NBA

System Overload bei den Miami Heat

Von Haruka Gruber
Kevin Durant feiert mit den Oklahoma City Thunder den Sieg in Spiel 1
© Getty

Nach der Dominanz kommt die Verzweiflung: Kevin Durant und Russell Westbrook gewinnen das Superstar-Doppel-Duell und nehmen die Miami Heat auseinander. Die Oklahoma City Thunder bezwingen Miami in Spiel 1 der Finals mit 105:94.

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Durant war mit 36 Punkten auch emsigster Scorer, Westbrook wiederum verpasste nur knapp ein Triple-Double: 27 Punkte, 11 Assists, 8 Rebounds.

Beeindruckend: Im vierten Viertel erzielten sie zusammen zwischenzeitlich 19 Thunder-Punkte in Serie. Und: In der gesamten zweiten Hälfte verantworteten sie mehr Zähler als das gesamte Heat-Team (41:40).

Miami, das bis wenige Sekunden vor dem Beginn des letzten Viertels immer vorne gelegen hatte (größte Führung: 39:26), ging die Unterstützung für LeBron James ab.

Der Heat-Superstar spielte gut (30 Punkte, 9 Rebounds), doch ihm fehlte ein Dwyane Wade in Bestform an der Seite. Wade zeigte sich wie in der Conference-Finals-Serie gegen Boston unbeständig und traf lediglich 7 der 19 Würfe für 19 Zähler.

Die Chance zur Wiedergutmachung gibt es bereits in der Nacht auf Freitag (3 Uhr im LIVE-TICKER), wenn erneut in Oklahoma City Spiel 2 der "Best-of-seven"-Serie stattfindet.

Reaktionen:

LeBron James (Miami): "Die Thunder machten im letzten Viertel keinen Fehler. Und wir gaben Durant einige offene Würfe, die uns nicht gefallen können. In der Transition hat keiner auf ihn aufgepasst, so dass er Dreier bekam. Er bekam auch einige Jumper, die nicht passieren dürfen."

Erik Spoelstra (Trainer Miami Heat): "Wir hätten die Thunder stoppen müssen. Wir sind eigentlich ein besseres Defensivteam, als wir es gezeigt haben. Sie haben uns dann verhauen, wenn es um die rohe Kraft, um die Muskeln ging. Sie haben Spieler, die tough genug sind, um jeden von uns Eins-zu-eins zu verteidigen. Sie sind schnell, sie sind explosiv, deswegen müssen wir uns darauf einstellen. Die Thunder sind erbarmungslos. "

Kevin Durant (Oklahoma City): "Die Heat kamen ins Spiel und waren sofort on fire. Sie passten den Ball sehr gut und trafen die Würfe. Anfangs brauchten wir ein paar Minuten, bis wir die Nervosität ablegen konnten. Aber wir wollten einfach unser Spiel durchziehen. Eine Partie dauert lange und der Trainer sagte uns immer: 'Spielt härter, spielt härter.' Genau das haben wir getan. Beim nächsten Spiel müssen wir dennoch besser anfangen."

Russell Westbrook (Oklahoma City): "Wir sind nach der Pause mit einer größeren Intesität in der Defense aus der Kabine gekommen. Wir haben den Heat gezeigt, wie es sich anfühlt, gegen uns zu spielen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die interessanteste personelle Frage: Bleibt Bosh Miamis Edel-Sixth-Man? Oder steht er in der Starting Five? Die Antwort: Es bleibt, wie es schon gegen Boston war: Bosh kommt von der Bank. Daher die Lineups beider Teams wie erwartet.

4.: Miami ballert los, als ob es kein Morgen gäbe - und macht damit alles richtig. Battier eröffnet mit zwei Dreiern in Folge. 10:2 Heat.

5.: Das nennt man: Konter. Durant innerhalb von 34 Sekunden ebenfalls mit zwei Dreiern. 10:8 Heat.

7.: Die Thunder-Defense vernachlässigt komplett die Rollenspieler an der Dreierlinie. Battier zum Dritten, dann fängt Chalmers an mit den Würfen von Downtown. 20:10 Heat.

15.: Nach unauffälligem Start taut James auf: 6 schnelle Punkte zu Beginn des zweiten Viertels führen zur deutlichsten Führung des Abends. 37:24 Heat.

24.: Vom Dreier des Gegenspielers Bosh angestachelt, zeigt Ibaka sein ansehnliches Arsenal: Jumper, Dunk, Korbleger: 6 schnelle Punkte in 91 Sekunden. 54:45 Heat.

