NBA

Rockets vs. Spurs: Texas Two-Step

Von Sebastian Dumitru
Im texanischen Prestigeduell zwischen Houston und San Antonio ist Spannung meist garantiert
© getty
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Bank: Carlos Delfino, Greg Smith, Thomas Robinson vs. Manu Ginobili, Boris Diaw, Gary Neal

Rockets: Carlos Delfino ist der Edeljoker auf Houstons Bank, die normalerweise 31 Punkte im Schnitt produziert. Delfino überdreht manchmal und nimmt viele schlechte Würfe (nur 41% FG), aber er bringt mit 10,7 PPG wichtiges Scoring ins Spiel, wenn Harden, Parsons oder Lin eine Pause brauchen. Thomas Robinson zeigt immer mal wieder, dass die Sacramento Kings ihn zu früh ziehen ließen (15 PKT gegen Cleveland), Smith ist meist der erste Große von der Bank. Patrick Beverley (5 PPG, 2,9 APG) hat Neuzugang Aaron Brooks auf der Backup-Guard-Position erfolgreich auf Distanz gehalten. Die Chancen, Tim Ohlbrecht spielen zu sehen, sind gering. Seitdem ihn Houston aus der D-League holte, kam der Deutsche nur in einem Spiel 6 Minuten zum Einsatz (3 Punkte), aktuell macht ihn eine Knöchelverletzung Probleme.

Spurs: Ginobili bleibt trotz seiner 35 Lenzen und den Spuren, die seine Spielweise nach fast 20 Jahren Profibasketball hinterlassen hat, der wichtigste Baustein der stets brandgefährlichen Spurs-Bank. Gary Neal (9 PPG) ist für solide 20 Backup-Minuten gut und kann den Sprungwurf treffen. Cory Joseph überzeugte in Parkers Abwesenheit als Starter auf der Eins. Stephen Jackson (6,2 PPG) und Boris Diaw (6 PPG) sind weitere, abgezockte Veteranen. Und mit Matt Bonner verfügen die Spurs über einen der sichersten Distanzschützen der Liga. Diese Truppe ist erfahren und harmoniert perfekt.

Fazit: McHale geht selten tiefer als 9 Mann in seine Rotation hinein. Delfino ist der einzige Ersatzmann, der so richtig heiß laufen und ein Spiel mit entscheiden kann. Ansonsten wird die junge Rockets-Bank der schwarz-weißen Spurs-Maschine gnadenlos ausgeliefert sein. San Antonios Reservisten erzielen 41,4 Punkte pro Partie, den zweithöchsten Wert der Liga, und verwalten Führungen nicht nur, sondern bauen sie häufig aus. Krasser Vorteil für die Spurs.

Head Coach: Kevin McHale vs. Gregg Popovich

McHale: McHale ist ein begnadeter Big Man Coach, der dank seiner eigenen Hall-of-Fame-Karriere bei den Boston Celtics alle Tipps und Tricks in der tiefen Box kennt und perfekt vermitteln kann. Asik, Robinson, Motiejunas & Co. profitieren davon enorm. Darüber hinaus installierte McHale vier Tage vor Saisonbeginn eine komplett neue Offense, um Hardens Stärken zu nutzen. Dass das jüngste Team der Liga um die Playoffs mitspielt und dabei so teamdienlich auftritt, ist sein großer Verdienst. Obwohl er harte persönliche Schicksalsschläge in diesem Jahr überwinden musste, macht McHale seine Sache ausgezeichnet und gilt zurecht als möglicher Coach-of-the-Year-Kandidat.

Popovich: Der Meister schlechthin. Man kann von Popovich und den Spurs halten, was man möchte, aber Fakt ist, dass hier seit Dekaden die beste Arbeit in der NBA geleistet wird. Seit Pops erster voller Saison im Amt (1997) haben die Spurs mehr als 70 Prozent ihrer Spiele gewonnen - vier Meisterschaften inklusive. Der 64-Jährige ist ein brillanter Taktiker, der obendrein über die perfekte soziale Kompetenz verfügt. Gegen Utah feierte Popovich am Freitag den 900. Sieg seiner Karriere - alle davon mit den Spurs.

