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"In L.A. passt so gut wie nichts zusammen"

Von SPOX
Mike D'Antoni löste bei den L.A. Lakers Mike Brown als Head Coach ab
© Getty
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These: Derek Fishers Abgang ist kein Verlust für die Mavs

Timo Böckenhüser: Doch! Fishers Abgang ist ein Verlust für die Mavs. Denn der fünfmalige Champion war das, was den Mavs, wie den Bulls, momentan massiv fehlt: ein Leader. Der 38-Järige hat mit den Lakers schon so viele Schlachten geschlagen und weiß einfach, worauf es ankommt. Zudem wäre er Darren Collison, dem Point Guard der Zukunft in Dallas, und dessen Backup Roddy Beaubois ein hervorragender Mentor gewesen. Fisher war zwar nie ein großer Scorer, dafür aber der Inbegriff von Konstanz und Erfahrung. Und genau daran hapert es Collison momentan am meisten. Auch, weil er nie einen erfahrenen Lehrer an seiner Seite gehabt hat. Derek Fisher, der fast 1200 Spiele auf dem Buckel hat, hätte Collison die Feinheiten des Playmakings beibringen können. Statistisch hat er zwar nicht viel gerissen, doch er hat dem Spiel der Mavs in den entscheidenden Phasen Führung und Ruhe verliehen. Von daher schmerzt sein Abgang - auf und vor allem auch abseits des Courts - enorm!

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Haruka Gruber: Da habe ich eine andere Meinung. Vielleicht wäre Fisher einer gewesen, der den jungen Point Guards "the right way" zeigt. Vielleicht hätte er den entscheidenden Dreier zum Playoff-Einzug versenkt. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Aber das ist eigentlich alles egal, denn: Derek Fisher hatte offensichtlich keine große Lust, Teil dieses Teams zu sein, und genießt lieber sein Privatleben in LA. Und so integer er sich sonst verhält: So einer soll das Vorbild sein, an dem sich die zukünftigen Floor Generals der Mavs orientieren? Und selbst wenn Fisher geblieben wäre: Wann hätte er die Lehrlinge lehren sollen? Solche Mentor-Schüler-Beziehungen werden in der Offseason entwickelt, nicht in der hektischen Regular Season. Entsprechend war Fishers Unterschrift nicht mehr als ein aus der Not geborenes Provisorium.

Philipp Dornhegge: Die entscheidende Frage lautet: Was wollen die Mavs erreichen? Eine Playoff-Teilnahme ist mit dem Kader aus meiner Sicht drin, und wenn man da etwas reißen möchte, dann geht das nur über die Defense, die wahrlich nicht Fishers Stärke ist. Geht es den Mavs vorrangig darum, die Spieler, die sie haben, zu evaluieren und eine klare Vorstellung davon zu bekommen, wie gut sie sind beziehungsweise werden können, dann müssen sie so viel Spielzeit wie möglich erhalten. In beiden Fällen gilt: Fisher würde Collison bremsen. Wenn man sich ansieht, wie die Karriere von Collison bisher verlaufen ist, dann ist mein Eindruck der, dass der Junge stets das Gefühl haben muss, dass er gebraucht wird und unangefochten ist. Deshalb hat er damals in New Orleans Chris Paul so grandios vertreten, deshalb hat er beim Time-Sharing mit George Hill in Indiana eher enttäuscht. Schaut Euch noch mal die Zahlen aus der Saison 2009/2010 an! Und in Dallas wirkt er, seit Fisher als Zugang gehandelt wurde, gehemmt. Ich würde mir wünschen, dass man ihm einfach das Vertrauen ausspricht und ihn machen lässt. Ohne Fisher werden die Mavs, glaube ich, das Maximum aus Collison herausholen. Zumal Fishers Leadership-Fähigkeiten von Dirk Nowitzki problemlos aufgefangen werden.

Haruka Gruber: Spätestens jetzt sollte Dallas wissen, dass eine Grundsatzfrage beantwortet werden muss: Wie soll es auf der wichtigsten Position im Basketball weitergehen? Dallas muss sich endlich entscheiden! Dieses Hin und Her ist sehr befremdlich: Delonte West wird in der Preseason rausgeschmissen, Roddy Beaubois hingegen allseits gelobt und Darren Collison zu einem der größten Point-Guard-Hoffnungen überhaupt erklärt. Dominique Jones hingegen soll getradet werden - und steht plötzlich in der Starting Five, obwohl sich alle einig sind, dass Collison und Beaubois talentierter sind. Collison ist seitdem verunsichert und Beaubois spielt plötzlich gar keine Rolle mehr und verkommt zur wertlosen Trade-Masse. Was will Dallas? Wenn Collison der Spielmacher der Zukunft ist, sollten sie jemanden verpflichten, der ihn als Backup gut ergänzt. Einer aus der Kategorie Earl Watson sollte per Trade irgendwie zu bekommen sein. Oder: Die Mavs bemühen sich um einen neuen Starting-Point-Guard und schnüren ein größeres Trade-Paket. Egal wie: Alles ist besser als dieses Halbgare.

Florian Regelmann: Da bin ich eher auf Timos Seite. Meiner Meinung nach gibt es grundsätzlich so gut wie kein Team in der NBA, bei dem Derek Fisher kein Gewinn wäre. Und sei es alleine wegen seiner Präsenz im Locker Room. Der Typ ist der geborene Winner und die personifizierte Toughness. Erst mit ihm, und mit der Hereinnahme von Dahntay Jones in die Starting Five, sind die Mavs in dieser Saison mal ein wenig von ihrer Softness weggekommen. Dazu kommt, dass Dallas Fisher auch rein sportlich gut zu Gesicht stand. Es war ja phasenweise Comedy, was auf der Point-Guard-Position abgegangen ist. Ich halte weiterhin sehr viel von Collison, für dessen Entwicklung wäre es Gold wert gewesen, jeden Tag neben Fisher zu sitzen, mit ihm auf dem Feld zu stehen, ihm einfach zuzuhören. Wenn er das aber nicht kapiert und lieber jammert, kann man es eh vergessen. Wer weiß, vielleicht hätte Fisher sogar bei Beaubois (War der nicht mal untradeable?) noch was retten können. Ich sehe im Gegensatz zum Kollegen Dornhegge auch absolut schwarz für die Playoffs, selbst wenn Nowitzki schnell wieder in Form kommt. Die Konkurrenz ist einfach besser. Über OKC, San Antonio, Memphis, die Clippers und auch die Lakers müssen wir als Playoff-Teams wohl kaum sprechen. Über die Warriors und Nuggets eigentlich auch nicht. Das sind schon sieben Teams, ohne Minnesota, Utah und Houston genannt zu haben. Forget it.

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