NBA

Thunder-Power zu viel für Lakers

Von Jan-Hendrik Böhmer
Die Thunder verbesserten ihre Bilanz mit dem Sieg gegen die Lakers auf 16-4
© Getty

Die Siegesserie in Oklahoma City (16-4) geht weiter. Die Thunder besiegten die Los Angeles Lakers (9-11) mit 114:108 und blieben damit auch im siebten Spiel in Folge siegreich. Außerdem erzielten sie zum elften Mal hintereinander mehr als 100 Punkte.

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Was passiert, wenn man die beiden besten Scorer der NBA aufeinander loslässt? Genau: Sie machen ihren Job. Und zwar anständig. Kevin Durant (36 Punkte, 9 Rebounds, 4 Assists) und Kobe Bryant (35 Punkte, 3 Rebounds, 7 Assists) zeigten in der Chesapeake Energy Arena eindrucksvoll, warum sie die Punkte-Statistik der Liga anführen.

OKC: Noch stärker als mit Harden?

Das Spiel entscheiden sollten dann allerdings andere. Russell Westbrook (33 Punkte, 8 Assists) zum Beispiel. Der Thunder-Guard drehte gleich in der ersten Hälfte mächtig auf (27 Punkte) und brachte Oklahoma City damit auf die Siegerstraße.

Denn: Selbst wenn es am Ende noch einmal unnötig spannend wurde, hatte Los Angeles der Thunder-Offensive über weite Strecken nichts entgegenzusetzen. Serge Ibaka (14 Punkte, 6 Rebounds), Nick Collison (13 Punkte, 7 Rebounds) und Kevin Martin (11 Punkte) trugen ihren Teil dazu bei.

Schlaglichter: Noahs Monster-Night

Bei den Lakers erwischte Dwight Howard (23 Punkte, 18 Rebounds) einen guten Start (8 Punkte und 10 Rebounds im ersten Viertel), konnte seinem Team am Ende aber auch nicht mehr helfen. Lichtblick von der Bank: Jodie Meeks (17 Punkte, 5 Rebounds).

Die Reaktionen:

Kevin Durant (Thunder): "Unser Rezept war es, immer in Bewegung zu bleiben, den Ball gut laufen zu lassen - und dann die Würfe zu treffen. Immer versuchen abzuschließen - und das wenn möglich mit intelligenten Shots. Das hat heute nur teilweise geklappt. Die Art und Weise, wie wir das Spiel beendet haben, war furchtbar. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Besonders, wenn es um die Vermeidung von Turnovern geht."

Scott Brooks (Thunder-Coach): "Wir dürfen nicht einfach aufhören, einfachen und effektiven Basketball zu spielen. Auch dann nicht, wenn wir hoch führen. Denn das ist es, was wir gut können. Und egal wie hoch wir führen: Turnover regen mich auf."

Pau Gasol (Lakers): "Natürlich ist das frustrierend. Aber wir müssen eben Geduld haben. Das gilt für mich - und das gilt für das Team. Wir kommen schon zurück."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Bei den Lakers ist Gasol weiter mit Knie-Problemen draußen. Seine Rückkehr ist für die kommende Woche geplant. Wann genau, wusste Coach Mike D'Antoni auch nicht. "Ich habe keine Ahnung", sagte er. "Vielleicht Sonntag, vielleicht Montag. Pau spielt, sobald er gesund ist. Und das kann jeden Tag soweit sein." Derweil in der Starting-Five: Metta World Peace, Antawn Jamison, Kobe Bryant, Dwight Howard und Chris Duhon.

Bei den Thunder hingegen das altbekannte Bild: Kevin Durant, Russell Westbrook, Thabo Sefolosha, Kendrick Perkins und Serge Ibaka zu Beginn auf dem Parkett.

2.: Westbrook for three! And again! Gleich zu Beginn zwei richtig feine Dreier für die Thunder und damit die schnelle 6:2-Führung. Das geht ja richtig gut los hier.

