NBA

Die Erben von Frido

Von Marc-Oliver Robbers / Philipp Dornhegge
Am Sonntag treffen Chris Kaman (l.) und Dirk Nowitzki in der NBA auf Tim Ohlbrecht (r.)
© spox
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Shawn Bradley

Spitzname: Stormin' Mormon, Human Toothpick

Position: Center

Klubs: Philadelphia 76ers, New Jersey Nets, Dallas Mavericks

Draft: 1993, 2. Pick, Philadelphia 76ers

Jahre: 12

Stats: 23,5 Minuten, 8,1 Punkte, 6,3 Rebounds

Bradley wurde in Landstuhl geboren, hatte ansonsten lange Zeit aber nichts mit Deutschland zu tun. Der 2,29-Meter-Hüne wuchs im Mormonenstaat Utah auf, ging dort zum College (Brigham Young University) und kehrte nach seiner aktiven Karriere in seine Heimat zurück. Bradley bezeichnet sich selbst als gläubigen Mormonen und war mit 19 sogar kurzzeitig als Missionar in Australien tätig - daher sein Spitzname Stormin' Mormon.

Berühmtheit unter Filmfans erlangte der heute 40-Jährige mit seinem Auftritt im Film "Space Jam" mit Michael Jordan in der Hauptrolle. Da gehörte er neben Muggsy Bogues, Charles Barkley, Larry Johnson und Patrick Ewing zu den Spielern, die nach einer Invasion Außerirdischer ihr Talent verlieren. Privat ist Bradley ein typisches Landei, das auf Baseball, Wassersport, Reiten und Country-Musik steht.

Seine Karriere verlief derweil alles andere als typisch. Nachdem er sich am College einen Namen als Shotblocking-Monster gemacht hatte, wurde Bradley 1993 an zweiter Stelle im Draft gewählt. Hinter Chris Webber, aber vor Penny Hardaway. Das schürte natürlich Erwartungen. Erwartungen, denen der schlaksige Big Man zu selten gerecht werden konnte. Aufgrund seiner Statur hatte er besonders mit bulligen Gegenspielern große Probleme, immer wieder aber blitzte auch sein Talent durch.

Dennoch trieb seine Inkonstanz nacheinander die 76ers, Nets und später auch die Mavericks zur Verzweiflung. Als um die Jahrtausendwende immer häufiger auch Verletzungen auftraten, ging Bradleys Karriere langsam zu Ende. Als Highlight würde er wohl heute noch seinen Auftritt gegen Portland in der Saison 97-98 bezeichnen, als er 22 Punkte, 22 Rebounds und 13 Blocks verbuchte. Damit wurde er nach Abdul-Jabbar, Hayes, Olajuwon und O'Neal der erst fünfte Spieler, dem ein solches 20-20-10-Spiel gelang. Für Deutschland spielte Bradley nur bei der EM 2001 und in zwei Vorbereitungsspielen davor. In 7 EM-Spielen brachte er es auf 4,6 Punkte.

Chris Kaman

Spitzname: Caveman

Position: Center

Klubs: L.A. Clippers, New Orleans Hornets, Dallas Mavericks

Draft: 2003, 6. Pick, L.A. Clippers

Jahre: 10 (noch aktiv)

Stats: 29,2 Minuten, 11,9 Punkte, 8,1 Rebounds

Wie bei Bradley sind Chris Kamans Beziehungen zu Deutschland nur sehr entfernte: Seine Urgroßeltern waren Deutsche, was ihm das Recht gab, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und international für den DBB zu spielen. Bei den Olympischen Spielen 2008 und der EM 2011 spielte er jeweils an der Seite von Dirk Nowitzki und gehörte zu den tragenden Figuren. Auch wenn weder das eine noch das andere Turnier sonderlich erfolgreich verlief. Und das ist eine Beschreibung, die auch auf Kamans bisherige NBA-Karriere zutrifft.

Der 2,13-Meter-Mann hat alle Möglichkeiten, um offensiv ein dominanter Spieler zu sein, zudem ist er ein ordentlicher Rebounder und Shotblocker. 2010 wurde Kaman sogar zum All Star gewählt (als Ersatzmann für den verletzten Brandon Roy), häufige Verletzungsprobleme warfen ihn allerdings immer wieder zurück. Kamans Rückschritte machen sich inzwischen vor allem in der Defense bemerkbar, wo er als zunehmend fußlahm gilt.

Von den Clippers wurde er 2011 nach New Orleans verschickt, die keinen Gebrauch für Kaman hatten. In dieser Saison spielt er an der Seite von Nowitzki bei den Dallas Mavericks - bekommt da aber kaum noch Spielzeit. "Je weniger man spielt, umso mehr kommt man ins Grübeln", beschrieb der Center unlängst seine Situation. "Und wenn man einen Einjahresvertrag hat und um seine Zukunft spielt, ist es noch schlimmer." Schon als Kind hatte sich Kaman zu oft Gedanken gemacht - oder besser gesagt zu schnell: Nachdem er in der High School fälschlicherweise mit ADHS diagnostiziert und auf Ritalin gesetzt wurde, nahm Kaman stark ab und musste um seine Basketballkarriere bangen. Später fand man eben heraus, dass er einfach nur ein besonders schnell arbeitendes Gehirn hat, das ihn zu ständiger Unruhe trieb. Nach einer Behandlung hat er seine Probleme jetzt im Griff. Wie seine Basketballkarriere weitergeht, steht dennoch in den Sternen.

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