NBA

Vom TV-Experten zum Erfolgscoach

Von Marc-Oliver Robbers
Warriors-Coach Mark Jackson (M.) wurde 1988 Rookie des Jahres in der NBA
© getty

Seit 2011 ist Mark Jackson Trainer der Golden State Warriors. Nach einer durchwachsenen ersten Saison führte der gebürtige New Yorker die Warriors nun in die Playoffs. Jackson hat es geschafft, sein junges Team stetig zu verbessern. Der Erfolg ist aber kein Zufall, sondern wie die gesamte Karriere akribisch geplant.

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Als die erste Playoff-Teilnahme der Warriors seit 2007 feststand, ließ Mark Jackson seinen Emotionen freien Lauf. Tränen flossen beim sonst eher tough wirkenden Coach. "Man ist lange genug dabei, man lernt den ganzen Prozess, das Scheitern aber auch die Errungenschaften kennen. Ich weine, weil ich weiß, was diese Jungs investiert haben und ich weiß auch, was sie einander bedeuten", erklärte Jackson und sprach damit aus, was in den Köpfen seiner Spieler vorging.

Allein schon die Teilnahme an den Playoffs ist für die meisten seiner Schützlinge ihr größter Erfolg. Die Spieler vertrauen ihrem Coach, sie hängen ihm in den Auszeiten geradezu an den Lippen. Jackson ist in seinem zweiten Jahr als Coach endgültig in seiner dritten Karriere angekommen. Dabei haben ihm viele den Sprung vom TV-Analysten direkt zum Head Coach nicht zugetraut.

Karriere als TV-Analyst

Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren sein Name genannt, als es mal wieder den Trainerstuhl der New York Knicks zu besetzen galt. Den Zuschlag erhielt der aus Brooklyn stammende Ex-Point-Guard dabei nie. Jackson blieb ruhig und machte sich weiterhin einen Namen als beliebter und äußerst kompetenter TV-Analyst.

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Seinen Plan ein NBA-Team zu coachen, verlor er dabei aber nie aus den Augen. Immerhin spielte Jackson in seinen knapp 1300 NBA-Spielen für eine Reihe der besten Trainer der Liga. Seine Rookie-Saison absolvierte er unter Rick Pitino, später lernte er knallharte Verteidigung unter Pat Riley bei den Knicks und Larry Brown bei den Clippers und in Indiana.

Jackson sog die Anweisungen seiner Coaches auf. Bereits als Spieler agierte er oftmals wie ein Co-Trainer. Dabei verlief seine Karriere als Spieler nicht immer reibungslos. An 18. Stelle wählten die Knicks Local Hero Jackson 1987 im Draft aus. Pitino macht den damals 22-Jährigen direkt zum Starter und Jackson zahlte es mit Leistung zurück. 13,6 Punkte und beachtliche 10,6 Assists legte er in seiner Rookie-Saison auf. Das brachte ihm als bis heute einziger Nicht-Lottery-Pick die Auszeichnung zum Rookie des Jahres.

Mitglied der legendären Pacers

Mit dem Abgang von Pitino in New York verlor Jackson seine Form. Nach der Saison 91-92 tradeten die Knicks Jackson zu den Clippers, wo er erstmals unter Brown auflief und die Kalifornier zu einer ihren wenigen Playoff-Auftritten in den 90er-Jahren führte. Später gehörte er dann den legendären Pacers um Reggie Miller, Rik Smits und den "Davis-Brüdern" Antonio und Dale an.

Knicks vs. Pacers: Killer-Miller, Würgegriff-Affäre, 4-Point-Play!

Jackson war bei den hitzigen Playoff-Duellen gegen sein altes Team aus New York mittendrin. 1996 entschieden sich die Pacers aber ebenfalls, den Guard zu traden, bereuten dieses Schritt aber genauso schnell und holten ihn noch während der Saison zurück. Ohne ihren Floor General stürzte Indiana völlig ab und verpasste dann auch trotz Jacksons' Rückkehr die Playoffs.

