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Louisville und Pitino holen NCAA-Titel

Von Sebastian Dumitru
Pitino und die Louisville Cardinals sind neuer NCAA-Champion im Basketball
© Getty

Die Louisville Cardinals machten einen hohen Rückstand in Halbzeit eins wett und sicherten sich in einem der spannendsten Endspiele aller Zeiten mit einem 82:76-Sieg über die Michigan Wolverines die NCAA-Krone. Rick Pitino brillierte einmal mehr an der Seitenlinie, während Luke Hancock von außen besinnungslos heiß lief. Ein überragender Trey Burke war bei Michigan nicht genug.

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Die Louisville Cardinals sind zum dritten Mal NCAA-Champion im Männer-Basketball. Das Team aus Kentucky triumphierte gegen die Michigan Wolverines in einem der besten Finalspiele aller Zeiten mit 82:76, nachdem es in Halbzeit eins bereits mit 12 Punkten zurück gelegen hatte.

Luke Hancock erzielte 22 Punkte mit nur sechs Würfen aus dem Feld (5/6 FG, 5/5 Dreier), Peyton Siva (18 Punkte, 6 Rebounds, 5 Assists, 4 Steals) zog perfekt die Fäden im Spiel, und Chane Behanan hielt mit 15 Zählern und 12 Rebounds (7 offensiv) die Bretter sauber.

Bei den Wolverines war Trey Burke (24 Punkte, 7/11 FG) wieder einmal nicht zu bremsen, obwohl er 12 Minuten in Halbzeit eins auf der Bank sitzen musste und insgesamt nur 26 spielte. Spike Albrecht traf 4 von 5 Dreiern für 17 Zähler. Glenn Robinson III. und Tim Hardaway Jr. kamen auf jeweils 12.

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Die Reaktionen:

John Beilein (Trainer Michigan): "Was für ein tolles Basketballspiel. Wir waren heiß, dann waren sie heiß. Jetzt fühlen wir uns mies. Es gibt Dinge, die hätten wir besser machen können, um zu gewinnen, aber Louisville ist eben so ein starkes Basketball-Team."

Rick Pitino (Trainer Louisville): "Es sind die Spieler, die uns Coaches eines Tages in die Hall of Fame bringen. Ich hatte hier die 13 härtesten Typen, die ich je gecoacht habe."

Trey Burke (Michigan): "Die meisten hatten uns nicht zugetraut, so weit zu kommen. Wir haben hart gekämpft, aber Louisville war heute das bessere Team, und sie haben verdient gewonnen."

Luke Hancock (Louisville): "Was für ein Fight gegen dieses starke Michigan-Team. Eine weitere Aufholjagd für uns, nachdem wir wieder hinten lagen. Wir mussten einfach nur abwarten und wie immer unseren Lauf starten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Wolverines von John Beilein starten mit Burke, Hardaway Jr., Robinson III., Stauskas und McGary. Rick Pitinos Louisville geht mit Siva, Smith, Dieng, Blackshear und Behanan ins Spiel.

2.: Burke ist sofort on fire und trifft seine ersten drei Wurfversuche, einer spektakulärer als der andere. Floater, Dreier, Drive, 7:4 Michigan.

6.: Erst nach 6 Minuten können beide Teams zum ersten Mal ein wenig durchatmen. Während die Akteure Luft schnappen dürfen, trifft Siva zwei Freiwürfe und verkürzt auf

9.: Der unscheinbare Spike Albrecht trifft seinen dritten Dreier innerhalb weniger Minuten, diesmal von einem anderen Kontinent. Michigan führt 20:13

15.: Albrecht ist immer noch völlig besinnungslos, zumindest solange die Ausdauer miitmacht. Vierter Dreier, 15. Punkt, und die Wolverines ziehen auf 31:21 davon.

20.: Und so schnell kann's gehen! Luke Hancock hat die letzten 14 Punkte für Louisville erzielt und langt sich nach seinem vierten Dreier in 90 Sekunden zurecht an den Kopf. Das Spiel ist bei 36:35 wieder völlig offen.

23.: Burke trifft seinen ersten Wurf seit der heißen Anfangsphase, nachdem er mehr als die Hälfte der ersten Halbzeit auf der Bank schmoren musste. Sein Dreier erhöht zum 44:42 für die Wolverines.

27.: Da ist wieder die Cardinals-Defense, wie man sie kennt. Der immense Druck forciert den Ballverlust, ehe Smith vorne endlich wieder einen Korb trifft. Louisville mit seiner höchsten Führung des Abends, 49:54.

31.: Monsterdunk von Hardaway Jr. zum 58:60! Was für eine Stimmung im ausverkauften Haus, wo Sitzen heute verboten ist.

35.: Was für eine unfassbar miese Fehlentscheidung der Referees. Burke timt seinen Block gegen Siva im Fastbreak perfekt, wird aber unglaublicherweise zurück gepfiffen. Statt Ball für die Wolverines mit der Chance zum Ausgleich erhöht Siva an der Linie auf 64:69.

40.: Michigan muss jetzt foulen, um die Uhr anzuhalten. Siva legt das Spiel auf Eis, Louisville ist zum dritten Mal NCAA-Champion.