Fazit: Sollten die Rockets einen Playoff-Platz verteidigen können, hat McHale gute Karten im Kampf um den Award als bester Trainer des Jahres. Es wäre aber keine Schande, von Popovich deklassiert zu werden, der die Spurs auf Top-Seed-Kurs hält. Seine bestens geölte Maschinerie liegt trotz Miamis Dominanz nur einen Sieg hinter den Heat. Klarer Vorteil Spurs.

Prognose

San Antonio (53-16) jagt die beste NBA-Bilanz und will gleichzeitig Platz eins in der Western Conference stabilisieren. Houston (38-31) will nicht nur einen Playoff-Platz klarmachen, sondern hat sogar realistische Chancen, auf Platz sechs zu klettern. Da ist Hochspannung im innertexanischen Duell einmal mehr garantiert. Beide Teams begegnen sich meist auf Augenhöhe, wenngleich die Spurs alle drei Duelle in dieser Saison für sich entschieden haben.

San Antonio führt in der ewigen Bilanz mit 97-75 und hat auch am Sonntag gute Karten, die aktuelle 4-Spiele-Siegesserie gegen Houston auszubauen. Parkers Rückkehr bedeutet, dass der antizipierte große Backcourt-Vorteil der Rockets fast vollständig verpufft ist. Parker behandelt die Rockets meist wie seine ganz persönlichen Trainingspartner und liebäugelt mit einer weiteren, großen Leistung. Inwiefern das Sprunggelenk nach den Overtime-Strapazen und dem ersten Spiel in zwei Wochen Probleme machen könnte, ist ungewiss, aber man darf davon ausgehen, dass Parker fit ist nach den Heldentaten gegen Utah, zwei Tagen Pause und einer kurzen Anreise.

Die Spurs weisen nicht nur die beste Bilanz in der Western Conference auf, sie sind auch das konstanteste und ausgeglichenste Team der Liga. Fünfter in der Offense, Dritter in der Defense, zweitbeste Ersatzbank - da kann kein anderer Klub auch nur ansatzweise mithalten. Popovichs Neuerfindung hat die Spurs in der Offensive nahezu unaufhaltsam gemacht. Angetrieben vom vielseitigen Parker und Duncan im Low Post dominieren sie bei Spot Ups, Cuts und im Pick & Roll. Dank der drittbesten Quote von jenseits der Dreierlinie und den meisten Assists ligaweit (25,3 APG) ist der Angriff nie vollständig zu neutralisieren.

Houston, das vor allem gegen Sprungwürfe und im Post anfällig ist, wird sich einmal mehr schwer tun, die Gäste am Scoren zu hindern (123 Spurs-Punkte im Schnitt in den ersten drei Duellen). Vorne haben die Rockets einen ähnlichen Spielstil: tonnenweise Pick & Roll (Platz 4), dazu eine mächtige Dosis Spot-Ups und Dreier (Houston nimmt und trifft die meisten langen Würfe der NBA).

Die Rockets spielen gerne schnell, und nur darin liegt gegen San Antonio die Chance: Ein Shootout in eigener Halle ist für Houston das beste Rezept gegen die mindestens ebenso potenten, aber taktisch besser aufgestellten Spurs. Beide Mannschaften wollen ihren guten Lauf aufrechterhalten, aber für San Antonio steht mehr auf dem Spiel: nächste Woche geht's gegen die Clippers, Nuggets und Heat. Da kann man sich eine Niederlage gegen ein junges Team, das um die Playoffs fightet, nicht erlauben. Sieg San Antonio.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose

Der NBA-Spielplan im Überblick