NBA

LeBron triumphiert über die Selbstzweifel

Von Haruka Gruber
Symbolisch: LeBron James (r.) zieht gegen Serge Ibaka kompromisslos zum Dunk
© Getty

Die Finals sind auf dem Weg zu einem epischen Duell: Die Oklahoma City Thunder mit dem Willen eines Champs - dafür aber die Miami Heat mit Nerven aus Titan.

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Kevin Durant und LeBron James lieferten sich ein Shootout und erzielten je 32 Punkte - mit dem besseren Ende für Letzteren.

Dank seiner im Vorjahres-Finale noch vermissten Clutch-Fähigkeiten, einer perfekten Freiwurf-Quote (12/12) und den entscheidenden beiden Freiwürfen 7 Sekunden vor Ende sicherte James den Heat einen 100:96-Erfolg und damit den Ausgleich zum 1-1 in der "Best-of-seven"-Serie.

Für OKC bedeutete es nach 9 Playoff-Heimsiegen in Folge wieder eine Niederlage vor heimischem Publikum.

Ein Grund: Von den Drei Durant, Russell Westbrook (27 Punkte) und James Harden (21) abgesehen trafen die restlichen Thunder-Spieler zusammengerechnet für 16 Zähler.

Miami hingegen durfte sich neben den Big Three aus James, Dwyane Wade (24) und Chris Bosh (16) auf Veteran Shane Battier verlassen, dem wieder ein Dreier-Festival gelang (5/7 für 17 Punkte).

In der Nacht von Sonntag auf Montag (2 Uhr im LIVE-TICKER) bestreitet Miami das erste von drei Heimspielen in Folge, bevor es wenn nötig zu den letzten beiden Begegnungen zurück nach Oklahoma City geht.

Reaktionen:

LeBron James (Miami): "Wir wollten den Ausgleich. Wir sind aus der Kabine gekommen und wollten den Sieg. Wir wollten nicht mit 0-2 nach Miami zurückkehren. Das Gute an dem Spiel: Die Thunder starteten immer wieder eine Aufholjagd. Aber wenn sie gescort haben, ließen wir unsere Köpfe nicht hängen. Wir haben wieder angegriffen und unsere Plays gespielt. Oklahoma City ist ein großartiges Team. Daher brauchen wir jeden Prozent Anstrengung, jeder Play muss sitzen. Wir müssen wissen, dass wir erst einen Sieg sicher haben, wenn auf der Uhr die Null zu sehen ist."

Chris Bosh (Miami): "Wir wussten, dass wir defensiv alles geben werden. Wir hatten einen Gameplan. Ich wollte nur meinen Part erfüllen und sicher gehen, dass wir Rebounds sammeln. Für uns war es auch wichtig, dass Shane Battier die Würfe nimmt. Wir brauchen ihn und seine Dreier. Es öffnet Räume für uns."

Kevin Durant (Oklahoma City): "Das Spiel war schon nach dem Anfang vorbei. Wir können nicht mit 2:18 starten. Wir können nicht so einen Rückstand haben, vor allem nicht zuhause. Wir müssen daran arbeiten. Dennoch hatten wir eine Chance. Das ist tough zu verdauen. Es ist tough, so zu verlieren. Ich stand offen und vergab den Wurf."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City): "Ich liebte es zu sehen, wie wir uns zurückkämpften, aber es ist schwer, 17 Punkte aufzuholen. Ein Kompliment für die Moral der Mannschaft, dennoch war es das zweite Spiel in Folge, in der wir nach den ersten sechs Minuten zurückliegen. Da müssen wir uns verbessern."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Thunder wie erwartet mit der gewohnten ersten Fünf, die Heat hingegen reagieren auf die empfindliche Auftakt-Niederlage.

Bosh kehrt nach 4 Spielen auf der Bank seit dem Comeback wieder in die Startformation zurück, dafür beginnt Haslem auf der Bank. Interessant: Die Starting Five aus Chalmers, Wade, James, Battier und Bosh gibt ihr Saisondebüt.

4.: Wade mit einem tollen Einstand: Erst 2 Assists, dann ein krachender Dunk. 7:2 Heat.

7.: Der Ibaka-Block gegen Wade hätte das Momentum drehen können. Hätte. Stattdessen rollen die Heat weiter: 4 schnelle Bosh-Punkte, dann ein Wade-Dunk aus dem Fastbreak. OKC nimmt die Auszeit - nach 1/13 aus dem Feld auch kein Wunder. 13:2 Heat.

9.: Es läuft immer schlechter für OKC: Durant mit dem 2. Foul auf die Bank, dafür trifft Wade 1/2 Freiwürfe. 21:6 Heat.

12.: Was wäre OKC ohne den Sixth Man? Harden mit 10 Punkten in 5 Minuten, nachdem er beim Dreier gefoult und alle Freiwürfe einnetzt. 27:15 Heat nach dem ersten Viertel.

16.: Die Thunder kommen ins Spiel! Ibaka mit dem derben Block gegen Bosh, dann trifft - na wer wohl? - Harden! Seine Punkte 13 und 14! Nur noch 35:25 Heat.

24.: Miami scheint sich lösen zu können (51:34), aber mit einem wichtigen 8:2-Lauf bleibt OKC in Schlagdistanz. Harden von Downtown - swish! 53:42 Heat.

31.: Es wird langsam langweilig, doch was soll man machen? Battier, Dreier, Treffer! 70:55 Heat.

38.: Bitter für Durant. Schon sein 5. Foul! Heißt: Beim nächsten Mal muss er raus. 80:69 Miami.

