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Miami scheitert an der eigenen Inkompetenz

Von SPOX
Chicago-Bulls-Power-Forward Carlos Boozer war für die Miami Heat nicht zu stoppen
© Getty

Einmal mehr verliert der Champion den Kampf um die Rebounds - und damit das Heimspiel gegen Chicago. Joakim Noah feixt. Derweil feiern Houston und OKC Kantersiege, Boston beendet in beeindruckender Manier die Misere. Und die Nets machen es gegen Washington ganz spannend.

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Miami Heat (22-9) - Chicago Bulls (18-13) 89:96

Die Heat hatten schon häufiger Mühe mit der Reboundarbeit, aber wenn es so läuft wie gegen Chicago, dann könnte sie zum echten Problem werden.

Chicago gewann den Kampf an den Brettern mit 48:28 für sich, holte allein in der Offensive 19 Rebounds und bekam so jede Menge zusätzlicher Wurfchancen. "Jeder hat gesehen, was der überwältigende Unterschied zwischen beiden Teams war", äußerte Miamis Coach Erik Spoelstra seinen Frust. "Sie haben Volleyball mit uns gespielt."

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Selbst LeBron James (30 Punkte) kam auf unterdurchschnittliche 6 Rebounds, dazu verteilte er lediglich zwei Assists. Nur Dwyane Wade (22) und Chris Bosh (14) punkteten ebenfalls zweistellig.

"Es ist immer schön, die Heat zu schlagen", beschwor Joakim Noah (13 Punkte, 12 Rebounds) die Rivalität mit dem Champion. "Außerdem können wir heute Abend durch die Stadt ziehen. Wir haben nicht immer großartig gespielt, aber das hier war vielleicht der beste Sieg der Saison."

Garanten für den Erfolg war neben Noah vor allem Carlos Boozer (27 Punkte, 12 Rebounds), der in den letzten Spielen mächtig ins Rollen gekommen ist und vier Double-Doubles in Folge zu Buche stehen hat.

Für Miami war es die dritte Heimpleite der Saison. "Ich bin nicht sicher, ob diese Small-Ball-Geschichte gegen uns funktioniert. Nicht wenn wir jemanden wie Booz auf unserer Seite haben", goss Noah zusätzliches Öl ins Feuer.

Boston Celtics (15-17) - Indiana Pacers (19-14) 94:75

Gerade wenn man bereit ist, die Celtics komplett abzuschreiben, zeigen sie einem, wie gut sie sein können. Wie gut vor allem ihre Defense sein kann. Der Rekordmeister hielt die Pacers bei einer Field-Goal-Quote von 31,8 Prozent und verteidigte so intensiv, dass Kevin Garnett das Ende des Spiels nicht miterlebte.

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Der Big Man schlug im vierten Viertel nach dem Ball, erwischte aber Tyler Hansbroughs Gesicht und wurde mit einem Flagrant-2-Foul des Feldes verwiesen. "Ich glaube, die Refs haben verzweifelt versucht, das Spiel unter Kontrolle zu halten", äußerte Coach Doc Rivers sein Unverständnis.

Zum Glück für Boston war die Partie zu dem Zeitpunkt schon weitgehend entschieden. "Wir haben diesen Sieg dringend gebraucht, es war Zeit, die Blutung der letzten Zeit zu stoppen", sagte Garnett nach zuletzt vier Pleiten in Folge.

Indianas Coach Frank Vogel sah ein: "Es war nur eine Frage der Zeit, ehe ihre Defense wieder so steht, wie man das gewohnt ist. Und das hat man heute gesehen." Hansbrogugh war mit 19 Punkten bester Pacer, die eigentlichen Topscorer David West und Paul George trafen zusammen nur 8 von 36 Würfen.

Bei den Celtics punkteten vier Spieler zweistellig, allen voran Rajon Rondo und Garnett (je 18). Rookie Jared Sullinger trug 7 Punkte und 10 Rebounds bei. Richtig mies von der Linie waren jedoch beide Teams. Boston traf nur 10 von 18 Freiwürfen, Indiana 17 von 28.

Milwaukee Bucks (16-15) - Houston Rockets (19-14) 101:115

An den Brettern hatte Houston gegen die imposante Big-Man-Rotation der Bucks wenig zu bestellen (49:35 Rebounds für Milwaukee). Aber wer braucht schon Rebounds, wenn er so heiß ist wie die Rockets?

