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Der Zirkus ist in der Stadt

Von Florian Regelmann
Ein Mann für die Yankees? Der Cirque du Soleil war bei der MLB zu Besuch...
© Getty

Die Hälfte der MLB-Saison ist vorbei, Zeit für eine nächste Zwischenbilanz. Diesmal dabei: Der Retter Mark Cuban, Gurken aus Florida, eine bittere Sehschwäche - und der Cirque du Soleil.

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Der Zirkus ist in der Stadt! Die Tradition der "First Pitches" sorgt immer wieder für Unterhaltung. Was John Wall da so geleistet hat, war extrem peinlich. Bei Dirk Nowitzki sah es ein bisschen besser aus, aber auch er könnte sich von einem anderen jungen Herrn etwas abschauen. Vor dem Spiel der San Diego Padres gegen die Kansas City Royals zog ein Artist des Cirque du Soleil eine große Show ab. Erst ein akrobatisches Manöver, dann noch einen astreinen Strike geworfen. Sen-sa-tio-nell! Vielleicht ein Mann für die Yankees? Käme in New York sicher gut an.

Das Team des Monats: New York Yankees. Die Bronx Bomber haben zwar eine komplette Fußball-Mannschaft auf der Verletztenliste, aber schaut man Ende Juni auf die Tabellen, stehen sie in der American League East dann doch wieder ganz oben. Die Yankees-Fans haben sich zwar zwischendurch wohl selbst gewundert, welche Pitcher ihr Team da von der Straße geholt und in die Pinstripes gesteckt hat, aber es funktioniert. Bis auf die verhassten Boston Red Sox (1-8-Bilanz) schlagen die Yankees im Grunde jeden.

Anfang Juni wurden sie von den Red Sox zum zweiten Mal in dieser Saison geswept, aber seitdem haben die Yankees 15 von 19 Spielen gewonnen. Die beste Juni-Bilanz der MLB gehört den Yankees. 18 Siege, 8 Niederlagen. Der Schlagdurchschnitt der Yankees ist wahrlich nicht berühmt, aber es schlägt eben kein Team so viele Homeruns (116). Und CC Sabathia ist mit 11 Siegen wie gewohnt der Fels der Starting-Rotation.

Die Offense des Monats: New York Mets. Quizfrage: Wer hat im Juni nach den Boston Red Sox die meisten Runs gescort? Antwort: die New York Mets. Klingt unfassbar, ist unfassbar. Die Mets hatten gerade eine Phase, in der sie in vier Spielen unglaubliche 52 Runs erzielten. 14, 8, 14, 16! Neuer Franchise-Rekord. Irre. Innerhalb dieses Streaks beendeten sie auch eine Serie von 299 Spielen ohne Grand Slam, als sie in Detroit in einem Spiel gleich zwei Grand Salamis schlugen. Shortstop Jose Reyes ist heißer als heiß, was Carlos Beltran kann, weiß man auch, aber auch Nobodys wie Ronny Paulino oder Angel Pagan landeten einen Hit nach dem anderen. Diese MLB ist schon verrückt.

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Die Gurken des Monats: Florida Marlins. 5 Siege, 23 Niederlagen. Es ist einfach nur brutal. Die Marlins starteten im April und Mai so vielversprechend in die Saison, aber was jetzt im Juni passierte, spottete jeder Beschreibung. Die Marlins verloren 19 ihrer ersten 20 Spiele im Juni. 1-19! Inklusive Niederlagenserie von 11 Spielen. Es war so schlimm, dass die Marlins einen alten Mann als Manager zurückholten. Einen sehr alten Mann. Der 80-jährige Jack McKeon, der 2003 mit den Marlins die World Series gewann, ist wieder da.

