NBA

Wie einst Magic und Isiah

Von Philipp Dornhegge
Clippers-Point-Guard Chris Paul ließ sich beim All-Star Game von nichts und niemandem aufhalten
© Getty

Nach einer großartigen Show und spannenden Schlussminuten hat die Western Conference das All-Star Game 2013 in Houston mit 143:138 gegen den Osten gewonnen. MVP der Veranstaltung wurde der alles überragende Chris Paul.

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Der Point Guard der L.A. Clippers zauberte 20 Punkte, 15 Assists und 4 Steals auf das Scoreboard und war in den Schlussminuten derjenige, der den Unterschied zwischen beiden Teams ausmachte.

Kevin Durant avancierte mit 30 Punkten zum Topscorer der Partie, Blake Griffin (19), James Harden (15), Russell Westbrook (14) und Tony Parker (13) punkteten ebenfalls zweistellig.

Kobe Bryant verlebte derweil in der Offense einen ruhigen Abend (9 Punkte, 8 Assists), LaMarcus Aldridge war der einzige Spieler im Westen ohne Punkte.

Im Ostteam war Carmelo Anthony in Bestform und hielt seine Mannschaft mit 26 Punkten und 12 Rebounds im Spiel, Dwyane Wade kam auf 21 Zähler und 7 Assists.

LeBron James (19) tauchte in der Schlussphase ab, auch Paul George (17), Shooting Star Kyrie Irving (15) und Joakim Noah (8 Punkte, 10 Rebounds) konnten die knappe Niederlage nicht verhindern.

Starter Kevin Garnett spielte lediglich sechs Minuten, nahm nur zwei Würfe und blieb wie Aldridge punktlos.

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Die Reaktionen:

Chris Paul (Clippers): "Ich spiele gern schnell, mag den Lobpass und mir gefällt's, wenn meine Mitspieler offene Dreier treffen. Wieso sollte ich nicht passen wollen, wenn wir so viel Firepower haben? Das war absolut super."

Kevin Durant (Thunder): "Am Ende haben wir als Team gut verteidigt. LeBron zu stoppen ist verdammt schwer, aber Kobe hat da einen super Job gemacht. Und CP3 hat uns im SPiel gehalten."

LeBron James (Heat)...

... über Kobe Bryants aggressive Verteidigung: "Das war alles sehr freundschaftlich. Wir sind zwei Spieler, die den Wettbewerb mögen. Ich für meinen Teil hatte viel Spaß."

... über MVP Chris Paul: "Er war unglaublich. Er ist einer der besten Spieler und definitiv der beste Point Guard der Liga, so eine Leistung kann einen also nicht wirklich überraschen."

Luol Deng (Bulls): "Das ist nicht unbedingt meine Art von Spiel, aber es hat Spaß gemacht. Es war erholsam, mal ausnahmsweise keine Verteidigung spielen zu müssen. Und Joakim hat seine Spielweise eiskalt durchgezogen. Er wollte unbedingt gewinnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor der Tip-Off: Wenig überraschend werden die All-Stars hier mit Pauken und Trompeten vorgestellt. R'n'B-Superstar Ne-Yo eröffnet die Party mit einem launigen Auftritt, dann kommen Trainer Erik Spoelstra und die Ost-Reservisten. Dann kommen die fünf Starter Bosh, Garnett, Anthony, Wade und James.

Den ersten Höhepunkt des Abends erreichen wir aber bei der Vorstellung des Westteams. Klar, wir sind ja auch in Houston. Zunächst noch mal Ne-Yo, dann geht die Post ab! Besonders bei James Hardens Vorstellung kocht die Stimmung nahezu über. Aber auch die Starter Howard, Griffin, Durant, Bryant und Paul werden lautstark empfangen.

Zu guter Letzt ein drittes Mal Ne-Yo (warum nicht?) und die Hymnen: Gloria Reuben mit der kanadischen (was Rapper Drake auf der Tribüne fast zu Tränen rührt) und John Legend auf seine unnachahmliche Art mit der US-amerikanischen.

4.: Der Westen führt zunächst deutlich, das erste große Highlight besorgt aber die Miami Connection. Wade off the glass zu LeBron - Slam Dunk! 12:6 für den Westen.

10.: Noah erst mit einem Block gegen Randolph, danach mit einem Offensivrebound und Putback. Klar, der Bulls-Center kennt nur eine Gangart, und mit der bringt er den Osten erstmals in Führung, 24:23.

15.: Wow, was für ein Move von Irving! Mit einem Inside-Out-Dribbling schneidet er durch die Pick'n'Roll-Defense und stopft. Anschließend drückt er aufs Tempo und spielt einen wunderschönen Assist auf Deng. Darauf hatten viele Fans gehofft. 38:34 für den Westen.

19.: Durant gibt hier in der ersten Hälfte ein Statement in punkto MVP-Kandidatur ab. Fast ein bisschen unbemerkt hat der Thunder-Star 14 Punkte angesammelt. Sein letzter Dunk nach Spin Move an der Baseline gegen Wade blieb natürlich nicht unbemerkt. 50:50.

23.: Griffin foult Anthony beim Dreier, auch eine Szene, die nicht oft vorkommt. Anthony macht einen seiner drei Freiwürfe und hält die Partie eng, 65:61.

Halbzeit: In der Pause wird ein musikalischer Leckerbissen geboten. Alicia Keys performt hier ihre größten Hits, von "Empire State of Mind" über einen "Girl On Fire"-Remix und "No One" bis "New Day". Die Show in Houston stimmt, so viel steht fest.

28.: Howard für drei! Der Westen ist wieder vorn, aber James und Wade halten den Osten im Spiel. 78:77.