36.: Es bleibt zäh - aber von Angriff zu Angriff findet OKC besser zusammen, während sich Miami quält. Westbrook wieder mit einem seiner nicht zu stoppenden Drives inklusive Bonus-Freiwurf. Die erste Führung der gesamten Partie. 74:73 Thunder.

47.: So fleißig die Heat arbeiten - gegen das OKC-Duo Durant/Westbrook gibt es kein Rezept. Die beiden erzielen die letzten 19 Punkte der Thunder hintereinander. 97:89 Thunder.

48.: Das erste Finale ist vorbei: Die Thunder gewinnen gegen die Heat verdient mit 105:94.

Das Spiel zum Nachlesen im LIVE-TICKER

Der Star des Spiels: Kevin Durant. Laut LeBron James sei die Frage nach dem besten Basketballer der Welt einfach zu beantworten. Man warte ab, bis die Finals vorbei sind, und die siegreiche Mannschaft stellt entsprechend den wahren, echten MVP. Nach Spiel 1 wäre die Antwort offensichtlich. James zeigte eine gute Leistung und versuchte sich auch dann zum Korb durchzutanken, als OKC in der zweiten Hälfte die Intensität in der Verteidigung steigerte. Die bestimmende Figur war dennoch Durant. Seine Offensivskills sind jetzt schon legendär und doch immer wieder erstaunlich zu beobachten: Für seine 36 Punkte (17 im letzten Viertel) benötigte er nur 20 Würfe (12 Treffer), von den 8 Dreiern verwandelte er die Hälfte - und das bei nur 2 Ballverlusten. Außerdem holte er 8 Rebounds und gab 4 Assists. Die letzte Vorlage auf Collison 1:16 Minuten vor Schluss zum 99:92 stand symbolisch für das Teamplay der Thunder - und brach nebenbei Miamis Widerstand.

Der Flop des Spiels: James Harden. Sein Buzzer-Beater am Ende des ersten Viertels zum 22:29 war so spektakulär wie wichtig für die Moral der Thunder. Im Dribbling gegen Chalmers kommt The Beard ins Straucheln, lässt einen Notwurf im Fallen fliegen - und trifft den auch noch. Von dieser Szene abgesehen verkam Harden zu einer Belanglosigkeit. Erstmals in den Playoffs erzielte er weniger als 10 Punkte, erstmals nahm er nur 6 Würfe und erstmals kam er nur 20 Minuten zum Einsatz. Dass OKC trotz des Wegfalls der dritten Scoring-Option am Ende souverän die Partie für sich entschied, sollte Miami Sorgen bereiten.

Die Analyse: In den ersten Minuten glaubte man noch an eine Tellerwäscher-Story. Die Thunder konzentrierten sich in der Verteidigung derart auf James und Wade, dass die Rollenspieler zu etlichen freien Würfen kamen und diese verwandelten.

Battier und Chalmers wurden dank vorbildlichem Ball Movements frei gepasst und versenkten die Würfe eiskalt. 20 der ersten 33 Punkte gingen auf die beiden, wobei sich Battier mit 4/4 Dreiern einführte.

Die Dominanz der Heat verkehrte sich mit der Halbzeit aber ins Gegenteil. Den härter spielenden Thunder gelang es, James und Wade weiterhin vom ständigen Penetrieren abzuhalten, und gleichzeitig Battier und Chalmers besser zu kontrollieren. Hervorzuheben dabei: Sefolosha. So kam es, dass Miami häufig nur noch die Option blieb, James oder Wade den Ball zu geben, damit sie schwierige Jump Shots nehmen.

Die daraus entstehenden Rebounds schnappte sich OKC und erzielte über Fastbreaks oder mit der zweiten Welle etliche leichte Punkte. Alleine der nach der Pause starke Westbrook lief mehrmals ungehindert Coast-to-Coast.

Der Bruch zur Pause lässt sich belegen: Nach 54 Punkten in der ersten Hälfte ging Miamis Ausbeute auf 40 Zähler zurück. Ähnlich die Dreier: Nach 8/14 in den ersten drei Vierteln lautet die Bilanz im vierten Viertel 0/5. Ebenfalls bezeichnend die Turnover-Statistik von OKC: 8 Ballverluste in Halbzeit eins, nur 2 Ballverluste in Halbzeit zwei. Sind das die Zahlen eines Champions?

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