Wie Phönix aus der Asche

Von Philipp Dornhegge
In der Offense hatte Korie Lucious gegen Tennessee Probleme, dafür verbuchte er 5 Steals
© Getty
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Tennessee Volunteers (6) - Ohio State Buckeyes (2) 76:73

Oh my goodness, geht's eigentlich noch verrückter? Am Vortag streicht Syracuse die Segel, jetzt erwischt es auch noch die Buckeyes. Die waren nach dem sensationellen Aus der Kansas Jayhawks der klare Favorit in der Midwest Region, aber was soll man sagen? Der Sieg der Volunteers ist kein Zufall.

Mit ihrer Größe und Athletik machten sie Topstar Evan Turner (31 Punkte, 7 Rebounds, 5 Assists) das Leben schwer, der für jeden Punkt hart arbeiten musste. Außer von William Buford (15) hatte er aber auch kaum Unterstützung.

Besonders enttäuschend: Outside-Shooter Jon Diebler (1 von 8 aus dem Feld). Auf beiden Seiten des Feldes beherrschte Tennessee die Bretter (36:23 Rebounds), und hätte das Team von Coach Bruce Pearl die zweiten Chancen besser genutzt, wäre der Sieg sogar noch deutlicher ausgefallen.

So hätte Turner sein Team in den letzten Sekunden noch in die Overtime schießen können, doch J.P. Prince (14) machte ihm mit überragender Verteidigung einen Strich durch die Rechnung. Übrigens: Noch nie zuvor erreichte Tennessee die Runde der Elite Eight. Aber wer es so weit schafft, steht dort zu Recht.

Saint Mary's Gaels (10) - Baylor Bears (3) 49:72

Hat noch irgendjemand Zweifel daran, dass die Bears ein Team von Final-Four-Format ist? Wohl kaum, nachdem Baylor Saint Mary's derart übel verprügelt hat. Das Spiel war so einseitig, dass die Garbage Time schon Mitte der ersten Hälfte angefangen hat.

Der amerikanische Co-Kommentator Clark Kellogg war sich sofort sicher: "Ich habe in diesem Jahr bislang jedes Tournament-Spiel gesehen, aber nicht ein Team hat mich so sehr beeindruckt wie Baylor heute Abend." Und Baylors Tweety Carter sagte: "Das ist der Grund, wieso wir hier sind. Wir wollen Großes erreichen, uns allen bedeutet das so viel."

In der Offense fand Saint Mary's kein Mittel gegen die aggressive Verteidigung, sodass sich die Gaels praktisch keinen offenen Wurf erspielen konnten. In der Defense standen sie auf verlorenem Posten bei dem Versuch, Baylors Guards LaceDarius Dunn (23 Punkte) und Tweety Carter (14) zu stoppen.

Und bei den Rebounds hatten die Gaels sowieso keinerlei Chancen (37:25). Publikumsliebling Omar Samhan war mit 15 Punkten und 9 Rebounds der zweitbeste in einer völlig überforderten Gaels-Truppe.

Topscorer: Ben Allen (16) - LaceDarius Dunn (23)

Northern Iowa Panthers (9) - Michigan State Spartans (5) 52:59

Tom Izzo, dieser Teufelskerl, hat es wieder geschafft: Zum neunten Mal in 15 Jahren absolvierte Michigan States Coach ein Sweet-16-Spiel, zum siebten Mal ging er daraus als Sieger hervor. Das ist mal eine Quote! Dass es die Spartans trotz des Saisonaus von Kalin Lucas schafften, grenzt schon an eine echte Überraschung.

Denn wir erinnern uns: Northern Iowa ist das Team, das in der Vorrunde Kansas ausschaltete. Da wäre doch der beste Spieler der Big 12 Conference enorm wichtig gewesen. Aber was Ersatzmann Korie Lucious als Starter zeigt, ist der absolute Wahnsinn. Der Point Guard erzielte zwar "nur" 10 Punkte, dafür sammelte er aber auch 6 Rebounds, 4 Assists und 4 Steals.

Dazu sorgte er kurz vor Schluss mit einem wunderschönen Spin Move und anschließendem Jumper für die Vorentscheidung. Northern Iowas Clutch Shooter Ali Faroukmanesh, der Held der letzten Spiele, wirkte diesmal sehr menschlich (1 von 6 Dreiern) und kam nur auf 9 Punkte.
Topscorer: Adam Koch (13) - Durrell Summers (19)

Duke Blue Devils (1) - Purdue Boilermakers (4) 70:57

Wer eine ultra-aggressive Verteidigung wie die Boilermakers spielt, der kann auch schon mal Unzulänglichkeiten im Angriff überdecken und bei Durststrecken trotzdem im Spiel bleiben. Das Problem war in diesem Spiel nur: In der zweiten Hälfte hatte Duke den Schlüssel zu Purdues Defense gefunden.

Waren die Blue Devils im ersten Abschnitt noch ohne Punkte in der gegnerischen Zone geblieben, zogen die Guards Jon Scheyer (19) und Nolan Smith (15) nun immer wieder zum Korb, schlossen in Ringnähe ab und brachten ihr Team so auf die Siegerstraße. Die Boilermakers dagegen trafen kaum einmal einen Möbelwagen: Außer einem gelegentlichen Dreier von E'Twaun Moore (23) oder Keaton Grant (18) sammelte eigentlich nur JaJuan Johnson fleißig Punkte.

Dukes Topscorer Jon Scheyer: "Es fühlt sich gut an, aber wir dürfen uns jetzt auf keinen Fall zurücklehnen. Wir müssen gleich wieder voll konzentriert sein, nach der Saison können wir uns zurücklehnen und das alles genießen."

