NBA

Reset gegen den Angstgegner?

Von Ole Frerks
Bei den Detroit Pistons gab es zuletzt nicht viel zu lachen
© getty

Die NBA im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX! Die strauchelnden Detroit Pistons wollen in ihrem ersten Spiel des Jahres endlich wieder die Kurve kriegen, mit den Memphis Grizzlies kommt allerdings ein Angstgegner in die Stadt, der trotz Verletzungssorgen vor allem auswärts gefährlich ist. Das Schlüsselduell findet auf der Eins statt.

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Ausgangslage:

Beim Blick auf die Bilanzen beider Teams wird einmal mehr deutlich, wie praktisch es ist, in der Eastern Conference zu spielen. Obwohl die Pistons zuletzt drei Spiele hintereinander verloren haben und bei einer Bilanz von 14-19 stehen, belegen sie derzeit den achten Playoff-Rang. Die Grizzlies haben ein Spiel weniger verloren und sind im Westen auf Rang 12 und meilenweit von den Playoff-Plätzen entfernt.

Auch wenn es teilweise anders wirkt: Die Pistons sind ein Team, das irgendwie unfertig ist. Die besten drei Spieler spielen alle mehr oder weniger dieselbe Position, zudem ist Brandon Jennings ein Point Guard, der die Stärken seiner Mitspieler nicht immer optimal einzusetzen weiß. Es ist keinesfalls auszuschließen, dass GM Joe Dumars per Trade noch die eine oder andere Veränderung im Kader erwirken wird.

Maurice Cheeks: Geboren, um zu coachen

Für den Moment verhält es sich so: An guten Tagen sehen die Pistons aus, als könnten sie ein legitimer Contender und die Nummer drei im Osten werden. An schlechteren Tagen, die sich zuletzt häuften, stehen sich die Big Men gegenseitig die Füße platt, Jennings und Josh Smith zocken Streetball und das ganze Team verliert im letzten Viertel die Konzentration. Veteran Chauncey Billups sprach vor kurzem davon, jetzt sei ein "Neustart" nötig.

Die Grizzlies standen vor wenigen Monaten noch in den Western Conference Finals; das ist kaum zu glauben, wenn man das Team heute spielen sieht. Wie so viele Teams sind auch sie von Verletzungen heimgesucht worden: Im November verletzte sich mit Marc Gasol der wohl wichtigste Spieler des Teams, was die große Stärke der Grizzlies - die Defense - erheblich behinderte. Vor kurzem verletzte sich auch noch Quincy Pondexter, einer der wenigen Scharfschützen des Teams, und fällt wohl für den Rest der Saison aus.

Jon Leuer: Einmal Stahlbad und zurück

Vor der Saison hatte Memphis zwar ganz andere Ambitionen, anhand der derzeitigen Bilanz und der brutalen Konkurrenz im Westen muss man sich nun jedoch vielleicht in Richtung Lottery orientieren. Immerhin: Berichten zufolge soll Gasol in den nächsten Tagen wohl zum Team zurückkehren.

Star des Teams:

Blickt man auf das Gehalt, ist Josh Smith ganz klar der Star der Pistons. Mit Recht? Eigentlich kann der Lefty alles, was man auf einem Basketballfeld "können kann". Wenn da nur nicht immer wieder diese Tendenz wäre, falsche - teilweise haarsträubende - Entscheidungen zu treffen und anzuecken. So geriet er zuletzt mehrfach mit Cheeks aneinander, weil dieser ihn gegen seinen Willen auf die Bank beorderte, auch bei den Atlanta Hawks hatte es immer mal Zoff mit den Coaches gegeben.

Der Star der Zukunft hingegen heißt ganz klar Andre Drummond. Der erst 20-Jährige Center besitzt eine Mischung aus Athletik und Schnelligkeit, die die Herzen von Pistons-Fans höher schlagen lässt. Auch spielerisch hat er in seinem zweiten Jahr einen Schritt nach vorne gemacht, legt durchschnittlich ein Double-Double (12,9 Punkte, 12,4 Rebounds) auf und zeigt mit Spielen wie der 31-Punkte-19-Rebounds-Gala gegen die Sixers, was in ihm noch schlummert. Natürlich hat er aber - insbesondere was die Foulanfälligkeit in der Defense und die fürchterliche Freiwurfquote (36,3 Prozent!!!) angeht - noch viel Arbeit vor sich.

Memphis definiert sich zwar seit jeher übers Kollektiv, in Abwesenheit von Gasol ist Zach Randolph jedoch der unangefochtene "Oberbär". In seinen jüngeren Jahren als Problemkind verschrien, hat der mittlerweile 32-jährige Z-Bo in Tennessee sein Zuhause gefunden und ist als Anführer sowie als Spieler gereift.

In der bisherigen Saison hat er seinen Output im Vergleich zu den beiden Vorjahren wieder gesteigert und legt im Schnitt 17,1 Punkte und 10,2 Rebounds pro Spiel auf. Trotzdem kursierten im Dezember bereits Gerüchte, dass die Grizzlies Z-Bo und seinen Vertrag gerne loswerden würden. Dabei ist er wohl der beliebteste Spieler in der Geschichte der Grizzlies: Der 27. Dezember wurde vom Bürgermeister der Stadt kürzlich sogar zum "Zach Randolph Day" erklärt...