Gleich an seinem ersten Tag sorgte er für ein Statement, als er Hanley Ramirez wegen mangelnder Einstellung auf die Bank setzte. Inzwischen spielt Ramirez wieder, aber der eigentliche Superstar-Shortstop tut das meistens für seinen Standard grottenschlecht (5 HR, 24 RBI, .221 AVG). Dass mit Josh Johnson einer der besten Pitcher der MLB überhaupt seit 6 Wochen verletzt (Schulter) ausfällt, hilft der ganzen Sache natürlich auch nicht. Bittere Zeiten bei den Marlins.

Die Spieler des Monats: Matt Kemp, Cliff Lee und Justin Verlander. Dodgers-Center-Fielder Matt Kemp spielt aktuell eine Saison, die in die Geschichtsbücher eingehen könnte. Das Stichwort: Triple Crown. Kemp liegt in allen drei Kategorien aussichtsreich im Rennen. Der 26-Jährige führt die NL in Sachen Homeruns an (22), bei den RBIs (63) liegt er auf Rang drei, beim Schlagdurchschnitt (.331) auf Rang zwei. Und jetzt kommt's: Dazu hat Kemp schon 22 Steals (Rang 4) auf dem Konto. Das ist alles so außerirdisch gut, dass man sich die Frage stellen muss, ob jemand zum MVP gewählt werden kann, der solche Monster-Zahlen abliefert, auch wenn sein Team trotzdem absolut nichts reißt?

Auch noch erwähnt seien an dieser Stelle Paul Konerko, Carlos Pena und Prince Fielder, die alle im Juni 10 Homeruns geschlagen haben. So beeindruckend wie Kemp bei den Hittern ist, so beeindruckend sind Lee und Verlander bei den Pitchern. Lees Stats im Juni: 5-0. ERA 0.21. Lee hat seit 32 Innings keinen einzigen Run mehr zugelassen, zuletzt sahen selbst die Red-Sox-Slugger kein Land gegen ihn. Und bei Verlander sind die Juni-Zahlen ähnlich hammermäßig: 6-0. ERA 0.92. Respekt, meine Herren.

Der Rookie des Monats: Freddie Freeman. Danny Espinosa (5 HR, 15 RBI) von den Nationals hatte erneut einen Top-Monat, aber er soll hier nicht schon wieder zum Rookie des Monats ernannt werden. Denn es gibt ja noch Freddie Freeman. Und der First Baseman der Braves ist einer der Garanten für die hervorragende Saison von Atlanta. 4 HR und 17 RBIs standen für Freeman im Juni zu Buche. Der 21-Jährige ist umso wichtiger für die Braves, da sich Jason Heyward und vor allem der katastrophale Dan Uggla (.178 AVG) irgendwie noch im Tiefschlaf befinden.

Mark Cuban, bitte rette uns! Leider Gottes wird die Monster-Saison von Matt Kemp von den Turbulenzen um die Dodgers überschattet. Der hässliche Scheidungskrieg zwischen Besitzer Frank McCourt und seiner Noch-Ehefrau Jamie, der hässliche Streit zwischen McCourt und MLB-Commissioner Bud Selig - es ist ziemlich unerträglich, was um die Dodgers herum abgeht. Fakt ist, dass die Kult-Franchise bankrott ist und Insolvenz anmelden musste. Die Fans müssen auf einen Retter hoffen. Ein Retter, der Mark Cuban heißen könnte.

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Der Besitzer der Dallas Mavericks würde bekanntermaßen sehr gerne einen Baseball-Klub sein Eigen nennen, bei den Chicago Cubs und Texas Rangers ist er aber mit seinen Versuchen gescheitert. Jetzt könnten die Dodgers eine Option werden. Cuban hat bereits sein Interesse bekundet - die Fans würde es freuen. Es gibt sogar schon eine Internetseite mit dem Titel www.markcubansavethedodgers.com. Mal schauen, was daraus wird.

