NBA

L.A. Lakers: Was jetzt?

Von Florian Regelmann
Während Kevin Durant in den West Finals steht, ist die Saison für Kobe Bryant zu Ende
© Getty

Nach dem Aus der Los Angeles Lakers in fünf Spielen gegen die Oklahoma City Thunder könnte in L.A. eine Ära zu Ende gegangen sein. Schwerwiegende Veränderungen müssen her - aber wie? SPOX über die Problemfelder der Lakers.

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Die Lakers liegen vor dem Schlussviertel in Oklahoma City in Spiel 5 mit 6 Punkten in Rückstand (77:83). In 12 Minuten könnte die Saison vorbei sein. Dennoch entscheidet sich Head Coach Mike Brown, dem bis dahin schon alles überragenden Kobe Bryant eine kurze Pause zu geben.

Bei den Thunder verzichten Kevin Durant und Russell Westbrook auf ihre übliche Restperiode. Die Folge: In nicht mal einer Minute wächst der Rückstand der Lakers auf 11 Punkte an. Brown reagiert und nimmt die Auszeit.

Wieder raus in Runde zwei

Er bringt danach Bryant aber nicht sofort wieder aufs Feld. Warum auch immer. Ramon Sessions leistet sich zwei Turnover, Durant trifft noch einen Dreier und schon ist OKC mit 14 Zählern vorne. Erst jetzt kommt "The Black Mamba" wieder aufs Feld. Zu spät, um Spiel 5 für die Lakers zu retten.

Brown hätte Bryant wohl lieber komplett auf dem Court lassen sollen - wenn man ehrlich ist, hätte es im Endeffekt aber auch nichts daran geändert, dass die Lakers - genauso wie die Mavs in Runde eins - an einer schlicht und ergreifend besseren Mannschaft gescheitert sind. Alleine die Tatsache, dass die Lakers in Spiel 5 5 Bank-Punkte hatten (FÜNF!), sagt fast alles.

Zum zweiten Mal nacheinander sind die Lakes jetzt in der zweiten Playoff-Runde rausgeflogen, in den letzten beiden Jahren steht die Postseason-Bilanz bei 9-13. Relativ klar, was das für einen Markt wie L.A. bedeutet: Panik.

Bryant: "Mit 33 ist das Ende viel, viel näher"

Vor allem dann, wenn der Franchise Player im August 34 Jahre alt wird und sich das Zeitfenster für eine sechste Championship für Bryant so langsam schließt. "Ich verschwinde nicht in den Schatten. Ich gehe nirgendwo hin. Es ist nicht so wie damals, als die Bulls die Pistons geschlagen haben und die Pistons für immer verschwunden sind. Den Scheiß will ich nicht hören", sagte ein trotziger Bryant nach dem Aus.

Aber er wirkte auch unsicher, was die Zukunft bringt. "Ich bin mir nicht wirklich sicher. Ich weiß es nicht so richtig. Es ist eine schwierige Frage. Es ist anders, als wenn man 21 ist und noch endlose Möglichkeiten hat. Mit 33 ist das Ende viel, viel näher. Man wird definitiv hungriger, ungeduldiger", meinte Bryant, der wirklich alles versuchte, um die Serie noch mal zurück nach Los Angeles zu bringen - der unter anderem insgesamt fünf (!) Dunks verzeichnete.

Später erklärte Bryant noch, dass er sich sicher sei, dass die Lakers die nötigen Moves machen werden, um wieder ganz nach oben zu kommen. Das hätten sie schließlich immer gemacht. Eine genauere Betrachtung der vielschichtigen Lakers-Probleme zeigt aber, dass es extrem schwer werden wird, Bryant im Sommer zufriedenzustellen.

Problemfeld 1 - Pau Gasol: "Ich sollte lieber nicht sagen, dass sie ein paar Trades machen sollten, weil sie das jedes Mal, wenn ich das sage, nicht machen." Magic Johnson sprach via Twitter das aus, was jeder denkt und klar auf der Hand liegt. Trades müssen her. Und da ist Gasol klar der Kandidat Nummer eins. Logisch, die Lakers haben ihn ja schon mal getradet, ehe Commissioner David Stern sein Veto einlegte.

"Es war ein verrücktes Jahr. Ein toughes Jahr für mich persönlich. Klar würde ich gerne weiter für diese Franchise arbeiten und kämpfen, aber ich weiß nicht, ob dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht."

Tut es eher weniger. Gasol, der in den Playoffs im Schnitt auf 12,5 Punkte kam, war ein entscheidender Bestandteil von zwei Lakers-Championship-Teams, aber seine Zeit im Lakerland ist definitiv abgelaufen. Nach Spiel 4 ging Bryant den Spanier an und forderte mehr Aggressivität - in Spiel 5 lieferten sich die beiden im letzten Viertel auch ein ziemlich hitziges Wortgefecht.

Die Ehe Bryant/Gasol hat Risse bekommen. Gasol wird der erste Dominostein sein, der im Sommer bei den Lakers fallen wird. Er muss aber nicht der einzige sein.

Problemfeld 2 - Andrew Bynum: Dass sich die Lakers als eines der absolut besten Rebounding-Teams der NBA in Spiel 5 an den Brettern dermaßen vernichten ließen (51:36 OKC), ist nicht zu entschuldigen. Besonders krass: Gasol (16) war der einzige Laker, der mehr als 5 Rebounds holte.

