MLB

Sie sind blind und können nicht zählen!

Von Florian Regelmann
Braves vs. Pirates und die Fehlentscheidung des Monats, Quatsch, des Jahres!
© Getty

Völlig unfähige Referees machen die MLB-Fans wahnsinnig. In Boston gibt es eine wilde Schlägerei - und in Chicago läuft ein Versager herum. Auch in den Schlaglichtern dabei: Der teuerste Hot Dog der Welt...

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Das Team des Monats: Boston Red Sox. Im Mai die Red Sox, im Juni die Yankees, jetzt wieder die Red Sox. Okay, das mag nicht sehr kreativ sein, aber man kommt um Boston nach diesem beeindruckenden Juli einfach nicht herum. 20 Siege in 26 Spielen und dabei brutale 171 Runs erzielt - die Red-Sox-Offense ist angeführt von einem überragenden Adrian Gonzalez absolut on fire. Im Prinzip macht sie genau das, was man bei den klangvollen Namen auch von ihr erwarten durfte.

Aber aufgepasst, liebe Red Sox, es gibt in der AL auch andere Teams, die im letzten Monat gezeigt haben, zu was sie offensiv imstande sind. So produzierten die Yankees in einem Spiel gegen Baltimore im ersten Inning 12 (!) Runs. 40 Minuten dauerte der Spaß für die Bronx Bomber. Und die Texas Rangers schafften in einem Spiel gegen Minnesota auch etwas Fabelhaftes. 3, 3, 3, 5, 4! Sieht aus wie eine Postleitzahl, waren aber die Runs der Rangers in den ersten fünf Innings. 18! Das hatte es in den letzten 111 Jahren zuvor nur zweimal gegeben.

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Die Spieler des Monats: Dustin Pedroia und Jacoby Ellsbury. 8 Homeruns, 22 RBIs und ein Schlagdurchschnitt von .411 für den einen (Pedroia) - 8 Homeruns, 22 RBIs und ein Schlagdurchschnitt von .382 für den anderen (Ellsbury). Der One-Two-Punch an der Spitze der Batting-Order der Red Sox ist pures Dynamit. Für Pedroia ging erst Ende Juli ein 25 Spiele andauernder Hitting-Streak zu Ende. Wer will diese Boston-Lineup bloß stoppen? Die Pitching-Antwort der Yankees heißt auf jeden Fall in erster Linie CC Sabathia. Der Linkshänder war im Juli in the zone: 4 Siege, 0.92 ERA und 50 Strikeouts in 39 Innings. Sabathia liefert sich mit Justin Verlander (Tigers) und Jered Weaver (Angels) ein ganz heißes Rennen um den Cy-Young-Award in der American League.

Der Brawl des Monats: Red Sox vs. Orioles. Diese Red Sox lassen einen im Juli einfach nicht los. Es reicht nicht, dass sie in nahezu jeder Kategorie (Runs, Batting Average, On Base Percentage, Slugging Pct) die Nummer eins sind, sie sind auch ganz vorne dabei, wenn es ums Fighten geht. Und mal ehrlich: Zur MLB gehört es auch, dass sich ab und zu zwei Teams mal so richtig prügeln. Im letzten Monat lieferten sich die Red Sox und Orioles einen spektakulären Massen-Brawl. Die Hauptkämpfer: David Ortiz und Kevin Gregg. Es dauerte mehr als 15 Minuten, bis die Refs die Lage wieder im Griff hatten. Schauet und genießet!

Der Rookie des Monats: Mark Trumbo. Der Hauptgrund, warum die Los Angeles Angels in der AL West den Texas Rangers auf den Fersen sind, ist ihr Pitching, aber das heißt nicht, dass ihre Lineup keine starken Youngster umfasst. Peter Bourjos ist aufgrund seiner irren Catches schon jetzt einer der aufregendsten Center Fielder in der MLB - und Rookie-First-Baseman Mark Trumbo sorgt für dringend benötigte Power bei den Angels. Nach einem starken Monat (6 Homeruns, 20 RBIs) steht Trumbo jetzt schon bei 19 Homeruns und 55 RBIs. Den Namen muss man sich merken.

Die Gurken des Monats: Seattle Mariners und Adam Dunn. Auch die Houston Astros oder Baltimore Orioles waren im Juli abgrundtief schlecht, aber niemand war so mies wie die Mariners. Anfang Juli waren sie bei einer 43-43-Bilanz noch voll im Geschäft, nur um dann eine Niederlagenserie von 17 Spielen hinzulegen. Siebzehn! Es war die längste Pleitenserie seit einem 19-Spiele-Losing-Streak von Kansas City im Jahr 2005. Das erste Spiel, das die Mariners dann wieder gewannen, war ausgerechnet ein 9:2-Kantersieg bei den Yankees, indem sie - ausgerechnet - 17 Hits landeten.

