NBA

Heat stoppen Nets-Höhenflug

Von Jan-Hendrik Böhmer
Miamis Superstar LeBron James erzielte gegen die Brooklyn Nets 24 Punkte
© Getty

Acht Heimspiele hatten die Brooklyn Nets (27-19) zuletzt für sich entschieden. Gegen die Miami Heat (29-13) setzte es nun aber eine deutliche 85:105-Niederlage. Bester Spieler auf dem Parkett war LeBron James mit 24 Punkten.

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Respekt. Für die Nets geht es derzeit vor allem um eines: Respekt. Seit der Entlassung von Trainer Avery Johnson spielt Brooklyn guten Basketball. Unter P.J. Carlesimo lautete die Bilanz vor diesem Spiel 13-4, die letzten acht Heimspiele wurden alle gewonnen.

Das Problem: Trotz des starken Records hat kaum ein Experte die Nets für größere Postseason-Erfolge auf dem Schirm. Da kommen die Heat gerade recht. Und die Bulls. Und die Lakers. Denn so lauten die Gegner der Nets in der kommenden Woche. "Eine nette Serie", sagte Brooklyn-Guard Joe Johnson vor dem Spiel. Der Plan: Endlich mal gegen die ganz großen Namen der NBA gewinnen und sich etwas Respekt verdienen.

Gegen Miami ging das allerdings mächtig in die Hose. Nachdem Brooklyn Ende des zweiten Viertels eine starke Aufholjagd hingelegt und das Spiel ausgeglichen hatte, drehten die Heat nach der Pause auf. LeBron James (24 Punkte, 9 Rebounds, 7 Assists) und Dwyane Wade (21 Punkte, 2 Rebounds, 3 Assists) dominierten die Partie.

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Bei den Nets waren Brook Lopez (21 Punkte, 7 Rebounds, 2 Assists, 3 Blocks), der als Ersatz für den verletzten Rajon Rondo zu seinem ersten All-Star-Einsatz kommen wird, und Joe Johnson (16 Punkte, 3 Rebounds, 6 Assists) noch die besten Spieler.

Die Reaktionen:

LeBron James (Heat): "Wir hatten uns sehr auf das Spiel hier in Brooklyn gefreut. Immer wieder hat man uns von der tollen Atmosphäre hier in der Halle erzählt - jetzt wollten wir den Zuschauern auch etwas bieten. Für uns war das ein Statement-Game. Wir wollten der Konkurrenz zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind."

Chris Bosh (Heat): "Es war unser erstes Spiel in der Arena, ich hatte vor dem Spiel ein paar nette Small Talks. Wir waren heute total motivert. Wir müssen einen Weg finden, diese Energie jeden Abend aufzuwenden."

Deron Williams (Nets): "Sie haben ihre Defensive verbessert und wir sind einfach nervös geworden und haben nichts mehr auf die Reihe bekommen. Dann haben wir auch in der Defensive den Faden verloren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Heat mit dem gewohnten Lineup zu Beginn der Partie: Udonis Haslem, Lebron James, Chris Bosh, Mario Chalmers und Dwyane Wade. Bei den Nets in der Starting Five: Reggie Evans, Gerald Wallace, Brook Lopez, Deron Williams und Joe Johnson.

2.: Ganz groß gespielt von James. Erst mit dem Steal am eigenen Korb, dann der Fastbreak samt völlig uneigennützigem Bilderbuch-Pass auf Wade - Dunk. 5:2 Miami.

6.: Die Heat-Show geht weiter! Haslem wird von Wallace geblockt, doch James ist da und legt nach dem Rebound souverän rein. Dann Chalmers mit dem Rebound unter dem eigenen Korb und dem Cross-Court-Pass auf James, der sich gegen Johnson und Williams durchsetzt und erneut den Layup verwandelt. 18:8 für die Heat.

11.: Hui, der Birdman mit seiner ersten starken Aktion für die Heat! Chris Andersen, der gerade erst seinen zweiten 10-Tages-Vertrag bei den Heat unterschrieben hat, mit dem Steal gegen Williams, dann starkem Ballhandling in der Transition und gutem Zug zum Korb. Layup, Foul gezogen: Three-Point-Play. 30:19 für Miami.

17.: Jetzt mal ein schöner Fastbreak der Nets: Erst setzt Cole den Dreier daneben und Evans schnappt sich den Rebound, dann geht es ganz schnell. Evans auf Johnson und der zu Blatche mit den Driving Dunk. Brooklyn wieder ein wenig besser im Spiel - besonders dank Blatche. Vier Würfe, vier Treffer. Die Nets nur noch 8 Punkte hinten.

23.: Jetzt spielt nur noch Brooklyn. Lopez mit dem starken Pass auf Wallace in die Paint: Layup, Ausgleich! LeBron dagegen mit Problemen. Zwei Freiwürfe verpasst, dann ein Airball von Downtown. Seit dem starken Auftakt ist er nur 4-11 aus dem Feld.

