NBA

Lakers gehen in Memphis unter

Von Jan-Hendrik Böhmer
Kobe Bryant und die Los Angeles Lakers haben zehn der letzten zwölf Spiele verloren
© Getty

Die Los Angeles Lakers (17-25) können die Talfahrt einfach nicht stoppen. Gegen die Memphis Grizzlies (26-14) setzte es eine 93:106 Niederlage. Für Kobe Bryant und Co. war es bereits die zehnte Pleite in den letzten zwölf Spielen.

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Die Lakers dürften froh sein, dass sich der Januar langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Die erschreckende Bilanz: Nur zwei der letzten zwölf Spiele gewonnen, die sieben letzten Auswärts-Spiele verloren. In den vergangenen 20 Jahren waren die Lakers nur einmal so schlecht: 2004-05 - und da verpassten sie die Playoffs.

Und es kommt noch dicker. Dwight Howard musste nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit (2 Punkte, 2 Rebounds) in der Kabine bleiben. Die rechte Schulter macht erneut Probleme. Für ihn rückte Gasol in die erste Fünf - und war mit 13 Punkten, und 8 Rebounds noch einer der besten Spieler bei den Lakers. Top-Scorer für Los Angeles war Kobe Bryant mit 29 Punkten, gegen den die Grizzlies lange Zeit kein Mittel fanden.

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Memphis zeigte eine geschlossene Team-Leistung. Bester Spieler auf dem Court war aber Darrell Arthur, der von der Bank kam und 20 Punkte (9 Rebounds, 3 Assists) erzielte. Ebenfalls stark: Mike Conley mit 19 Punkten und 6 Assists.

Die Reaktionen:

Darrell Arthur (Grizzlies): "Wir hatten einen schwachen Start und mussten dringend aggressiver werden - das ist uns gelungen. Wir haben immer versucht, eine positive Einstellung zu behalten und einfach weiterzumachen. Später war unser Speed dann gut und wir konnten angreifen. Wir haben die Paint dominiert und gewonnen."

Mike D'Antoni (Coach Lakers): "Ich glaube nicht, dass sie so hart gespielt haben, wie sie können. Das ist erschreckend. Ich will damit sagen, dass ich nicht weiß, wie wir härter spielen oder jemanden die Schuld geben können. Wir haben einfach nicht gut gespielt."

Pau Gasol (Lakers): "Wir haben das Team offensiv um einiges besser aussehen lassen als sie eigentlich sind. Das ist sehr schlecht. Sehr besorgniserregend."

Tony Allen (Grizzlies): "Wir haben gezeigt, dass wir trotz Widrigkeiten gewinnen können. Wenn dies passiert, wenn Spieler sich verletzen, dann halten wir zusammen."

Earl Clark (Lakers): "Es ist immer wieder das Gleiche. Wir brechen in der Defensive ein, sie bekommen einen Lauf und für uns geht es weiter abwärts."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Lakers erneut mit Earl Clark in der Starting Five, Pau Gasol dafür nur auf der Bank. Außerdem auf dem Court: Metta World Peace, Dwight Howard, Steve Nash und Kobe Bryant.

Die Grizzlies, die am Dienstag Marreese Speights, Wayne Ellington, Josh Selby und einen Draft-Pick nach Cleveland verschifft hatten, mussten auf den im Gegegnzug gekommenen Jon Leuer verzichten, da sein Vertrag noch nicht abgesegnet war. Zu Beginn dabei: Zach Randolph, Rudy Gay, Marc Gasol, Mike Conley und Tony Allen. Die Bank hingegen ziemlich dünn. Als Lückenfüller wurde am Vormittag kurzfristig Chris Johnson aus der D-League per 10-Tages-Vertrag verpflichtet.

2.: Die Grizzlies mit einem verheerenden Start. Drei Turnover in den ersten zwei Minuten. Da kann sich Nash auf der anderen Seite sogar einen Pass in die Zuschauerränge erlauben - und ungestraft den selben Spielzug gleich noch einmal versuchen. Pass auf Bryant unter dem Korb. Layup. Drin. 6:0 für die Lakers.

