NBA

Amnestie - aber für wen?

Von Sebastian Kurzweg
Point Guard Baron Davis steht bei den Cleveland Cavaliers vor der Entlassung
© Getty
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Brendan Haywood (C; 7,6 Mio., Dallas Mavericks)

Die Dallas Mavericks stehen vor der massiven Aufgabe, den Meisterkader entweder zusammenzuhalten oder sich finanziell für einen Superstar in der Free Agency 2012 zu wappnen. Welchen Weg die Mavericks auch gehen, Haywood wird eine Schlüsselrolle spielen.

Mit Tyson Chandler wird der Center zum Free Agent, den viele als entscheidendes Puzzleteil zu Dallas' Meisterschaft sahen. Obwohl neben Chandler (bisher schon mit Zwölf-Millionen-Vertrag) auch J.J. Barea und Caron Butler vertragslos werden, dürfte der Center bei den zu erwartenden Angeboten trotzdem nur schwer zu halten sein.

Durch die Verträge von Nowitzki, Kidd, Marion, Terry und eben dem 7,6-Millionen-Vertrag von Haywood stoßen die Mavs bereits an die Cap-Grenze. Sollten die Champions Chandler also halten wollen, werden sie Haywoods Vertrag aus den Büchern tilgen müssen. Zumindest wäre das die einfachste Lösung.

Haywood ist kein schlechter Center, doch den Rentenvertrag ist er einfach nicht wert. Mit Chandler würde das emotionale Herzstück die Franchise verlassen. Grund genug, sich mit einem Abgang Haywoods zu befassen.

Eine andere Option wäre die Free Agency 2012: Dallas lässt Chandler, der nach diesen Playoffs vermutlich überbezahlt werden wird, ziehen, geht mit Haywood in die neue Saison und hofft auf das große Los im nächsten Sommer, und zwar in Person von Dwight Howard oder Chris Paul.

Prognose: Dallas lässt Tyson Chandler ziehen und setzt dieses Jahr auf Haywood. Mit dem engagierten und spendablen Mark Cuban im Rücken, starten die Mavs im Sommer einen Angriff auf einen Superstar wie Dwight Howard, Chris Paul oder Deron Williams - sofern diese dann noch verfügbar sind. Chandler glaubt selbst nicht an einen Verbleib: "Ich denke, dass ich zu den Training-Camps bei einem neuen Team bin." New Jersey und Golden State sind prädestiniert, ihn mit Geld zu überhäufen.

Mike Miller (SG; 5,4 Mio., Miami Heat)

Dass die Heat nicht Meister wurden, lag neben James' schwacher Final-Serie vor allem daran, dass mit Mike Miller der vermeintlich wichtigste Rollenspieler nicht überzeugte. Zugegeben:

Miller war lange verletzt und musste sich mit privaten Problemen herumschlagen. Doch wer auf Wunsch von LeBron James für die letzten verfügbaren Dollars geholt wird, um die Big Three zu unterstützen, von dem wird mehr erwartet. Auf schwache 5,6 Punkte pro Spiel ließ Miller katastrophale 2,6 Punkte pro Partie in den Playoffs folgen.

Kein Wunder also, dass sich Miami mit einer Trennung von Miller beschäftigt. Als könnte es nicht schlimmer kommen, musste sich dieser nun erneut operieren lassen und wird womöglich weitere zwei Monate ausfallen - vermutlich das Ende seiner Zeit in Miami.

Wenn die Playoffs nämlich eines ganz sicher gezeigt haben, dann dass Miami ein deutliches Upgrade auf der Center-Position benötigt. Center sind heutzutage allerdings nicht günstig zu bekommen in der NBA (siehe Mavs) und Miller blockiert mit seinen 5,4 Millionen wichtigen Spielraum - so einfach die Rechnung.

Prognose: Geduld kann Miami mit seinen Big Three nicht haben. Bei diesem Budget müssen Rollenspieler funktionieren und das tut Miller nicht. Miami wird Miller cutten und sich um einen Center wie Nene oder Samuel Dalembert bemühen, der für Erfolg auf etwas Geld verzichten könnte. Miller wird nach überstandener Verletzung für diverse Teams zum Thema werden, die einen erfahrenen Flügelspieler gebrauchen können - die Knicks sollen interessiert sein.