Die Texaner verteilten überragende 30 Assists, trafen 13 Dreier und insgesamt 54 Prozent ihrer Würfe, der Lauf des Playoff-Anwärters geht unaufhaltsam weiter.

Houston hat jetzt zehn der letzten 13 Spiele gewonnen und dabei nur vier Mal nicht die 100-Punkte-Marke geknackt. James Harden war selbstredend bester Scorer (29), Carlos Delfino erzielte gegen sein Ex-Team 22 Zähler. Ebenfalls stark von der Bank präsentierten sich Patrick Patterson und Toney Douglas (je 18).

Nach anfänglichen Problemen in der Defense drehte der Gast im dritten Viertel (30:14) die Partie. "Viel besser als in diesem Abschnitt können wir nicht spielen", war Coach Kevin McHale begeistert. "Wir waren in der Defense voll fokussiert, haben ihre Pläne durchkreuzt und sind ins Laufen gekommen. Dadurch haben wir gute Würfe bekommen, die wir alle gemacht haben."

Milwaukee dagegen hat seit dem Sieg über Meister Miami drei Spiele in Folge in den Sand gesetzt. "Wir sind ohne Energie und Konzentration aus der Pause gekommen", befand Coach Scott Skiles. "Das war so ziemlich der schlimmste Einbruch, denn ich je gesehen habe."

Einziger Schockmoment für die Rockets in der zweiten Hälfte war eine blutende Wunde an Jeremy Lins Kopf, nachdem der mit Larry Sanders zusammen geprallt war. Lin (8 Punkte, 7 Assists, 4 Steals) musste behandelt werden, konnte aber weitermachen.

Memphis Grizzlies (20-10) - Portland Trail Blazers (17-15) 84:86

Es geht weiterhin hin und her bei den Grizzlies. Nach einem mäßigen Dezember hat Memphis auch im neuen Jahr schon wieder eine Niederlage zu Buche stehen.

Zach Randolph verpasste die Partie mit einem Infekt, Marreese Speights rückte auf und machte sein bestes Saisonspiel (22 Punkte, 13 Rebounds), doch außer dem Big Man und Rudy Gay (19) konnte keiner offensiv so recht überzeugen.

"Wir haben überhaupt nicht so gespielt, wie wir das vorhatten", sagte Marc Gasol nach 12 Punkten und überragenden 8 Blocks. "Sie konnten ihre Defense aufstellenund offensiv ihre Würfe nehmen. Es lag mehr an uns als an ihnen."

LaMarcus Aldridge (15 Punkte, 12 Rebounds) sah das freilich etwas anders: "Wir haben exzellent verteidigt. Wir haben uns in der Schlussphase sehr gut auf ihren Plan eingestellt, schienen immer zu wissen, was sie vorhaben."

Ein Sonderlob vom Coach bekamen Wes Matthews (21) und Nic Batum (11), die im Wechsel Gay verteidigten und ihn nach der Halbzeit bei mageren zwei Punkten hielten: "Sie haben die Herausforderung angenommen und den Test bestanden", so Terry Stotts. Ebenfalls überzeugend: J.J. Hickson (15 Punkte, 12 Rebounds, 5 Blocks).

Oklahoma City Thunder (25-7) - Philadelphia 76ers (15-19) 109:85

Für die Thunder war es nach der Pleite gegen Brooklyn wichtig, die Heimat in guter Erinnerung zu behalten. In nächster Zeit werden sie die Chesapeake Energy Arena nur selten zu sehen bekommen.

Zwölf der nächsten 15 Spiele muss OKC auf des Gegners Court austragen, dabei geht's unter anderem gegen die Lakers, Nuggets, Clippers, Warriors und Grizzlies. Keine einfache Phase also, umso schöner war der Kantersieg gegen Philadelphia.

Und klar ist natürlich, dass Russell Westbrook (27 Punkte) und Kevin Durant (26) die Marschrichtung beim Blowout vorgaben. Serge Ibaka trug 15 Punkte und 10 Rebounds bei, verzeichnete allerdings zum ersten Mal seit dem 24. November (gegen die 76ers!) keinen Block. In jedem anderen Saisonspiel hat der Power Forward wenigstens einen Wurf gestoppt.

