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"Wir hätten das Dream Team 2012 zerstört"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Barcelona 1992: Johnson (r.) mit seinem sportlichen Erzrivalen und persönlichen Freund Larry Bird
© Getty
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Frage: Wer gefällt Ihnen?

Johnson: Es gibt mittlerweile sehr viele. Deron Williams beeindruckt mich, weil er trotz seiner Enttäuschung über die Leistungen der New Jersey Nets weiter professionell arbeitet. Chris Paul natürlich. Rajon Rondo, der Boston zum Titel und einem weiteren Finale führte. Derrick Rose, der amtierende MVP, ist unglaublich. So einen Point Guard hat die NBA noch nicht gesehen: Er kann mit seiner Schnelligkeit und seiner Athletik trotz Kontakts mit dem Gegner am Korb abschließen - und gleichzeitig von draußen den Wurf treffen. Russell Westbrook ist die Nummer eins bei der Athletik: Er ist so groß und so stark und kann dich auf verschiedenste Weise schlagen. Und es hört nicht auf. Jetzt kommen Kyrie Irving und Ricky Rubio nach, die sicherstellen, dass die Point Guards weiter die Highlights der NBA sind. In den Jahren zuvor hat es nicht gut getan, dass die Point Guards vor allem ans Scoren dachten. Stattdessen braucht der Basketball "Pass first, shoot second"-Point-Guards.

Frage: Viele sehen in Minnesotas Point-Guard-Sensation Rubio den nächsten Magic. Und Sie?

Johnson: Er ist wie ein Spiegel meines Spiels. Er hält den Kopf immer hoch und scannt unablässig den Court. Er kann jede Variante des Passes spielen, so wie ich damals. Er versucht, immer für seine Mitspieler Würfe zu kreieren. Wenn ein Spielzug mal nicht klappt, weiß er genau, wie er dennoch andere einsetzt. Und er schafft es, dass sich nicht nur sein Gegenspieler, sondern auch der Gegenspieler eines Teamkollegen auf ihn konzentriert, so dass jemand zwangsläufig freistehen muss. Ich bin sehr froh, ihm zuzusehen, weil er so einen Spaß versprüht. Ich bin froh, dass er doch noch in die NBA gekommen ist.

Frage: Wer soll den Rookie-of-the-Year-Award gewinnen: Rubio oder Clevelands Irving?

Johnson: Irving. Kyrie kann alles und ist so explosiv. Der große Unterschied zwischen beiden: Egal, welchen Gameplan der Gegner für Kyrie konzipiert, er stellt sich darauf ein. Bei Rubio ist es hingegen so, dass die Gegner für Kevin Love einen Gameplan entwickeln. Daher sollte Kyrie als Rookie of the Year ausgezeichnet werden.

Frage: Was halten Sie von den beiden alten Männern auf der Eins, von Steve Nash und Jason Kidd?

Johnson: Die beiden haben den Jungen gezeigt, wie man als Point Guard zu spielen hat. Dafür muss ich ihnen Respekt zollen. Die beiden leben vor, warum Point Guards sehr gesund sind für die NBA. Außerdem stellen sie sicher, dass das Passen als Kunstform nicht vergessen wird. Sie wissen, wie man beim Passen auf die verschiedensten Winkel achten soll. Jeremy Lin hat sich daran ein Vorbild genommen und versteht es ebenfalls.

Frage: Sind Sie Passagier des Lin-Bandwagons?

Johnson: Jeremy Lin ist noch nicht auf dem Niveau der zuvor erwähnten Point Guards. Er macht es jedoch wieder aufregend für die Knicks. Die Fans haben wieder ihren Spaß, weil die Mannschaft besser zusammenspielt. Dank Lin versuchen es die Knicks nicht mehr nur im Eins-gegen-eins.

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Frage: In einer Sinnkrise steckt ebenfalls Ihr Team, die Los Angeles Lakers. Wie bewerten Sie Kobe Bryants Kritik am Front Office, weil es sich nicht entscheiden kann, Pau Gasol zu traden oder nicht?

Johnson: Kobe unterstützt als Leader seine Mitspieler, was ich klasse finde. Ich bin stolz auf ihn, dass er sich als guter Mitspieler und guter Leader erwiesen und sich zu Wort gemeldet hat. Er möchte vermutlich vor allem eines: informiert werden. Als zukünftiger Hall of Famer, als fünfmaliger NBA-Champion, möchte er eine bessere Kommunikation, so wie es wohl unter Phil Jackson und Mitch Kupchak lief.

Frage: Bryant schien mit General Manager Kupchak eine gute Beziehung aufgebaut zu haben. Davon ist nun wenig zu spüren. Was ist das Problem?

Johnson: Wir sollten nicht vergessen: Mitch ist nicht derjenige, der die Entscheidungen trifft. Die Entscheidungen trifft Jim Buss, von daher muss Mitch dessen Anweisungen befolgen. Mitch ist aus meiner Sicht nicht das Problem, weil er nur seinen Job erledigt.

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Frage: Wie soll es mit Bryant und Team Executive Jim Buss, dem Sohn von Ihrem Mentor und Lakers-Besitzer Dr. Jerry Buss, funktionieren?

Johnson: Kobe und Jim sollten sich zusammensetzen und so vorgehen wie früher Dr. Buss. Er war ein Meister darin, jemanden zum Lunch oder Dinner zu nehmen und über alles zu sprechen, was von Belang war. Wenn Kobe, Jim und Mitch das verinnerlichen und an einem Strang ziehen, wird es okay werden.

Frage: Reicht das für die Championship?

Johnson: Nein, die Lakers sind zu unbeständig. Solange sie nicht konstanter werden und einen Trade durchziehen, wird es nichts. Alleine im Westen sehe ich Oklahoma City vor den Lakers, auch San Antonio ist gerade besser. Vor allem auf der Point-Guard-Position haben die Lakers Verstärkung nötig.

Frage: Die Lakers zögern mit dem Umbruch. Warum?

Johnson: Weil es eine schwere Entscheidung ist. Du hast Leute in der Mannschaft, die dir geholfen haben, Titel zu gewinnen und die Lakers zurück in eine Championship-Franchise zu verwandeln - und dann sollst du genau diese Leute wegschicken? Man weiß, dass es den Fans nicht gefallen wird, egal wie man es anpackt. Man weiß, dass es hässlich wird. Dennoch ist so ein Schnitt manchmal nötig. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es offensichtlich ist, dass die Spieler nicht mehr das bringen können, was man von ihnen gewohnt ist.

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