Richard Hamilton (SG; 13 Mio.; Detroit Pistons)

Die Pistons befinden sich im Grunde seit mehreren Jahren im Dauer-Rebuild. Hamilton ist das letzte Relikt aus der erfolgreichen Zeit um 2004. Mit seinen 13 Millionen Dollar pro Jahr blockiert er Detroit einen beträchtlichen Teil des Weges zum Neuanfang.

Zudem scheint nach der letzten Saison das Tischtuch zwischen Rip und der Franchise auch zwischenmenschlich zerschnitten zu sein. So soll Hamilton der Initiator eines Trainingsstreiks gewesen sein, mit dem Ziel, Coach John Kuester loszuwerden - dieser sah Hamilton bestenfalls noch als zweite Wahl.

Eine Trennung von Hamilton sollte für Detroit also keine Frage sein. In fast jedem Szenario wäre dem auch so, hätte das Pistons-Management nicht mit dummen Verträgen den Rebuild ins Stocken gebracht.

Bestes Beispiel ist hier Charlie Villanueva: Weil die Pistons verzweifelt ihren Cap-Space loswerden wollten, hat dieser einen Vertrag über 7,5 Millionen Dollar für 4 Jahre in der Tasche. Dabei ist es kein Geheimnis, dass Villanueva höchstens Durchschnitt ist - zumindest außerhalb Motowns.

Ob es nun Hamilton oder Villanueva trifft, die Pistons werden ihre Klausel sicher ziehen, da sie auf wirklich jeder Position Hilfe und demnach Cap-Space nötig haben. Auch Ben Gordon steht offenbar zur Disposition.

Prognose: Obwohl Villanueva und Gordon ebenfalls Objekt vieler Spekulationen sind - die Pistons trennen sich am ehesten von Hamilton und der letzten Altlast. Hamiltion ist trotz seines Alters noch für zwölf Punkte pro Spiel gut und hat seinen Touch nicht verloren. Teams wie die Bulls und Knicks, verzweifelt auf der Suche nach Feuerkraft auf der Zwei, werden wohl in das Wettbieten um den Routinier einsteigen.

Gilbert Arenas (PG, 19,3 Mio., Orlando Magic)

Die Orlando Magic haben sich offenbar mehr oder weniger damit abgefunden, dass Dwight Howard spätestens im Sommer gehen wird. Die Chancen auf eine Verlängerung mit dem Center tendieren jedenfalls gegen Null, und so ist es quasi die Pflicht des Klubs, für die Zukunft zu planen.

Und die hieße kurzfristig wohl Rebuild. Es ist einfach unrealistisch, dass Orlando einen hochklassigen Free Agent an Land ziehen kann, der Howard ersetzen und die Magic gleich wieder zum Titelanwärter machen würde.

Deshalb ist es ebenfalls die Pflicht des Klubs, die Finanzen soweit zu ordnen, dass man gut aufgestellt ist. Deshalb wäre es töricht, die Amnesty-Klausel nicht anzuwenden.

Der praktische Nutzen wäre zwar gering, weil Orlando schon so weit über dem Salary Cap liegt, dass man auch ohne Arenas' Gehalt kaum investieren könnte. Hier geht es für GM Otis Smith eher um eine politische Entscheidung. Darum, einen Fehler einzugestehen und Bereitschaft zu zeigen, diesen zu korrigieren.

Arenas' Verpflichtung war ein Schuss in den Ofen, das ist einfach so. Jetzt geht es darum die Wogen um den Klub zu glätten. Smith großer Vorteil ist natürlch, dass ihm Besitzer Rich de Vos quasi bei allem, was er tut, freie Hand lässt. Er würde wohl auch Arenas' Gehalt bezahlen, obwohl der gar nicht mehr für Orlando spielt.

Prognose: "ESPN" bezieht sich auf Insiderinformationen und gibt an, dass Arenas mit großer Wahrscheinlichkeit die Koffer packen muss. Eine zweite Altlast, Hedo Türkoglu, soll ebenfalls gehen. Um das zu erreichen, wollen die Magic offenbar darauf bestehen, dass ein Trade-Abnehmer für Howard auf jeden Fall auch den Türken nehmen muss. Umgekehrt ist das Geschäft natürlich genauso denkbar: Türkoglu wird entlassen, Arenas getradet.

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