NBA

"Manimal" Faried lässt Noah alt aussehen

Von Philipp Dornhegge
Danilo Gallinari und Andre Iguodala waren zwei von sechs Nuggets-Profis mit zweistelliger Punktzahl
© Getty

Mit einer Galavorstellung gegen indisponierte Chicago Bulls (29-20) haben die Denver Nuggets (32-18) den achten Sieg in Folge gefeiert. Beim 128:96 im heimischen Pepsi Center trumpften Kenneth Faried, Wilson Chandler und Ty Lawson auf.

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Reservist Chandler avancierte mit 24 Punkten zum Topscorer der Partie und traf alle fünf seiner Dreierversuche, Faried (21 Punkte, 12 Rebounds) und Lawson (16 Punkte, 12 Assists) verbuchten jeweils Double-Doubles.

Ebenfalls zweistellig punkteten Danilo Gallinari (15), Andre Iguodala (14) und JaVale McGee (10).

Die Bulls lieferten ihr schlechtestes Saisonspiel ab. Einzig Daequan Cook (19), Carlos Boozer (18) und Nate Robinson (14) konnten in Ansätzen überzeugen.

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Die Reaktionen:

Kenneth Faried (Nuggets): "Viele Menschen kennen uns nicht so gut wie manch andere Teams. Aber wir zählen uns zur Elite der Liga und wollten das heute beweisen. Das war gegen die sehr gute Defense der Bulls eins unserer besten Spiele der Saison."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Denver mit seiner Wunschaufstellung. Lawson, Iguoadala, Gallinari, Faried und Koufos starten. Die Bulls können nach vier Spielen Pause wieder auf Noah (Fuß) zurückgreifen. Der Franzose steht mit Robinson, Hamilton, Deng und Boozer in der Starting Five. Rose (Kreuzbandriss) und Hinrich (Ellenbogen) fehlen weiterhin.

3.: Deng mit dem Defensivrebound, doch während die Bulls ausschwärmen, klaut Faried dem Briten den Ball und gibt auf Lawson weiter. Der versucht's per Dreier - viel zu lang. Aber Koufos ist da und tippt den Spalding durch die Reuse. 8:5 Bulls.

7.: Chicago ist ordentlich gestartet, aber schon nach wenigen Minuten ordentlich abgekühlt. Denver dagegen kommt immer wieder ins Laufen, Iguodala erhöht per Dreier auf 19:10 für die Nuggets.

12.: Robinson baut ziemlich planlos den letzten Angriff auf, übergibt dann rechts in der Ecke an Butler. Der hat nur noch wenige Sekunden, drückt einfach mal ab - und trifft den Dreier! 33:25 Nuggets, der Gastgeber dominiert die Partie.

14.: Angesichts der Verletzungen bleibt Coach Thibodeau nichts anderes übrig, als seinen Rookie-Point-Guard Teague Minuten zu geben. Der zeigt mit einem herrlichen Spin Move und Floater, was er drauf hat. Auf der anderen Seite ist allerdings wieder Faried da - Putback-Dunk zum 37:29.

20.: Nächster Ballverlust der Bulls, diesmal weil Cook Teagues Pass fallen lässt. Miller nimmt die Kugel auf, schickt Lawson - Layup. 45:36, so haben die Nuggets natürlich gar keine Probleme, Punkte zu generieren.

24.: Dank ihrer Dreier bleiben die Bulls hier im Spiel. Butler nagelt den siebten Distanzwurf der Gäste rein und verkürzt auf 55:58. Und wann immer die Nuggets Halfcourt-Basketball spielen müssen, haben sie gegen die Bulls Probleme.

30.: Chicago hat zwei, drei schöne Angriffe gefahren, ansonsten war der Start ins dritte Viertel mies. Bisher gingen sechs von neun Würfen daneben, Denver dagegen schießt weiter hochprozentig und bekommt viel zu viele leichte Punkte. Lawson macht das Spiel schnell, drückt aus der Mitteldistanz ab und erhöht auf 78:64 Nuggets.

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32.: Teague mit einem unklugen Pass quer über das Feld Richtung Deng, Iguodala spritzt dazwischen und geht ab. McGee folgt als Trailer, bekommt den Ball und stopft ihn vehement durch den Ring. Das Publikum im Pepsi Center tobt, es riecht nach Blowout. 88:66 Nuggets.

43.: Das Spiel ist gelaufen, Karl gibt mit Fournier, Randolph, Hamilton und Mozgov seinen Bankdrückern Spielzeit. Mit dem Ergebnis ist er nicht zufrieden, Chicago verkürzt nach einem Teague-Layup auf 89:112. Spielt alles keine Rolle mehr, der Coach nimmt trotzdem mal eine Auszeit.