8.: Booom! Da kann Duhon nur staunend hinterherschauen. Westbrook zieht rechts an ihm vorbei in die Paint und hämmert den Ball rein. Insgesamt aber mittlerweile ein ausgeglichenes Spiel, da World Peace und Jamison für die Lakers treffen. Howard mit einem starken Dunk - und einem furchtbaren Freiwurf. 22:21 für die Lakers.

12.: Einmal kurz an der Dreierlinie nicht aufgepasst, schon haut Westbrook mit dem Buzzer den nächsten Dreier rein. Dennoch: 27:26-Führung für die Lakers.

16.: Endlich mal eine gelungene Aktion von Maynor. Bisher ging beim Guard der Thunder wenig zusammen, jetzt der schnelle Pass in den Lauf von Durant - und der trotz Foul mit dem Dunk. Plus Freiwurf ergibt das die 38:37-Führung für OKC.

19.: Durant mit dem Alley-oop-Dunk - und mit was für einem! Westbrook legt von der Dreierlinie vor, Durant scheppert den Ball rein. Krönender Abschluss eines 17:3-Runs der Thunder! Westbrook, Durant, Martin - es läuft einfach. Die Thunder mit 12 vorne.

24.: Die Westbrook-Show geht weiter! Bereits der fünfte Dreier, der fällt. Karriere-Bestwert - und das in einer Halbzeit. Unglaublich. 27 Punkte, 5 Assists. Beim Gang in die Kabine gibt es Standing Ovations - Oklahoma City führt mit 67:53.

32.: Oklahoma "nur" noch mit 12 Punkten vorne und Westbrook mit einigen verpassten Chancen. Erst der verpatzte Layup, dann der Turnover, und danach gleich noch mal beim Layup gescheitert. Mini-Krise bei den Thunder? Quatsch! Durant mit sieben Punkten in zwei Minuten. Und schon ist die Führung auf 19 Punkte ausgebaut.

38.: Die Thunder haben hier weiter alles im Griff. Da spielt es nicht mal eine Rolle, dass Westbrook in der kompletten zweiten Hälft nichts - ich wiederhole: nix - getroffen hat. 0-7 seit der Pause. Trotzdem führen die Thunder weiter mit 15 Punkten.

41.: Die Hundert sind voll - und es sind noch mehr als 7 Minuten zu spielen! Westbrook steckt auf Collison durch, der knallt den Dunk rein. Zum elften Mal in Folge erzielen die Thunder mehr als 100 Punkte. Ohne Frage die derzeit beste Offense der NBA.

45.: Unschöne Szene! Nach einem Freiwurf von Meeks gehen sich Ibaka und World Peace an die Wäsche. Der Lakers-Forward bekommt das Foul, nachdem er sein Gegenüber offenbar beschimpft hatte. Das muss nicht sein.

47.: Hoppla! Haben die Thunder da vielleicht doch zu früh einen Gang zurückgeschaltet? Von der 19-Punkte-Führung sind 20,7 Sekunden vor dem Ende noch 5 Zähler übrig. Geht hier noch was für die Lakers? Nein. Es wird zwar noch einmal mit Timeouts und Fouls taktiert, doch OKC lässt sich das nicht mehr nehmen. Aus. Ende. Vorbei!

Der Star des Spiels: Russell Westbrook. Das, was der Thunder-Guard da in der ersten Halbzeit angestellt hat, war schon fast unglaublich. Die Hand eines Verteidigers im Gesicht? Macht nix: Der Dreier wird trotzdem versenkt. Ein bisschen Show gefällig? Kein Problem. Dann gibt es eben den Alley-oop-Pass auf Durant. Die Lakers konnten da oft nur hinterherschauen. Und nachdem man sein Team auf die Siegerstraße gebracht hat, darf man dann sogar einen Großteil der zweiten Hälfte verschlafen. Kevin Durant, bitte übernehmen sie. Und das tat er dann auch. Extrem starkes Spiel auch von ihm.

