NBA

Bulls gewinnen - aber welche eigentlich?

Von SPOX
Die Bulls haben sich in den 90er Jahren gleich sechsmal zum NBA-Champion gekrönt
© Getty

Die NBA ist nach dem Lockout wieder da, aber bis es endlich Action gibt, vergehen noch ein paar Tage. SPOX vertreibt sich und den mySPOX-Usern die Wartezeit mit der Wahl des besten Teams aller Zeiten. Wer gehört für Euch auf den Thron? Das Finale regeln die Chicago Bulls unter sich. Bleibt also nur eine Frage: Welches Jordan-Team ist denn nun eigentlich besser?

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Blowout, Blowout, Blowout!!! Was für ein Halbfinale beim Voting zum besten NBA-Team aller Zeiten. Weder die Celtics 1961 unter dem legendären Coach Red Auerbach noch Bostons Team gute 30 Jahre später um Larry Bird hatten eine Chance gegen die Bulls. Schlimmer noch: Der Rekordmeister war nicht mehr als ein netter Sparringspartner für Michael Jordan und Co.

Damit ist das große Finale eine reine Angelegenheit für die Franchise aus der Windy City. Das bedeutet auch: Pippen vs. Pippen, Jackson vs. Jackson, aber vor allem auch der junge, athletische Jordan gegen den Fadeaway-Künstler Jordan! Let's get it on!

1. Chicago Bulls 1991 - Chicago Bulls 1996

Starting Five Chicago: John Paxson - Michael Jordan - Scottie Pippen - Horace Grant - Bill Cartwright

Viertelfinale Chicago: Sieg mit 72,2 Prozent gegen die Boston Celtics 1961

Crazy Horse: "Echte Männer tragen rot!" Auch 20 Jahre nach dem ersten Titelgewinn für die Chicago Bulls wusste Horace Grant, wie man das Publikum zum Ausrasten bringen konnte. Am 12. März diesen Jahres kam Grant zusammen mit seinen einstigen Kollegen an den Ort seines ersten großen Erfolges zurück. Die Meistermannschaft aus dem Jahr 1991 wurde im United Center geehrt. Und alle kamen sie: Scottie Pippen, Michael Jordan, John Paxson und eben Horace Grant. Der Typ mit der Brille.

Wenn auf die Bulls zu Beginn der 90er Jahre zurückgeblickt wird, fällt trotzdem so gut wie nie der Name des Big Man. Man denkt an MJ, seinen Move in den Finals. Oder die Triangle Offense von Phil Jackson. Aber eben nie an Grant. Zu Unrecht, wie der Bulls-Coach einst betonte: "Vielleicht liegt es an seiner ruhigen Art, aber seid Euch sicher: Seinen Mitspielern und mir ist sehr wohl bewusst, wie wichtig Horace war."

Und zwar zu Recht. Rebounds? Check! Blocks? Check! Und im Gegensatz zu seinem legitimen Nachfolger Rodman hatte Grant auch einen konstanten Wurf aus der Mitteldistanz zu bieten. Im Verbund mit Bill Cartwright sorgte er zudem dafür, dass aus den als soft geltenden Bulls endlich ein Siegerteam wurde. Vor allem der Sieg in den Conference Finals gegen die Pistons war für Grant eine besondere Genugtuung, nachdem man in den Jahren zuvor immer an den Bad Boys gescheitert war.

"Unseren Sweep gegen die Pistons und wie sie danach das Feld verlassen haben, ohne uns die Hände zu schütteln, werde ich nie vergessen", so Grant, der vor allem mit einem Spieler der Pistons ein besonderes Verhältnis hegte: "Ich habe es einfach geliebt, Bill Laimbeer zu hassen. Und als wir ihn dann endlich ausgeschaltet hatten, fiel mir ein Stein vom Herzen."

Obwohl Grant nach dem Finals-Erfolg über die Lakers noch drei Mal Meister wurde, gehört dem ersten Titel ein besonderer Platz in seinem Herzen. "Das erste Mal ist immer etwas Besonderes. Wären wir damals nicht Champion geworden, hätten wir nie den Three-Peat geschafft", erinnerte sich Grant.

Mittlerweile lebt Grant an der Westküste. Seine Vorliebe für die Bulls und rote Kleidungsstücke ist ihm allerdings erhalten geblieben. Ein echter Mann trägt schließlich auch nach der Karriere rot.

Starting Five Chicago: Ron Harper - Michael Jordan - Scottie Pippen - Dennis Rodman - Luc Longley

Halbfinale Chicago: Sieg mit 83,7 Prozent gegen die Boston Celtics 1986

Crazy Horse: Das Aus in den Playoffs trotz MJ? So was hatte man in der Windy City lange nicht gesehen. Dementsprechend geschockt zeigte sich ganz Chi-Town, als sich die Bulls in den Conference Semifinals 1995 aus den Playoffs verabschiedeten. Noch war Michael Jordan nach seiner Rückkehr vom Baseball eben doch noch nicht der Alte, trotz durchschnittlich 31,5 Punkte pro Partie in der Serie gegen Orlando. Aber es gab noch einen Grund, warum die Bulls nicht die von ihnen erwartete Heldenleistung abliefern konnte. Es fehlte ein Rebound-Monster. Einer, der sich für die Mannschaft opferte. Ein Verrückter unter den Brettern.

Verrückt, Rebounds, dazu noch eine Vorliebe für extravagante Frisuren? Spätestens jetzt sollte es bei jedem Bulls-Fan klingeln. Die Rede ist natürlich von Dennis Rodman. The Menace wurde vor der Saison 1995/96 von San Antonio zu den Bulls getradet. Ein risikoreicher Schachzug, immerhin war der Forward zu dieser Zeit bereits 34 Jahre alt. Doch Rodman strafte seine Kritiker Lügen, verlieh den Bulls die seit Horace Grant vermisste Toughness in der Defensive und schnappte sich den fünften Rebound-Titel in Folge.

Zugegebenermaßen: Rodman machte aus den Bulls nicht gerade eine integre Gruppe. Er führte sie mit seinen Antagonisten Jordan und Pippen auch nicht zu irgendwelchen Siegen in irgendwelchen belanglosen Spielen. Er führte sie vielmehr in den Wahnsinn und darüber hinaus. Das negative Highlight fand am 16. Mai 1996 statt. Während der Partie gegen die New Jersey Nets streckte er Referee Ted Bernhardt mit einem Kopfstoß nieder und wurde für sechs Partien suspendiert. Zudem musste Rodman 20.000 Dollar Strafe zahlen.

Über das Zusammenspiel mit Jordan und Pippen sagte er einst: "Auf dem Parkett sind Michael und ich ziemlich ruhig und verstehen uns. Aber abseits davon ist es etwas anderes. Mein Leben geht in die eine Richtung, seines in die andere. Ich gehe Richtung Süden, er Richtung Norden. Und dann hast du noch Scottie Pippen, der sich genau in der Mitte von uns beiden befindet. Als eine Art Äquator."

Vielleicht auch deswegen funktionierte das legendäre Bulls-Trio so gut, wie es sich wohl nicht mal Phil Jackson erträumt hatte. Michael und Scottie waren für die Punkte zuständig, Dennis für die so genannten Hustle-Plays und Rebounds. Am Ende stand der vierte Titel für die Bulls in den letzten sechs Jahren. Auch dank einer wahren Meisterleistung von Rodman in den Finals. Der Forward schnappte sich in Spiel zwei 20 Rebounds (11 Offensiv-Rebounds), bevor er diese Performance in Spiel sechs wiederholen konnte (19 Rebounds, 11 Offensiv-Rebounds).

"Wenn man die Finals Revue passieren lässt, muss man sich eingestehen: Dennis Rodman hat ganz alleine zwei Partien für Chicago entschieden", fasste George Karl, Coach der unterlegenen Seattle SuperSonics, die Leistung von Nummer 91 zusammen.

So verrückt Rodman nicht zuletzt dank seiner "Kanarienvögel" auf dem Kopf immer schien, so herzerfrischend ehrlich und gerührt zeigte sich der Forward, als er 2011 in die Naismith Memorial Basketball Hall of Fame aufgenommen wurde. Bei der Zeremonie bedankte er sich artig bei seinen NBA-Trainern, die "man zu jeder Tageszeit anrufen konnte. Sie haben mich als Menschen angesehen, der ein gutes Herz hat." Für eine Überraschung war The Menace eben doch immer gut.

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