NBA

Lob City brennt ein Feuerwerk ab

Von Maurice Kneisel
Blake Griffin (l.) erzielte gegen die Raptors 18 Punkte
© Getty

Die Los Angeles Clippers (9-5) gewannen auch ohne ihren verletzten Superstar Chris Paul locker mit 103:91 gegen die Toronto Raptors (4-13). Dabei sorgten DeAndre Jordan, Blake Griffin und Chauncey Billups für ein Highlight nach dem anderen. Die Boston Celtics stoppten den Abwärtstrend mit einem Sieg gegen die Washington Wizards.

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Los Angeles Clippers (9-5) - Toronto Raptors (4-13) 103:91

Vor dem Tipoff: Bei beiden Teams sitzt einer der besten Spieler im Anzug auf der Bank. Chris Paul verpasst die sechste Partie in Folge und ist auch für das Stadtduell gegen die Los Angeles Lakers am kommenden Mittwoch fraglich. Kleiner Hoffnungsschimmer: Vor dem Spiel trainierte er eine Stunde lang mit Assistant Coach Robert Pack. Caron Butler, der gegen Minnesota noch aufgrund einer Knieverletzung aussetzte, kehrt derweil in die Starting Five zurück. Die Raptors müssen erneut auf ihren Go-to-Guy Andrea Bargnani verzichten. Il Mago laboriert weiterhin an einer Wadenverletzung, die ihn bereits seit über einer Woche außer Gefecht setzt.

Analyse: Los Angeles erwischte einen perfekten Start und machte dem neuen Spitznamen "Lob City" auch ohne Chris Paul gleich zu Beginn alle Ehre: Erst lieferte Randy Foye ein astreines Zuspiel auf Blake Griffin (18 Punkte, 9 Rebounds), dann bereitete Chauncey Billups einen krachenden Dunk von DeAndre Jordan vor.

Bei den Raptors ging derweil wenig - auch, weil sie früh in Foulprobleme gerieten. Nach nicht mal 9 gespielten Minuten standen sie schon bei 8 Stück, L.A. hatte gerade mal eins auf dem Konto. Entsprechend mussten Amir Johnson und James Johnson wegen teilweise dummen Fouls früher auf die Bank, als es ihnen und Coach Dwane Casey lieb war.

Bereits im ersten Viertel wollte Torontos Wurf einfach nicht fallen, DeMar DeRozan und Ed Davis vergaben teilweise völlig freistehend. Die Clippers bauten derweil eine solide Führung auf und gingen mit 27:11 in die erste Pause.

Zu Beginn des zweiten Viertels kamen die Raptors besser ins Spiel, auch, weil auf der Gegenseite die Starter ihre verdiente Pause bekamen. Angeführt von Leandro Barbosa (9 Punkte in Hälfte eins) und Linas Kleiza (7), kämpften sie sich wieder ran. DeRozan kam auch endlich besser in Fahrt, zur Halbzeit standen 10 von 13 Starterpunkten auf seinem Konto, am Ende wurden es 15 (4/19).

Paul, der in einem urhässlichen Anzug von der Bank aus zusah, schien von der Aufholjagd allerdings wenig beeindruckt: Während Kleiza beim Stand von 29:16 aus Clippers-Sicht zwei Freiwürfe reinhaute, zeigten die Kameras den Point Guard beim herzhaften Gähnen.

Auf der Gegenseite sorgten Pauls Teamkollegen dafür, dass er sich nicht zu sehr langweilte: Billups zieht in die Zone, Augen fest auf den Korb gerichtet. Plötzlich schickt er locker aus dem Handgelenk einen No-Look-Lob-Pass über den Gegenspieler auf DeAndre Jordan, der mit einer Hand vollstreckt. Eine Kombination, die es an dieser Stelle nicht zum letzten Mal zu bewundern gab.

Im dritten Viertel erstickten die Clippers jegliche Raptors-Hoffnungen im Keim und zeigten ein Highlight-Play nach dem anderen. Billups (5 Punkte, 14 Assists) passte aus allen Lagen, Jordan und Griffin dunkten, was das Zeug hält, und auch der Dreier fiel nun bei L.A. immer häufiger.

Defensiv durch ihre Foulprobleme gehandicapt und offensiv durch Jordan und seine Shot-Blocking-Skills merklich eingeschüchtert, ging bei Toronto in der Folge nicht mehr viel.

Immerhin Kleiza suchte weiter den Weg zum Korb und dunkte Randy Foye Mitte des dritten Viertels kräftig ins Gesicht. Am Ende erzielte der litauische Forward 16 Punkte.

Die Clippers schonten im letzten Viertel ihre erste Fünf, doch Toronto kam nicht mehr ran. Vor allem auch, weil L.A.s Backup-Guard Mo Williams das Kommando an sich riss und 8 von 15 Würfen für 26 Zähler rein machte.

Billups blieb als einziger Starter im Spiel und sorgte noch für eine ebenso spektakuläre wie regelwidrige Szene: sein Gegenspieler Barbosa wollte einen Fastbreak per Layup abschließen, doch der mitgeeilte Clippers-Spielmacher verpasste ihm einen kräftigen Check, der den Brazilian Blur bis in die dritte Reihe des Publikums segeln ließ. Glücklicherweise verletzte sich Barbosa dabei nicht.

Der Star des Spiels: DeAndre Jordan. Keine Frage, an dieser Stelle hätte man auch Blake Griffin nennen können, der einmal mehr offensiv seine Qualitäten ausspielte. Oder aber Chauncey Billups, der aus allen nur erdenklichen Lagen passte und die Clippers-Big-Men ein ums andere Mal perfekt in Szene setzte. Aber Jordan spielte nicht nur stark, sondern dominierte die Partie an beiden Enden des Courts.