Der Flop des Spiels: Die Point-Guard-Position der Lakers. Chris Duhon und Darius Morris. Es dauerte bis ins dritte Viertel, bis sich einer der beiden (Duhon mit einem von Bryant stark in Szene gesetzten Dreier) die ersten Punkte abholen durfte. Auch bei der Ballverteilung war das, was sich das Duo in Oklahoma City leistete, eher dürftig. Und selbst wenn Duhon (14 Punkte, 3 Rebounds, 3 Assists) am Ende noch einmal nachlegte, erwartet man derzeit in Los Angeles nichts sehnlicher als das Comeback von Steve Nash. "Er wird uns endlich die nötige Balance geben und immer die offenen Spieler finden", sagte der ebenfalls weiterhin ausfallende Pau Gasol während des Spiels. Ebenfalls enttäuschend: Metta World Peace mit 8 Punkten und 4 Rebounds.

Die Analyse: Die Lakers sind nicht schlecht. Ganz im Gegenteil: sie sind sogar ziemlich gut. Unter einer Bedingung: alle Spieler sind fit. Denn es gibt da ein eklatantes Problem in Los Angeles: die extrem dünne Bank. Ohne Nash (Bein), Gasol (Knie) und Steve Blake (Bauchmuskel) ist man plötzlich mager besetzt. Und das wurde gegen die Thunder einmal mehr klar. Gerade einmal 19 Punkte steuerte die Reserve bei - und 17 davon kamen alleine von Meeks. Zum Vergleich: 26 waren es bei Oklahoma City.

Das Resultat: Die Lakers stehen seit den Verletzungen mit drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen da - und das zehrt offenbar an den Nerven. So hatte es beim Shootaround vor dem Spiel bereits einen Mini-Aufreger gegeben, als Howard einmal mehr einen Freiwurf daneben setzte und Nash ihn daraufhin zur Seite nahm.

Der wollte Howard eigentlich nur ein paar Tipps geben, wie er seine miese Freiwurf-Quote verbessern könne - doch das kam nicht sonderlich gut an. "Ich kann nicht die ganze Zeit die Ratschläge all derer im Kopf haben, die meinen, mir bei meinen Freiwürden helfen zu müssen. Das ist genau der Grund, warum ich dann im Spiel nicht treffe", erklärte Howard seine Reaktion. Ganz verkehrt kann der Ratschlag dann aber doch nicht gewesen sein: Howard verwandelte 5 seiner 7 Freiwürfe.

Bei den Thunder lief es hingegen über weite Strecken wieder hervorragend. Viele gute Pässe, gute und oft auch selbstlose Entscheidungen von Durant und Westbrook und dazu extrem starkes Shooting. Besonders die Dreier fielen gegen die Lakers. 52,9 Prozent der Würfe von Downtown saßen, vor allem dank Westbrook (5/8).

Ebenfalls überragend: Das Verhalten in der Transition. Wenn es bei den Thunder schnell geht, sind sie kaum zu stoppen. Eindrucksvoller Beleg: 28 Fast-Break-Punkte - bei mageren 8 auf Seiten der Lakers. Diese Zahlen sind aber auch ein Beleg für die intensivierte Defensiv-Arbeit in Oklahoma City. Die Thunder provozierten viele Turnover, und hatten Howard dank Kendrick Perkins (der ansonsten allerdings erneut nicht viel zustande brachte) und Hasheem Thabeet oft im Griff.

Negativ fiel einmal mehr Eric Maynor auf. Der wohl am häufigsten gebrauchte Satz, um seine derzeitige Situation zu beschreiben, lautet: "Slow to come back." Wurde er nach seiner Knieverletzung noch sehnlichst zurückerwartet, läuft es nun ohne ihn besser. Steht er mal auf dem Parkett, wirkt er oft völlig verunsichert. Gegen die Lakers leistete er sich in 8 Minuten zwei wilde Abspielfehler und traute sich nach einem vergebenen Dreier keine Würfe mehr zu. Selbst offene Shots gab er lieber ab. Wenn er nicht bald die Kurve kriegt, könnte Reggie Jackson mehr Spielzeit bekommen.

Weiter geht es für beide Teams in der Nacht von Sonntag auf Montag. Während die Thunder gegen die Pacers antreten müssen, spielt Los Angeles gegen Utah.

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