NBA

Knicks-Blowout bei miserablen Nets

Von Ole Frerks
Die New York Knicks gewannen mit 30 Punkten Unterschied bei den Brooklyn Nets
© getty

Im Duell der kriselnden New Yorker Teams gab nur ein Team seinen Fans Grund zur Hoffnung und schoss den Gegner aus dessen eigener Halle. Die New York Knicks (4-13) gewannen mit 113:83 (BOXSCORE) bei miserablen Brooklyn Nets (5-14), da sie herausragend von draußen trafen und sich bei Brooklyn nur Brook Lopez gegen die Niederlage stemmte. Am Ende machten die Knicks-Fans die Partie zum Heimspiel.

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"Let's Go Knicks!" skandierten die zahlreichen Fans der Knicks schon zu Anfang des vierten Viertels im Barclays Center. Zuvor hatten sie die wohl mit Abstand beste Saisonleistung ihres Teams sehen dürfen. Carmelo Anthony war mit 19 Punkten, 10 Rebounds und 6 Assists Topscorer der Gäste, neben ihm punkteten noch fünf weitere Spieler zweistellig. Der Schlüssel war dabei die herausragende Quote von außen: 59,3 Prozent traf New York von der Dreierlinie.

Andrea Bargnani kam auf 16 Punkte, wurde kurz vor Ende aufgrund seines zweiten technischen Fouls allerdings des Feldes verwiesen. Iman Shumpert lieferte 17 Punkte und 6 Rebounds. Raymond Felton machte 13 Punkte, von der Bank kommend punkteten Amar'e Stoudemire (11) und Tim Hardaway Jr. (12) zweistellig.

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Bei den Nets hingegen erreichte nur Brook Lopez Normalform: Der Center kam auf 24 Punkte und 9 Rebounds. Joe Johnson (13) punktete ebenfalls zweistellig, brauchte dafür jedoch 15 Wurfversuche. Ansonsten kam bei Brooklyn offensiv extrem wenig zustande.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beim Gastgeber beginnen im Backcourt Tyshawn Taylor und Joe Johnson, im Frontcourt laufen Alan Anderson, Kevin Garnett und Brook Lopez auf. Paul Pierce und Deron Williams schauen erneut im Anzug zu, ebenso wie Tyson Chandler auf der anderen Seite. Mike Woodson schickt daher heute Raymond Felton, Iman Shumpert, Carmelo Anthony, Kenyon Martin und Andrea Bargnani als Starting Five aufs Parkett.

5.: Klasse Start für Bargnani! Im ersten Nets-Angriff blockt er Lopez, um vorne den Jumper zu versenken. Wenig später lässt er Gegenspieler Garnett ganz alt aussehen und zieht vorbei zum einfachen Slam. Auf der anderen Seite gibt es wiederum den nächsten Block gegen Lopez. Leichte Vorteile für den Gast bisher, 12:6 Knicks.

9.: Die Knicks werfen hier bisher wahnsinnig sicher aus dem Feld. Felton hat schon zwei Dreier versenkt, Shumpert einen. Dann schickt J.R. Smith seinen Gegenspieler per Killer-Crossover auf die Bretter und trifft einen langen Jumper. Auch Anthony trifft seinen ersten Wurf des Spiels - für 3! Nach einem "And 1" durch Bargnani steht es hier auf einmal 27:12 für New York. Nicht unpraktisch, wenn man fast 85 Prozent aus dem Feld und 80 Prozent von der Dreierlinie trifft...

16.: Mittlerweile bietet sich hier ein ganz unterhaltsames Offensivspiel, da beide Verteidigungen den Namen kaum verdienen und sich immer wieder Lücken bieten, die zuletzt von Amare Stoudemire nach super Zuspiel von Martin sowie auf der anderen Seite von Shaun Livingston spektakulär ausgenutzt wurden. Ein taktischer Leckerbissen ist das freilich nicht. 39:30 für die Knicks.

21.: Double Technical für Andray Blatche und Shumpert. Der Knicks-Guard ist über einen Pick des Nets-Forwards überhaupt nicht erfreut und teilt ihm das recht deutlich mit. Blatche macht das Spiel mit, die Streithähne werden getrennt, bevor mehr passiert. Alles halb so wild.

24.: Zum Ende des zweiten Viertels steht Lopez an der Freiwurflinie. Das passt: Der Center ist bisher der Haupt-, wenn nicht der einzige Grund dafür, dass die Nets noch im Spiel sind, da er ordentlich punktet und ausnahmsweise sogar ordentlich Rebounds einsammelt. Mit 50:43 für New York geht es in die Halbzeit.

28.: Die Knicks erwischen abermals den deutlich besseren Start ins Viertel. Während Brooklyn vorne fast nur rumsteht und keinen offenen Wurf bekommt, bewegen die Knicks den Ball recht gut und treffen weiter sicher von außen - Shumpert hat schon wieder zwei Dreier versenkt, Felton einen. Die Knicks führen wieder zweistellig, 61:50.

33.: Lange kann das für Brooklyn nicht mehr so weitergehen. Bei den Knicks fällt vorne alles, allerdings bekommen sie auch einen offenen Wurf nach dem anderen. Nach einem Jumper von Anthony führen die Knicks mit 20 Punkten, dann leistet sich Mirza Teletovic ein Offensivfoul. Jason Kidd nimmt eine Emergency-Timeout.