6.: Bitter für Memphis! Sie sind ohnehin schon dünn besetzt, und dann müssen Gasol und Randolph auch noch extrem früh wegen Foul-Problemen auf der Bank platznehmen. Dafür dreht Arthur jetzt auf: 2 Shots, 2 Scores. Und schon steht es 11:11.

11.: One-Man-Show bei den Lakers. Bryant bereits mit zwölf Punkten. Ein Turnaround-Fadeaway, noch ein Turnaround-Fadeaway. Führung. 24:23 für Los Angeles.

15.: Starker Block von Arthur! Erst setzt sich Pau Gasol schön in der Paint durch, doch Arthur bleibt dran und knallt den Layup weg. Nächster Lakers-Angriff, nächstes Duell zwischen Gasol und Arthur. Diesmal Pau mit dem Elbow-Jumper. Drin. 30:28 Lakers.

18.: Die Grizzlies wechseln munter durch. Jeder darf mal ran - Wroten drin, Johnson drin. Und es funktioniert auch noch. Sehr sogar. Johnson trifft, Wroten mit dem Driving Dunk, dann mit dem Assist für Allens großen Dunk. 43:33 Memphis!

26.: Starker Start der Lakers - oder besser: von Kobe Bryant. Sechs Punkte in den etwas mehr als einer Minute und schon sind die Lakers wieder bis auf drei Punkte dran. Und das ohne Dwight Howard, denn der ist mit erneuten Beschwerden an der rechten Schulter vorsichtshalber in der Kabine geblieben. Für ihn nun Gasol drin.

33.: Gerade als die Lakers wieder in Schlagdistanz kamen, legen die Grizzlies einen 8:2-Run hin und sind dank Conley, Gasol und Randolph wieder mit 10 vorne. 77:67.

35.: Boom! Arthur mit dem krachenden Dunk. Nach dem Dreier-Versuch von Bayless schläft die komplette Lakers-Defense und Arthur kann von der Baseline unter den Korb sprinten und sich den Rebound schnappen. 81:69 Grizzlies.

43.: Jetzt geht es noch einmal ab! Bryant eigentlich mit völlig freier Bahn zum Korb - doch dann kommt Wroten mit dem Monster-Block. Bryant flippt daraufhin völlig aus und fängt sich das Technische. Wenig später Bayless mit dem Double-Handed-Dunk nach ganz starkem Gasol-Pass. Jetzt wird vorgeführt. Grizzlies mit 17 Punkten vorne.

46.: Jetzt haben die Lakers endgültig eingepackt. Alle Starter vom Court. Feierabend.

Der Star des Spiels: Darrell Arthur. Der Grizzlies-Forward kam von der Bank und war einfach überall. 20 Punkte (bei 9 von 15 Shooting), dazu gute Pässe und Rebounds auf beiden Seiten des Courts. Und was noch wichtiger war: er war immer genau dann zur Stelle, wenn es darauf ankam. Als die Lakers nach der Pause im Aufwind waren, half er zusammen mit Mike Conley (9 von 14 aus dem Feld) dabei, die Grizzlies zurück auf Kurs zu bringen. Ebenfalls beachtlich die Leistung der Rookies Tony Wroten und Chris Johnson, die wegen der knappen Bank von Coach Lionel Hollins Spielzeit bekamen.

Der Flop des Spiels: Dwight Howard. Da müssen die Big Men der Grizzlies schon früh auf die Bank und dennoch kann sich der Lakers-Center nur ganz selten durchsetzen. Es war erschreckend zu sehen, wie klar Memphis die Paint dominierte. Hinzu gesellten sich mieses Shooting (0 von 4 aus dem Feld) und ein Frust-Foul gegen Marc Gasol. Nach einer enttäuschenden ersten Hälfe war das Spiel dann auch vorbei, die Schulter machte nicht mehr mit. Als Entschuldigung zählt das allerdings nicht. Ebenfalls bezeichnend: mit Gasol in den ersten Fünf lief es besser, Gasol selbst spielte anständig.

