NBA

"Ich leiste mir LeBron"

Von Haruka Gruber
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© Getty

Welch eine Logik. Raymond Brothers, seines Zeichens Berater von NBA-Star Ben Gordon, setzte sich vor einigen Wochen mit den Chicago Bulls zusammen, um über eine vorzeitige Vertragsverlängerung zu verhandeln.

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Seine Forderung: Weil sein Klient nun mal der beste Scorer seines Teams sei, soll Gordon auch das meiste verdienen - was eine Verdopplung seines derzeitigen Salärs von rund 6,5 auf 13 Millionen Dollar entsprechen würde.

Doch die Bulls wie auch andere NBA-Team zeigten zu Brothers' Verärgerung kein rechtes Interesse an einer satten Gehaltserhöhung für den launischen Shooting Guard - so dass Brothers die folgende Nachricht in den Medien lancierte: Gordon verhandelt mit ZSKA Moskau.

Mittlerweile entkräftete ZSKA-Manager Andrej Watutin zwar das Gerücht ("Das ist eine Ente"). Doch auch wenn etwas dran gewesen wäre, kaum einen hätte es gewundert - obwohl Gordon zu den prominenteren Namen der NBA zählt.

Keine Überraschung

"Dass bekannte NBA-Spieler - auch mit amerikanischer Staatsbürgerschaft - den Weg nach Europa finden, kommt nicht überraschend. Dies hat sich die letzten Jahre angedeutet", sagt Gunnar Wöbke gegenüber SPOX.

Der Manager der Deutsche Bank Skyliners Frankfurt pflegt seit Jahren gute Kontakte in die NBA und sagt: "Der europäische Basketball nährt sich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich zunehmend der NBA an."

Krösus ZSKA etwa verfügte bereits vergangene Saison über ein Budget von 50 Millionen Dollar, Panathinaikos Athen (42), Real Madrid (39) und Olympiakos Piräus (36) standen in nicht viel nach.

Geld regiert die Basketball-Welt

"In Europa können die Spieler zum Teil sogar mehr verdienen als in den USA. Und Geld ist nun mal der wesentliche Grund für einen Basketballer zu wechseln", sagt Wöbke. Eine Anspielung, insbesondere auf Josh Childress.

Der 25-Jährige gilt sicherlich nicht zur Riege der absoluten Topstars, doch bei den Atlanta Hawks entwickelte er sich zu einem der vielseitigsten Small Forwards der NBA - bis er mit seiner Unterschrift bei Olympiakos in diesem Sommer zumindest ansatzweise die Basketball-Welt erschütterte.

Pionier Childress

Childress ist der Erste seiner Art. Noch nie zuvor wechselte ein amerikanischer Basketballer mit derart viel Talent in einem solch jungen Alter nach Europa.

Doch Childress ist nur die Speerspitze einer Entwicklung, die sich laut Wöbke zwar anbahnte, die Öffentlichkeit in dem Ausmaß aber doch erstaunte.

Der erfahrene Earl Boykins unterschrieb bei Virtus Bologna, Ex-Hornet und Mavericks-Albtraum Jannero Pargo bei Dynamo Moskau, mit Brandon Jennings wechselt sogar die 18-jährige Highschool-Sensation aus den USA auf den alten Kontinent zu Virtus Rom.

Zudem die Phalanx an europäischen und südamerikanischen NBA-Spielern, die sich in den USA nicht mehr wohlfühlten oder einfach des Geldes wegen für eine Rückkehr entschieden. Die prominentesten Namen: Jorge Garbajosa, Nenad Krstic, Carlos Arroyo, Juan Carlos Navarro, Bostjan Nachbar.

"50 Millionen pro Jahr"

Zusammengefasst: Ob nun NBA-Star, NBA-Talent oder NBA-Veteran, für fast jeden Spielertypus kommt Europa offenbar in Frage.

Doch wann ist ein russischer, griechischer oder spanischer Klub soweit, eine Galionsfigur vom Schlage eines LeBron James zu verpflichten? Immerhin soll James bereits gesagt haben, dass er einen Wechsel nach Europa in Betracht ziehen würde, wenn ihm "um die 50 Millionen Dollar pro Jahr" geboten werden.

Und auch ein Kobe Bryant fragt rhetorisch: "Wer würde denn bei Verstand 50 Millionen Dollar ablehnen?"

Gesucht: der Abramowitsch des Basketballs

50 Millionen für LeBron, 50 Millionen für Kobe.

Zur Erinnerung: Das Budget von ZSKA beträgt insgesamt 50 Millionen Dollar.

Dennoch sei ein derartiger Transfercoup nicht unrealistisch. "Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten verfügt nicht einmal James über die nötige Werthaltigkeit, um eine Verpflichtung zu rechtfertigen", sagt Wöbke.

"Aber warum sollte nicht ein sehr reicher Basketball-Liebhaber kommen, der sagt: 'Ich leiste mir jetzt einen LeBron.' Andere kaufen sich einen Fußball-Klub, um das Geld zu versenken."

Spannender Sommer 2010

Die große Stunde könnte schon 2010 schlagen, wenn eine ganze Palette an Superstars nicht an einen Vertrag gebunden ist. Im übernächsten Sommer werden James, Dwyane Wade, Dirk Nowitzki oder Steve Nash allesamt Free Agents.

"Als Kind hätte ich mir nie vorstellen können, in einer anderen Liga als der NBA zu spielen, aber jetzt ist es anders", sagt James.

"Denn Dinge können sich sehr schnell ändern und 2010 werden sich viele Türen öffnen."

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