NBA

Das neue NBA-Testament

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Unorthox: Die Heat um James, Cole und Wade (v.l.) spielen klein und erfolgreich
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Teil II: Wie Miami die Zwergen-Taktik zelebriert

Eng verknüpft mit der unorthodoxen Defense ist die Offense der Heat. Miami blockt seit der Bulls-Serie überdurchschnittlich gut (8,0 im Schnitt) und kein anderes Team in den Playoffs zwingt den Gegner zu so vielen Ballverlusten (15,7 Turnover), so dass einem James oder Dwyane Wade in der Transition, also im schnellen Umschaltspiel, viele einfache Punkte gelingen.

Trotz der Brillanz und Dominanz eines James im Angriff dürfen jedoch auch die Role Player nicht vernachlässigt werden, allen voran Chalmers und Cole. "Bis auf Golden State fällt mir kein Team ein, dass so schnell die Enden wechselt wie Miami. Und dafür sind die beiden Point Guards sehr wichtig. Obwohl sie klassische Point Guards sind, dürfen sie den Ball nicht zu lange in der Hand halten, sondern müssen genau wissen, wann sie sofort auf James passen müssen oder wann sie selbst den Ball vortragen und aufs Gaspedal drücken sollen. Diese Fähigkeit ist nicht selbstverständlich", sagt Bauermann.

Ein Beleg für das Teamplay der Heat: Mit 23,2 Assists im Schnitt liegen sie in den Playoffs nur hinter den Spurs (23,9). Das sei vor allem ein Verdienst des häufig unterschätzten Trainers Erik Spoelstra: "Die Rollenabstimmung und Rollenverteilung ist sehr logisch. Ein Großteil gebührt dem, der täglich daran arbeitet: Coach Spoelstra. Von außen könnte man denken, dass eine solche Superstar-Mannschaft jeder trainieren könnte. Ganz im Gegenteil: Das Management von Spielerpersönlichkeiten gerade auf dem Niveau ist eine große Kunst."

Allerdings weiß sich Miami nur schwer zu helfen, wenn es dem Gegner gelingt, die Transition zu stören und die Heat zum Setplay zu zwingen. "Es war auffällig, dass sich Miami bereits gegen Chicagos Halbfeld-Verteidigung schwer tat, zu leichten Punkten zu kommen", sagt Bauermann.

Probates Mittel der Heat im Setplay: Die angesprochenen dynamischen Center nutzen ihre Mobilität, beteiligen sich am Pick'N'Roll und rollen sich zum Korb ab oder bleiben am Perimeter, um den Außenspielern, vorwiegend James, Räume zu schaffen. Die Logik: James penetriert, zieht die gesamte gegnerische Verteidigung auf sich und schließt selbst ab oder passt raus auf einen Dreierschützen.

Dass dieses Muster aber durchschaubar ist, zeigen die Quoten der Dreierschützen in den Playoffs. Battier trifft fast 20 Prozent schlechter als in der Regular Season (von 43,0 auf 24,0), bei Chalmers sind es über 10 Prozent (von 40,9 auf 30,4). Selbst bei Ray Allen sind es nur noch 36,7 Prozent (von 41,9). Und Wade nahm in der gesamten Postseason nur 1 Dreier (!) - der nicht reinging.

All diese Statistiken sind Indizien dafür, dass die Gegner zumindest im Setplay wissen, wie die James-Sidekicks vom Scoren abgehalten werden können. Bisher wurde die sinkende Treffsicherheit der Dreier-Experten durch die Steigerung zweier Spieler kompensiert, denen das nicht zugetraut wurde. Bosh verwandelt plötzlich aus der Distanz hochprozentig wie nie (43,8), ebenso der sonst instabile Werfer Cole mit einer absonderlichen Dreier-Quote von 64,9 Prozent (11/17).

Bauermann: "Gegen Indiana und in einem möglichen Finale gegen Memphis oder San Antonio wird es spannend zu beobachten, wer es schafft, das Tempo zu kontrollieren. Vor allem Indiana und Memphis spielen traditionell mit dem Fokus auf dem Frontcourt. Wenn das Tempo entsprechend langsam ist und Miami zum Setplay gezwungen wird, müssen sich die Heat im Entscheidungsverhalten und im Passspiel verbessern, um die gegnerische Defense auseinanderzunehmen. Nur James alleine wird nicht reichen."

Teil I: Wie die Heat-Defense mit Athen zusammenhängt

Teil II: Wie Miami die Zwergen-Taktik zelebriert

Teil III: Das schlechteste Rebounding der NBA - und doch dominant

Teil IV: Dwyane Wade - Der Fall aus dem Superstar-Olymp