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MLB: Niklas Rimmel im Interview: "Erst die Hausaufgaben, dann Baseball"

Niklas Rimmel spielt ab Sommer 2018 im Farmsystem der Minnesota Twins
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SPOX: Dass sich dieser Aufwand aber letztlich lohnt, sieht man ja an Ihnen. Sie Sind nun schon der zwölfte Spieler aus der Akademie in Regensburg, der einen Minor-League-Vertrag in den Staaten unterschrieben hat. Warum ist der Standort Regensburg gewissermaßen die Nummer eins für Baseball in Europa?

Rimmel: Über allem steht natürlich das Programm beziehungsweise die Trainer. Wir haben einen super strukturierten Trainingsplan mit wirklich guten Trainern. Das haben bestimmt andere auch, aber wir haben hier den Martin Brunner, der das zehn Jahre gemacht hat. Der arbeitet jetzt eher für die MLB, aber er hat hier einen super Job gerade bei der Betreuung der Pitcher gemacht. Und jetzt haben wir den Stefan Müller als Internatsleiter, der auch seine eigene Fitnessmarke hat. Der macht einen super Job für alle Athleten hier, damit wir körperlich gute Voraussetzungen haben. Und ich muss natürlich auch die Voraussetzungen erwähnen, die wir hier haben. Also die gute Trainingshalle, zwei richtig gute Plätze ... das Gesamtpaket ist einfach top. Die Trainingsmöglichkeiten hier sind super. Gute Voraussetzungen haben zwar andere auch, wie etwa das Paderborner Internat, das auch super Erfolge in den letzten Jahren hatte, aber in Regensburg gibt es einfach das beste Gesamtpaket.

SPOX: Haben Sie ein sportliches Vorbild?

Rimmel: Das ist für mich eine schwierige Frage, denn das wechselt bei mir öfter mal. Aber weil ich gerade den Twins-Vertrag unterschrieben habe, ist es natürlich Max Kepler.

SPOX: Der ist aber Outfielder und kein Pitcher!

Rimmel: Stimmt. Aber aufgrund des Weges, den er gegangen ist, ist er natürlich mein Vorbild. Das Ziel MLB verfolge ich ja auch. Deswegen ist Max Kepler jetzt schon mein Vorbild.

SPOX: Und wie sieht es bei den Pitchern aus?

Rimmel: In der MLB ist mein Vorbild eigentlich Kyle Hendricks von den Chicago Cubs.

SPOX: Interessant. Was gefällt Ihnen an Hendricks so besonders? Der ist ja auch noch extrem jung ...

Rimmel: Was er aus seinen Möglichkeiten macht gefällt mir sehr gut. Er wirft eigentlich mit am langsamsten in der MLB. Er hat jetzt auch nicht das ganz große Repertoire, das man sich von einem MLB-Spieler vorstellt. Im Durchschnitt wirft er so 88, 89 Meilen pro Stunde. Was ich faszinierend finde, ist, dass er trotz seines beschränkten Repertoires das Beste aus sich heraus holt und wie fokussiert er jeden Tag an die Sache rangeht. Er schafft es trotz seines geringen Pitch-Speeds im Vergleich zur Konkurrenz einer der besten Pitcher in der MLB zu sein.

SPOX: Haben Sie eigentlich ein Lieblingsteam abseits der Twins?

Rimmel: Eigentlich sind es die Chicago Cubs, aber nicht wegen Kyle Hendricks. Die haben im letzten die World Series gewonnen. Aber wenn ich jetzt bei den Twins unterschreibe, dann rückt das eher in den Hintergrund.

SPOX: Die Twins haben sich mittlerweile für die Postseason qualifiziert. Was trauen Sie ihnen jetzt zu?

Rimmel: In der Postseason werden die Karten ja nochmal neu gemischt, da kann alles passieren. Es gibt ja so Teams wie die Dodgers, die schon lange qualifiziert sind. Man weiß zum Beispiel nicht, wie die in Form sind. Es steht quasi eine kleine Extra-Saison an. Und gerade durch diese Spielserien - ob nun über fünf oder sieben Spiele - die die Teams gegeneinander spielen, macht es das eben noch ein bisschen spannender und interessanter. Aber ich bin durchaus zuversichtlich, dass die Twins weit kommen könnten. Denn es geht ja wirklich nochmal alles von vorne los. Ich glaube, dass sie wirklich gute Chancen haben.

SPOX: Haben Sie eigentlich Kontakt zu den anderen Deutschen in den Minor Leagues?

Rimmel: Also mit Sven Schüller (Pitcher im System der Dodgers, Anm. d. Red.) habe ich immer mal wieder Kontakt, mit Pascal Amon (Outfielder im System der Dodgers, Anm. d. Red.) genauso. Mit dem habe ich gerade auch erst bei der U23-EM zusammengespielt. Zudem habe ich noch von früher mit Markus Solbach (Pitcher, spielt derzeit in der CanAm League, Anm. d. Red.) Kontakt, mit dem ich neulich erst zusammengearbeitet habe.

SPOX: Hat sie denn Max Kepler schon mal bei Ihnen gemeldet?

Rimmel: Nein, noch nicht. Aber wir kennen uns ja auch eigentlich überhaupt nicht. Der hat jetzt auch ganz andere Dinge im Kopf. Und ich weiß auch nicht, ob er solche Minor-League-Personalien überhaupt mitbekommt.

SPOX: Es ist noch sehr früh - ich weiß -, aber Hand aufs Herz: Wann sehen wir Sie in der MLB?

Rimmel: Es sind glaube ich fünf oder sechs Farmteams, die man durchlaufen muss bis zur MLB. Bei Kepler waren es sechs oder sieben Jahre, bis er es nach oben geschafft hatte. Erstmal die sechs Ligen zu durchlaufen, wäre natürlich ein Traum. Es ist mein Ziel, so schnell es geht hoch zu kommen. Aber das ist selbstverständlich schwierig. Also sechs bis sieben Jahre dann.

SPOX: Was macht denn für Sie persönlich die Faszination Baseball aus?

Rimmel: Ich finde vor allem das Duell zwischen Pitcher und Schlagmann unglaublich faszinierend, weil die Karten eigentlich immer wieder neu gemischt werden. Jeder hat immer wieder einen neuen Start und das ist einfach spannend. Dieses Duell Eins-gegen-Eins, wenn man als Pitcher mit dem Gegner spielen, ihn austricksen kann. Und wenn du mit einem Strike vorne liegst oder zwei Balls und einen Strike hast, ist natürlich auch die mentale Situation unglaublich unterschiedlich. Es gibt so viele verschiedene Situationen. Das finde ich sehr gut.

SPOX: Können Sie das präzisieren?

Rimmel: Na ja, zum Beispiel muss man bei einem eher nicht so guten Schlagmann einen mindestens genauso guten Fokus haben wie bei einem gestandenen MLB-Spieler. Das ist einzigartig, dass man da immer mit dem selben Aufwand rangehen muss.

SPOX: Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es endlich drüben losgeht?

Rimmel: Zunächst freue ich mich darauf, jetzt erstmal meinen Schulabschluss in der Tasche zu haben und dann sozusagen befreit Baseball spielen zu können. Danach freue ich mich darauf, jeden Tag mit dem Team alles zu geben, hart zu trainieren und natürlich Fortschritte zu machen. Auf was ich mich aber am meisten freue, ist, dass da eine unglaublich hohe Professionalität herrscht und, dass wir dort alle gemeinsame Ziele verfolgen. Ich weiß, dass es hart wird, aber ich freue mich richtig drauf.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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