MLB

Revolution im Schatten des alten Weges

Cody Bellinger spielte eine überragende Rookie-Saison für die Dodgers
© getty

Die Los Angeles Dodgers sind in der World Series an den Houston Astros in sieben Spielen gescheitert. Das Team ist jedoch trotz der großen Enttäuschung gerüstet für die Zukunft - obwohl es oberflächlich betrachtet nicht so aussieht.

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Corey Seager schwingt auf den ersten Pitch in ein Groundout zum Second Baseman und das Schicksal der Los Angeles Dodgers von 2017 ist besiegelt! Die Astros jubeln, den Dodgers bleibt nur die große Leere im ersten Spiel 7 einer World Series im altehrwürdigen Dodger Stadium.

Ein Gefühl, das man bereits kennt in Chavez Ravine. Schon im Vorjahr war die Enttäuschung groß, damals allerdings nach sechs Spielen der ALCS im Wrigley Field von Chicago. Auf heimischem Platz, noch dazu im ultimativ letzten Spiel mit leeren Händen dazustehen, dürfte nun ungemein mehr schmerzen.

Sie waren mit ihren 104 Siegen als leichter Favorit in den Fall Classic gegangen, zumal sie rein personell in der Summe wohl besser besetzt waren. Besonders im Bullpen sah die Geschichte auf dem Papier eindeutig aus. Und wie zu erwarten war, wurde eben dieser zu einem großen Faktor.

Im Hinblick auf die Dodgers aber im negativen Sinne, denn auch dank fragwürdiger Entscheidungen von Manager Dave Roberts wurde die große Stärke des Teams zur großen Schwäche. Denn gerade im Mittelteil der Serie war der Pen merklich überarbeitet und demzufolge ineffektiv. Eine Ursache dafür waren die zum Teil schwachen Starts, speziell die von Yu Darvish, der mit ähnlich großen Erwartungen verpflichtet worden war wie etwa Verlander in Houston. Doch der Japaner brach zweimal förmlich zusammen und bekam weder in Spiel 3 noch in Spiel 7 auch nur sechs Outs zustande.

So buddelt man seinem Team gleich mal ein tiefes Loch, was weitreichende Konsequenzen für den Verlauf der Serie hatte. Ein Brandon Morrow war teilweise völlig am Ende. Sein Tiefpunkt war Spiel 5, in dem er vier Runs ohne Out zugelassen und damit die zwischenzeitliche Führung abgegeben hatte. Im selben Spiel kassierte Kenley Jansen die Niederlage, weil er wieder einmal zwei Innings pitchen sollte und das in seiner Karriere noch nicht so wahnsinnig oft gemacht hatte.

Los Angeles Dodgers: Misserfolg in der öffentlichen Wahrnehmung

Doch das sind alles Details, die im Laufe der nächsten sechs Monate vergessen sein werden. Im Big Picture jedoch bleibt, dass auch 2017 als Misserfolg für die Dodgers zu Buche stehen wird. Nicht nur bei den Verantwortlichen, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung.

Seit der Übernahme der Franchise durch die Guggenheim Group um Magic Johnson hat keine MLB-Franchise mehr Geld verbrannt als die Dodgers. Betrachtet man allein die letzten vier Spielzeiten, zahlten die Dodgers über eine Milliarde Dollar an ihre Spieler. Selbst die Yankees, der Krösus der letzten 20 Jahre, gab "nur" 862 Millionen aus.

Es ist möglich, dass die Dodgers 2018 als einziges Team mit einer Payroll von mehr als 200 Millionen Dollar in die Saison gehen. Gewonnen haben sie jedoch seit dann 30 Jahren nichts mehr.

Es hat den Anschein, dass man in Los Angeles immer noch mit aller Macht am alten Weg festhalten wolle - viel Geld in Free Agents stecken und hoffen, dass sich damit der große Erfolg einstellen wird. Die Champions der letzten acht Jahre jedoch operierten allesamt nicht mehr nach diesem Prinzip.

MLB: Der moderne Weg des Erfolgs

Vielmehr setzten diese auf gute Eigengewächse und punktuelle Verstärkungen von außerhalb, die allerdings auch nicht die Welt kosteten. Das 2010er Team der Giants etwa hatte personell den Charme einer Resterampe, garniert mit starkem "hausgemachten" Pitching. Der aktuelle Dodgers-Weg hingegen funktionierte zuletzt 2009 mit den Yankees, die knapp 400 Millionen Dollar an Verträgen vor der Spielzeit rausgeschossen hatten - Verträge, die sie vollends erst in diesem Winter losgeworden sind. Gewonnen haben auch sie seither nichts.

Nun ist es aber keineswegs so, dass alles schlecht wäre mit dem Team der Dodgers. Der Großteil der Leistungsträger nämlich gehört noch gar nicht zu den Großverdienern und wird diese Ebene auch noch länger nicht erreichen. Für den besten Feldspieler der Dodgers, Shortstop Corey Seager, wird man sogar selbst das Gehalt festlegen dürfen. Gleiches gilt für Super-Rookie Cody Bellinger und die Überraschung des Jahres, Chris Taylor.

Die richtig hohen Gehälter werden für Altlasten gezahlt. First Baseman Adrian Gonzalez etwa stehen noch 22 Millionen zu, einem Pitcher Scott Kazmir aus irgendeinem Grund 17,6 Millionen und Brandon McCarthy, der zuletzt nur noch als "Mob-up"-Reliever eingesetzt wurde, bekommt 11,5 Millionen im kommenden Jahr.

Zieht man diese Verträge jedoch ab, dann sieht es gar nicht mehr so schlecht aus. Dann nämlich verfügt die Truppe über einen Kader, der gespickt ist mit jungem, hochtalentiertem Personal, das langfristig unter Teamkontrolle steht. Neben den bisher bekannten Kräften schieben zudem noch weitere Youngster mit Macht nach. Der wohl größte Name im Farmsystem ist Pitcher Walker Buehler, den nicht wenige schon bald in der Rotation erwarten.

Los Angeles Dodgers: Zwei Rookies des Jahres in Folge

Sinnbild für dieses starke System ist die Tatsache, dass man wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach Seager 2016 auch 2017 den Rookie des Jahres in Cody Bellinger stellen wird. Ein besseres Zeugnis kann man der Jugendarbeit eines Teams wohl nicht ausstellen.

Eben dieser Bellinger schlug 39 Homeruns und ist damit der drittbeste Rookie in der Geschichte der MLB in dieser Kategorie - nur Mark McGwire (49 im Jahr 1987) und ein gewisser Aaron Judge (52 in diesem Jahr) haben in ihrer ersten Rookie-Saison mehr Long Balls fabriziert. Allerdings übertraf Bellinger dann letztlich auch Judges Strikeout-Rekorde in der Postseason, was untermauert, dass Bellinger eben auch nur ein Rookie war.

Steigerungspotenzial ist jedoch vorhanden, nachdem Bellinger und seine jungen Kollegen schon in dieser Spielzeit groß aufgespielt haben. Insofern werden die Dodgers auch in den nächsten Jahren um den Titel mitspielen. Solange die Payroll aber astronomische Höhen annimmt, wird sich die Öffentlichkeit schwertun, die Leistungen des Teams anzuerkennen, auch wenn die Mannschaft durchaus sympathisch daherkommt mit all ihren jungen Wilden.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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