NBA

Das Rezept: So schlägt man Miami

Von Florian Regelmann
LeBron James und die Miami Heat verlieren auch das zweite Saisonduell gegen Boston
© Getty

Die Boston Celtics (7-2) haben auch das zweite Duell mit den Miami Heat (5-4) in der neuen Saison für sich entschieden. Der amtierende Eastern-Conference-Champion gewann in der American Airlines Arena zu Miami gegen LeBron James, Dwyane Wade und Co. nach einer beeindruckenden Vorstellung mit 112:107. Für die Heat war es die zweite Heimpleite in Folge - und die dritte Niederlage in den letzten vier Spielen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ray Allen war mit 35 Punkten (7/9 von der Dreierlinie) der überragende Mann auf Seiten der Celtics. Paul Pierce steuerte 25 Punkte zum Erfolg bei, Point Guard Rajon Rondo sammelte 16 Assists.

Bei den Heat, die während des gesamten Spiels nicht ein einziges Mal in Führung lagen, schrammte LeBron James mit 35 Punkten (9/21, 17/22 von der Linie), 10 Rebounds und 9 Assists nur knapp an seinem nächsten Triple-Double vorbei. Unterstützung erhielt er vor allem von einem sensationellen Udonis Haslem, der von der Bank kommend 21 Punkte (9/10) und 10 Rebounds lieferte.

Reaktionen:

Doc Rivers (Trainer Boston) über Ray Allen: "Ray war unglaublich. Sowohl in der Offense als auch in der Defense."

Erik Spoelstra (Trainer Miami): "Niemand ist glücklich darüber, aber nur wir selbst können dafür sorgen, dass es besser wird. Stand heute, 11. November, sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen."

Dwyane Wade (Miami): "Wir sind das beste 5-4-Team der Liga. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns."

LeBron James (Miami): "Es kommt ein Punkt, an dem man den Prozess beschleunigen will, aber das funktioniert nicht. Wir haben genug Talent, dass wir einige Spiele gewinnen werden, viele Spiele sogar, aber wir müssen akzeptieren, dass es ein Prozess ist und wir müssen verstehen, dass es seine Zeit dauert."

Heat vs. Celtics: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Heat mit ihrer gewohnten Starting Five: Arroyo, Wade, James, Bosh und Anthony. Bei den Celtics kehrt Shaquille O'Neal nach einer Knieverletzung und fünf Spielen Pause in die erste Fünf zurück. Dafür muss diesmal Jermaine O'Neal wegen Knieproblemen passen.

4.: Die Celtics treten von Beginn an extrem dominant auf. Allen läuft früh heiß, Kevin Garnett dominiert die Bretter - Heat-Coach Spoelstra mit der frühen Auszeit. 14:5 Celtics.

9.: Achtung, Highlight-Time! Glen Davis stellt den Block gegen House, Rondo spaziert vorbei, wird von niemandem angegriffen und explodiert auf dem Weg zum Korb. Slam-Dunk! 22:10 Celtics.

9.: Nate Robinson kommt ins Spiel und foult sofort Eddie House beim Wurf. Dumme Aktion. Danach zeigt Robinson eine minimalste Regung von Frust und bekommt dafür ein technisches Foul. An Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

23.: Allen on fire! Nach seinem dritten Dreier innerhalb von wenigen Minuten ziehen die Celtics davon. 17 Punkte Vorsprung schon. 57:40.

28.: Allen und Pierce sorgen dafür, dass bei Miami vorerst keine Comeback-Gedanken aufkommen. Im Gegenteil. Boston jetzt auf 20 Punkte weg (72:52).

36.: Miami gibt nicht auf. Offensiv haben die Heat jetzt ihren Rhythmus gefunden. Ein kleiner Run zum Ende des 3. Viertels bringt Miami auf 10 ran (78:88).

41.: Miami verkürzt zwischenzeitlich auf 8 Zähler Rückstand, aber ein starker Robinson hält für Boston dagegen. Und dann schlägt Allen wieder von Downtown zu. Ein Killer-Dreier. 102:89 Celtics.

47.: Die Heat sind auf 7 Punkte dran (103:110), James steht völlig frei in der Ecke, aber sein Dreierversuch trifft nur die Seite des Backboards. Ouch. Zuvor hatte James im letzten Viertel schon zwei wichtige Freiwürfe vergeben. Am Ende macht Allen von der Linie endgültig den Sack zu.