Und Bynum? Der holte gerade mal 4. Zugegeben, er hatte Foulprobleme, aber beschönigen kann es Bynums lustlose Vorstellung zum kritischsten Zeitpunkt der Saison dennoch nicht. Bynum ist und bleibt ein absolutes Rätsel.

Der 24-Jährige kann unstoppable sein und war es in dieser Saison phasenweise auch - man denke an sein 30-Rebound-Spiel in San Antonio. Der Center war zum ersten Mal seit langer Zeit komplett gesund und lieferte in der Regular Season im Schnitt 18,7 Punkte, 11,9 Rebounds und 1,9 Blocks.

Normalerweise müsste ein Big Man in diesem Alter, mit diesen Skills und mit diesen Stats unantastbar sein, weil diese Spezies so rar gesät ist. Aber ist er wirklich unantasbar? Bynums Unreife setzen ein dickes Fragezeichen dahinter, ob er wirklich ein Eckpfeiler für die Lakers sein kann. Da ist seine furchtbare Körpersprache, sein Abtauchen im schlimmsten Moment, oder seine seltsamen Statements ("Closeout-Games sind einfach") und sein babyhaftes Verhalten - nach Spiel 5 ging er vom Feld, ohne OKC zu gratulieren.

Die Lakers werden ohne Zweifel die Option ziehen und Bynum halten. Aber was dann? Geben sie ihm einen langfristigen Vertrag. Oder wäre ein Trade für einen jungen Star-Point-Guard nicht die bessere Option?

"Veränderung hat mich noch nie gestört. Ich spiele überall", sagte Bynum jetzt...

Problemfeld 3 - Ramon Sessions: Ist Sessions in einer von Superstar-Point-Guards geprägten Liga mit Jungs wie Russell Westbrook, Chris Paul, Derrick Rose oder Rajon Rondo wirklich eine langfristige Lösung für die Lakers?

In den Playoffs hat der 26-Jährige, während der Saison aus Cleveland befreit und nach L.A. geholt, nichts gemacht, was die Lakers positiv stimmen könnte. Sessions schien mit dem besonderen Druck in der Postseason überhaupt nicht fertig zu werden. In Spiel 5 schoss Sessions 1/6 aus dem Feld, bei 6 Turnovern. Dazu sah er in der Defense gegen Westbrook überhaupt kein Land.

Problemfeld 4 - Mike Brown: Völlig klar, dass es Stimmen geben wird im Umfeld der Lakers, die die Entlassung von Brown fordern werden. Der Name Stan Van Gundy schwirrt bereits ansatzweise herum. Brown gehört sicher nicht zu den Coaches, die man zu den besten 10 der NBA zählen würde, aber er wird seinen Job aller Voraussicht nach behalten.

Aus zweierlei Gründen. Erstens hatte er aufgrund der komprimierten Saison kaum Zeit, sein System zu implementieren und hat insgesamt betrachtet einen ordentlichen Job gemacht. Und zweitens sind die Kaderfragen so viel wichtiger, dass sich das Front Office über Brown wohl keine großen Gedanken machen wird.

Problemfeld 5 - Die generelle Situation: Es ist eine Sache, dass man reagieren will. Aber es ist eine völlig andere Sache, es in der Praxis auch umsetzen zu können. Die Lakers müssen riesige Veränderungen vornehmen, aber wie?

Die Lakers haben keine jungen Prospects, die sie so leicht hergeben können. Sie haben keine wertvollen Draft-Picks (Nr. 60 in diesem Jahr von 60 Picks). Dazu sind die Lakers weit über dem Salary Cap, haben kaum Spielraum (gerade mal eine Mini-Midlevel-Exception) und nach der nächsten Saison tritt auch noch eine Supersteuer des Tarifvertrags in Kraft, die den Lakers viel Geld kosten wird.

Die Lakers besitzen allerdings noch die Amnesty-Klausel, können also einen Spieler rauswerfen und das Gehalt einsparen (der Spieler wird weiterbezahlt). Metta World Peace (15 Millionen Dollar über die nächsten zwei Jahre) könnte hier die erste Option sein. Oder sogar Gasol, sollte man ihn nicht loswerden?

Der gescheiterte Chris-Paul-Trade tut den Lakers im Nachhinein wie vermutet extrem weh. Der CP3-Deal wäre perfekt gewesen, weil die Lakers zum einen Paul bekommen und zum anderen noch 40 Millionen Dollar eingespart hätten. Jetzt Gasol noch mal zu traden und gleichzeitig den Kader und die finanzielle Situation zu verbessern, erscheint extrem schwierig.

Das Ziel könnte aber erst mal sein, ein Paket an guten Spielern zu ergattern, um den Kader in der Tiefe besser zu machen. Mindestens das wird nötig sein, um im Westen weiter eine Rolle spielen zu können.

San Antonio und Oklahoma City sind in dieser Saison auf einem völlig anderen Level als der Rest der Western Conference. Beide werden in der nächsten Saison nicht schlechter. Dazu kommen aufstrebende Teams wie Memphis, die Clippers, Denver und auch Utah.

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