Eklatant: Der Big Man erzielte genau so viele Field Goals wie der Rest des Teams (10), brauchte aber nur 17 Versuche statt 37. Da machte sich das Fehlen von Topscorer Robbie Hummel erstmals in diesem Turnier richtig deutlich bemerkbar. Für so schlecht viele Experten Duke im Vergleich mit Syracuse oder Kansas auch hielten: Die Blue Devils sind unter den Elite Eight, die anderen beiden nicht.
Topscorer: Kyle Singler (24) - JaJuan Johnson (23)

Butler Bulldogs (5) - Syracuse Orange (1) 63:59

Unglaublich! Die Upset-Serie beim diesjährigen NCAA-Turnier geht weiter. Die Butler Bulldogs werfen mit Syracuse den nächsten vermeintlichen Titelkandidaten aus dem Turnier. Es ist bereits ihr 23. Sieg in Folge. Und was für einer! Nach der ersten Halbzeit lagen die Bulldogs bereits mit 35:25 in Führung - nur um fünf Minuten vor dem Ende des Spiels wieder mit vier Punkten hinten zu liegen.

Doch dann kamen Willie Veasley und Gordon Hayward - und elf Butler-Punkte in Serie. Besonders sehenswert: Veasleys Three-Point-Jumper. "Ich dachte, dass er über das Board geht", so Veasley, der auf insgesamt 13 Punkte kam. "Doch dann habe ich mich umgedreht - und er fiel rein. Das war ein echter "H-O-R-S-E"-Shot - das habe ich noch nie geschafft."

Entscheidend für die Niederlage von Syracuse: die Orange leisteten sich zu viele Ballverluste. 18 Turnover standen am Ende zu Buche. "18. Das darf man sich einfach nicht erlauben", sagte Syracuse-Coach Jim Boeheim, der erneut ohne Center Arinze Onuaku auskommen musste. "Die Bulldogs haben sich im Gegenzug fast keine gleistet."

Topscorer: Gordon Hayward (17) - Wes Johnson (17)

Xavier Musketeers (6) - Kansas State Wildcats (2) 96:101, 2OT

Was für ein Spiel! Und fast die nächste Sensation. Fast. Denn am Ende verpassten die Xavier Musketeers die Überraschung knapp. Die kleine Universität aus Cincinnati trieb nach dem unerwarteten Erfolg gegen Pittsburgh auch Kansas State an den Rand einer Niederlage. Erst in der Double Overtime konnten sich die favorisierten Wildcats durchsetzen.

"Beide Teams wollten einfach nicht, dass ihre Saison heute endet", sagte Kansas States Jacob Pullen, der in der zweiten Verlängerung zwei wichtige Dreier versenkte und damit für sein Team den Unterschied machte. Am Ende kam der Guard, der mit seinem Abraham-Lincoln-Gedächtnis-Bart das Turnier-Motto seines Teams ("Fear the Beard") und die T-Shirt-Mode der Fans prägte, auf 28 Punkte (4 Rebounds, 4 Assists).

Bis dahin hatte sich Xavier immer in den letzten Sekunden retten können. Sowohl kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit als auch in der ersten Verlängerung lagen die Musketeers jeweils mit drei Punkten hinten - kamen aber spektakulär zurück. Highlight: Jordan Crawfords "Nothing But Net"-Dreier aus zehn Metern am Ende der ersten Verlängerung.

Topscorer: Jordan Crawford (32) - Jacob Pullen (28)

Washington Huskies (11) - West Virginia Mountaineers (2) 56:69

Jetzt aber genug mit den Upsets. Dabei konnte Washington lange Zeit mithalten. Mehr noch: Die Huskies lagen zur Halbzeit sogar noch mit zwei Punkten in Führung. Am Ende war es dann aber doch eine deutliche Angelegenheit für die favorisierten Mountaineers - auch weil Kevin Jones, Devin Ebanks und Da'Sean Butler aufdrehten.

Der größte Aufreger des Spiels: Die Verletzung von West-Virginia-Star Butler. Der ging bei einem Zweikampf unsanft zu Boden und hielt sich anschließend die Hand. Doch der Schock dauerte nur zwei Sekunden. Dann stand er nämlich wieder auf und signalisierte, dass er weiterspielen kann. "Das war eine unglaubliche Erleichterung", so Teamkollege Jones. "Aber damit er liegen bleibt, muss es auch schon was Ernsthaftes sein."

Und das war es nicht. Zwar tauchte Butler auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit einem dicken Eisbeutel am Arm auf, gab aber bekannt, dass er im nächsten Spiel dabei ist. Glück für West Virginia. Denn die Mountaineers müssen bereits auf Point Guard Darryl Bryant verzichten, der sich am Dienstag im Training den Fuß brach.

Topscorer: Justin Holiday (14) - Kevin Jones (18)

Cornell Big Red (12) - Kentucky Wildcats (1) 45:62

Aus und vorbei ist er, der Traum von einem Ivy-League-Team im Elite Eight. Und das trotz eines inoffiziellen Heimspiels der Big Red. Tausende Fans verwandelten den Carrier Dome von Syracuse (keine 50 Meilen von Cornell-Campus entfernt) in eine große rote Party.

Dabei hatte alles so gut angefangen. 10:2 gingen die Big Red in den Eröffnungs-Minuten in Führung. "Wir hatten einen guten ersten Punch", sagte Cornell-Center Jeff Foote. Doch dann kamen John Wall, DeMarcus Cousins and Patrick Patterson - man nenne sie: die Party-Crasher. Bereits zur Halbzeit stand es 32:16 für Kentucky. Verhältnisse gerade gerückt.

Topscorer: Louis Dale (17) - DeMarcus Cousins (16)

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