Der Star des Spiels: Kenneth Faried. Wenige Stunden vor dem Tip-Off machte Charles Barkley Faried zu seinem zweiten Pick für die Rising Stars Challenge beim All-Star Weekend, zudem wird "Manimal" beim Dunk Contest mitmachen. Verliehen ihm diese Nachrichten zusätzliche Energie? Vielleicht. In jedem Fall spielte der Power Forward gegen Chicago mit einem unvergleichlichen Einsatz.

Faried war immer da zu finden, wo ein Loose Ball abzugreifen war, war beim Fastbreak immer der erste Big Men am gegnerischen Korb, traf seine - zugegeben einfachen - Würfe hochprozentig (9/10) und griff 12 Rebounds ab. Joakim Noah, selbst ein Spieler, der über Einsatz und Kampf kommt, sah beim seinem Comeback nach vier Spielen Pause ganz alt gegen Faried aus.

Der Flop des Spiels: Richard Hamilton. Es ist lange kein Geheimnis mehr: Hamiltons Zeit als brauchbarer NBA-Profi geht unweigerlich dem Ende entgegen. In der Defense hat er zunehmend Probleme, in der Offense ist er nicht mehr der tödliche Mitteldistanzschütze vergangener Tage.

Obwohl von allen Seiten mehr Spielzeit für Jimmy Butler und Marco Belinelli gefordert wird, hält Coach Tom Thibodeau an dem Routinier als Starter fest. Gegen Denver war Hamilton einer der großen Schwachpunkte in einem insgesamt schwachen Team. Der Shooting Guard traf nur einen von sieben Würfen, verbuchte genauso viele Ballverluste wie Punkte (2) und traf mit dem Ball in der Hand viele schlechte Entscheidungen.

Analyse: Denver ist ein Powerhouse im Westen, Chicago ein Powerhouse im Osten. Und doch spielen beide Teams völlig unterschiedlichen Basketball. Während die Nuggets stets das Tempo hochhalten und viele Punkte generieren, setzen die Bulls auf ihre knüppelharte Defense und geduldiges Offensivspiel.

Von Geduld und Ordnung konnte im ersten Viertel bei den Gästen aber keine Rede sein. Vier schnelle Ballverluste führten zu Fastbreaks der Nuggets, besonders Kenneth Faried war in der Anfangsphase kaum zu stoppen.

Und als der seine erste Pause bekam, übernahm Wilson Chandler und traf gleich mal zwei Dreier in Folge. Dabei hatte der Forward zuletzt große Probleme mit seinem Wurf gehabt. Am Ende standen 33 Nuggets-Punkte zu Buche - kein Mal in dieser Saison hat Chicago mehr Punkte in den ersten zwölf Minuten kassiert.

Diese Tendenz setzte sich zunächst auch im zweiten Viertel fort. Farieds Einsatz hatte Chicago nichts entgegen zu setzen, immer wieder tauchte "Manimal" am offensiven Brett auf.

Allerdings war auch die Defense der Nuggets nicht unfehlbar. Chicago machte sehr geschickt das Feld breit und traf dank Daequan Cook, Jimmy Butler und Eastern Conference Player of the Week Nate Robinson hochprozentig seine Dreier (7 von 11 in der ersten Hälfte).

Dadurch blieben die Bulls im Spiel, obwohl der Distanzwurf für gewöhnlich nicht unbedingt zu den großen Waffen des sechsmaligen Meisters gehört. Chicago trifft in dieser Saison nur 35 Prozent von außen (Platz 18) und versenkt pro Spiel lediglich 4,8 Dreier (Platz 29). Der große Vorteil: Wann immer die Bulls vorne punkteten, musste Denver in die Halfcourt Offense.

Das können die Nuggets zwar grundsätzlich, aber gegen die Thibodeau-Defense der Bulls tat sich das Team von Coach George Karl enorm schwer. Nach der Pause konnte Chicago diesen Gameplan allerdings in die Tonne hauen. Chicago kam ohne Energie aus der Kabine, traf nichts mehr und verlor weiterhin zu oft den Ball.

Das Pepsi Center geriet in völlige Ekstase ob der ganzen Highlight-Dunks, die Faried, JaVale McGee und Co. zeigten. Die Bulls, wie in einem bösen Traum gefangen, fanden einfach keinen Ausweg aus ihrer Lethargie. Innerhalb weniger Minuten war das Spiel entschieden, noch im dritten Viertel knackte Denver die 100-Punkte-Marke. Dabei hatte Karl noch in der Halbzeit gewarnt: "Dieses Team schießt niemand aus der Halle. Es wird bis zum Ende eng bleiben."

Der Rest war Schaulaufen für die Reservisten. Chicago muss nach dieser Klatsche schnell die Kräfte bündeln, um nicht in einen Negativlauf zu geraten. Schon in der kommenden Nacht geht's nach Utah, danach heißen drei der nächsten vier Gegner San Antonio, Boston und Miami.

Die Nuggets können nach dem achten Sieg in Serie einen Tag die Füße hochlegen, ehe es in Cleveland gegen die Cavaliers geht.

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