Ob der Center nun einen Lob Pass nach dem anderen per krachendem Dunk im Korb versenkte, die Bretter crashte und dabei immer wieder den Rebound abgriff, oder die Raptors mit seinen Blocks dermaßen verunsicherte, dass diese im Verlauf des Spiels immer seltener den Weg zum Korb suchten - er hatte stets alles fest im Griff.

Am Ende kam Jordan in gerade mal 25 Spielminuten auf 16 Punkte bei einer starken Ausbeute von 7/9. Zudem griff er auch 16 Rebounds ab und blockte 2 Würfe.

Die weiteren Spiele

Miami Heat (11-5) - Milwaukee Bucks (6-9) 82:91

Topscorer: LeBron James (28), Chris Bosh (23) - Brandon Jennings (23), Ersan Ilyasova (16)

Toprebounder: LeBron James (13), Joel Anthony (7) - Andrew Bogut (8), Brandon Jennings, Ersan Ilyasova (beide 6)

Topassistgeber: LeBron James (5), Mario Chalmers (2) - Brandon Jennings (6), Shaun Livingston (5)

Erstmals in dieser Saison verloren die heat eine Partie ohne ihren Superstar Dwyane Wade. Dabei vergab Milwaukee zwar zunächst sämtliche der ersten 8 Würfe im Spiel und insgesamt 35 Prozent, glänzte aber durch starke Defense. Am Ende hielten sie Miami bei 37,3 Prozent aus dem Feld - ein neuer Tiefstwert in der laufenden Spielzeit für den Titelkandidaten.

"Wir können keine Entschuldigungen für usnere Leistung erfinden", kommentierte LeBron James, der mit 28 Punkten Topscorer der Partie war, die Pleite. "Aber von Anfang an hat keiner von uns mit Energie gespielt - bis zum Ende."

Neben der schwachen Wurfausbeute waren vor allem auch die 21 Turnover (Milwaukee 14) verheerend. Neben King James spielte auch Chris Bosh stark, ansonsten punktete nur Mario Chalmers (12) zweistellig. Weiterhin brachte das Team es auf gerade mal 9 Assists - ligaweit ein Tiefstwert in der laufenden Saison und die zweitwenigsten in der immerhin 1870 Partien umfassende Franchise-Historie.

Auf der Gegenseite spielte Brandon Jennings trotz mieser Ausbeute (5-20) einmal mehr stark auf. Auch Backcourt-Kollege Shaun Livingston (10 Punkte, 5 Rebounds, 5 Assists), Andrew Bogut (13 Punkte) und Backup Ersan Ilyasova wussten zu überzeugen.

Los Angeles Lakers (10-8) - Indiana Pacers (11-4) 96:98

Topscorer: Kobe Bryant (33), Andrew Bynum (16) - Roy Hibbert (18), Danny Granger (16)

Toprebounder: Andrew Bynum, Pau Gasol, Kobe Bryant (alle 8) - David West (9), Roy Hibbert (8)

Topassistgeber: Pau Gasol (10), Kobe Bryant (4) - Darren Collison (7), Roy Hibbert, David West (beide 4)

Pacers-Center Roy Hibbert spielte mit einer gebrochenen Nase, die er sich bei einem Foul an Kobe Bryant Mitte des ersten Viertels zuzog. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, den Lakers die dritte Niederlage in Folge beizubringen. 8 seiner 18 Zähler erzielte er im Schlussviertel, zudem punkteten fünf seiner Teamkollegen in der Partie ebenfalls zweistellig.

"Sie wollten nicht, dass ich weiterspiele, aber ich habe ihnen gesagt, dass ich in jedem Fall wieder da raus gehe", verriet Hibbert, der auch nach einer Behandlung in der Kabine noch immer stark blutete. Es ist der erfolgreichste Saisonstart der Pacers seit der Spielzeit 2003-05, als sie um nur zwei Siege den Einzug in die Finals verpassten.

Auf der Gegenseite war Kobe Bryant einmal mehr bester Mann. Doch 33 Punkten (14/30) zum Trotz - den wichtigsten Wurf des Spiels setzte er 3,5 Sekunden vor Ende aus der Dreierdistanz daneben. Es wäre der Ausgleich zum 97:97 gewesen, doch stattdessen zog Indiana anschließend mit einem verwandelten Freiwurf endgültig davon.

Es war die elfte Partie in Folge, in der Los Angeles es nicht schaffte, die 100-Punkte-Marke zu knacken. "Wir werfen einfach nicht gut. Die Gegner treffen einfach besser als wir, vor allem von Außen", ärgerte Kobe sich anschließend. "Nach dem ersten Viertel standen wir weit offen und haben sie nach Belieben punkten lassen."

Washington Wizards (2-14) - Boston Celtics (6-9) 94:100

Topscorer: John Wall (27), Nick Young (19) - Paul Pierce (34), Kevin Garnett (17)

Toprebounder: John Wall (10), Andray Blatche (9) - Brandon Bass (9), Paul Pierce (8)

Topassistgeber: John Wall (7), Chris Singleton, Jordan Crawford (beide 3) - Paul Pierce (19), Avery Bradley (7)

New Jersey Nets (5-12) - Charlotte Bobcats (3-14) 97:87

Topscorer: MarShon Brooks (20), Deron Williams, Anthony Morrow (beide 19) - Kemba Walker (16), Gerald henderson (15)

Toprebounder: Kris Humphries (10), Deron Williams (9) - Bismack Biyombo (7), Tyrus Thomas, Kemba Walker (beide 6)

Topassistgeber: Deron Williams (10), Jordan Farmar (4) - Kemba Walker, Boris Diaw (beide 4)

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