40.: Trotz der Foulbelastung: Erstmals übernimmt Durant! Dreier, Rebound, Dunk - und das in 29 Sekunden. Durant in der zweiten Hälfte 6/6 aus dem Feld. Nur noch 82:74 Heat.

47.: Was eine riskante Aktion von Durant: Er geht mit 5 Fouls im Gepäck gegen Wade zum Steal hin - und hat den Ball. Er läuft den Break und versucht den Reverse Layup. Der tänzelt auf dem Ring - bis Westbrook angeflogen kommt und stopft. Nur noch 3! 94:91 Heat.

48.: Jetzt geht's rund: Wade-Traumpass auf Bosh zum 98:91 Heat. Die Entscheidung? Nein! OKC lässt den Ball perfekt laufen raus zu Durant, der den Dreier reinschweißt. 98:96 Heat, nur noch 12 Sekunden zu spielen.

48.: Das hätte es sein können! Durant wird von James bedrängt und eigentlich gefoult. Der Wurf aus 3 Metern klatscht nur an den Ring, James bekommt 7 Sekunden vor dem Ende den Rebound, wird gefoult und muss an die Freiwurflinie. Aber er bleibt eiskalt: 2/2 - und die Entscheidung! Miami gewinnt 100:96.

Das Spiel zum Nachlesen im LIVE-TICKER

Der Star des Spiels: LeBron James. Der Sieg hatte viele Helden: Wade reduzierte sich freiwillig zum Superstar-Sidekick und zeichnet für alles verantwortlich: Punkte (24), Rebounds (6), Assists (5). Battier brannte nach Spiel 1 wieder ein Dreier-Feuerwerk (5/7) für erneute 17 Zähler ab. Bosh rang und zankte sich mit Ibaka und dominierte die Bretter (16 Punkte, 15 Rebounds, 2 Blocks). Chalmers brachte statistisch wenig zusammen (1/7 Würfe und 3 Turnover zu 3 Punkten und 1 Assist), kümmerte sich allerdings nach der Pause besser um den in der ersten Halbzeit famosen Harden. Über allem stand jedoch James. Nach dem Dallas-Fiasko zweifelten Experten und er selbst an seinen Clutch-Fähigkeiten. Nun der Beweis: 12/12 Freiwürfe wären letzte Saison schwer denkbar gewesen, noch aussagekräftiger verliefen die letzten Sekunden. Mit einer (nicht ganz sauberen) Defenseaktion verhinderte er erst den OKC-Ausgleich durch Durant, dann verwandelte er nervernstark beide Freiwürfe zum Sieg. Zahlen brachte er schon immer (32 Punkte, 10/22, 8 Rebounds, 5 Assists, nur 2 Turnover). In diesen Playoffs kommt das gewisse Etwas hinzu.

Der Flop des Spiels: Kendrick Perkins. Die OKC-Entscheider sind Fans des bulligen Centers und sehen in ihm eine ähnliche Persönlichkeit wie Tyson Chandler, der Dallas in eine Winner Franchise umgewandelt hatte. Und ähnlich wie Chandler lässt sich Perkins' Wert nicht an den Stats ablesen. Dennoch helfen folgende Zahlen zur Einordnung: 5 teils offene Würfe direkt am Brett, nur 1 Treffer. 4 Punkte. 8 Rebounds, dafür 3 Turnover. Und eine Plus/Minus-Bilanz von -16. Nur Zufall? Bereits in der Spurs-Serie wies Perkins im Schnitt die mit Abstand schlechteste Plus/Minus-Bilanz aller Thunder-Starter auf. Während Ibaka sich abwechselnd um Bosh und James zu kümmern hatte, erwies sich Perkins nur als Beiwerk. Eine der Gründe für die Niederlage.

Die Analyse: Auf allen Ebenen stellte sich das zweite Final-Spiel als hochklassig heraus: dramaturgisch, taktisch, emotional. Miami fing mit Bosh und einer Starting Five an, die in der Form in dieser Saison noch nie zu Beginn auf dem Court stand.

Dennoch funktionierte das Experiment, weil Miami fast durchweg aggressiv spielte, den Korb attackierte und sich selbst vor dem am Ende phänomenalen Lauf von Durant nicht verängstigen ließ.

Dabei hätte es nicht so spannend werden müssen: Bis zur 39. Minute beendeten die Heat jeden Run des Gastgebers bereits im Aufkeimen und behielten fast durchweg eine zweistellige Führung. Dabei profitierte Miami von der anfänglichen Wurfschwäche aller Thunder-Spieler (Harden abgerechnet 2/15 zum Start) sowie der Foulbelastung von Durant und Westbrook. Bereits im ersten Viertel mussten sie sich nach 2 Fouls auf die Bank setzen.

In deren Abwesendheit spielte Harden groß auf - nur mit dem Problem, dass auch wegen der Verteidigung von Chalmers zu den 17 Punkten in der ersten Hälfte nur noch 4 hinzukamen. Stellvertretend die 39. Minute, als einem übermotivierten Harden gegen Chalmers ein Offensivfoul unterlief.

Eine Bewertung der Begegnung fällt angesichts all der Subplots schwer: War es ein Zeichen von Miamis Stärke? Oder sollten die Thunder Positives herausziehen, weil sie trotz einer miserablen ersten Halbzeit von Durant und Westbrook (zusammen 5/19) die Partie hätte drehen können? Alleine Durant bekam zwar Anfang des vierten Viertels das 5. Foul angehängt, allerdings erzielte er daraufhin in den letzten 8:51 Minuten 16 Zähler.

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