NBA

Skandale, Flops und ein gefühlter Oscargewinn

Von Martin Gödderz
Tracy McGrady (l.) hat bereits einen neuen Klub. Carmelo Anthony (r.) bald auch?
© Getty
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Memphis Grizzlies: Der verrückte Besitzer

Dass Michael Heisley zu der Art NBA-Teambesitzer gehört, den sich die meisten Spieler und Fans nicht unbedingt für ihre Franchise wünscht, ist hinlänglich bekannt. Heisley gilt als dickköpfig und knauserig. Er mischt sich gerne in alltägliche Basketballentscheidungen seiner Franchise ein, obwohl er nur über marginales Basketball-Fachwissen verfügt.

Der negative Höhepunkt von Heisleys Herrschaft in Memphis ist wohl in diesem Sommer erreicht. Zunächst boten die Grizzlies gleich am ersten Tag der Free Agency Small Forward Rudy Gay einen fragwürdigen Fünfjahresvertrag an.

Der ansonsten so geizige Heisley investierte ohne Not viel Geld in einen guten, aber nicht überragenden Spieler. Nicht umsonst sagte Gay, der in fünf Jahren 82 Millionen Dollar verdienen wird, zum Vertragsabschluss: "Ich fühle mich, als hätte ich einen Oscar oder etwas Ähnliches gewonnen."

Heisley entdeckt das CBA für sich

Die wirkliche Farce ist aber der seit dem Draft andauernde Streit um die Verpflichtung der Rookies Xavier Henry und Greivis Vasquez. Während alle Top-Rookies mittlerweile einen Vertrag bei ihren Klubs unterzeichnet haben, feilscht Heisley beim zwölften Draftpick Henry und auch bei Draftpick Nummer 28 Vasquez noch immer um Vertragsdetails.

So wurde der Grizzlies-Besitzer erst in diesem Jahr darüber aufgeklärt, dass die Statuten im Collective Bargaining Agreement explizit leistungsbezogene Boni erlauben.

Diese Statuten werden in der NBA aber meistens nicht beachtet, da es eine ungeschrieben Regel ist, Rookies den üblichen Maximalsatz zu zahlen. Auch Heisley zahlte seinen bisherigen Draftpicks immer genau diesen Betrag. Solche Rookieverträge treiben dabei keine Franchise in den Ruin.

Verhandlungen gehen weiter

Die relativ günstigen Spieler sind immer eine Investition in die Zukunft. Der Unterschied zwischen einem Rookie-Maximalvertrag und einem leistungsbezogenen Rookie-Vertrag ist nur marginal.

Heisley zeigt aber offensichtlich, dass er zum einen keine Basketball-Kompetenzen vorweist und zum anderen rein finanzielle Interessen hat, worunter Henry und Vasquez jetzt zu leiden haben. Die Rookies stecken weiter in zähen Verhandlungen mit den Grizzlies.

Die Memphis Grizzlies in der mySPOX-Analyse

Minnesota Timberwolves: Harakiri und eine Zeitungsanzeige

Was zum Teufel macht David Kahn? Der Sportdirektor der Timberwolves muss einen bestimmten Plan mit dem Team verfolgen, anders sind seine rätselhaften Offseason-Aktivitäten nicht zu erklären. Der Klub erklärte sogar in einer ganzseitigen Zeitungsanzeige die Stärken, aber auch die Schwächen des Teams inklusive einer Strategie zur künftigen Verbesserung der Situation. Damit wollen die Timberwolves Transparenz schaffen.

Mit Al Jefferson ließen die Wolves ihren besten Spieler für quasi nichts (Zwei Erstrundenpicks plus Kostas Koufos) nach Utah ziehen. Statt das freigewordene Geld in gute Free Agents zu investieren, gab Kahn Center Darko Milicic einen Vierjahresvertrag, der diesem 20 Millionen Dollar einbringt.

Eben jenem Milicic, der in seiner bisherigen NBA-Laufbahn ausnahmslos hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch die vier Millionen Dollar, die Nikola Pekovic im kommenden Jahr verdienen wird, scheinen für einen Spieler ohne jede NBA-Erfahrung etwas übertrieben.

Die Minnesota Timberwolves in der mySPOX-Analyse

Die Sucht nach Point Guards

Daneben ging Kahn seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Point Guards verpflichten. Obwohl ein Aufbauspieler in der Triangle Offense von Coach Kurt Rambis nur eine untergeordnete Rolle spielt, zogen die Timberwolves im letzten Jahr schon drei davon im Draft. Während Johnny Flynn unter Vertrag genommen wurde, schickten die Wolves Ty Lawson nach Denver. Ricky Rubio blieb erst einmal in Spanien.

Nachdem mit Ramon Sessions bereits letzte Saison ein zusätzlicher Point Guard verpflichtet wurde, holte Minnesota in Luke Ridnour jetzt schon wieder einen Point Guard. Sessions wurde währenddessen gegen den schwächeren Point Guard Sebastian Telfair eingetauscht. Johnny Flynn fällt bis weit in die neue Saison hinein aus.

Als neuer Hoffnungsträger wurde der charakterlich höchst problematische Michael Beasley verpflichtet, der auf der gleichen Position wie Kevin Love spielt. Genau das war der eigentliche Grund, weswegen die Timberwolves Al Jefferson abgaben.

Love ist gespannt

Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass Ricky Rubio angesichts eines Überflusses an Point Guards und einem deutlichen Mangel an Perspektiven keine wirkliche Lust verspürt, zum wohl schlechtesten und chaotischsten Team der NBA zu wechseln.

Der derzeitige Star Kevin Love äußerte sich jedenfalls fast schon resigniert: "Ich hoffe, dass wir einen Plan haben. Ich weiß nicht, wie der im Moment aussieht. Wir haben offensichtlich viele Wechsel getätigt. Ich gehe einfach raus und spiele, die Entscheidungen treffe ich nicht. Ich hoffe einfach, dass wir als Team besser werden."

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