Analyse: Sechs Spiele lang kamen die Grizzlies nicht über 85 Punkte hinaus - dann kommen die Lakers und schon klappt es wieder mit dem Scoring. Kurios: Bereits beim letzten Treffen der beiden Teams im November hatte Memphis genau 106 Punkte erzielt.

Wo die Punkte herkamen? Das ist relativ schnell zu erklären. Von einer klaren Doninanz am Brett und in der in der Paint. 60 Punkte und 52 Rebounds der Grizzlies stehen 34 Rebounds und 34 Punkten der Lakers gegenüber. Und das, obwohl mit Marc Gasol, Zach Randolph und Hamed Haddadi die Memphis' Big Men bereits im ersten Viertel jeweils zwei Fouls einsackten und daher weniger Minuten spielten.

Auf der anderen Seite hatten Howard und Pau Gasol dennoch arge Probleme, sich gegen die Grizzlies durchzusetzen. Weil Howard bis zu seinem Ausscheiden wegen der aufgebrochenen Schulterverletzung eher durch Fehlwürfe (kein Treffer aus dem Feld) und seine Rangeleien mit Marc Gasol (für die er ein Foul bekam) auffiel, zog Kobe Bryant zu Beginn oftmals unter den Korb und wurde dort von Nash gesucht.

Genau das wollten die Grizzlies aber unbedingt verhindern und taten dies mir fortschreitendem Spielverlauf auch immer besser. Die Devise lautete: Von außen trifft Bryant ohnehin alles, solange er nicht auch noch zum Korb ziehen kann, ist alles gut.

Bei den Lakers klafften hingegen weiter große Lücken in der Defense. Bezeichnend: Als Bayless Ende des dritten Viertels einen Dreier auf den Ring setzte, konnte Arthur von der Baseline gemütlich unter den Korb sprinten und sich den Rebound schnappen, dunken - und das, obwohl zwei Lakers-Spieler eigentlich viel besser positioniert waren. Einzig World Peace war teilweise mit guter Defense gegen Randolph auf der Höhe.

Hinzu kommt bei den Lakers das weiterhin teilweise schlampige Spiel. Nash leistete sich alleine in der ersten Halbzeit fünf teilweise haarsträubende Ballverluste (Pass in die Zuschauerränge), die das widerspiegelten, was seit langem über Los Angeles gesagt wird: hervorragende Einzelspieler, das Team hat sich aber noch nicht gefunden.

Ganz anders die Grizzlies, hier stimmten Teamplay und Einsatz. So kämpfte sich Memphis nach schwachen Starts zu Beginn des Spiels und dann nach der Pause mit viel Einsatz (28 Fouls - zum Vergleich 13 bei den Lakers) wieder zurück ins Spiel.

Dabei verteilte Coach Lionel Hollins die Minuten großzügig, musste er aufgrund der durch den Trade ausgedünnten Rotation allerdings auch. Doch die Reservisten zahlten ihm das Vertrauen in Form von Punkten zurück - 43 Punkte kamen von der Bank. Und selbst Rookie Wroten (extrem guter Zug zum Korb, starker Block gegen Bryant) und Johnson (2 von 4 in 7 Minuten) hinterließen einen guten Eindruck.

Memphis hofft am Freitag gegen Brooklyn auf eine Fortsetzung der erfolgreichen Heimserie. Los Angeles kehrt umgehend ins heimische Staples-Center zurück und benötigt eine klare Leistungssteigerung, um im wichtigen Spiel gegen den Playoff-Konkurrenten aus Utah gewinnen zu können. Größere Veränderungen nicht ausgeschlossen. "Wir müssen dringend etwas ändern", hatte Kobe Bryant bereits vor dem Spiel gesagt. Seine Meinung wird sich nach der Pleite eher noch verstärkt haben...

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