Das Überraschungsteam des Monats: Pittsburgh Pirates. Seit 18 Jahren hat das schwarze Schaf unter den Sport-Franchises von Pittsburgh keine Saison mehr mit einer positiven Bilanz abgeschlossen. Kommt jetzt die Wende zum Guten? Es sieht auf jeden Fall nicht schlecht aus. Unter dem neuen Manager Clint Hurdle hat sich bei den Pirates praktisch alles geändert. Die Buccos haben im Juni die beste Bilanz (16-11) der gesamten NL Central vorzuweisen und unter anderem eine Serie gegen die Red Sox gewonnen.

Der PNC Park kochte, Pittsburgh scheint wieder ein Baseball-Team zu haben! Mit Center Fielder Andrew McCutchen oder auch Hometown Hero Neil Walker haben die Pirates einige aufregende Youngster in ihren Reihen, aber der Grund für den Turnaround liegt einzig und allein im Pitching. Die Starting-Rotation um den zuletzt überragenden Jeff Karstens und der Bullpen machen einen grandiosen Job. Untouchable: Closer Joel Hanrahan. 23 Saves bei 23 Chancen.

Die Sehschwäche des Monats: Josh Hamilton. Der Star-Outfielder der Texas Rangers hat ein Problem. Wenn er auf den Kalender schaut und erkennt, dass ein "Day-Game" ansteht, wird ihm gleich ganz anders. Denn: Während er unter Flutlicht top drauf ist (.366 AVG), trifft er am Tag einfach überhaupt nichts (.113 AVG). Weil er einfach den Ball nicht richtig sieht. Wie Hamilton meinte, sind seine blauen Augen wohl schuld. Ein Augenoptiker gab ihm sogar recht. Wer hellere Augen hat, ist anscheinend anfälliger dafür, mehr ungewollte Lichteinstrahlung zu bekommen und geblendet zu werden. Die Lösung: Hamilton versuchte es jetzt mit Kontaktlinsen, die seine Augen rot erscheinen lassen. Mit denen hat er aber auch schon 3 Strikeouts in einem Spiel fabriziert...

Verletzungen: Wir konzentrieren uns auf die beiden größten Namen, die aktuell außer Gefecht gesetzt sind: Albert Pujols und Derek Jeter. Cardinals-Megastar Pujols war nach einem schwächeren Saisonstart gerade dabei, richtig in Fahrt zu kommen, als er sich im Spiel gegen Kansas City bei einer unglücklichen Kollision an der First Base das linke Handgelenk brach und jetzt noch mindestens bis Ende Juli ausfallen wird. Besser sieht es für Jeter aus. Der Yankees-Captain, der wegen einer Wadenzerrung pausieren musste, steht vor seinem Comeback. Warum das wichtig ist? Weil Jeter nur noch 6 Hits braucht, um die 3000er Marke zu erreichen!

Statistik: Zunächst der Blick auf die Pitcher. Top sind in Sachen ERA im Moment Jered Weaver (Angels, 1.97), Jair Jurrjens (Braves, 2.07) und Josh Beckett (Red Sox, 2.20). Was Siege angeht, so führen Justin Verlander (Tigers) und CC Sabathia (Yankees) mit jeweils 11, dahinter folgen Roy Halladay (Phillies), Kevin Correia (Pirates) und Jurrjens, die alle 10 Siege auf dem Konto haben.

Die meisten Saves hat bis jetzt Brian "The Beard" Wilson (Giants, 24) zustande gebracht, gefolgt von Joel Hanrahan (Pirates), Heath Bell (Padres), Huston Street (Rockies) und Craig Kimbrel (Braves) mit jeweils 23.

In der Homerun-Statistik sind Mark Teixeira (Yankees, 25) und Jose Bautista (Blue Jays, 24) ganz vorne. Der beste Schlagdurchschnitt in der MLB gehört aktuell Adrian Gonzalez (Red Sox, .352) und Jose Reyes (Mets, .352). In Sachen RBIs führt Gonzalez (71) vor Prince Fielder (Brewers, 69) und Ryan Howard (Phillies, 64).

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