Schlüsselduell:

Beide Teams sind gelinde gesagt nicht für ihre tollen Wurfquoten von der Dreierlinie bekannt. Detroit schießt garstige 32,1 Prozent vom Perimeter und ist in der Hinsicht das schlechteste Team der Liga (nicht zuletzt dank Smith, der von seinen 130 Dreierversuchen in dieser Saison nur ein Viertel versenkt hat), die Grizzlies befinden sich mit 34,3 Prozent ebenfalls im untersten Drittel. Unter den Körben sind beide Teams hingegen stark besetzt, wobei Detroit hier zahlen- und längenmäßig ohne Gasol überlegen ist.

Viel hängt bei den Pistons jedoch davon ab, wie Brandon Jennings agiert. Setzt er seine Mitspieler gut ein und hält die Egos bei Laune, läuft es in Michigan. Rückt man ihm indes auf die Pelle, verliert er gerne mal Übersicht, Kontrolle und teilweise auch die Nerven. Gut für Memphis, dass mit Mike Conley sowie Tony Allen zwei absolut unangenehme Verteidiger für Jennings bereitstehen.

Jennings und Conley sind mit jeweils rund 17 Punkten pro Spiel nicht nur die Topscorer ihrer Teams, sondern auch entscheidend für den Flow in der Offensive. Wer auf der Eins die Oberhand hat, wird dieses Spiel wohl für sich entscheiden.

Geschichte:

Memphis ist ein Angstgegner der Pistons! Seit 2009 konnte Detroit gegen die Grizzlies nicht mehr gewinnen, die letzten acht Spiele gingen alle verloren. Insgesamt hat Detroit jedoch die Überhand gegenüber der Grizzlies-Franchise beim All-Time Record: Gegen Memphis wurden 14 von 11 Spielen gewonnen, gegen Vancouver 7 von 10. In den Playoffs standen sich die beiden Teams noch nie gegenüber.

Rookies:

Kentavious Caldwell-Pope hat seinen Coach schon früh überzeugt und lief in bisher 26 von 31 Saisonspielen als Shooting Guard in der Starting Five auf. Dabei kommt er auf 6,9 Punkte und 2,1 Rebounds pro Spiel und konnte mit einigen guten Spielen sein Potenzial bereits andeuten. In Sachen Wurfquoten (37,4 Prozent aus dem Feld, 32,2 Prozent von der Dreierlinie) hat er noch viel Arbeit vor sich, aber da ist er bei den Pistons ja in bester Gesellschaft.

Der Italiener Luigi Datome kommt über eine Reservistenrolle bisher nicht hinaus, da er sein Wurfhändchen scheinbar irgendwo auf dem Weg über den Atlantik verloren hat (19,4 Prozent Dreier). Die Zweitrundenpicks Tony Mitchell und Peyton Siva werden nur sporadisch eingesetzt.

Die Grizzlies lassen ihre Rookies Jamaal Franklin und Nick Calathes bisher ebenfalls kaum spielen. Unlängst haben sie Stephen Currys Bruder Seth aus der D-League geholt, bisher kam der 23-Jährige allerdings noch nicht zum Einsatz.

Die Stimmen:

Maurice Cheeks (Trainer Detroit Pistons): "Vielleicht sind diese fünf freien Tage das, was wir gebraucht haben. Wir können in Ruhe an einigen Dingen arbeiten und die nötigen Verbesserungen anstreben."

Chauncey Billups (Detroit Pistons) nach den freien Tagen: "Viele von uns kamen heute zum Training und sagten: 'Das habe ich gebraucht.' Einmal auf 'Neustart' drücken, den Kopf frei kriegen."

Dave Joerger (Trainer Memphis Grizzlies) über die Niederlage gegen Denver: "Wir haben schlecht verteidigt. Sie haben die Loose Balls und die Offensivrebounds geholt. Wir haben zu viele einfache Körbe zugelassen."

Prognose:

Auch wenn die Grizzlies auswärts in dieser Saison besser spielen als zuhause (7-7), sollte Detroit einen Weg finden, den von Billups heraufbeschworenen "Neustart" gegen Memphis einzuleiten. Während die Pistons seit dem 30. Dezember frei hatten und im Training an ihren Problemen arbeiten konnten, hatten die verletzungsgeplagten Grizzlies in der Zwischenzeit zwei enge Spiele in Phoenix und Denver zu bestreiten.

Es wird allerdings nicht einfach. Die "Grit'n'Grind"-Grizzlies sind berühmt dafür, sich in Spiele reinzubeißen und es jedem Gegner extrem schwer zu machen, an Punkte zu kommen. Erwischen Z-Bo und Conley zudem offensiv einen guten Tag, könnte Memphis ebenso den Sieg mitnehmen, zumal Detroit schon mehrfach enge Spiele im letzten Viertel verloren hat.

Trotzdem müssen die Pistons als leichter Favorit gelten. Sie sind ausgeruhter, haben den Heimvorteil und die Erkenntnis auf der Seite, dass es nicht so weitergehen kann wie zuletzt. Sonst wird es nämlich nichts mit den Playoffs - auch nicht im Osten.

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