2000 stand er mit den Pacers in den Finals, unterlag aber den Los Angeles Lakers in sechs Spielen. Nach seinem Karriereende 2004 wechselte er direkt ins TV-Lager. Die Gerüchte um ein Engagement bei den Knicks spielte Jackson immer bewusst runter. Erst als ihm 2011 der Posten bei den Golden State Warriors angeboten wurde, griff er zu. Jackson erkannte sofort die Perspektive des Teams, auch wenn der Erfolg aufgrund von vielen Verletzungen in seiner ersten, durch den Lockout verkürzten Saison, ausblieb.

Doch schon in der Vorsaison sicherte er sich das erste Puzzleteil für den jetzigen Erfolg. Die Warriors tradeten den egozentrischen Shooter Monta Ellis nach Milwaukee und bekamen dafür mit Andrew Bogut Unterstützung für David Lee am Brett. Zwar war der Australier bislang häufig verletzt, aber wie wichtig der Center für das junge Team ist, beweist er gerade eindrucksvoll in den Playoffs.

Jackson macht Spieler besser

Mit Point Guard Jarrett Jack folgte ein weiterer wichtiger Spieler im Sommer. Mit Jack sicherten sich die Warriors zusätzliche Erfahrung und Entlastung für Point Guard Stephen Curry. Curry blüht in dieser Spielzeit geradezu auf und ist auf dem besten Weg zu einem Superstar der Liga zu werden.

Jack fungiert als Energizer von der Bank und ist ein wichtiger Bestandteil des oft praktizierten Small Balls der Warriors. Jackson schafft es dabei wie kaum ein anderer die Stärken aus jedem Spieler zu kitzeln. Er redet seine Akteure stark, kennt aber gleichzeitig auch deren Limits.

So hat er es geschafft, eine Verteidigung zu etablieren, die die Schwächen seines Teams bestens kaschiert. Golden State versucht den Gegner möglichst weit vom Korb entfernt zu halten und eher den Jump-Shot als den Drive zum Korb zu forcieren. So sinkt beispielsweise der Big Man der Warriors beim Pick-N-Roll des Gegners direkt zum Korb ab und bietet dadurch den Jump-Shot an. Gleichzeitig ermöglicht das Absinken dem geblockten Mitspieler, wieder in die Verteidigungsposition zu gelangen.

Jackson ist ein Meister darin, Situationen zu erkennen und dann entsprechend umzustellen. Zu keiner Zeit scheut er es einen Rookie einzusetzen, wenn er der Überzeugung ist, dass dieser dem Spiel die nötigen Impulse geben kann. So wechselt er selbst in der Crunch Time häufig durch. Mit diesem Gespür hat er sein unerfahrenes Team in engen Situationen oft zum Sieg geführt.

Golden State auf dem richtigen Weg

Der 48-Jährige steht bedingungslos für sein Team ein und scheut dabei auch nicht den Konflikt. Nach Spiel 5 in der ersten Runde gegen die Denver Nuggets bezichtigte er seinen Gegenüber George Karl unfair spielen zu lassen und absichtlich den angeschlagenen Knöchel von Curry angegangen zu sein. Dabei war es Jackson selber, der sein Team in der Regular Season dazu aufforderte, die 3er-Rekordjagd der Houston Rockets im Oracle Center mit allen erlaubten und auch unerlaubten Mitteln zu stoppen.

"Ich bin old school. Wenn jemand versucht, uns einen Rekord reinzudrücken, werden wir versuchen das zu verhindern. Und dafür gibt es bestimmte Mittel und Wege. Das muss jeder verstehen, ich würde es auch verstehen, wenn ich auf der anderen Seite stehen würde", sagte er damals. Zudem spielte der Coach bekanntlich selbst in zwei der härtesten NBA-Teams aller Zeiten.

Die Kritik brachte ihm eine Strafe in Höhe von 25.000 Dollar ein. Er nahm es in Kauf und gleichzeitig den Druck von seinem Team. Auch wenn die Warriors häufig noch Clutchness vermissen lassen und wie gegen die Spurs einen sicheren Sieg noch aus der Hand geben, Golden State ist auf dem richtigen Weg und Mark Jackson bereits in seinem zweiten Jahr in der Elitetrainerriege angekommen. Belohnt werden, könnte es mit dem Titel Coach of the Year.

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