NBA

Die Altmeister sind fällig

Von Philipp Dornhegge
Nicht wenige Experten trauen Dwyane Wade und den Heat den Serien-Sieg gegen Boston zu
© Getty

Es ist wieder soweit: Die NBA geht in die Playoffs! SPOX analysiert die Duelle der ersten Runde. Los geht's mit der Eastern Conference und der Aussicht auf eine dicke Überraschung.

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Cleveland Cavaliers (1) vs. Chicago Bulls (8)

Saisonbilanz: 2-2 (85:86, 101:87, 92:85, 108:109)

Ausgangslage: Wer denkt nicht gerne an die epische Serie zurück, die sich die Bulls im vergangenen Jahr mit den Celtics lieferten? Und wer genau nachdenkt, der erinnert sich auch, dass Chicagos Leistung praktisch aus dem Nichts kam und die komplette Basketball-Welt überraschte. Ist sowas auch in diesem Jahr möglich? Abso-f...ing-lutely! Zwar liegt das Front Office derzeit übel im Clinch, dafür haben die Männer aus der Windy City mit Derrick Rose aber einen der aktuell heißesten Spieler der Liga. Und der Point Guard hat schon bewiesen, dass er es auch in den Playoffs kann.

Ben Gordon und John Salmons als Clutch-Shooter werden dem Team abgehen, keine Frage. Aber Leute wie Flip Murray oder Kirk Hinrich sind auch keine schlechten und - X-Faktor Luol Deng ist fit. Cleveland dagegen ist wie eine Dampfwalze durch die Saison gegangen und hat alles niedergemacht. In den letzten Spielen wurde LeBron James geschont. Im positiven Sinne nennt man das wohl neue Energie tanken, im negativen könnte es aber auch bedeuten: Rhythmus verloren. Auch Shaquille O'Neals Fitness könnte zum Problem werden.

Schlüsselduell: Anderson Varejao vs. Joakim Noah. Wo wir schon bei Energie sind: Niemand auf diesem Planeten spielt Basketball mit so viel Einsatz wie die beiden Big Men.  Noah war so in diesem Jahr schon All-Star-Kandidat, Varejao ist einer der besten Verteidiger der Liga - und trotzdem noch immer unterschätzt. Kann einer den anderen ausschalten, steigen die Chancen seines Teams erheblich.

Prognose: Die Bulls werden kratzen, beißen und fighten, aber der King braucht maximal ein Spiel, um wieder der King zu sein. Und obwohl Chicago dieses Jahr schon zwei Spiele gegen die Cavs gewonnen hat: Niemals wird Cleveland in Runde eins scheitern. Cavaliers in 6.

Cavaliers vs. Bulls in der ausführlichen mySPOX-Analyse


Orlando Magic (2) vs. Charlotte Bobcats (7)

Saisonbilanz: 3-1 (93:81, 97:91, 106:95 OT, 89:96)

Ausgangslage: Es könnte schmutzig werden. Denn auch wenn die Bobcats zum ersten Mal in den Playoffs stehen, hat Coach Larry Brown Spieler zur Verfügung, die wissen, was man dort zu tun hat, allen voran Stephen "Captain Jack" Jackson. Und überhaupt: Charlotte lebt sowieso von der Defense, warum also sollte das Team Probleme mit der ersten Playoff-Erfahrung haben? Von der Heimstärke mal ganz zu schweigen.

Die Magic taten sich ja schon im Vorjahr gegen Philly unglaublich schwer, und wie eng die erste Serie 2010 sein könnte, zeigen die Ergebnisse der Regular Season. Charlotte hat mit Theo Ratliff, Tyson Chandler, Nazr Mohammed und mit Abstrichen Tyrus Thomas oder Boris Diaw haufenweise Big Men, die ihre Fouls gegen Dwight Howard verschwenden können - und in der Verteidigung unter Umständen sogar mal ohne auskommen könnten.

Schlüsselduell: Orlandos Distanzschützen vs. Charlottes Perimeter Defense. Kein Team schießt mehr Dreier (830) als die Magic, nur zwei Teams haben eine bessere Quote. Jeder kennt Orlandos Inside-Out-Game, aber nur wenige können es verteidigen. Charlotte gehört dazu. Die Bobcats haben die zweitbeste Three-Point-Defense der Liga. Insbesondere Jackson und All-Star Gerald Wallace könnten Rashard Lewis, Jameer Nelson und Co. das Leben schwer machen.