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Der Star des Spiels: Peyton Siva und Chane Behanan hätten ebenso gut hier stehen können, aber ohne Luke Hancock wäre kein Cards-Spieler überhaupt erst in Erwägung gezogen worden. Hancock kam von der Bank und veränderte die komplette Dynamik der Partie, als er Louisville innerhalb von drei Minuten zurück ins Spiel ballerte und neues Selbstvertrauen gab. 22 Punkte, 5 von 5 Dreiern, 0 Ballverluste... Hancock hob sich das beste für den Schluss auf und gewann auch verdient den MOP-Award.

Der Flop des Spiels: Die Schiedsrichter. Es war ein hochklassiges Finale, eines der besten und spannendsten, die man je gesehen hat. Schade nur, dass die Zebras völlig von der Rolle waren und mit eklatanten Fehlentscheidungen auf beiden Seiten massiv ins Spielgeschehen eingriffen. Phantomfouls, Schrittfehler, die keine waren und der vorentscheidende Pfiff bei Burkes Chasedown-Block, der das gesamte Momentum veränderte, besudelten ein ansonsten perfektes Endspiel.

Analyse: Der Tag hätte nicht perfekter laufen können für Cardinals-Coach Rick Pitino, der am Morgen offiziell erfuhr, dass er in die Basketball Hall of Fame aufgenommen wird, nur um am Abend mit seinen Cardinals den NCAA-Titel einzuheimsen. Es war der zweite für Pitino, der damit als einziger Coach an zwei verschiedenen Schulen Meisterschaften einheimst und sich als Belohnung für seine Schützlinge nun sein ersten Tattoo stechen lässt.

Pitino war es auch, der mit seinem gewohnten Mikromanagement die Weichen zurück auf Sieg stellte, nachdem seine Cardinals über weite Strecken der ersten Hälfte an die Wand gespielt wurden. Trey Burke, der Naismith Spieler des Jahres, brauste wie die Feuerwehr in die Partie und hatte bereits nach zwei Minuten 7 Punkte auf dem Konto.

Als er mit zwei frühen Fouls auf die Bank musste, übernahm Spike Albrecht das Kommando. Der unscheinbare Guard war bei der Ankunft des Teams von Sicherheitsleuten erst in die Halle gelassen worden, nachdem Wolverines-Coaches seine Identität bestätigen konnten. Obwohl Albrechts Saisonschnitt mickrige 1,8 PPG beträgt, traf er in Halbzeit eins 6 seiner 7 Würfe (5 Dreier) und pulverisierte damit sein altes Career-High.

Die Wolverines dominierten da noch unter den Brettern und waren das energischere Team, auch weil Louisvilles Russ Smith ein Totalausfall war (nur 3/16 aus dem Feld, 9 Punkte). Pitino aber blieb zuversichtlich und drückte fortan alle Knöpfe in der richtigen Reihenfolge.

Als erstes brachte er Luke Hancock und ließ für den Dreierspezialisten freie Würfe via Pick'n'Roll heraus spielen. Hancock, der später zum "Most Outstanding Player" gewählt wurde, lief kurz vor der Pause heiß wie eine Supernova und erzielte 14 Cardinals-Punkte in Folge - 12 davon durch 4/4 Dreier innerhalb von knapp zwei Minuten. Michigans Führung war zur Pause von 12 auf 1 Punkt zusammen geschrumpft.

Coach John Beilein hatte einen riesigen strategischen Fehler begangen: Er ließ sich von Albrechts Karriere-Halbzeit blenden und sein Star-Point-Guard Burke, seines Zeichens der beste College-Spieler in diesem Jahr, mehr als 12 Minuten auf der Bank schmoren. Beilein dachte nicht, dass Louisvilles Hancock weiter so gut treffen würde, und er sollte recht behalten. Dafür hatten die anderen Cardinals-Protagonisten neuen Mut geschöpft und begannen nach dem Seitenwechsel, ihre Vorteile auszuspielen.

Die Fallen von Pitinos Presse schnappten jetzt immer häufiger zu. Vorne schulterte Peyton Siva die Verantwortung, ging ein ums andere Mal furchtlos zum Korb und brachte mit seiner Ballsicherheit (nur 2 Turnover) Ruhe ins Spiel. Was die Cardinals daneben legten, fischte der unermüdliche Chane Behanan vom offensiven Brett wieder weg und ermöglichte so immer wieder zweite und dritte Wurfchancen.

11 der Louisville-Treffer in Halbzeit zwei kamen in der Zone, wo Pitinos Team insgesamt aktiver war und seine Größenvorteile ausnutzte. 15 Offensivrebounds, 18 Assists und 9 Steals machten am Ende den Unterschied, denn Michigan traf weitaus besser aus dem Feld.

Burke versuchte zwar spät sein Menschenmöglichstes, aber die Totalausfälle von Mitch McGary (6 Punkte, 4 Fouls) und Nik Stauskas (3 Punkte) waren des Guten zuviel. Michigan antwortete dank Burke zwar ein ums andere Mal, nur wurde Beilein von Pitino nach allen Regeln der Kunst an die Wand gecoacht.

So durften am Ende die Cardinals zusammen mit ihrem schwer verletzten Teamkollegen Kevin Ware, der auf Krücken mitfeierte und seine Mannschaft schon die ganze Woche inspirierte, symbolisch die Netze abschneiden und zum dritten Mal nach 1980 und 1986 die Championship-Trophäe in die Höhe recken.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick