MLB

Wenn Obama den Rivalen anfeuert ...

Von Stefan Petri
Cubs-Infielder Javier Baez feierte den Sieg über die Giants feucht-fröhlich
© getty

Der Gong zur nächsten Playoff-Runde schlägt! In den jeweiligen Championship Series werden im best-of-seven-Format die World-Series-Teilnehmer ermittelt. Während die Chicago Cubs in der National League klarer Favorit gegen die Los Angeles Dodgers sind, verspricht das Duell zwischen den Cleveland Indians und den Toronto Blue Jays einen ganz heißen Tanz. SPOX macht den Check.

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National League Championship Series

Chicago Cubs (103-58) - Los Angeles Dodgers (91-71)

(Division Series: Cubs - Giants 3-1, Dodgers - Nationals 3-2)

Ausgangslage:

Ist der in den letzten Jahren fast schon generalstabsmäßig geplante Sturm der Cubbies auf den ersten Titel seit 108 Jahren noch aufzuhalten? Bisher läuft alles nach Plan: GM Theo Epstein hat ein Team aus fantastischen Jungstars wie Kris Bryant und hochpreisigen Neuzugängen a la Jon Lester aufgestellt, das die Saison auf Rekordkurs begann, dann einen kleinen Durchhänger erlebte und am Ende doch noch die 100 Siege knackte und als großer Favorit in die Playoffs ging.

Und dann erlegte man in der Division Series sogar den großen Drachen namens "Even-Year-Giants": 2010, 2012 und 2014 hatte San Francisco die World Series gewonnen, doch spätestens als Jake "Rocky" Arrieta dem Playoff-Giganten Madison "Ivan Drago" Bumgarner einen Cut beibrachte - mit anderen Worten: dem Pitcher (!) Arrieta gelang ein Three-Run-Shot gegen MadBum -, schien alles möglich. Und dann sah in Spiel vier alles nach einem Entscheidungsspiel gegen Johnny Cueto aus und die Cubs-Fans fühlten sich schon wieder verflucht. Nur um vier Runs im neunten Inning und drei Strikeouts von Closer Aroldis Chapman zu bejubeln. Wahnsinn.

Acht Siege fehlen den "lovable Losers" damit noch zum Titel - und irgendwie würde sich die ganze Nation mit den Cubs freuen: Sogar Präsident Obama schickte beste Grüße und bestellte, er werde der Franchise aus seiner Heimatstadt die Daumen drücken. Als Fan der White Sox wohlgemerkt. Vor einem Jahr waren die New York Mets noch eine Runde zu groß. Diesmal rechnet man sich gegen die Dodgers beste Chancen aus.

Die sind zwar mit einem massiven Endorphin-Hoch in die Championship Series eingezogen - Clayton Kershaw nach seinem Start in Spiel 4 als Closer in Spiel 5! Whaaaat? -, aber der Kater könnte folgen: Die Rotation ist nach dem Erfolg in letzter Sekunde völlig durcheinander, gegen die ausgeruhten Cubs gibt es gerade einmal einen Tag Pause. Und Heimvorteil ebenfalls nicht.

Ein Blick auf die beiden Serien der Regular Season: Von sieben Spielen gewannen die Cubs vier, mehrheitlich handelte es sich um Pitching-Duelle. Die Dodgers konnten nur ein einziges Mal mehr als vier Runs erzielen.

Kaum zu glauben, aber mit einer Payroll von fast 250 Millionen Dollar reisen die Kalifornier als klarer Außenseiter in die Windy City. Das hat sie aber auch in der Regular Season nicht gestoppt: Trotz der Rekordzahl von 28 Spielern auf der DL, darunter auch Kershaw, der 75 Tage ausfiel, holte man sich die NL West.

Players to watch:

Der Starter der Cubs in Game 1 steht bereits fest. Jon Lester, mit reichlich Playoff-Erfahrung aus seiner Zeit in Boston ausgestattet, wird auf dem Mound stehen - dafür wurde er ja schließlich mit einem 155-Millionen-Dollar-Vertrag nach Chi-Town gelotst. Gegen die Giants lieferte er in Spiel 1 acht makellose Innings ab, zudem waren die Dodgers das mit Abstand schwächste Team gegen Southpaws.

Im Infield hofft man auf eine weitere starke Serie von Slugger Kris Bryant, der es gegen die Giants auf eine Slashline von .375/.412/.688 brachte. Er kristallisiert sich immer mehr als Leader des Teams heraus. Auch der flexible Javier Baez (.375 Average gegen San Francisco) spielte mit seiner Defense zuletzt groß auf - gegen ihn als Second Baseman eine Base zu spielen, ist eine Herkulesaufgabe. Sorgen macht man sich dagegen um Adisson Russell. Gegen die Giants war er mal wieder eiskalt. Sein Postseason-Average: .148 in 27 At-Bats ...

Bei den Dodgers liegt der Focus natürlich auf dem dreifachen Cy-Young-Gewinner Clayton Kershaw. Er kam in der Regular Season nicht gegen Chicago zum Einsatz und könnte das junge Lineup mit seinem Arsenal gleich mehrfach wegmähen, zumal ganz L.A. hofft, dass die Washington-Serie nach bisher mäßigen Playoff-Auftritten endlich ein Katalysator war. Die Frage ist: Wann darf er ran? Man muss davon ausgehen, dass er erst in Game 3 am Dienstag wieder einsetzbar ist. Danach vielleicht ein mögliches Elimination Game 6 on short rest?

Im Lineup wird Manager Dave Roberts wieder fleißig durchrotieren, ebenso wie im Bullpen. Nicht von Mix-and-Match-System betroffen: Shortstop Corey Seager. Der prügelte gegen die Nats in den ersten beiden Spielen zwei Homeruns, am Ende waren es in fünf Spielen aber nur drei Hits. Die Power ist da, es fehlt die Beständigkeit. Die bewies Third Baseman Justin Turner: Sechs Hits und fünf Walks in der NLDS. Bleibt er weiter so heiß?

SPOX-Prognose:

Die Cubs haben die bessere Rotation, die besseren Hitter, den besseren Bullpen. Die Dodgers haben ... das Momentum? Zwei Auswärtsspiele, in denen wohl Rookie Kento Maeda und danach Rich Hill oder der 20 Jahre Julio Urias starten, und das on short rest? Roberts wird den Cubbies seinen kompletten Kader entgegenwerfen, aber die Überlegenheit dürfte zu groß sein. Cubs in 6.

Spielplan:

Game 1: Cubs - Dodgers (So., 2. Uhr)

Game 2: Cubs - Dodgers (Mo., 2 Uhr)

Game 3: Dodgers - Cubs (Mi., 2 Uhr)

Game 4: Dodgers - Cubs (Do., 2 Uhr)

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