"Natürlich wollen wir unsere Fans zu unserem Vorteil nutzen", sagte Westbrook, nachdem das letzte Heimspiel noch so eine bittere Enttäuschung gebracht hatte. Durant ergänzte: "Unsere Defense war richtig gut. Coach Brooks hat betont, dass wir uns auf die Verteidigung konzentrieren sollen, und das haben wir getan."

Trotz der aggressiven Spielweise der Thunder bekamen die Sixers nur acht Freiwürfe zugesprochen - und die schoss allesamt Nick Young (21). "Das hat nichts damit zu tun, dass wir verpfiffen wurden", betonte allerdings Coach Doug Collins. "Wir müssen einfach mit mehr Dampf zum Korb ziehen und Pfiffe erzwingen."

Philadelphia, das jetzt fünf der letzten sieben Spiele (alle auswärts) verloren hat und noch noch San Antonio muss, wird der Spielplan allerdings jetzt deutlich angenehmer: 13 der dann folgenden Partien sind Heimspiele. Die Sixers bekommen also im Vergleich zu den Thunder das Kontrastprogramm.

Toronto Raptors (12-21) - Sacramento Kings (13-20) 96:105

Die Beziehung zwischen den Kings und DeMarcus Cousins ist einzigartig: Er ist einer der größten Problemfälle der Liga und unreif wie ein kleines Kind, aber er ist auch einer der talentiertesten und besten Big Man.

Und wenn er spielt wie zuletzt, dann ist er nicht zu stoppen - und für Coach Keith Smart unersetzlich. "Er ist derzeit in einer guten Position und er wird noch viel besser", lobte Smart. "Er hatte viel Energie und hat diese genutzt, um seine Mitspieler einzusetzen anstatt alles zu erzwingen."

Cousins machte 31 Punkte und holte 20 Rebonds, dazu kamen 4 Assists. "Wir spielen guten Teambasketball. Es ist egal, wer die Punkte macht. Wenn einer unserer Jungs gut drauf ist, bekommt er den Ball", bewies Cousins selbst erstaunliche Reife im Post-Game-Interview.

Auch John Salmons ist aufgefallen, dass es mit dem jungen Center aufwärts zu gehen scheint: "Er ist mehr bei der Sache und versteht das Spiel besser. Er weiß, wie man Spiele gewinnt. Er arbeitet für die Mannschaft und hilft uns vielleicht, unsere Bilanz zu verbessern und vielleicht noch um die Playoffs zu kämpfen.

Dieser Plan ist vielleicht ein bisschen sehr optimistisch, aber ein Sieg über die Raptors ist dieser Tage bestimmt keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Niederlage gegen Sacramento war erst die zweite in den letzten zehn Partien, Toronto verlor trotz 24 Punkten von Kyle Lowry, 20 von Alan Anderson und einem Double-Double von Ed Davis (11 Punkte, 13 Rebounds, 3 Blocks).

Die Entscheidung fiel im dritten Viertel, als die Gastgeber nur 3 ihrer 21 Würfe verwandelten und sechs Ballverluste verzeichneten. "Keine Ahnung, was da mit ihnen los war", so Smart. "Aber ich weiß, dass wir gut gespielt haben."

Detroit Pistons (13-22) - Atlanta Hawks (20-11) 85:84

Der Lauf der Pistons geht weiter, genauso wie der Aufstieg von Austin Daye und Andre Drummond. Daye machte beim vierten Sieg in Folge 20 Punkte, Drummond blockte den möglichen Game-Winner Lou Williams'.

Dennoch ärgerte sich Coach Lawrence Frank: "Wir müssen noch viel lernen. Im vierten Viertel müssen wir einfach abgeklärter werden." Die Pistons hätten beinahe einen 19-Punkte-Vorsprung verspielt.

Wie zuletzt war die Bank einer der großen Trümpfe der Gastgeber, die Reservisten machten 41 Punkte, die der Hawks nur 14. "Wir spielen guten Teambasketball", sagte Daye. "Die Starter und Bankspieler motivieren sich gegenseitig."

Washington Wizards (4-27) - Brooklyn Nets (18-15) 113:115 2OT

Die Wizards haben ja schon viele bittere Pleiten kassiert, aber kaum eine dürfte so bitter gewesen sein wie diese gegen die Nets. "Wie oft waren wir schon in dieser Situation? Ich habe aufgehört zu zählen", so Coach Randy Wittman.

Rookie Bradley Beal (24 Punkte) hätte einer der Helden des Abends werden können, als er mit ablaufender Uhr in der ersten Overtime per Dreier zum Ausgleich vollstreckte. "Er hat uns im Spiel gehalten, obwohl es dazu nie hätte kommen dürfen", erinnerte Wittman daran, dass Washington bereits mit sechs Punkten geführt hatte.

Nene (20) hatte im vierten Viertel für den Ausgleich gesorgt. Und in der zweiten Overtime sah alles nach einer erneuten Verlängerung aus, ehe Joe Johnson (18) per Jumper 0,7 Sekunden vor Schluss den Sieg für Brooklyn.

"Dafür sind die großen Spieler da", so Coach P.J. Carlesimo. Beste Spieler der Nets waren Brook Lopez (27 Punkte, 13 Rebonds), Deron Williams (24 Punkte, 7 Rebounds, 10 Assists) und Andray Blatche (13 Punkte, 12 Rebounds), der bei seiner Rückkehr nach Washington mit Buhrufen empfangen wurde.

"Es gibt Spieler, die in so einer Situation einknicken. Ihn haben die Buhrufe zusätzlich motiviert", war Carlesimo begeistert. Blatche hatte dafür eine einfache Erklärung: "Ich spiele ja nicht für die Wizards und ihre Fans. Ist doch klar, dass sie buhen."

Charlotte Bobcats (8-24) - Cleveland Cavaliers (8-26) 104:106

33 Punkte vom überragenden Irving, das nächste Double-Double von Tristan Thompson (19 Punkte, 13 Rebounds) und ein Sieg: Für die Cavs war das Spiel gegen Charlotte ein voller Erfolg.

"Ich bin total heiß gelaufen, meine Jungs haben mir immer wieder den Ball gegeben", so Irving über seine Performance. Und über den Game-Winner, den der Point Guard eine Sekunde vor Schluss versenkte: "Für diese Momente lebe ich."

Kollege C.J. Miles (18) war begeistert: "Im vierten Viertel hat er diesen Blick in den Augen, das ist so, seit er in der NBA ist. Er kann dann immer noch einen Gang hochschalten."

Für Charlotte überzeugte einmal mehr die sehr starke Guard-Rotation: Ben Gordon (27), Ramon Sessions (20), Gerald Henderson (17) und Kemba Walker (11) punkteten allesamt zweistellig. Das Problem der Bobcats ist eher, dass sie niemand unter den Körben haben, der die Shooter entlastet. Kein Power Forward oder Center machte mehr als 4 Punkte.

Phoenix Suns (12-22) - Utah Jazz (17-17) 80:87

Nach dem Ende der Niederlagenserie und dem Sieg gegen Philly hat Phoenix gleich die nächste Pleite eingesteckt - die siebte in den letzten acht Partien. Und wie im vorletzten Spiel gegen Minnesota war es die Big-Man-Rotation der Gäste die den Suns Probleme bereitete.

Al Jefferson (20 Punkte, 8 Rebounds) und Paul Millsap (19 Punkte, 10 Rebounds, 5 Steals) führten Utah zum Sieg, Gordon Hayward trug 14 Zähler bei und Randy Foye (13).

"Wir haben immer wieder die Zone attackiert und uns nicht auf Distanzwürfe verlassen", erklärte Jefferson das Erfolgsrezept, dass gegen Phoenix zur Regel werden könnte und zu einem 60:28-Vorteil in Korbnähe führte.

Ein zweites großes Problem der Gastgeber: die Turnover. Mit 21 Ballverlusten verbuchte Phoenix ein Season-High. "Und die meisten waren nicht erzwungen, wir haben den Ball einfach hergeschenkt", ärgerte sich Suns-Coach Alvin Gentry.

Marcin Gortat (18 Punkte, 11 Rebounds) hinterließ den besten Eindruck bei den Suns, vier weitere Spieler punkteten zweistellig.

Der NBA-Spielplan im Überblick

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