NBA

Das Vorspiel zum All-Star-Game

Von Martin Gödderz
LeBron James (l.) und Kobe Bryant (r.) gehören zu den besten Spielern der NBA
© Getty
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Bank: Ray Allen, Shane Battier, Chris Andersen vs. Antawn Jamison, Jodie Meeks, Steve Blake

Heat: Miami bringt ordentlich Firepower von der Bank. Ray Allen ist zwar in die Jahre gekommen, hat aber wohl noch immer den schönsten Wurf der gesamten Liga. Sein Dreier aus der Ecke ist absolut tödlich. Auch Shane Battier, Mike Miller und Rashard Lewis treffen sicher aus der Distanz. Abgesehen von Battier bringt allerdings keiner der Shooter eine gute Verteidigung mit. Auf den kleineren Positionen sticht da nur Norris Cole hervor, der zwar kein sicheres Händchen von außen hat, dafür sehr schnell ist und einen starken Zug zum Korb hat.

Auf den großen Positionen sieht es dagegen relativ düster aus. Mit Joel Anthony steht nur ein einziger etatmäßiger Center im Kader und auch der kann nicht viel mehr als ab und an ein paar Würfe blocken. Genau deswegen verpflichteten die Heat auch Skandalspieler Chris Andersen. Der selbsternannte Birdman stand zuletzt immer länger auf dem Feld und bringt insbesondere die dringend benötigten Rebounds.

Lakers: Da Pau Gasol ausfällt, kommt die Bank der Lakers sehr dünn daher. Gerade auf den großen Positionen sieht es ganz düster aus. Da ständen dann nur noch Antawn Jamison und Robert Sacre zur Verfügung. Gerade Jamison zeigte sich in den letzten Spielen als verlässlicher Scorer, hat seine Stärken aber auch nicht im Low Post.

Die Guard-Rotation auf der Bank versetzt den Gegner ebenfalls nicht in Angst und Schrecken. Auch wenn D'Antoni Blake während seiner Verletzung fast schon als Heilsbringer anpries, ist der Point Guard nicht mehr als ein solider Distanzschütze. Das gilt eigentlich auch für Jodie Meeks, der aber in dieser Saison mit 38 Prozent verwandelten Feldwürfen wirklich fürchterliche Quoten auflegt.

Fazit: Beide Teams verfügen sicherlich nicht über die tiefste oder beste Bank der Liga, was schon logisch ist angesichts der Anhäufung von Superstars in der Starting Five. Die Reservisten der Heat passen allerdings viel besser ins System, weil sie vor allen Dingen Gefahr aus der Distanz mitbringen. Man darf nicht unterschätzen, dass mit Ray Allen immer noch einer der tödlichsten Schützen der Liga auf der Bank sitzt. Da können die Lakers nicht mithalten. Gerade durch die Ausfälle von Gasol und Hill hat die Bank noch einmal enorm an Tiefe und Qualität verloren. Vorteil für den Champion.

Head Coach: Eric Spoelstra vs. Mike D'Antoni

Spoelstra: Dass der Heat-Coach im Alter von nur 42 Jahren nun zum ersten Mal zum All-Star-Coach gewählt wurde, sollte Beweis genug dafür sein, dass Spoelstra endgültig an Reputation gewonnen hat. Niemand kann sagen, dass der es von Beginn an leicht hatte in Miami. Als Bosh und James kamen, wurde schon vor dem ersten Spiel ein geschichtsträchtiger Siegrekord vom Team erwartet, die Lichtgestalt Pat Riley schwebte immer um Spoelstra herum und als es zu Beginn nicht direkt lief, war schnell klar, dass es ja auf keinen Fall an den Spielern liegen kann.

Die schwere Zeit ist passé, Spoelstra ist amtierender NBA-Champion und hat sich den Respekt innerhalb der Franchise hart erarbeitet. Auch wenn ein so talentiertes Team im taktischen und spielerischen Bereich sehr leicht zu handhaben ist, sollte nicht unterschätzt werden, wie wichtig es ist, die Stimmung bei so vielen Einzelkönnern hoch zu halten. Eine Super-Bowl-Party als teambuildende Maßnahme ist nicht nur kreativ, sondern auch wirkungsvoll.

D'Antoni: Wie schwer es ist, ein Team aus lauter Superstars zusammenzuhalten, erfuhr auch der Übungsleiter der Lakers unmittelbar nach seinem Amtsantritt. Kaum waren fünf Spiele absolviert, wurde auch schon wieder über dessen Rauswurf diskutiert. Erst eine interne Aussprache brachte indes ein wenig Besserung. Fest im Sattel sitzt D'Antoni trotzdem nicht, sein System scheint noch nicht so recht auf die Mannschaft zu passen.

Das Problem dabei: D'Antoni steht und fällt mit seinem System. Sein einst guter Ruf hat seinen Ursprung noch immer in der Seven-Secons-Or-Less-Zeit in Phoenix, als D'Antoni ein geradezu revolutionäres Offensivsystem installierte. Bei den Lakers ist jetzt aber vor allen Dingen Feingefühl im Umgang mit den Stars gefragt, eine Sache die der 61-Jährige eher weniger beherrscht.

Fazit: Spoelstra kennt sein Team mittlerweile, er weiß, wie er mit seinen Superstars umzugehen hat. Das wirkt bei D'Antoni noch immer nicht so, auch wenn die letzten Spiele besser liefen. Taktisch ist D'Antoni noch immer ziemlich limitiert, das System der Heat passt dagegen perfekt zur Mannschaft. Trotz eines Erfahrungsvorsprungs von 20 Jahren verliert D'Antoni das Duell gegen seinen jüngeren Kollegen.

Prognose:

Fünf von zehn Startern in diesem Spiel werden wohl auch im All-Star-Game an den Start gehen. Das alleine sollte Highlights bereits garantieren. Auch wenn die Lakers noch immer mit teaminternen Streitereien und Verletzungsproblemen zu kämpfen haben, gehört das Team vom Potenzial her relativ weit nach vorne. Die letzten drei Spiele gingen gewonnen und gegen den Champion werden Bryant und Co besonders motiviert sein, zu zeigen, was im Team steckt.

Genau das wird aber auch für die Heat gelten, denen im einen oder anderen Spiel der regulären Saison eine laxe Einstellung nachgesagt wurde. Gegen die Lakers wird das sicher nicht so sein. Schaut man auf die reinen Platzierungen, ist Miami natürlich der eindeutige Favorit.

Die Lakers haben allerdings relativ günstige Matchups. Normalerweise hätten sie vor allen Dingen auch Längenvorteile, was insbesondere in der Zone und beim Rebound günstig wäre. Die Verletzungsprobleme auf den großen Positionen könnte aber gerade gegen die Heat zu einem Knackpunkt werden. Sollte Howard nicht rechtzeitig wieder fit werden, wird es noch schwerer.

So haben die Heat letztlich den eindeutigen Vorteil auf ihrer Seite. Ein Patentrezept gegen Wade, James und Co werden nämlich auch die mit sich selbst hadernden Lakers nicht haben.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil II: Die Forward-Positionen und die Center

Der NBA-Spielplan im Überblick