Was Spieler-Krisen angeht, so braucht aktuell keiner mehr Besuche beim Psychologen als Adam Dunn. Der White-Sox-Slugger ist gerade dabei, die schlechteste Saison seit, keine Ahnung, dem Mittelalter zu spielen. Dunn trifft diesen besch... Baseball nicht. Praktisch nie. Sein Schlagdurchschnitt: .165. Sein Schlagdurchschnitt gegen Linkshänder: .029! Und das bei einem Spieler, der in seiner Karriere fünfmal mindestens 40 Homeruns in einer Saison geschlagen hat. Und sich im ersten Jahr eines Vierjahresvertrags über 56 Millionen Dollar befindet.

Das Spiel des Monats feat. der blinde Ref: Braves vs. Pirates. Um 1.50 Uhr war das Spiel beendet. Nach 19 Innings. Nach 6 Stunden und 39 Minuten. Es war das längste Spiel in der Geschichte beider Franchises - und in der Geschichte des Turner Fields. Atlanta: 4. Pittsburgh: 3. Aber das war danach nicht die Story des Spiels. Die Story war der ganz offensichtlich kurzfristig erblindete Home-Plate-Umpire Jerry Meals. Pirates-Catcher Michael McKenry hatte Julio Lugo an der Home-Plate ganz klar ausgemacht.

Jeder Mensch auf der ganzen Welt hatte den "Tag" gesehen. Nur dieser Jerry Meals nicht. Für Meals war Lugo aus welchem Grund auch immer "safe". Sieg Braves. Ohne Zweifel eine der albernsten MLB-Fehlentscheidungen, die man so gesehen hat. Und einmal mehr muss man sich fragen, warum die MLB den Video-Beweis nicht endlich einführt?

Die Refs, die nicht bis 4 zählen können: Wir waren vorhin bei den Mariners und ihrem Albtraum-Monat. Was wir noch nicht erwähnt haben: Sie wurden auch Opfer von Refs, die nicht bis 4 zählen können. Innerhalb von nur neun Tagen gab es zweimal sogenannte "Phantom-Walks" gegen Seattle. Gegen San Diego marschierte Cameron Maybin zur ersten Base, obwohl der Count erst bei 3 Balls stand. Umpire Phil Cuzzi ließ sich von einem fehlerhaften Count am Stadion-Scoreboard irritieren und ließ Maybin gewähren. Bitter: Maybin scorte dann den einzigen Run bei der 0:1-Niederlage der Mariners.

Und gegen die Angels passierte es dann schon wieder. Diesmal ging Bobby Abreu zur First Base, obwohl er bei 3 Balls noch gar nicht das Recht dazu gehabt hätte. Unfassbar. Umpire Gerry Davis hatte diesmal geschlafen. Genauso unfassbar wie die Fehler der Refs ist aber die Tatsache, dass die Mariners-Bank in beiden Fällen nicht mal protestierte. Anscheinend pennen die da angesichts der vielen Niederlagen und schauen gar nicht mehr, was auf dem Feld passiert...

Die traurigen News des Monats: Es gibt auch Geschichten, bei denen einem die rechten Worte fehlen. Shannon Stone, ein 39-jähriger Feuerwehrmann aus Brownwood, Texas, besuchte mit seinem kleinen Sohn ein Spiel ihrer geliebten Rangers. Und er sollte nicht mehr davon zurückkehren. Stone wollte einen Ball fangen, den Left Fielder Josh Hamilton in die Ränge geworfen hatte, lehnte sich über das Geländer und stürzte kopfüber etwa sieben Meter in die Tiefe. Als er abtransportiert wurde, rief er noch verzweifelt, dass sich jemand bitte um seinen Sohn kümmern solle. Im Krankenhaus erlag er seinen schweren Kopfverletzungen. Mit dem ehemaligen Yankees-Pitcher Hideki Irabu gab es im Juli außerdem noch einen weiteren Todesfall zu beklagen.

Die Moments des Monats: Now batting. For the Yankees. Number two. Shortstop. Derek. Jeter. Number two. Der Yankees-Captain knackte im Spiel gegen Tampa Bay die 3000-Hits-Marke. Und das, wie es stylischer nicht geht. Mit einem Homerun. Jeter ist erst der 28. Spieler in der MLB-Geschichte, der die 3000er-Grenze erreicht hat. Für ein Pitching-Highlight sorgte Ervin Santana, der beim Sieg der Angels in Cleveland einen No-Hitter warf. Inklusive 10 Strikeouts. Es war der dritte No-Hitter der laufenden Saison, zuvor war dieses Kunststück schon Justin Verlander (Tigers) und Francisco Liriano (Twins) gelungen. Und es war der erste No-Hitter eines Angels-Pitchers seit 27 Jahren.

