NBA

"MVP Rose? Eine Feel-Good-Story"

Von Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge
Jalen Rose bezieht Stellung zu Rookie Victor Oladipo, Dirk Nowitzki und Comebacker Greg Oden
© getty
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These: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt.

Haruka Gruber: Man stelle sich vor, Derrick Rose kommt nach 1,5 Jahren Pause und beißender Kritik zurück und wird direkt wieder zum besten Spieler der Liga gewählt. Mehr Feel-Good-Story geht nicht. Bestätigt er den starken Eindruck der Preseason ist er für mich deshalb MVP-Favorit Nummer eins. Denn ganz ehrlich, viele werden zögern, LeBron bereits jetzt in den 5+ Club zu heben.

Florian Regelmann: Das Erste, was mir an dieser Stelle einfällt, ist das geniale Sports Illustrated Cover, auf dem Kevin Durant erklärt, wie sehr er es satt hat, sein ganzes Leben lang immer Zweiter zu werden und dass damit jetzt Schluss ist. Ich sehe für die nächste Saison nur einen MVP - und der heißt Durant. Dass Westbrook erst mal ausfällt, ist zwar übel für OKC, aber für Durants MVP-Case spielt es ihm natürlich perfekt in die Karten. Ohne Westbrook und ohne den gewechselten Martin haben die Thunder neben Durant nur noch Ibaka, der letzte Saison zweistellig gepunktet hat. Völlig klar, dass noch mehr Verantwortung und Last auf Durant liegen wird. Wenn es Durant schafft, die Thunder quasi im Alleingang an der Spitze der Western Conference zu halten, er dabei neben seinen ständigen 30-Point-Nights auch weitere Karriere-Bestmarken in punkto Assists aufstellt, führt eigentlich kein Weg an ihm vorbei. Dazu kommt, dass die Voter wissen, dass Durants außerirdische letzte Saison von LeBron überschattet wurde und er jetzt mal einen MVP Award verdient hat - und dass sie mit James ein bisschen vorsichtig sein werden. Da bin ich ganz bei Hari. Drei in Folge hat schließlich nicht mal Jordan gewonnen, im 5+ Club sind bis jetzt auch nur MJ, Russell und Kareem - da wird es im Zweifel jetzt auch bei einigen Votern mal eine Neigung weg von LeBron geben.

Philipp Dornhegge: Und das völlig zu Recht. Ich bin ja schon die ganze Offseason der Kapitän im Durant-Bandwagon. Dass er so spielend 30, 40, 50 Punkte auflegen kann wie derzeit kein anderer in der NBA, ist völlig klar. Viele vergessen aber, was für ein starker Rebounder Durant ist, und dass seine Übersicht und sein Passspiel immer besser werden. Falls Sefolosha, Jackson, Lamb und Co. auch nur halbwegs geradeaus werfen, werden die Assist-Zahlen von KD weiter klettern. Schaut man sich nur die Spieler an, ist Durant für mich aktuell Favorit auf den MVP Award. Ich sehe Westbrooks Ausfall allerdings nicht als "Vorteil" für die Kandidatur. Angesichts der gewaltigen Konkurrenz kann ich mir schon vorstellen, dass es die Thunder anfangs schwer haben und eben nicht an der Spitze im Westen stehen. Und für viele MVP-Wähler gilt eben immer noch das Mantra: "Bester Spieler im besten Team". Rose und LeBron sind da in einer komfortableren Position.

Gruber: Durant muss seinen Output ohne Westbrook auch erst mal bestätigen. Er wird sich zukünftig nicht nur aufs Scoren beschränken können, sondern wird auch mehr organisieren und sich selbst Würfe erarbeiten müssen. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass ihm diesmal die Konstanz ein wenig fehlen wird. Die Bulls sind perfekt auf Rose ausgerichtet, sollten sie von Verletzungen verschont bleiben. Allerdings würde ich Melo nicht vergessen. Seine Entwicklung unter Mike Woodson ist phänomenal. Wenn sie weiter geht, wieso sollte der MVP am Ende nicht Carmelo Anthony heißen? Er wurde ja bereits letztes Jahr nicht ganz ernst genommen, landete dann aber auf Rang drei. Am Ende lieben die Amerikaner aber ihre Helden-Geschichten. Deshalb wird der junge aus Chicago auch seinen zweiten MVP-Titel gewinnen, selbst wenn seine Bulls die Regular Season nur als Vierter beenden sollten.

Jalen Rose: Guter Punkt. Aus meiner Sicht werden Miami und Chicago die ersten beiden Plätze im Osten unter sich ausmachen, insofern ist es absolut berechtigt, die Frage nach Roses MVP-Chancen zu stellen. Indiana sehe ich auf Platz 3, die Granger-Thematik macht mich etwas unruhig. Und dahinter landen dann die Nets. Im Osten kommen also nur zwei Spieler in Frage. Wobei das keinerlei Hinweis darauf ist, wie es in den Playoffs aussieht. Die Nets z.B. haben gute Chancen, Miami in einer Best-Of-Seven-Serie zu schlagen. Aber zurück zu Rose: Er ist der einzige Spieler, der außer LeBron James in den letzten fünf Jahren diesen Award gewonnen hat. Ihn und Chris Paul sehe ich gemeinsam auf Platz drei hinter LeBron und Kevin Durant, wenn es um den besten Spieler der Liga geht. Ganz ohne Zweifel wird er im Gespräch sein. Es wird ein sehr enges Rennen um den MVP Award, aber am Ende sehe ich doch wieder den Titelverteidiger vorn.

These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen

These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year

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These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt

These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt