NBA

Die Folgen des 48-Stunden-Wahnsinns

Von Haruka Gruber
Die Protagonisten der Deadline: Prokhorov, Williams, Anthony (v.r.). Nowitzkis Mavs gehen leer aus
© Getty
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New Jersey Nets: Prokhorov geht All-in

Zugänge: Deron Williams (Utah), Brendan Wright, Dan Gadzuric (Golden State)

Abgänge: Devin Harris, Derrick Favors (New Jersey), Troy Murphy (Golden State)

In der Fußball-Bundesliga undenkbar, in der NBA ein Teil des Geschäfts: Deron Williams erfuhr zufällig beim Sehen einer TV-Sportsendung, dass er von Utah abgegeben wurde. "Ich war geschockt. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich nicht nervös war, zu einem Team mit einer 17-40-Bilanz zu gehen", sagt Williams, dessen Unzufriedenheit über den Wechsel ins unglamouröse New Jersey allseits bekannt ist.

Warum die Nets dennoch ihren Spielmacher (Harris), ihren Nummer-3-Pick (Favors) sowie zwei weitere Erstrunden-Picks hergaben, lässt sich recht simpel erklären. Der milliardenschwere Klub-Besitzer Mikhail Prokhorov, Typ Roman Abramowitsch, versuchte seit Monaten vergeblich, mit Maximum-Gehältern und dem 2012 geplanten Umzug nach Brooklyn einen Franchise Player von den Nets zu überzeugen. Es folgten jedoch nur Absagen von LeBron James, Dwyane Wade und zuletzt Anthony - was Prokhorov gekränkt hat.

Als sich überraschend Utah gesprächsbereit zeigte, stimmte er dem Geschäft entsprechend schnell zu. Williams hat zwar nicht die Strahlkraft, aber immerhin gehört der Point Guard zu den zehn besten Basketballern der Welt und dürfte mit seinem kompletten Spiel sogar wertvoller sein als beispielsweise Anthony.

New Jersey geht dennoch ein enormes Risiko ein: Williams' Vertrag läuft lediglich bis 2012, eine vorzeitige Verlängerung schloss er bereits aus. Sollte er mit der Entwicklung der Franchise unzufrieden und die Aussicht auf eine Zukunft in Brooklyn nicht reizvoll genug sein, kann er sich in eineinhalb Jahren einen neuen Klub suchen - und New Jersey bleibt ohne das Aushängeschild zurück.

Porträt: Wer ist dieser Mikhail Prokhorov?

Williams weiß über seine Wichtigkeit und formulierte bereits ein Anforderungskatalog. Ein längerer Verbleibt sei "sehr gut denkbar", dass würde jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen: Die Konkurrenzfähigkeit der Nets im nächsten Jahr, die Güte der nächsten Neuzugänge, seine Bezahlung unter dem neu auszuhandelnden Mantel-Vertrag zwischen Liga und Gewerkschaft. Dass er außerdem von Nets-Coach Avery Johnson, der sonst seinen Spielmachern wenige Freiheiten zugesteht und zu Pedanterie neigt, ein gewisses Entgegenkommen erwartet, verschwieg er erstmal.

Die Nets sind zum Erfolg verdammt. Nicht in diesem Jahr, angesichts von 9,5 Spielen Rückstand auf den Ost-Achten Indiana sind die Playoffs außer Reichweite. 2011/12, ein Jahr vor dem Umzug nach Brooklyn, muss New Jersey jedoch wettbewerbsfähig sein. Doch derzeit sind die Nets auch mit Williams weit entfernt von der Elite.

Brook Lopez ist ein begabter Center, der in diesem Jahr aber stagniert und eklatante Schwächen im Rebounding und in der Defense offenbart. Der restliche Kader besteht aus einer Ansammlung von unfertigen Talenten (Brandan Wright, Johan Petro), Durchschnittsspielern (Kris Humphries, Jordan Farmar, Quinton Ross) und überbezahlten Möchtegern-Stars (Travis Outlaw, Sasha Vujacic).

Selbst die Möglichkeit, durch auslaufende Verträge nach dieser Saison einen vertragslosen Star zu verpflichten, begeistert nur in Maßen. Anders als im letzten Sommer sind Premium-Free-Agents schlichtweg nicht vorhanden, die prominentesten sind David West und Zach Randolph. Keine Namen, die den Ansprüchen eines Mikhail Prokhorov genügen dürften.

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