Der Star des Spiels: Ray Allen. Es ist irgendwie unglaublich. Der Mann ist stolze 35 Jahre alt, aber er ist immer noch der beste Schütze der NBA. Punkt. Allens Wurf ist ohne Übertreibung ein echter Genuss. In Miami traf er seine ersten sieben Versuche von Downtown, am Ende standen für ihn 35 Punkte zu Buche. Überragend. Nur logisch, dass es auch Allen war, der mit zwei Freiwürfen den Sieg endgültig perfekt machte. Die anderen drei Teile von Bostons Big Four (Pierce, Garnett, Rondo) spielten aber ebenfalls ganz stark.

Der Flop des Spiels: Dwyane Wade. Zuletzt war der Shooting Guard der Heat in bestechender Form, aber nach seiner 39-Punkte-Performance gegen Utah erwischte D-Wade gegen Boston einen rabenschwarzen Abend. Es ging im ersten Viertel mit zwei schlimmen Ballverlusten schon schlecht los - und es wurde auch nicht mehr wirklich besser. Wade kam bei einer miserablen Quote (2/12) nur auf mickrige 8 Zähler. Dazu kamen doppelt so viele Turnover wie Assists (6:3), nur ein einziger Rebound und der schlechteste Plus-Minus-Wert aller Akteure (-17). Mit einem Wort: schlecht.

Analyse: Das Ergebnis sieht am Ende knapper aus, als der Spielverlauf eigentlich war. Die Celtics führten und dominierten von der ersten Minute an - es ist offensichtlich, dass Boston den ganzen Hype um das Dream Team aus Miami persönlich genommen hat und der Welt zeigen will, wer immer noch das beste Team im Osten ist. Das ist ihnen mit dem 2. Sieg im 2. Spiel gegen die Heat eindrucksvoll gelungen. Während Allen aus der Distanz fast alles traf, stand die Dreierquote von James und Wade bei Spielschluss immer noch bei 0 Prozent (0/10).

Das ist aber nicht das wahre Problem von Miami. Nach der vierten Saisonniederlage hat sich ziemlich klar herauskristallisiert, wann die Heat Schwierigkeiten bekommen. Nämlich immer dann, wenn sie auf Teams treffen, die zwei Komponenten mitbringen: Einen Weltklasse-Point-Guard und eine extrem physische Präsenz im Low-Post.

Genau das trifft auf New Orleans zu (Chris Paul/Emeka Okafor), es trifft auf Utah zu (Deron Williams/Paul Millsap) - und es trifft vor allem auf Boston zu. Die Celtics haben mit Rondo nicht nur einen Sensations-Playmaker, der vielleicht sogar den unfassbaren Assist-Rekord von John Stockton (14,5 pro Spiel) angreifen kann, sie haben gleich eine ganze Reihe an Jungs, die sich am Brett gegen die Heat durchsetzen können.

Das Point-Guard-Problem ist besonders gravierend. Nimmt man die Zahlen der vier gegnerischen Spielmacher bei den Heat-Niederlagen, stellt man einen bemerkenswerten Trend fest. Rondo: 17 Assists, 3 Turnover. Paul: 19 Assists, 3 Turnover. Williams: 14 Assists, 3 Turnover. Rondo: 16 Assists. 3 Turnover. Macht zusammen: 66 Assists, 12 Turnover. Bei den Heat findet Point-Guard-Spiel dagegen nicht statt. Carlos Arroyo kann mal einen offenen Jumper treffen, aber er ist sicher nicht die Lösung. Gegen Boston gab Spoelstra deshalb auch mal wieder dem bislang erstaunlich selten eingesetzten Mario Chalmers eine Chance, auch das brachte keinen Erfolg.

So fallen die Spielmacher-Aufgaben James zu, der aber bekanntermaßen eigentlich keine Lust hat, den Point Guard zu geben. Schwierig. Mit Arroyo und Joel Anthony hatte Miami gegen Boston wieder mal zwei komplett uneffektive Spieler in der Starting Five. Auch dass Spoelstra in seiner Halbzeitansprache Egoismus beklagte, ist ein interessantes Zeichen. Haben doch alle Beteiligten immer beteuert, dass dies kein Problem sein würde.

Es gibt keinen Grund zur Panik, weil jedem klar sein musste, dass es dauern wird, bis sich die Heat als Mannschaft gefunden haben. Wade spricht davon, dass sich die Offense vielleicht erst im Februar wirklich eingespielt haben wird. Alles in Ordnung, aber dennoch scheint ein klarer Trend erkennbar, wie man Miami - zumindest im Moment - knacken kann.

Mavs-Sieg in Memphis: Nowitzki-Verletzung einziger Wermutstropfen

Artikel und Videos zum Thema