NBA

Das Herz der L.A. Lakers

Von Christian Schneider
Pau Gasol wurde 2001 von den Memphis Grizzlies auf Platz drei gedraftet
© Getty

Pau Gasol ist NBA-Champ und mehrfacher All-Star. Aber: Er ist bei Titelverteidiger Los Angeles Lakers auch nur Kobe Bryants Sidekick, oder? Mit dem erneuten Final-Einzug könnte der Spanier Dirk Nowitzki den Status des besten Europäers streitig machen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Pau Gasol ist Sohn zweier Basketballspieler. Beide Elternteile spielten in der zweiten spanischen Liga. Damit ihr Sohn aber ein derart herausragender Basketballer werden konnte, müsste sich das Talent der beiden jedoch vielmehr multipliziert als vermischt haben.

Gleichzeitig ist Pau Gasol aber auch Sohn einer Ärztin und eines Verwaltungsbeamten. Das hieß für ihn natürlich "erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Sie wollten, dass ich mir meine Möglichkeiten offen halte. Man kann nie wissen, ob das mit der Sportkarriere klappt", erinnert sich der Katalane.

Folgerichtig begann Gasol ein Medizin-Studium in seiner Heimatstadt Barcelona. Bis das mit der Sportkarriere letztendlich doch klappte.

Der beste Sidekick der Welt

"Gott sei Dank", möchte jeder Basketball-Fan rufen, allen voran die Anhänger der Los Angeles Lakers. Seit der 2,13 Meter große Spanier 2008 nach L.A. getradet wurde, kann man sich das Team um Mega-Star Kobe Bryant nicht mehr ohne ihn vorstellen.

Bereits vor knapp einem Jahr berichtete SPOX über den besten Sidekick der Welt. Zwei Mal führte Gasol die Lakers schon in die Finals. Freilich nicht alleine. Bei L.A. gibt es schließlich eine ganze Reihe an Spielern, die auch blocken, rebounden, Assists verteilen und scoren. Neben Bryant gibt es aber keinen, der das ähnlich eindrucksvoll und konstant erledigt wie Pau Gasol.

Was ihn in der letzten Saison bereits so stark gemacht hat, hat er sogar noch weiter verbessert: die Power, die Spielintelligenz, das Gefühl für Wurf und Situation.

Starke Regular Season

Nun steht Los Angeles kurz vor dem dritten Finaleinzug in Folge und erneut ist es neben Black Mamba eben dieser Spanier, der da ist, wenn er gebraucht wird und stets hervorragende Stats vorzuweisen hat. Und auch im sechsten Spiel der Conference Finals bei den Phoenix Suns in der Nacht auf Sonntag (Zwischenstand: 3-2 für L.A.) wird es auf Gasol ankommen.

Der 29-Jährige schießt in den Playoffs 58,0 Prozent aus dem Feld und erzielt 20,7 Punkte, außerdem greift er 11,1 Rebounds ab, gibt 4,0 Assists und blockt 1,9 Mal pro Spiel den Ball. Damit hat er sein Spiel nach einer guten Regular Season (18,3 Punkte, 53,6 Prozent Wurfquote, 11,3 Rebounds, 3,4 Assists, 1,7 Blocks) auf ein neues Level gehoben.

Herausragend ist Gasol aber vor allem, weil er es versteht, sein Spiel zu variieren. Im Conference-Halbfinale gegen Utah attackierte er die Bretter und holte sich in den vier Spielen 58 Rebounds (14,5 pro Spiel). Gegen Phoenix wiederum überlässt er die Rebounds hauptsächlich Lamar Odom, dafür konzentriert er sich mehr auf das Passen (4,0 Assists).

Damit stellt Gasol Lakers-Centerjuwel Andrew Bynum deutlich in den Schatten, der sein Potenzial bis auf wenige Lichtblicke nur selten zeigte und zu allem Überfluss auch nicht hundertprozentig fit zu sein scheint. Es wirkt, als versteckt sich Bynum momentan etwas hinter seinem dominanten Teamkollegen.

Mit Teamplay zum Erfolg

"Pau erkennt alle Situationen richtig und entscheidet sich zum richtigen Zeitpunkt für die richtigen Plays", wurde Gasol zuletzt von Bryant gelobt.

Der Kobe Bryant, der von den Suns häufig gedoppelt oder gar getrippelt wird und sich offenbar ein Vorbild an Gasol nimmt, indem ebenfalls genau das macht, was das Team braucht. Gegen Phoenix liefert er neben 33,0 Punkten auch 9,6 Assists. Von wegen Kobe, der Egozocker.

Es scheint, als ob sich der Geist der Mannschaft verändert hat. Während früher fast alles über Bryant ging, ist L.A. nun wesentlich schwieriger auszurechnen. Gleichzeitig zeigt es die Bedeutung Gasols für den Meister. Wenn Bryant die Seele der Lakers ist, ist Gasol das Herz.

Mehr noch: Mittlerweile macht Gasol Dallas Mavericks' Dirk Nowitzki Konkurrenz um den Titel "bester Basketballer Europas". Obwohl Nowitzkis Statistiken nach wie vor beeindruckend sind, feiert eben Gasol die Erfolge, während die Mavs auf der Stelle treten. Gasol schaffte den Sprung vom europäischen Weichei (zumindest war so sein Ruf) zu einem toughen Big Man, der dahin geht, wo es schmerzt.

Kongeniales Duo

Die Gretchenfrage ist, ob Gasol mehr von Bryant profitiert oder umgekehrt. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Sicher ist Bryant das Gesicht und der Topscorer der Franchise, ob er aber alleine das Team zu diesen Höchstleistungen antreiben könnte, darf dennoch bezweifelt werden. Gasol ist der ideale Partner, der sich auch für die vermeintliche Drecksarbeit an den Brettern nicht zu schade ist, ebenso aber auch Spiele mit Scoring, Blocks und Assists entscheiden kann.

In Los Angeles hat sich ein kongeniales Duo gefunden. Das wohl beste NBA-Duo schlechthin. Egal, auf wen sich die Defensive des Gegners stürzt, beide sind keineswegs zu eitel, sich das Lampenlicht zu teilen.

Eine Einstellung, die die Lakers-Fans träumen und den Rest der NBA zittern lassen dürfte.

Lakers schlagen zurück