Phänomen. Nicht umsonst heißt es in Expertenkreisen, dass Popovich, mit 64 auch nicht mehr der Jüngste, in naher Zukunft gemeinsam mit Duncan der NBA entsagen und in den Sonnenuntergang segeln will. Ein solcher Spieler kommt nur selten daher.

Auf der Gegenseite haben die Wolves ihr Team um den Power Forward der Zukunft aufgebaut. Kevin Love ist eine Dreier werfende Reboundmaschine - oder Rebound greifende Dreiermaschine. Fast 26 Punkte und über 13 Rebounds holt er pro Partie, und ist mit fast unbegrenzter Reichweite ausgestattet. Sein Problem ist die Verletzungsanfälligkeit: Im nun sechsten Jahr in der NBA hat er nur zweimal mehr als 60 Spiele bestritten.

Kevin Love: Allein zu Haus?

In dieser Saison tritt er mehr denn je als Leader auf und stutzt seine Teamkollegen auch schon einmal öffentlich zurecht. Denn er weiß: Die Wolves sind eigentlich ein besseres Team, als es ihr Record aussagt. Und zum sechsten Mal in Folge will Love die Playoffs ganz sicher nicht verpassen. Was auch dem Team zu Gute kommt. Der Franchise Player könnte Minnesota schon 2015 verlassen, ihm wird ein angespanntes Verhältnis zum Front Office nachgesagt. Was wäre da ein besseres Heilmittel als Erfolg?

Das Schlüsselduell:

Leider werden sich die beiden Superstars wohl eher seltener von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Popovich wird Love wahrscheinlich von Boris Diaw bewachen lassen - dem Diaw, der kürzlich erst Dirk Nowitzki kaltgestellt hatte. Duncan kommt es unter dem Korb im Gegenzug mit Nikola Pekovic zu tun.

Heißt: Das interessanteste Duell findet wohl zwischen zwei internationalen Stars auf dem Perimeter statt. Der erfahrene Spurs-Point Guard Tony Parker gegen das ehemalige spanische Wunderkind Ricky Rubio. Beide hatten schon im September im Halbfinale der EuroBasket das Vergnügen, mit dem besseren Ende für Frankreich. "Es ist fast unmöglich, Parker zu stoppen", stöhnte Rubio damals.

Im Gegenzug kann Parker dem 23-Jährigen etwas mehr Platz lassen - denn Rubio gehört zu den schlechtesten Schützen in der NBA überhaupt (35 Prozent aus dem Feld). Im letzten Duell am 13. Dezember schlug sich Rubio mit 15 Punkten noch achtbar, ließ aber gleich 29 Zähler von Parker zu.

Rubio ist aber eigentlich kein Schlechter in der Defense. Wenn es ihm gelingen sollte, Parker vom eigenen Korb fernzuhalten und die verschiedenen Facetten seines eigenen Spiels deutlich zu machen (er ist ein besserer Rebounder und der geborene Ballverteiler), dann könnte er das Duell für sich entscheiden. Aber: Parker verfügt mit seinen 31 Jahren über ungleich mehr Erfahrung.

Geschichte:

Zweimal trafen die beiden Franchises bisher in den Playoffs aufeinander. 1999 und 2001, jeweils in der ersten Runde, und beide Male setzen sich die Spurs souverän mit 3-1 durch. Schon damals bei den Spurs an Bord war natürlich Tim Duncan, der 1999 seinen ersten Ring gewinnen konnte. Sein Gegenspieler Kevin Garnett war aufgrund fehlender Unterstützung letztlich chancenlos.

Das erste Duell in dieser Saison war eines der kurioseren in der Geschichte der NBA: Am 4. Dezember sollten beide Teams im Rahmen der "Global Games"-Initiative in Mexiko City aufeinandertreffen (es war übrigens technisch gesehen ein Heimspiel für die Wölfe). Kurz vor Tipoff füllte sich die Arena plötzlich mit beißendem Rauch, die Folge eines Kurzschlusses. Alle Anwesenden mussten evakuiert werden, das Spiel wurde abgesagt.

Ernst wurde es schließlich am 13. Dezember. In einer denkwürdigen Partie erzielte Kevin Love 42 Punkte, nach drei Vierteln sah alles nach einem klaren Sieg der Wölfe aus. Aber dank 16 Punkten von Manu Ginobili im Schlussviertel holte San Antonio die Kohlen doch noch aus dem Feuer und gewann 117:110.

Rookies:

An Nummer 28 durften die Spurs am 27. Juni draften. Sehr viel ist an einer solchen Position nur noch in Ausnahmefällen zu holen. Dementsprechend entschied sich das Team für den vielversprechenden Franzosen Livio Jean-Charles, der aber erst einmal in Frankreich geparkt werden sollte. Zu allem Überfluss verletzte sich der Forward im Juni schwer am Knie und fiel ein halbes Jahr aus.

In der zweiten Runde wählte man Deshaun Thomas aus Ohio State. Auch er spielt in diesem Jahr in Frankreich.

Der Kader der San Antonio Spurs

Bei Minny findet man mit Shabazz Muhammad den 14. Pick des Drafts. Der Small Forward konnte Adelman aber bisher noch nicht überzeugen und kommt lediglich bei Kantersiegen oder hohen Niederlagen aufs Parkett. Elf Einsätze, im Schnitt knapp 4 Minuten, 1.1 Punkte pro Spiel.

Center Gorgui Deng aus dem Senegal (21. Pick) ergeht es etwas besser, aber nicht viel. Etwa 105 NBA-Minuten hat er bisher absolviert, 1.5 Punkte pro Partie.

Second-Round-Pick Bojan Dubljevic aus Montenegro spielt in Valencia, hat aber eine Buyout-Klausel im Vertrag stehen.

Der Kader der Minnesota Timberwolves

Stimmen:

Kevin Love (Timberwolves): "Wir brauchen nur eine gute Serie und dann sind wir wieder genau da, wo wir sein müssen."

J.J. Barea (Timberwolves): "Wenn wir konstant unsere Leistung abrufen können, dann sind wir ein sehr gutes Team. Unsere Chance kommt noch, wir müssen sie ergreifen."

Tony Parker (Spurs): "Kevin Love ist im letzten Spiel gegen uns heiß gelaufen. Wir müssen einen besseren Job bei den Pick-n-Rolls machen und ihn weitestgehend einschränken."

Prognose:

Die Spurs sind vor heimischem Publikum der Favorit, haben aber mit Verletzungssorgen zu kämpfen: Center Tiago Splitter fällt aus, auch Manu Ginobili ist mit Oberschenkelproblemen fraglich. An den Brettern haben die Wolves dank Love und Pekovic klare Vorteile, außerdem können sie aus der Distanz jederzeit heiß laufen.

Aber Duncan und Parker befinden sich derzeit in prächtiger Form und gehen nach drei freien Tagen ausgeruht in die Partie. Die Wolves brauchen einen Shootout, denn in engen Spielen haben sie ihre Nerven nicht im Griff (0-10 in Spielen mit bis zu 4 Punkten Differenz). Das nutzen die abgezockten Spurs aus und gewinnen knapp, auch wenn Love erneut ein Monsterspiel abliefert.

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