NBA

Rivalität? Inzwischen ein ungleiches Duell

Von Philipp Dornhegge
LeBron James und Paul Pierce haben sich schon so manches legendäre Duell geliefert
© Getty
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Small Forward: Paul Pierce vs. LeBron James

Pierce (18,8 Punkte, 5,7 Rebounds): "The Truth" ist in dieser Saison vielleicht der verlässlichste und konstanteste Spieler der Celtics. Kaum einmal ragt Pierce richtig heraus, dafür kann man eine zumindest solide Leistung meist schon vor dem Tip-Off verbuchen.

Aber auch Pierce ist in die Jahre gekommen, das merkt man vor allem in der Defense. Im Eins-gegen-Eins längst nicht mehr so bissig wie in den letzten Jahren, verbucht er aber immerhin mit 1,4 Steals aktuell seinen besten Wert seit 2005.

Und das, obwohl er mit 33,5 Minuten so wenig spielt wie nie zuvor. Dafür hat Pierce wiederum Probleme mit seinem Wurf: 42,0 Prozent aus dem Feld ist der schlechteste Wert seit 2004, 79,7 Prozent von der Freiwurflinie der schlechteste seit 2006.

James (26,4 Punkte, 8,1 Rebounds): Was soll man über LeBron James großartig schreiben? Der King spielt konstant wie eh und je. James hat im Grunde keine Schwächen und kann von der Eins bis zur Vier alles spielen. Seine Zahlen (26,4 Punkte; 8,1 Rebounds; 7,1 Assists) bewegen sich eigentlich immer annähernd im Triple-Double-Bereich.

James gehört neben Kobe Bryant und Kevin Durant zu den dominanten Persönlichkeiten der Liga und nimmt in dieser Saison eine Bestmarke nach der anderen ins Visier. Der dreifache MVP erreichte im Spiel gegen Golden State als jüngster Spieler aller Zeiten die 20.000-Punkte-Marke und knackte in der gleichen Partie auch die 5000-Assist-Marke. Mit 28 Jahren dürfte er dabei noch nicht einmal auf dem Zenit angekommen sein.

Fazit: Als LeBron James noch in Cleveland spielte, war das Duell Pierce vs. James ein Must-See in den Playoffs. Wer erinnert sich nicht an Spiel 7 der 2008er Playoffs, als Pierce mit 41 Punkten Boston zum Sieg führte und LeBrons 45 Punkte wertlos machte? Vorher und anschließend gab es zahllose weitere faszinierende Begegnungen.

Jedoch wird aus der Rivalität immer mehr ein ungleiches Matchup. James ist der beste Spieler der Welt und wird immer noch besser, Pierce ist klar auf dem absteigenden Ast und steckt seit Wochen in einer tiefen Wurfkrise. Im direkten Aufeinandertreffen hat der Celtic zunehmend Probleme zu scoren, in der Defense kann er James nur noch mit viel Mühe das Leben schwer machen. Vorteil Miami.

Power Forward: Brandon Bass vs. Udonis Haslem

Bass (7,4 Punkte, 4,9 Rebounds): Der Power Forward steht in der Kritik, weil er lustlos wirkt, fünf Punkte weniger macht als im Vorjahr und so richtig überzeugend nur an der Freiwurflinie agiert.

Dabei passt sein Spiel - Bass ist in Bestform ein bissiger Rebounder und verfügt über einen soliden Jumper von der Baseline und der Linie - gut in die Halfcourt Offense der Celtics, aber wie beim restlichen Team fehlen regelmäßig ein paar Prozent.

Haslem (3,6 Punkte, 5,5 Rebounds): Nicht zufrieden mit seiner Saison kann auch Udonis Haslem sein. Der erfahrene Big Man der Heat spielt so wenige Minuten wie nie zuvor (19,4 pro Spiel) und hat sich bei den Punkten seit 2008 Jahr für Jahr verschlechtert.

Nicht selten wird Haslem Opfer der Small-Ball-Taktik von Coach Erik Spoelstra, bei der Chris Bosh als Center und LeBron James als Power Forward auflaufen. Doch auch in einer konventionellen Aufstellung wird Haslem immer wieder Joel Anthony vorgezogen.

Fazit: Not gegen Elend, so kann man dieses Positionsduell in Relation zu den anderen Matchups bezeichnen. Bei den Power Forwards wird mit Sicherheit nicht über den Ausgang der Partie entschieden, aber vielleicht kann der eine oder der andere mit einem guten Spiel Eigenwerbung bei seinem Coach betreiben. Aufgrund der besseren Einbindung ins Spiel seines Teams hat Bass grundsätzlich da die besseren Karten. Aber zuletzt war auch er richtig schwach (0 Punkte in Atlanta).

Center: Kevin Garnett vs. Chris Bosh

Garnett (14,7 Punkte, 7,2 Rebounds): Garnett ist und bleibt ein Meister der Defense. Er spielt als Verteidiger Psychospielchen mit seinen Gegnern, versucht sie in den Wahnsinn zu treiben, verteilt Ellenbogen und spielt zudem mit die beste Help Defense der Liga. Die anderen Teams "hassen" ihn dafür, die eigenen Mitspieler lieben ihn ob seiner Intensität.

Dabei ist auffällig, wie viel schlechter Bostons Defense ist, wenn Garnett eine Pause bekommt. In der Offense besticht er nach wie vor als vielseitiger Scorer: Post Up, Pick'n'Pop, Spot-Up-Shooter - alles kein Problem für Garnett.

Bosh (17,2 Punkte, 7,2 Rebounds): Was Garnett für Bostons Defense ist, ist Bosh für Miamis Offense: praktisch unverzichtbar. Denn er ist der mit Abstand beste Schütze unter allen Big Men der Heat, macht so das Spiel breit und die Zone für James und Wade frei. Heimlich, still und leise trifft Bosh so gut wie noch nie aus dem Feld (54,2 Prozent) und hat bei den Blocks wieder seinen Bestwert aus den ersten beiden Spielzeiten in Toronto erreicht (1,4 pro Spiel).

Allerdings redet darüber kaum jemand. Das einzige Thema, das Fans und Experten derzeit in Bezug auf Bosh zu interessieren scheint, sind seine miserablen Reboundzahlen. Monat für Monat wird er schlechter, lässt Aggressivität und Einsatz vermissen. Dabei hat Bosh oft genug bewiesen, dass er zweistellige Reboundzahlen auflegen kann.

Fazit: Beide sind eigentlich Power Forwards, beide müssen aufgrund der Kaderstruktur aber als Center auflaufen. Garnett hat sich an diese Rolle schon gewöhnt, erfüllt sie mit Bravour. Bosh tut sich gegen körperlich starke Gegner schwer, bringt nicht Garnetts Toughness mit und ist eher ein filigraner Typ. Gegen die Celtics bleibt ihm ein echter Center erspart, das Duell mit Garnett hat er schon in der Vergangenheit gut angenommen und gemeistert. Kleiner Vorteil für Bosh, weil er mit einem Spielertypen wie Garnett auch in der Defense gut klarkommt.

Teil I: Die Guard-Positionen

Teil III: Die Bank, die Coaches und die Prognose