NBA

"Das hat sich großartig angefühlt"

Von Aufgezeichnet von Max Marbeiter
Dennis Schröder spielte eine starke Preseason für die Atlanta Hawks
© getty

Dennis Schröder steht vor seinem NBA-Debüt - und das auch noch gegen Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks. Der Hawks-Point-Guard über Vorschusslorbeeren, sein Verhältnis zu Nowitzki, Erfahrungen nach dem Hoop-Summit und Umstellungen in der Defense.

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Frage: Herr Schröder, "ESPN"-Reporter Marc Stein nannte Sie kürzlich einen Kandidaten für den Award des Rookie of the Year. Wie nimmt man eine solche Aussage auf, bevor man überhaupt ein Spiel absolviert hat?

Dennis Schröder: Das freut mich natürlich. Aber ich möchte mich zunächst einmal auf meine Aufgabe mit dem Team konzentrieren. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Da denke ich noch nicht daran, am Ende Rookie of the Year zu werden.

Frage: Es setzt Sie aber auch nicht zusätzlich unter Druck?

Schröder: Nein, auf keinen Fall.

Frage: Man hört von so vielen Spielern, auch von Dirk Nowitzki und Tim Ohlbrecht, dass Sie immer versuchen, als erster in der Halle und als letzter wieder raus zu sein. Wann beginnen Sie mit dem Training?

Schröder: Wir sind in verschiedene Gruppen eingeteilt. Wenn das offizielle Training um 11 Uhr beginnt, trifft sich die Gruppe, die an der Reihe ist, um 9.30 Uhr in der Halle. Wenn wir nicht dran sind, versuche ich, 1,25 Stunden vor Trainingsbeginn da zu sein, um mit meinem Shooting Coach ein wenig zu werfen. Nach dem Training werfen Kyle Korver und die anderen noch einige Minuten. Da bleibe ich dann auch noch circa eine halbe Stunde. Das versuche ich jeden Tag durchzuziehen und immer besser zu werden.

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Frage: Wie haben Sie in Deutschland die NBA verfolgt? Und was bedeutet es für Sie, jetzt tatsächlich Teil der NBA zu sein?

Schröder: Ich habe mir immer den Wecker gestellt, um gemeinsam mit meinen Freunden so viele Spiele wie möglich zu sehen. Das Gefühl, es tatsächlich geschafft zu haben, ist natürlich großartig. Ich habe mir das hart erarbeitet. Zufrieden bin ich deshalb noch lange nicht. Es motiviert mich vielmehr, noch mehr zu arbeiten, um immer weiter nach oben zu kommen.

Frage: Bei den Hawks spielen Sie mit Jeff Teague, einem erfahrenen Point Guard zusammen. Gibt er Ihnen Tipps oder ist das eine Konkurrenzsituation?

Schröder: Jeff Teague ist definitiv ein großartiger Spieler, der jetzt bereits fünf Jahre in der NBA gespielt und sich einen Namen gemacht hat. Natürlich gibt er mit Tipps, da lerne ich dann auch sehr viel.

Frage: Sie haben im Sommer einiges an Muskelmasse zugelegt. Geht das zulasten der Schnelligkeit?

Schröder: Ich habe sehr viel mit dem Fitnesstrainer gearbeitet, tue das natürlich auch jetzt noch. Allerdings hätte ich auch noch schneller zunehmen können. Damit ich schnell bleibe, wollten wir das jedoch vermeiden. Wir haben sehr viel auf Schnelligkeit trainiert. Deshalb habe ich dort auch nichts eingebüßt.

Frage: Zum Auftakt warten die Dallas Mavericks. Ist es etwas Besonderes, gegen Dirk Nowitzki zu spielen?

Schröder: Direkt gegen den besten Deutschen zu spielen, ist natürlich etwas Besonderes. Dennoch möchte ich meinem Team helfen, das Spiel am Ende zu gewinnen.

Frage: Haben Sie den regelmäßig Kontakt mit Nowitzki?

Schröder: Wir stehen tatsächlich regelmäßig in Kontakt. Natürlich versuche ich auch mir einige Tipps zu holen. Wenn ich Fragen habe, beantwortet er sie dann auch sofort.

Frage: Wo liegen die größten Unterschiede im Point-Guard-Spiel zwischen der BBL und NBA?

Schröder: In Braunschweig hat mich das Fast-Break-Spiel ausgezeichnet. Ich habe den Ball immer schnell nach vorne gebracht, um schnell zu punkten. Hier ist jeder schnell und kräftig. Russel Westbrook, Kyrie Irving und wie sie alle heißen, haben natürlich alles. Da muss man sehr genau wissen, wie man gegen sie spielt. In Deutschland waren die meisten zwar auch kräftig, aber eben nicht ganz so schnell.

Frage: Wie wird die Umstellung in der Defense aussehen? In den USA wird ja wesentlich mehr Eins-gegen-Eins verteidigt.

Schröder: Gegen Leute wie Westbrook, Irving, eigentlich gegen die meisten muss man extrem flink auf den Beinen sein. Man muss versuchen, zu jeder Zeit vor ihnen zu bleiben. Die Defense hat mich allerdings immer ausgezeichnet. Deshalb muss ich mich nun an ihren Stil gewöhnen, dann sollte ich das hinbekommen.

Frage: Erinnern Sie sich eigentlich noch an den Moment, in dem Sie gemerkt haben, dass Ihr NBA-Traum tatsächlich in Erfüllung gehen könnte?

Schröder: Mit 16 habe ich es meinem Vater versprochen, wirklich realisiert, dass es klappen könnte, habe ich es damals allerdings noch nicht. Ich habe aber immer hart gearbeitet. Im vorletzten Jahr habe ich dann viel gespielt und mit meinem Agenten Ademola Okulaja dann auch besprochen, wie wir alles angehen sollen, wann wir uns für den Draft anmelden. Dann kam das Hoop-Summit. Das war dann mein Sprungbrett. Nach dem Spiel haben viele von mir gesprochen und wollten mich verpflichten. Das hat sich dann natürlich großartig angefühlt, gerade, weil mir plötzlich so viele zugetraut haben, mich in der besten Liga der Welt durchzusetzen.

Frage: Welche Kontakte halten Sie nach Braunschweig? Ist Ihre Familie mit Ihnen in Atlanta?

Schröder: Liviu Calin (Trainer der SG Braunschweig und Schröders Entdecker, Anm. d. Red.) und ich schreiben uns täglich. So hält er mich auf dem Laufenden, wie es in der zweiten Liga läuft. Ich habe ihm auch angeboten, ihn zu unterstützen, wenn er Hilfe benötigt. Meine Nichte ist direkt mit mir nach Atlanta gekommen, mein bester Freund ist inzwischen auch da. Mein Bruder kommt zum ersten Spiel und bleibt dann drei Monate.

Dennis Schröder im Steckbrief