MLB

MLB All-Star Game 2019: Dieses Mal stand das Herz im Mittelpunkt

CC Sabathia war auf besondere Einladung der MLB beim All-Star Game 2019 in Cleveland dabei.
© getty

Die American League hat das 90. MLB All-Star Game mit 4:3 für sich entschieden. Rein sportlich machte dabei das Pitching den Unterschied - ganz im Gegensatz zu weiten Teilen der bisherigen Saison. Über allem jedoch stand dieses Mal nicht der Sport, sondern große Gesten abseits des Geschehens.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am Ende war es dann doch das dominante Pitching, dass den Unterschied ausmachte im 90. All-Star Game. Das macht Hoffnung für diejenigen, die den anstehenden Homerun-Rekord kritisch sehen und den Wert von gutem Pitching in Gefahr wähnen. Wie schon das All-Star Futures Game suggerierte: Noch immer können guter Pitcher Spiele entscheiden.

Doch so wichtig diese Erkenntnis auch ist für den Sport, dessen großes sommerliches Highlight dieses All-Star Game war, so zweitrangig war sie doch an diesem Abend in Cleveland.

"Cleveland rocks" hieß es nicht selten in den letzten Tagen in Ohio, in der Wiege des Rock 'n' Roll. Cleveland hatte es sich auf die Fahne geschrieben, ein großartiger Gastgeber zu sein. Ein Gastgeber, der den Sport zwar im angemessenen Rahmen präsentierte, aber vielmehr noch Wert legte aufs Herz.

Die Umstände für diese häufig emotionale Ausrichtung des Events waren nicht immer schön, im Fall des verstorbenen Angels-Pitchers Tyler Skaggs sogar tragisch. MLB und Cleveland aber machten das Beste daraus. Sie nutzten den feierlichen Rahmen dazu, nicht nur Werbung für ihren Sport zu machen, sondern auch um zu zeigen, dass die Menschen, die dahinter stehen, umso bedeutender sind.

Schon vor dem Spiel wurde diese Botschaft deutlich: Angels-Superstar Mike Trout, der beste Spieler des Planeten, trug nicht wie üblich seine Nummer 27, sondern die 45 - die Nummer seines guten Kumpels Skaggs. Die Nummer, die in weiß auf schwarzem Grund auch auf allen Trikots der All-Stars, Coaches und Schiedsrichter prangte. Vor dem Spiel widmete man dem viel zu früh verstorbenen Pitcher eine Schweigeminute.

MLB All-Star Game: CC Sabathia wirft ersten Pitch

Nachdem diese Tränen des Schmerzes getrocknet waren, mögen dann dem einen oder anderen Indians-Anhänger und Nostalgiker solche der Freude gekommen sein. Den zeremoniellen ersten Pitch im Spiel warf nämlich kein Geringerer als CC Sabathia, der beliebte Star-Pitcher der New York Yankees.

Der begann seine wahrscheinliche Hall-of-Fame-Karriere bei den Indians und kehrte auf besondere Einladung der Liga - Sabathia wird seine Karriere nach dieser Saison beenden - noch einmal an alte Wirkungsstätte zurück. Um die Sache rund zu machen, war sein Catcher auch noch Sandy Alomar Jr., seines Zeichens selbst ein früherer Indians-Star und MVP des letzten All-Star Games in Cleveland 1997.

Auf dem Platz sollte es derweil auch einige besondere Momente gerade für die Heimfans geben. Kein geringerer als Michael Brantley (Astros) sorgte mit einem RBI-Double für den ersten Run des Spiels. Zur großen Freude der Indians-Fans, schließlich spielte Brantley bis zur Vorsaison zehn Jahre in Cleveland und wurde entsprechend freudig vor dem Spiel begrüßt.

Die Tatsache, dass das Spiel "nur" 2:48 Stunden dauerte, dürfte dann auch Commissioner Rob Manfred gefreut haben, der seit ein paar Jahren darum kämpft, den Spielfluss zu beschleunigen und die durschnittliche Spieldauer in seiner Liga zu verringern. Beides ist in diesem All-Star Game definitiv gelungen. Es gab keine Längen - und selbst die ausgiebigen Unterbrechungen wurden sinnvoll genutzt.

All-Star Game: Überraschungsauftritt von Carlos Carrasco

Der beste Grund für eine längere Inning-Pause im Midsummer Classic ist schon seit einigen Jahren die "Stand up to Cancer"-Initiative, bei der das komplette Stadion steht und jeder Namen geliebter Menschen hochhalten kann, die gegen den Krebs gekämpft haben oder noch kämpfen. Für Cleveland gerade ein hochaktuelles Thema, wurde doch erst kürzlich bekannt, dass Pitcher Carlos Carrasco an Leukämie leidet.

Der größte Moment des Spiels war es dann auch, als plötzlich die Indians-All-Stars geschlossen vor ihrem Dugout eine Reihe bildeten, allesamt "Cookie" - Carrascos Spitzname - auf den Schildern zeigten und inmitten seiner Mitspieler Carrasco plötzlich selbst auftauchte. Auf seinem Schild stand passenderweise "I stand". Eine ergreifende Szene, die länger im Gedächtnis bleiben wird als alles, was im Spiel selbst hätte passieren können.

All-Star Game: Ein letzter Besuch von CC Sabathia

Es gab jedoch auch leichtere Momente. Broadcaster FOX setzte etwa seine Aktion der letzten zwei Jahre fort und interviewte munter verkabelte Spieler während des Spiels. Zu Beginn waren die Zuschauer live dabei, als Freddie Freeman ein Strikeout von American-League-Starter Justin Verlander kassierte und sein At-Bat live kommentierte.

Christian Yelich und Cody Bellinger wurden zur gleichen Zeit auf dem Feld stehend von den Kommentatoren Joe Buck und John Smoltz befragt, ebenso die drei Astros-Starter. Indians-Shortstop Francisco Lindor gab derweil inmitten eines Innings Restaurant-Empfehlungen.

Zum krönenden Abschluss trat dann nochmal Sabathia aufs Feld. Er marschierte nach zwei Outs im neunten Inning auf den Pitching Mound und unterhielt sich in Pitching-Coach-Manier kurz mit seinem New Yorker Teamkollegen Aroldis Chapman. Dieser brauchte zwar keine Ratschläge, doch gab die Aktion dem Publikum nochmal die Möglichkeit, den mächtigen Linkshänder hochleben zu lassen. Eine große Geste auch von Red-Sox-Manager Alex Cora, der die Sache inszeniert hatte.

Dieses All-Star Game stand sportlich für großartiges Pitching, gute Defense und anders als in der bisherigen Saison eben nicht für ein Offensivfeuerwerk nach dem anderen. Vielmehr jedoch war es ein All-Star Game fürs Herz. Und das konnten alle Beteiligten sehr gut gebrauchen.

Artikel und Videos zum Thema