NBA

John Wall: Der Junge mit dem Burger-Tick

Von Florian Regelmann
John Wall erzielte in der letzten Saison im Schnitt 16,6 Punkte und 6,5 Assists für Kentucky
© Getty

It's Draft-Time 2010. SPOX stellt fünf der interessantesten Typen vor. Darunter: eine YouTube-Sensation, ein Mathe-Student - und ein talentierter Fettsack. Außerdem: Was macht Dallas? Und wo landet Tibor Pleiß?

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Point Guard

John Wall (Kentucky)

Seit der Draft-Lotterie gehört John Wall im Grunde den Washington Wizards - es gibt nicht den leisesten Zweifel daran, dass der Point Guard in der Hauptstadt landen wird. Er ist ein No-Brainer-Nummer-eins-Pick.

Die Experten sind sich einig, dass Wall eines der größten Talente in den letzten zehn Jahren ist. Klar hat er noch Schwächen, er neigt ein wenig zu dummen Ballverlusten und sein Jumpshot steckt mitten in der Entwicklung, aber das Gesamtpaket Walls sucht seinesgleichen. Seine Dynamik, seine Athletik und Leadership sind einzigartig.

Kurios, dass er in der Schule eigentlich zunächst ein besserer Footballspieler war. Wie Allen Iverson spielte er Wide Receiver und Safety. Seiner Mutter aber war Football zu gefährlich, berichtet Wall in der neuen Ausgabe von "ESPN the Magazine". Wall erzählt außerdem, wie ihn der Tod seines Vaters aus der Bahn warf. Er war 9, als sein Vater starb, und hatte eine enge Beziehung zu ihm. Seine Mutter stellte ihn vor die Wahl: Entweder er ändert seine Einstellung oder sie lässt ihn nicht spielen.

Von da an war Wall ein Musterschüler, der auch im College (Lieblingsfach Mathe) gute Noten einheimste. Was viele nicht wissen: Wall hat ein seltsames Pre-Game-Ritual in Sachen Essen. Er isst nur Trauben und einen Hamburger mit nichts drauf. Fleisch, Brötchen, fertig. "Ich brauche meinen Burger, sonst werde ich verrückt", sagt Jimmy. Jimmy ist einer der vielen Spitznamen von Wall. Die anderen: J-Wall, Dice, Great Wall. Letzterer gefällt ihm am besten.

Sein großes Vorbild war Magic Johnson. "Ich mag es, die entscheidenden Würfe zu treffen. Das habe ich von Magic", so Wall. Wie die Lakers-Legende ist auch Wall ein großer Spielmacher, der seine Mitspieler um sich herum besser macht. Gilbert Arenas, du bist die längste Zeit Point Guard der Wizards gewesen. Wenn du wieder spielst, spielst du Shooting Guard - die Point-Guard-Position gehört jetzt jemand anderem.

Experten-Meinung: "Es gibt so viel, was man an ihm mögen muss. Er ist stark, schnell, smart, und er ist ein Leader. Einfach ein pures Talent. Wir sprechen seit einem Jahr über ihn. Er wird uns sofort besser machen. So gut ist er." (Wizards-Forward Andray Blatche)

Shooting Guard

Lance Stephenson (Cincinnati)

Die Top-Talente auf der Shooting-Guard-Position sind andere: Evan Turner (Ohio State), Xavier Henry (Kansas), Jordan Crawford (Xavier), James Anderson (Oklahoma State) - oder auch Dominique Jones (South Florida). Aber auch Lance Stephenson könnte ein echter Superstar werden. Oder aber eine totale Niete. Stephenson ist ein Rätsel vor dem Draft, manch einer sieht ihn im Mock-Draft in der ersten Runde, mach einer aber auch erst zum Schluss der zweiten Runde.

Vor der letzten Saison war der in Brooklyn geborene Guard eines der am meisten gehypten High-School-Talente, dann hatte er eine für viele Scouts miese Freshman-Saison in Cincy. Dabei sind im Schnitt 12,3 Punkte in der Big East nicht so schlecht. Gut, er schoss unterirdische 22 Prozent von der Dreierlinie, aber dafür ist er auf YouTube eine große Nummer.

Der 19-Jährige ist körperlich bereit für die NBA, er ist im Isolation-Game eine Waffe, hat einen sicheren Mitteldistanzwurf und ist am Korb ein überragender Finisher. Ein brutaler Scorer. Wenn er irgendwann ansatzweise noch Dreier lernt, sind ihm keine Grenzen gesetzt. Sagen die einen. Er ist ein selbstsüchtiger Ego-Zocker, der beschissene Würfe nimmt und nie einen Dreier treffen wird. Sagen die anderen. Man darf gespannt sein, welches Team das Risiko eingeht.

Experten-Meinung: "Wenn es all die roten Flaggen nicht geben würde, bin ich mir sicher, dass er ein Lottery-Pick wäre. Er wird einige Leute in Versuchung führen." (Nicht genannter NBA-Scout)

Small Forward

Gordon Hayward (Butler)

Wesley Johnson (Syracuse), Al-Farouq Aminu (Wake Forest) und eventuell Paul George (Fresno State) heißen auf der kleinen Flügelposition die Top-Talente, aber gleich dahinter kommt schon Gordon Hayward. Wer in diesem Jahr die March Madness verfolgt hat und sich nicht in Hayward verliebt hat, mit dem stimmt etwas nicht. Wäre sein Halfcourt-Schuss im Finale reingegangen, er wäre der Held des Jahres gewesen.

15,5 Punkte und 8,2 Rebounds erzielte Hayward in der letzten Saison im Schnitt, aber Stats erzählen nicht im Ansatz, was der Typ, der so aussieht wie ein Mathe-Student und auch noch einer ist, drauf hat. Wobei wir kurz schon bei Haywards Problem sind: Er sieht nicht nur wie ein Mathe-Student aus, er ist tatsächlich körperlich so gebaut, dass man sich fragen muss, wen er auf Pro-Level verteidigen kann. Dazu kommt, dass seine Dreierquote in der letzten Saison stark nachgelassen hat.

Wenn Hayward aber, wovon auszugehen ist, auch aus der Distanz wieder öfter trifft, könnte er eine große Karriere vor sich haben. Er kann sich seinen eigenen Wurf kreieren, er ist vielseitig und reboundet stark und ist viel tougher und athletischer als viele denken. Die Clippers an Nummer acht oder die Jazz an Nummer neun müssen ihn eigentlich nehmen.

Experten-Meinung: "Er hat Talent, ist smart und spielt hart. Er hat bewiesen, dass er ein Winner ist, und kann sich noch weiterentwickeln. Er musste hart dafür arbeiten, um dort hinzukommen, wo er jetzt ist. Er schmeißt sich rein, er hat eine Siegermentalität und er macht Dinge, mit denen du Spiele gewinnst." (Spurs-Forward Matt Bonner hofft, dass Hayward bis zu den Spurs an Nummer 20 fällt)

 

Hier geht's weiter: Power Forward, Center, Dallas und die Deutschen