29.: Da ist er wieder wach, der LeBron! Haslem mit dem Outside-Pass zu James an der Außenlinie. Dreier. Drin. Davor bereits zwei Rebounds und ein Layup. Und gleich noch einen Alley-Oop-Slam hinterher. Jetzt geht es rund. 71:57 Miami.

34.: Die Nets-Defense im Tiefschlaf. Chalmers mit dem Floater auf den Ring, und dem Hintern auf dem Hallenboden. Dennoch kann er sich den Rebound schnappen. Im Sitzen! Zwischen drei Brooklyn-Verteidigern. Er passt auf Wade, drin. 75:60 Miami.

40.: James trifft jetzt einfach alles und die Heat ziehen weiter davon. 20 Punkte liegt Miami mittlerweile in Fühung. Das Ding ist eingetütet. Jetzt gibt es ein Schaulaufen.

48.: Miller, Andersen, Jones: jetzt darf bei den Heat jeder noch einmal ran. Auch Cole. Der zeigt zum Abschluss noch einmal, wie schnell er in die Paint ziehen kann. Zwei ganz feine Layups - allerdings auch eher ohne Gegenwehr. Endstand: 105:85 für Miami.

Der Star des Spiels: LeBron James. Falls irgendjemand auf diesem Planeten noch nicht gewusst haben sollte, wie wichtig James für die Heat ist: Das Spiel gegen die Nets wäre guter Anschauungsunterricht gewesen. Als er im zweiten Viertel abtauchte, brach Miami ein. Als er nach der Pause wieder aufdrehte, riss er das komplette Team mit. Mit dem von ihm befeuerten 17:2-Run zogen die Heat uneinholbar davon. Seine zweite Halbzeit: Spektakulär. Auch Dwyane Wade lieferte ein starkes Spiel ab.

Der Flop des Spiels: Deron Williams. Der Nets-Guard (9 Punkte, 5 Rebounds, 1 Assist) traf nicht von Downtown (0-3), nahm insgesamt weniger Würfe - und fabrizierite obendrein auch noch 6 Turnover. Extrem kostspielige Turnover. Denn Miami konnte daraus fast immer Profit schlagen. Zwar ging Williams leicht angeschlagen in die Partie, dennoch entschuldigt das die Leistung nicht. Er hätte seinem Team in schwierigen Phasen Impulse geben müssen, das passierte aber insgesamt viel zu selten.

Die Analyse: Ein Spiel, zwei Gesichter. Mal spielt Miami überragenden Basketball, dann stellten sie den Betrieb wenig später komplett ein. Auch gegen die Nets wurde einmal mehr deutlich: Wenn die Heat wollen, dann können sie vermutlich jeden Gegner dominieren - sie wollen nur eben nicht immer. So wie im zweiten Viertel in Brooklyn.

Sieben Minuten waren noch vor der Pause zu Spielen, als die Heat ihre Defense größtenteils einstellten, nicht mehr aggressive zum Ball gingen - und zu allem Überfluss auch noch fahrlässig mit dem Ball umgingen. Es sah so aus, als hätte man die Partie nach dem relativ schnell herausgespielten Zehn-Punkte-Vorsprung bereits abgehakt und würde die restliche Zeit mehr oder weniger im Autopilot runterspielen wollen. Besonders James tauchte in dieser Phase ab, erzielte keine Punkte. Das Resultat: ein 18:6-Run der Nets - und der Ausgleich pünktlich zum Pausen-Buzzer.

Das rüttelte Miami wieder wach. Nach der Unterbrechung kamen die Heat deutlich aktiver aus der Kabine und legten im weiteren Verlauf einen 26:5-Run hin. Besonders James drehte in dieser Phase auf und traf aus fast allen Lagen.

Oft wurde es den Heat dabei aber auch sehr einfach gemacht. 19 Turnover der Nets resultierten in 20 Fast-Break-Points für Miami. Mit James in der Transition war der Champion kaum aufzuhalten. Hinzu kam, dass sich Miami auch noch einen Haufen Putbacks sicherte. 19 Second-Chance-Points flossen aufs Konto der Heat.

Ebenfalls stark bei Miami: Die Quote von Downtown. 57.9 Prozent der Dreier saßen - das liegt knapp 20 Prozent über dem Saisonschnitt. Allen voran James (3-4), sowie Ray Allen (2-3) und Rashad Lewis (2-3) trugen zur guten Quote bei.

Die Nets konnten eigentlich nur dann überzeugen, wenn sich die Heat eine Auszeit gönnten. Wärend der Aufholjagd kurz vor der Pause machte dabei Andray Blatche eine gute Figur. Seine Bilanz: 5 von 5 aus dem Feld und 6 Rebounds - in 13 Minuten. Doch abgesehen davon - und von der guten Leistung Brook Lopez' - ging nicht mehr viel.

Miami spielt als nächstes gegen Indiana, Brooklyn muss zu den Bulls.

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