NBA

"Finals gegen OKC wären etwas Besonderes"

Von Für SPOX in den USA: Jan-Hendrik Böhmer
Erik Spoelstra mit seinen beiden Superstars LeBron James (l.) und Dwyane Wade
© Getty

Der absolute Titelfavorit - oder doch nur einer von vielen Topteams: Wie gut sind die Miami Heat? Coach Erik Spoelstra vor dem Playoff-Start über schnelle Hände, schnelle Füße und Neuzugang Ronny Turiaf.

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SPOX: Herr Spoelstra, Platz zwei im Osten ist gesichert. Gibt es eigentlich irgendetwas zu meckern?

Erik Spoelstra: Natürlich gibt es das. Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. Turnovers, zum Beispiel. Manchmal fehlt uns in diesem Belang die Konzentration. Dann stimmt das Timing nicht oder man wird vielleicht ein bisschen unvorsichtig... Das Problem ist: Das darf uns in den Playoffs gegen starke Gegner nicht passieren.

SPOX: Das klingt ein bisschen wie Jammern auf hohem Niveau.

Spoelstra: Natürlich überwiegt aktuell das Positive. Dennoch behalten wir auch vermeintliche Kleinigkeiten im Auge. Denn auch wenn sie unsere Gesamtleistung sicherlich nicht schmälern, darf man solche Dinge nicht vernachlässigen. Auch das ist einer der Gründe, warum wir bei uns deutlich mehr Positives als Negatives sehen.

SPOX: Zum Beispiel?

Spoelstra: Unsere Defense wäre so eine Sache. Ich freue mich jedes Mal, wenn wir hier sehr aktiv sind. Schnelle Hände, schnelle Füße - und dadurch selbst Turnover erzwingen. Und dann das Umschalten auf Angriff. Präzision, Ausführung der vorher festgelegten Taktik, den Ball weitergeben. Das sind alles Aktionen, die auf Vertrauen innerhalb des Teams aufbauen. Darauf, dass jeder im Team dem anderen aushilft. Das imponiert mir. Aber wir werden trotzdem natürlich weiter an uns arbeiten.

SPOX: Zählen dazu auch die häufigen Wechsel in der Rotation?

Spoelstra: Mein Job ist es, uns bestmöglich auf die Playoffs vorzubereiten - und dabei verfolgen wir einen genauen Plan. Leider konnten wir den wegen einiger Verletzungen zuletzt nicht immer so ausführen wie gewollt. Dennoch sind wir nicht weniger zuversichtlich, dass wir mit den Umstellungen genau in die richtige Richtung gehen.

SPOX: Keine Angst, dass die Chemie innerhalb des Teams leidet? Das "blinde Verständnis"? Immerhin gab es zuletzt immer wieder Kritik an der Rotation.

Spoelstra: Nein, ganz sicher nicht. Ich habe keine Angst. Das sind alles nur kleine Veränderungen, die unser Spiel den Verhältnissen entsprechend optimieren. Das haben wir in der Vergangenheit auch so gemacht. Selbst in den Playoffs. Deshalb verstehe ich die Aufregung auch nicht so ganz. Ich denke, dass zu viel in dieses Thema hineininterpretiert wird. Ich bleibe dabei: Wann immer es nötig ist, stelle ich um.

SPOX: Kann das Umstellen nicht aber auch zu bitteren Niederlagen beitragen - und damit die Titeljagd gefährden?

Spoelstra: Ganz im Gegenteil. Wenn wir uns nicht wohl fühlen - so wie nach solchen Niederlagen - dann treibt uns das nur noch mehr an, uns zu verbessern und die dazu notwendigen Schritte einzuleiten. Und das kann eben auch heißen, dass rotiert wird. Das Wichtigste ist doch, dass wir unser Optimum erreichen. Und wenn dabei einige Stars noch pausieren können, dann ist das sogar ein Bonus.

SPOX: Wie passt der im März verpflichtete Ronny Turiaf, der in den letzten Spielen wegen Oberschenkelproblemen fehlte, ins Bild?

Spoelstra: Sehr gut. Denn mit seiner Defensiv-Stärke und Power gibt er uns weitere Möglichkeiten. Er ist ein sehr aktiver Spieler - das hat er seit seinem ersten Einsatz bis zur Verletzung bewiesen. Zudem ist er intelligent und kann die Dinge, die wir von ihm verlangen, schnell umsetzen. Natürlich hat er noch viel zu lernen, aber er passt bereits jetzt sehr gut ins Teamgefüge und kann nach seiner Rückkehr in den Playoffs noch extrem wichtig für uns werden.

SPOX: Die Playoffs sind ein gutes Stichwort. Sie haben immer wieder betont, dass Sie einzelnen Spielen nicht zu viel Bedeutung beimessen, aber gibt es nicht ein Team, auf dass sie sich als Team besonders freuen?

Spoelstra: Ein Conference Final gegen die Bulls gefolgt von einem Finale gegen Oklahoma City wäre sicherlich etwas Besonderes. Die Spieler auf beiden Seiten wissen, gegen wen und um was es bei solchen Spielen geht - und ich denke, dass sich beide Seiten auf solche Spiele freuen. Was uns bis dahin natürlich nicht passieren darf, ist, dass wir eines der anderen Teams unterschätzen. Wir müssen besonders in der Defensive weiterhin sehr wachsam sein - und offensiv den Ball nicht verlieren.

SPOX: Gibt es dafür ein bestimmtes Rezept?

Spoelstra: Die Spieler müssen es wollen. Sie müssen immer voll bei der Sache sein und Verantwortung übernehmen - egal ob nun gegen Philadelphia oder Oklahoma City. Aber ich denke, dass wir genau in diesen Belangen unverwüstlich sind und in dieser Saison bereits bewiesen haben, dass wir trotz einiger Ablenkungen auf Kurs bleiben können.

SPOX: Eine Aktion, mit der Ihr Team abseits des Courts für Schlagzeilen gesorgt hat, war das Engagement im Fall des in Florida erschossenen Trayvon Martin. Die Spieler haben die Familie unterstützt und für Fotos posiert. Was sagt das über Ihr Team aus?

Spoelstra: Eine Menge. Er war ein sehr klares und starkes Statement der Spieler, die sich im Lockerroom von alleine zusammengesetzt und überlegt haben, was sie tun können. Sie waren sehr betroffen und wollten Ihre Popularität als Plattform nutzen. Trayvon Martins Tod ist eine tragische Geschichte, die die gesamte Heat-Familie - und damit meine ich nicht nur die Spieler, sondern auch alle übrigen Mitarbeiter - sehr bewegt hat. Deshalb war es für uns selbstverständlich, so ein öffentliches Zeichen zu setzen.

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