40.: Noch jemand da? Viele Nets-Fans sind zumindest nicht mehr im Gebäude, aber warum auch? 28 Punkte Rückstand, ein blutleeres, frustrierendes Team, das selbst nicht mehr dran glaubt - es gehen "Let's Go Knicks!"-Sprechchöre durchs Barclays Center...

Brooklyn Nets - New York Knicks: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Iman Shumpert. Der Shooting Guard zeigte heute jedes Argument, warum ihn New York wenn möglich unbedingt behalten sollte. In der Defense hielt er Joe Johnson bei miesen Quoten, indem er ihn für jeden Wurf hart arbeiten ließ. Zudem zeigte er als einer der wenigen Spieler auf dem Parkett die Emotionen und den Willen, den Negativtrend endlich zu durchbrechen.

Abgesehen von seinen Defensivqualitäten machte Shumpert aber auch vorne eine ganz starke Partie, da er brandheiß von außen war und das Spiel auf diese Weise breit machte. Beim vorentscheidenden Run im dritten Viertel gab er mit drei Dreiern binnen sechs Minuten den Ton an. Insgesamt traf er fünf Dreier, ein Career High. Viel wichtiger war natürlich der Sieg, an dem er entscheidenden Anteil hatte.

Der Flop des Spiels: Joe Johnson. Bei den ganzen Verletzungsproblemen sind die Nets umso mehr auf Brook Lopez und Johnson angewiesen, aber nur der Center konnte heute wenigstens Normalform erreichen. Johnson rieb sich an Shumpert auf und traf nur 4 seiner 15 Würfe, konnte zudem defensiv wenig beitragen.

Es muss erwähnt werden, dass man hier außer Lopez und mit Abstrichen Shaun Livingston jeden Net hätte erwähnen können. Allerdings muss von Johnson eben mehr erwartet werden als von Spielern wie Teletovic, Taylor, Anderson, Blatche oder Kevin Garnett, der den Kampf gegen Gevatter Zeit scheinbar mittlerweile doch verloren hat.

Das fiel auf:

  • Die Knicks sind ein Team, das vom Jumpshot und vom eins-gegen-eins lebt. Gegen Brooklyn funktionierte das wunderbar, weil das ganze Team extrem sicher aus dem Feld traf. Kaum gingen aber mal ein paar Würfe daneben, zeigte sich auch die Schattenseite: Defensiv stoppt man ohne Tyson Chandler niemanden, zudem rebounden die Knicks schlecht und erlauben es dem Gegner so einfach zu viele Möglichkeiten, zurück ins Spiel zu finden. Allein Lopez holte im ersten Viertel so viele Rebounds (7) wie das gesamte Knicks-Team. Im weiteren Verlauf schraubten immerhin Anthony und Shumpert die Intensität beim Rebound hoch.
  • Die Nets spielen vorne extrem langsam und unkreativ. Dass sie mit ihren älteren Herren niemanden aus der Halle rennen, war abzusehen, dann muss vorne jedoch die Execution stimmen. Davon ist jedoch wenig zu sehen, sodass man fast komplett von Einzelaktionen abhängig ist. Lopez und Johnson sind zwar an sich starke eins-gegen-eins-Spieler, allerdings ist Brooklyn extrem leicht auszurechnen, wenn sonst niemand für Entlastung sorgt. Eine gute Nachricht gab es immerhin: Im kommenden Heimspiel gegen die Boston Celtics soll Point Guard Deron Williams ins Team zurückkehren.
  • Die Defense Brooklyns sah ebenso besorgniserregend aus wie die Offense - kein Feuer, keine Intensität, kein Konzept. Zwischenzeitlich probierte man es mal mit einer Zonenverteidigung, aber selbst dann durften Knicks-Spieler zum Teil offene Jumper von der Freiwurflinie nehmen. Zwar fehlte mit Andrei Kirilenko einer der besten Verteidiger des Teams, er allein hätte allerdings auch keinen Unterschied machen können.
  • Brook Lopez ist zu Recht nicht als guter Rebounder bekannt, gegen das noch schlechter reboundende Knicks-Team hatte er seinenSaisonschnitt von 5,8 Rebounds allerdings schon im ersten Viertel übertroffen - ausschließlich durch Offensiv-Rebounds. Offensiv war er in der ersten Halbzeit der einzige Grund, warum das Spiel noch nicht entschieden wurde. Danach war ihm jedoch anzumerken, dass er das Team nicht alleine würde tragen können.
  • Carmelo Anthony hat sich die Kritik an seiner Wurfauswahl womöglich zu Herzen genommen. Zumindest fing er an, ohne etwas zu erzwingen, bis zu seinem ersten Wurf verstrichen ganze sechs Minuten. Über das ganze Spiel gesehen zeigte Melo eine Balance, die man in dieser Saison so kaum von ihm gesehen hat. 19 Punkte bei 8 von 12 aus dem Feld, dazu 10 Rebounds und 6 Assists - er hat schon wesentlich imposantere Zahlen aufgelegt, aber heute gab er seinem Team genau das, was nötig war.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick