NBA

Thunder dominieren harmlose Bulls

Von Martin Gödderz
Power Forward Serge Ibaka (m.) stellte die Chicago Bulls immer wieder vor Probleme
© Getty

Die Oklahoma City Thunder (41-15) haben keinerlei Mühe mit den in der Offensive desolaten Chicago Bulls (32-24) und siegen vollkommen mühelos mit 102:72 (BOXSCORE). Kevin Durant wird von der Bulls-Defense gut aus dem Spiel genommen, glänzt aber in anderen Bereichen. Derrick Rose zeigt vor dem Spiel, dass er schon wieder dunken kann. Ein Comeback scheint nicht mehr weit entfernt.

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In einer einseitigen Begegnung, in der die Bulls (FG-Quote: 29 Prozent) von Beginn an große Probleme in der Offensive hatten, war Russell Westbrook mit 23 Punkten (10/17 FG) in nur 32 Minuten Spielzeit Top-Scorer. Kevin Durant traf lediglich 6 seiner 19 Wurfversuche, kam am Ende aber auf ein sehr starkes Double-Double (19 Punkte, 16 Rebounds) und verbuchte nebenbei 6 Assists und 2 Blocks.

Bester Spieler bei den Thunder war aber Serge Ibaka. Der Power Forward legte mit 17 Punkten (7/12 FG) und 10 Rebounds ebenfalls ein Double-Double auf und lieferte 3 spektakuläre Blocks ab. Daneben kam auch Thabo Sefolosha mit 11 Punkten (3/5 FG) in den zweistelligen Punktebereich.

Bei den Bulls dagegen lief rein gar nichts zusammen. Nate Robinson (13 Punkte, 2/14 FG, 5 Assists), Taj Gibson (8 Punkte, 2/11 FG) und Joakim Noah (8 Punkte, 2/9 FG, 9 Rebounds) überboten sich im Vergeben selbst einfachster Wurfversuche.

Lediglich Luol Deng (13 Punkte, 6/14 FG) hatte ein klein wenig Zielwasser getrunken. Am Ende hatten die Bulls fast so viele Turnover (18) wie erfolgreiche Wurfversuche (25). Dafür gab es aber auch positive Nachrichten: Derrick Rose ist schon wieder voll im Training und sollte, wenn es keine Rückschläge mehr gibt, in ungefähr zwei Wochen bereit für sein Comeback sein.

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Die Reaktionen:

Kevin Durant (Oklahoma City Thunder): "Wir haben sie heute zu den Fehlwürfen gebracht. Wir hatten die Hände oben, wir haben die Zone dicht gemacht. Wir haben die zweiten, die dritten Versuche gemacht und wenn wir das tun, dann sind wir ein wirklich gutes Defensiv-Team."

Joakim Noah (Chicago Bulls): "Die Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, war peinlich. Die Art und Weise, wie wir hier angetreten sind, war schlecht. Es ist jetzt nicht die Zeit, uns selbst zu bemitleiden."

Tom Thibodeau (Trainer Chicago Bulls): "Ich dachte, unsere Defense war okay in der ersten Halbzeit. Unsere Offensive hat uns wehgetan. Wir hatten die Chance zurückzukommen am Ende des zweiten Viertels. Dann haben wir das dritte Viertel begonnen mit wenig Energie, mit schweren Würfen, keinerlei Defensive und dann ist das Spiel vorbei. Wir müssen unsere Jobs erledigen. Wir haben gezeigt, dass wenn wir das tun, wir jeden schlagen können. Wir müssen mental härter werden, stärker sein. Du kannst nicht an deinen eigenen individuellen Problemen hängen bleiben, du musst zuallererst deinen Job für das Team machen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei Chicago rückt Derrick Rose laut den Teamärzten immer näher an seinen ersten Einsatz heran. Heute reicht es allerdings noch nicht für den Point Guard. Auch Kirk Hinrich fehlt mit einer Ellenbogenverletzung. Es starten Robinson, Hamilton, Deng, Boozer und Noah.

Bei den Thunder nichts Neues: Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins bilden eine eingespielte Starting Five.

6.: Was für ein Move. Durant geht mit einem wundervollen Double Crossover an Deng vorbei und lässt einen der besten Verteidiger der Liga alt aussehen. Pull Up Jumper. Drin. Die Bulls haben in der Offensive noch enorme Probleme, drücken sehr schnell ab, stehen aber gerade einmal bei 23 Prozent aus dem Feld. 11:8 Thunder.

12.: Bezeichnenderweise sitzt auch Robinsons Korbleger eine Sekunde vor Ablauf des ersten Viertels nicht. Die Bulls mit einem brutal schlechtem ersten Viertel in der Offensive (6/30 FG). Die meisten ihrer Punkte waren Tip Ins nach Offensiv-Rebounds. Die sind auch mit der gewohnt guten Defense der Grund dafür, dass Oklahoma City noch nicht weiter weggezogen ist. 24:16 Thunder.

17.: Collison spielt einen schlechten Pass in der Offensive. Bereits der zehnte Ballverlust für die Thunder. Das macht er aber wieder gut, indem er auf der Gegenseite Taj Gibson beim Zug zum Korb stealt und den Ball direkt zu Westbrook spielt. Der überrennt die Bulls im Fastbreak und bringt den eindrucksvollen Slam Dunk. Auszeit Bulls. 29:20 Thunder.

22.: Bei Chicagos bisheriger Offensiv-Performance war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis die Thunder weiter davonziehen. Ibaka blockt Boozer astrein und leitet den nächsten Fastbreak ein. Durant spielt Sefolosha frei, der muss nur noch den leichten Korbleger verwerten. 44:27 Thunder.

24.: Kurz vor der Pause geht es noch einmal heiß her. Nate Robinson versucht den Dunk des Jahres von nahe der Freiwurflinie über Ibaka. Ein unmögliches Unterfangen. Immerhin holt er das Foul raus. Auf der Gegenseite versenkt Sefolosha drei Sekunden vor Viertelende den Layup mit Foul. 49:36 Thunder.

29.: Die Thunder versemmeln fünf Feldwürfe in Folge. Das ist aber kein Problem, weil die Bulls weiterhin Backstein um Backstein werfen. Also fasst sich Westbrook ein Herz und stopft den Ball über Robinson hinweg. Im folgenden Spielzug, nach einem weiteren Bulls-Fehlwurf, drückt Sefolosha frei von der Dreierlinie ab. Der Wurf sitzt. 68:43 Thunder. Völlig entnervt nimmt Thibodeau die nächste Auszeit.

36.: Ibaka mit dem Slam Dunk aus dem Pick and Roll. Durant mit dem Fadeaway von der Freiwurflinie. Die Bulls haben nun auch defensiv immer weniger entgegenzusetzen. Es wäre verwunderlich, wenn Scott Brooks im letzten Viertel seine Stars überhaupt noch einmal aufs Feld schicken würde. 78:49 Thunder.

41.: Die Garbage Time ist in vollem Gange. Seit Beginn des letzten Viertels duellieren sich die Reservisten beider Teams. Belinelli leistet sich noch ein ganz böses Foul an Jeremy Lamb. Beim Layup-Versuch schlägt er dem Rookie völlig unnötig auf dem Arm und schubst ihn noch von hinten. Der Italiener hat Glück, dass die Referees ihm lediglich ein Flagrant 1 geben und er somit auf dem Feld bleiben darf. Ansonsten hält Oklahoma City den Vorsprung. 93:62 Thunder.

Thunder vs. Bulls: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Serge Ibaka. Die Entwicklung des Spaniers ist bewundernswert. Mittlerweile besitzt Ibaka sogar einen halbwegs sicheren Dreier aus der Ecke. Das hätte wohl niemand gedacht, als der Power Forward in die Liga kam. Ibaka zeigte gegen die Bulls eindrucksvoll, wie vielseitig er in der Offensive geworden ist. Ob nun per Dunk, per Tip In, per Jumper aus dem Halbfeld oder mit dem Dreier aus der Ecke, Ibaka war stets gefährlich und traf hochprozentig (7/12 FG).

Nebenbei griff er sich 10 Rebounds, davon 5 sehr wichtige in der Offensive. Defensiv glänzte der Big Man wie gewohnt mit 3 Blocks. Zudem war Ibaka im Gegensatz zum restlichen Team sehr ballsicher (1 Turnover) und hatte am Ende einen starken Plus-Minus-Wert von +23.

Der Flop des Spiels: Nate Robinson. Der Point Guard steht hier als Symbol der grauenvollen Offensive der Bulls. Auch wenn Robinson neben Deng der einzige Spieler Chicagos war, der zweistellig punktete (13 Punkte), war seine Vorstellung im Angriff fürchterlich. Er nahm 14 zum größten Teil völlig überhastete Würfe und traf lediglich 2 davon.

Robinson wollte vor allen Dingen nicht einsehen, dass sein Dreier an diesem Abend überhaupt nicht fiel und ballerte munter drauf los (1/8 Dreier). Sein Dunkversuch über Ibaka war fast schon grotesk. Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass seine Mitspieler in der Offensive auch nicht besser agierten. Ob Noah, Boozer, Hamilton oder Gibson, sie alle zeigten sich desolat.

Analyse: Bislang konnten die Bulls den Ausfall ihres Superstars gerade dank ihrer grandiosen Defense gut kompensieren. Wenn es aber eines Beweises durfte, wie sehr Chicago gerade in der Offensive auf die Rückkehr von Derrick Rose hofft, kann die Niederlage gegen die Thunder angeführt werden.

Tom Thibodeau war kaum zu beruhigen in seinen Ansprachen während der Auszeiten: "Wir bewegen den Ball nicht, wir nehmen schlechte Würfe, wir spielen schlechte Offense", widerholte der Bulls-Coach immer wieder und führte seinem Team klar vor Augen, was vor allem in der ersten Hälfte überhaupt nicht stimmte.

Chicagos Defensive funktionierte zunächst gewohnt überragend. In der ersten Halbzeit hielten sie eines der besten Offensiv-Teams der Liga bei gerade einmal 41 Prozent aus dem Feld und forcierten alleine im ersten Durchgang 12 Thunder-Turnover. Durant verwandelte angesichts der starken Mann-gegen-Mann-Verteidigung von Deng und Butler gerade einmal 3 seiner 13 Wurfversuche und stand auch am Ende lediglich bei 6 von 19 erfolgreichen Würfen.

Doch was nützt die beste Verteidigung, wenn auf der Gegenseite rein gar nichts läuft? 10 von 48 Bulls-Würfen aus dem Feld fanden in der ersten Hälfte ihren Weg in den Korb der Thunder. Das sind 20,8 Prozent. Ein miserabler Wert. Gerade einmal 5 Team-Assists standen zur Halbzeit im Boxscore. Allen voran Taj Gibson (2/11 FG), Nate Robinson (2/14 FG) und Joakim Noah (2/9 FG) waren offensiv völlig überfordert.

Die Thunder nutzten Noahs Wurfschwäche gnadenlos aus. In der Gewissheit, dass Noah aus der Mitteldistanz vollkommen ungefährlich ist, ließen die Thunder dem Bulls-Center im Halbfeld jede Menge Platz. Die Anspielstationen machte Oklahoma City dagegen geschickt zu. So konnte Noah seine Passstärke nicht ausspielen.

Die Entscheidung fiel dann im dritten Viertel, als die Intensität in der Defensive der Bulls aufgrund der weiteren offensiven Hilflosigkeit zunehmend abnahm und die Thunder 65 Prozent ihrer Feldwürfe trafen. Oklahoma City kam zunehmend zu einfachen Dunks und Korblegern. Auch als die Bulls die Thunder zunehmend an die Freiwurflinie schickten, zeigten diese keine Schwächen (24/27 FT). Am Ende kam Chicago dann noch zu ein paar einfachen Punkten in der Garbage Time, was die Wurfstatistiken sogar noch beschönigte, so dass die 29 Prozent verwandelter Feldwürfe am Ende fast schon zu gut sind.

So stand am Ende ein nie gefährdeter Sieg der Thunder, die einerseits gut verteidigten, andererseits aber auch von der desolaten Offensive der Bulls profitierten. Nun empfängt Oklahoma City zunächst die Hornets, ehe es zu zwei schweren Auswärtsspielen gegen die Nuggets und Clippers geht. Die Bulls können sich in ihren nächsten Heimspielen gegen die Cavaliers und 76ers rehabilitieren.

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