31.: Wade macht immer mehr Druck, auch Durant scort nach Belieben. Aber wenn Paul jetzt neben seinen ganzen Vorlagen auch noch selbst Punkte auf das Scoreboard bringt, ist er der MVP-Topfavorit. Ein Dreier und ein Dreipunktspiel direkt nacheinander sind ein guter Anfang. 91:89 für den Westen.

39.: Beide Teams spielen gerade mit den Reservisten, der Westen hinterlässt dabei den viel besseren Eindruck. Vor allem, weil Westbrook und Harden nach wie vor exzellent harmonieren. 119:109, der Osten mit zu vielen Einzelaktionen.

41.: Irving ersetzt Holiday - und schon läuft es wieder. Zwei Dreier des Three-Point-Champions in Folge, 119:118 für den Westen. Beide Coaches schicken jetzt wieder ihre Starter aufs Feld, die Crunchtime hat begonnen!

46.: Bryant hatte bisher ein ruhiges Spiel, jetzt aber tritt er in Erscheinung! Zunächst nimmt er Bosh im One-On-One und scort locker, dann blockt er LeBrons Jumper, womit Durant zu leichten Punkten führt. Der Westen führt klar mit 136:126.

Western Conference vs. Eastern Conference: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Chris Paul. Ein absolut verdienter MVP, weil er nicht wie einige andere vor allem punkten wollte, sondern in erster Linie auf eine gute Show bedacht war und seine Mitspieler einsetzte. Die Folge waren zahlreiche leichte Dunks für Blake Griffin und Kevin Durant. Wenn er nicht anders konnte, nahm er aber auch mal einen Wurf - und traf dabei sieben von zehn Versuchen.

Überragend waren seine beiden Dreier in Crunchtime, einmal gegen Chris Bosh, einmal gegen Joakim Noah. Am Ende standen 20 Punkte und 15 Assists (plus 4 Steals) zu Buche - Zahlen, die zuvor in einem All-Star Game nur Magic Johnson (1985) und Isiah Thomas (1984) erreichten.

Der Flop des Spiels: Craig Sager. Der "TNT"-Reporter ist für seine schrägen Outfits berüchtigt. Beim All-Star Game schoss er einmal mehr den Vogel ab und trat mit einem silbern-anthrazit glitzernden Zweiteiler auf, der den Spielern Kopfschmerzen bereitete.

Sagers "Intimfeind" Kevin Garnett, der ansonsten einen ruhigen Abend verlebte und zugunsten der jungen Spieler auf Minuten verzichtete, hatte im Interview seinen großen Auftritt und brachte es auf den Punkt: "Du musst dringend aufhören, solche Klamotten zu tragen. Du siehst aus wie Weihnachtsdeko."

Analyse: Was sollen wir hier große Worte über taktische Feinheiten und dergleichen verlieren? Das ist natürlich nicht Sinn eines All-Star Games, auch wenn die Mannschaften gegen Ende meist ihren Ehrgeiz entdecken.

Das Spiel der besten Basketballer der Welt ist nun mal eine Spaßveranstaltung, und das wurde schon im ersten Viertel deutlich: Wenig Defense, viele Dunks und jede Menge Lacher auf beiden Seiten.

Der einzige Spieler, der zumindest ein bisschen verteidigte, war anfangs Chris Paul. Der Point Guard des Westens verbuchte zwei Steals im ersten Viertel und erzwang einen weiteren Turnover von LeBron James, den Kobe Bryant aufnahm.

Auch offensiv war Paul Dreh- und Angelpunkt seines Westteams. Mit neun Assists allein in der ersten Hälfte und einigen vorzüglichen Moves - unter anderem dribbelte er Chris Bosh den Ball durch die Beine - zog er das Spiel der Mannschaft auf. Insbesondere Kevin Durant und Blake Griffin profitierten von Pauls Pässen.

Auf Seiten des Ostens kamen Carmelo Anthony und LeBron James gut in die Partie, im zweiten Viertel avancierte aber immer mehr Dwyane Wade zum besten Spieler. Mit 12 Punkten und 6 Assists in Halbzeit eins gab auch er seine MVP-Bewerbung ab.

Im dritten Viertel ein ähnliches Bild: Wade und James hielten den Osten im Spiel, Paul und Durant stachen beim Westen heraus. Der eine oder andere Fan im Toyota Center hatte vielleicht leise Hoffnungen gehegt, dass Lokalmatador James Harden ein Wörtchen mitreden kann bei der MVP-Wahl.

Hardens Zusammenspiel mit seinem Ex-Teamkollegen Russell Westbrook funktionierte immer noch, gemeinsam bauten sie eingangs des Schlussviertels die Führung des "Heimteams" aus. Trotz seiner insgesamt 15 Punkte war Harden am Ende aber doch nur eine Randerscheinung gegenüber den echten MVP-Anwärtern.

Zu denen zählte auch Kyrie Irving nicht, auch wenn er den Osten mit zwei Dreiern zurück in die Partie brachte und ein sehr gutes Spiel machte. Clevelands Zukunft sieht in der Tat rosig aus. Und Irving stand bis zum Schluss auf dem Court, weil Kevin Garnett auf Spielzeit verzichtete.

Im Westen wiederum war Harden der Reservist, der die Schlussphase auf dem Platz miterlebte. Für ihn blieb Dwight Howard auf der Bank. Und dieses Lineup war letztlich zu offensivstark für den Osten. Paul nahm das Heft in die Hand und brachte Punkt um Punkt aufs Scoreboard, genauso beeindruckend war aber die Defense, die Kobe Bryant gegen LeBron James spielte.

Der Oldie degradierte den Megastar in den letzten Minuten zur absoluten Randfigur, stattdessen kämpften der bärenstarke Carmelo Anthony und überraschend Paul George um den Anschluss - vergeblich.

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