Die Trade-Deadline: Wie soll man die Trade-Deadline am besten zusammenfassen? Die Yankees haben überraschenderweise nichts gemacht und werden von Experten als Verlierer hingestellt, aber ist das so? SPOX meint: nein! Bevor man sich einen fragwürdigen Pitcher holt wie die Red Sox mit Erik Bedard, kann man auch gleich gar nichts machen. Wenn Alex Rodriguez wieder fit ist, stellt das ein größeres Upgrade dar, als es jede Deadline-Verpflichtung hätte sein können.

Wenn es zwei Gewinner gab, dann waren es die Giants (Carlos Beltran) und die Phillies (Hunter Pence). Dass Philly neben seinem gemeingefährlichen Pitching-Staff seine Offense, die ja ohnehin schon Jimmy Rollins, Ryan Howard und Chase Utley zu bieten hat, jetzt noch mit All-Star Pence verstärkte, ist schon beeindruckend.

Das Roundup zu den wichtigsten Deals

Der Hot Dog des Monats...: Alle Augen sind immer auf die MLB gerichtet, aber auch in den Niederungen der US-Baseballligen passieren verrückte Dinge, deshalb mal ein kurzer Ausflug in die völlig unbedeutende Canadian-American League. Die Brockton Rox, beheimatet in einem Vorort von Boston, sind ein cooler Klub. Diese Vögel haben im Juli einen Guinness-Weltrekord aufgestellt.

Und zwar für den teuersten Hot Dog aller Zeiten. 80 Dollar! Kaviar, Trüffel, alles dabei. Übrigens: Um den Rekord eines New Yorker Restaurants (69 $) zu brechen, musste natürlich auch jemand den Hot Dog kaufen. Ganze zwei Leute haben es getan...

Verletzungen: Wie immer an dieser Stelle nur die wichtigsten Spieler, die derzeit ausfallen. Die Yankees warten wie schon angesprochen auf die Rückkehr von A-Rod, der nach einer Knie-OP noch einige Wochen fehlen wird. Bei den Rangers muss man den Ausfall von RBI-Maschine Adrian Beltre (Oberschenkelzerrung) verkraften, die Braves hat es mit dem Ausfall von Superstar-Catcher Brian McCann (Muskelverletzung) hart getroffen. Milwaukee muss ohne All-Star-Second-Baseman Rickie Weeks (Knöchelverletzung) auskommen - und bei den Red Sox fehlt neben Starting-Pitcher Clay Buchholz (Rückenverletzung) Right Fielder J.D. Drew (Schulterverletzung). Macht aber nichts, sein Ersatz Josh Reddick ist inzwischen eh besser.

Stats: Zunächst der Blick auf die Pitcher. Top sind in Sachen ERA im Moment Johnny Cueto (Reds, 1.72), Jered Weaver (Angels, 1.88) und Josh Beckett (Red Sox, 2.17). Was Siege angeht, so führen Justin Verlander (Tigers) und CC Sabathia (Yankees) mit jeweils 15, dahinter folgen Weaver (14) und Roy Halladay (Phillies, 13). Verlander ist mit 178 Ks auch klar der Strikeout-King.

Die meisten Saves hat bis jetzt Brian "The Beard" Wilson (Giants, 33) zustande gebracht, gefolgt von John Axford (Brewers) und Craig Kimbrel (Braves) mit jeweils 31.

In der Homerun-Statistik sind Jose Bautista (Blue Jays, 31), Mark Teixeira (Yankees, 29), Curtis Granderson (Yankees, 28) und Lance Berkman (Cardinals, 28) ganz vorne.

Der beste Schlagdurchschnitt in der MLB gehört aktuell Adrian Gonzalez (Red Sox, .357). Gonzalez führt außerdem auch mit 90 RBIs vor Matt Kemp (Dodgers, 82) und Ryan Howard (Phillies, 81).

Letzte Notiz: Ach ja, das All-Star-Game fand im Juli auch noch statt. Gähn. Die National League gewann dank MVP Prince Fielder mit 5:1. Das heißt, dass das Team der NL in der World Series Heimrecht genießen wird. Glückwunsch, Phillies. Es ist und bleibt eine lächerliche Regelung.

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