Prognose: Carter ist neben Howard der Schlüsselspieler der Magic, trifft aber auf zwei der besten Verteidiger der Liga. VC wird's schwer haben - und damit auch Orlando. Magic in 7.

Magic vs. Bobcats in der ausführlichen mySPOX-Analyse

Atlanta Hawks (3) vs. Milwaukee Bucks (6)

Saisonbilanz: 2-1 (106:102, 95:98, 104:96)

Ausgangslage: Die Hawks hätten keinen besseren Gegner erwischen können als die Bucks. Außer natürlich, die Raptors hätten es gepackt. Haben sie aber nicht, und so ist Milwaukee das schlechteste Team der diesjährigen Playoffs. Der Ausfall von Andrew Bogut wiegt einfach so schwer, dass die Überraschungsmannschaft des Jahres Atlanta unmöglich Paroli bieten kann.

Denn der Australier war der Defensivanker, und ohne ihn werden Josh Smith und Al Horford nun leichtes Spiel unter den Körben haben. Mike Woodsons Männer haben sich in den vergangenen drei Jahren prächtig entwickelt, sich jedes Jahr gesteigert und wichtige Erfahrung in den Playoffs gesammelt. Mit Jamal Crawford und Joe Smith sind zudem zwei Spieler neu dabei, die in der Postseason noch enorm wichtig werden können.

Schlüsselduell: Brandon Jennings vs. sein Selbstvertrauen. Der Rookie der Bucks spielte lange Zeit eine famose Saison, fiel dann aber in ein Loch und traf keinen Möbelwagen mehr. Jennings gab zu, dass sein Selbstvertrauen irgendwie weg sei. Auch wenn die letzten Spiele wieder hoffnungsfroher stimmten, ganz über den Berg scheint er immer noch nicht zu sein. Und jetzt macht der 20-Jährige auch noch seine ersten Playoff-Erfahrungen. Nur wenn Jennings mental bereit ist, können die Bucks an der Sensation schnuppern.

Prognose: Neuzugang John Salmons hat den verletzten Michael Redd adäquat ersetzt, Carlos Delfino erlebt die besten Monate seiner Karriere - und trotzdem geht Milwaukee schnell raus. Die Defense ist ohne Bogut einfach nicht stabil genug. Hawks in 5.

Hawks vs. Bucks in der ausführlichen mySPOX-Analyse

Boston Celtics (4) vs. Miami Heat (5)

Saisonbilanz: 3-0 (92:85, 112:106, 107:102)

Ausgangslage: Celtics-Fans trösteten sich während einer ernüchternden Saison mit der Aussicht, dass in den Playoffs alles gut werden würde. Aber, liebe Fans: Nix da! Boston ist einfach nicht mehr gut genug, um vorne mitzuspielen. Die Verpflichtung von Rasheed Wallace war ein Schuss in den Ofen, der Trade von Eddie House gegen Nate Robinson eine einzige Katastrophe und die Heimbilanz ist ernüchternd (17 Niederlagen).

Zudem sind Kevin Garnett, Ray Allen und Paul Pierce noch ein Jahr älter. Und jetzt geht's auch noch gegen eines der heißesten Teams der Liga (12 Siege aus 13 Spielen). Ein Team, das von Dwyane Wade angeführt wird, fit ist und tiefer besetzt als im Vorjahr. Bei keinem Matchup riecht es so sehr nach Upset wie hier.

Schlüsselduell: Rajon Rondo vs. Mario Chalmers: In allen drei Duellen war der Point Guard der Celtics gut aufgelegt und dominierte die Partie offensiv wie defensiv. Chalmers muss dagegen halten: hinten Rondos Penetration und Offensivrebounds verhindern, vorne einen gelegentlichen Dreier einstreuen und vor allem - Turnover vermeiden! Denn kein Spieler klaut mehr Bälle als Rondo. Und jeder einzelne Steal nimmt Miami die Chance auf Punkte und bietet Boston Fastbreak-Möglichkeiten.

Prognose: Wie James in Cleveland kann Wade ein Team im Alleingang zum Sieg führen. Boston hat auf Flash einfach keine Antwort. Zumal die Defensive längst nicht mehr so geschlossen steht wie etwa 2008. Die Celtics sind fällig. Heat in 6.

Celtics vs. Heat in der ausführlichen mySPOX-Analyse

Der Playoff-Spielplan