MLB

"Van Gaal vs. Rafati"

Von Florian Regelmann
Manager Joe Maddon und Umpire Bob Davidson unterhalten sich einigermaßen hitzig...
© spox

Die MLB-Saison ist in vollem Gange, Zeit für die nächste Zwischenbilanz. Die Themen: Ein sensationeller Streit, ein böser Abschuss und Perfektion. Außerdem: Schlafen in Seattle.

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Das Team des Monats: Atlanta Braves. Die Saison hatte für das Team um Chipper Jones katastrophal angefangen. Ende April gingen neun Spiele in Folge verloren. Aber was kümmert das die Braves? Mit einer famosen 20-8-Bilanz im Mai hat sich Atlanta an die Spitze der National League East gesetzt. Vor allem zuhause (17-6) sind die Braves eine Macht. Der Pitching-Staff hat mit Tim Hudson und Tommy Hanson zwei absolute Asse zu bieten - und in der Offense sind es erstaunlicherweise gar nicht Jones oder Brian McCann, die das Team anführen. Es sind Super-Rookie Jason Heyward (10 HR, 38 RBI), Troy Glaus (8 HR, 37 RBI) und Martin Prado. Wer den Second Baseman nicht kennt, sollte ihn sofort kennen lernen, denn niemand hat in der NL aktuell so viele Hits wie Prado (70). Klingt unglaublich, ist aber so.

Der Streit des Monats: Joe Maddon vs. Bob Davidson. Es gibt Traditionen in der MLB, die einfach großartig sind. Dazu gehört auf jeden Fall die ausgeprägte Streitkultur zwischen Coaches und Referees. Ein Manager ist empört über eine Entscheidung des Home-Plate-Umpires und kommt blitzschnell aus dem Dugout gerannt, um den Schiri zuzutexten. Man kennt die Bilder. Beim Spiel der Rays gegen die Red Sox war es mal wieder soweit. Bob Davidson hatte gerade einen Pitch als Strike gegeben, der nicht ansatzweise etwas mit der Strikezone zu tun hatte. Rays-Star Carl Crawford machte seinem Unmut Luft, dann gesellte sich Rays-Manager Joe Maddon dazu. Zuerst wurde Crawford von Davidson ejectet, dann wurde die "Diskussion" zwischen Maddon und Davidson noch hitziger. Am Ende flog Maddon natürlich auch runter, aber die Szene war mehr als genial. Die beiden Köpfe der Streithähne waren höchstens durch 2 Zentimeter getrennt. Man stelle sich vor, in der Bundesliga würden sich Louis van Gaal und Babak Rafati so gegenüber stehen. Ein schaurig schöner Gedanke.

Der Spieler des Monats: David Ortiz. Im April befand er sich noch in einer tiefen Krise, aber jetzt ist Big Papi wieder zurück. Es gab so einige Leute, auch in Boston, die es Ortiz wohl nicht mehr zugetraut haben, dass er zu alter Stärke zurückfindet, aber genau das hat er getan. Seine Stats im Mai: 10 Homeruns, 27 RBIs und ein Schlagdurchschnitt von .363. Respekt.

Das Überraschungsteam des Monats: Cincinnati Reds. Nicht die Chicago Cubs scheinen in der NL Central der große Konkurrent der St. Louis Cardinals zu werden, sondern völlig überraschend die Cincinnati Reds. Mit einer 19-11-Bilanz im Mai haben die Reds alle Experten überrascht. Der junge Mike Leake (4-0, 2.45 ERA) pitcht sensationell gut, die große Stärke Cincinnatis liegt aber in der Offense. Kein Team scort in der NL so viele Runs wie die Reds. Scott Rolen ist zwar inzwischen 35 Jahre alt, spielt aber eine famose Saison (11 HR, 32 RBI). Und mit Joey Votto (10 HR, 33 RBI) haben die Reds einen absoluten Jungstar in ihren Reihen, der zwar (noch) nicht so viel Beachtung findet, weil er eben in Cincinnati spielt, aber der sich vor niemandem verstecken muss.

Die Highlights des Monats: Das letzte Mal, dass es zwei "Perfect Games" innerhalb einer Saison gab, ist 130 Jahre her. Lee Richmond von den Worcester Ruby Legs und John Ward von den Providence Grays schafften 1880 das, was Dallas Braden (Oakland) und Roy Halladay (Philadelphia) jetzt innerhalb von einem Monat schafften. Irre!

Die Gurken des Monats: Arizona Diamondbacks. Acht Niederlagen in Folge, als einziges Team der MLB schon über 300 Runs kassiert und mit Abstand Letzter in der NL West - Arizona ist bislang eine einzige Enttäuschung. Dabei ist das Team um Mark Reynolds (12 HR, 39 RBI), Chris Young und Justin Upton offensiv äußerst talentiert. Aber das ganze Talent bringt alles nichts, wenn das Pitching eine einzige Tragödie ist. Und genau das ist es. Besonders miserabel sind die Leistungen von Dan Haren und Edwin Jackson. Beide waren in der letzten Saison top - unerklärlich, was mit ihnen passiert ist. Zu allem Überfluss wird Star-Pitcher Brandon Webb nach seiner Schulter-Operation auch einfach nicht fit.

Der Unfall des Monats: Wer die Szene zum ersten Mal sieht, denkt im ersten Moment, dass David Huff tot ist. Der Pitcher der Cleveland Indians wurde im Spiel bei den New York Yankees von einem Laserschuss von Alex Rodriguez am Kopf getroffen, fiel sofort um und lag minutenlang regungslos auf dem Boden, bis er dann abtransportiert wurde. Das Unfassbare, aber vor allem das Wichtigste: Huff geht es inzwischen wieder prächtig und er wird aller Voraussicht nach nicht mal einen Start verpassen.

Der Pechvogel des Monats: Kendry Morales. Wir begeben uns mal wieder in die Kategorie: Es gibt Sachen, die gibt es gar nicht. Angels-Star Morales (11 HR, 39 RBI) hatte im Spiel gegen die Seattle Mariners gerade einen Walk-off-Grand-Slam geschlagen und war gefühlstechnisch im Himmel. Wie das bei einem Walk-off-Hit so guter Brauch ist, warteten die Teamkollegen an der Home Plate, um Morales in Empfang zu nehmen und zu herzen. Morales sprang voller Freude in seine Teamkollegen rein, landete aber so unglücklich, dass er sich dabei das linke Bein brach und jetzt lange ausfällt. Wenn überhaupt, dann kann Morales spät in der Saison zurückkehren. Aber dann dürften die Angels schon lange keine Chance mehr auf die Playoffs haben. Denn den Verlust ihres absolut besten und wichtigsten Spielers werden sie nicht kompensieren können.

Die Rookies des Monats: David Freese und Brennan Boesch. Jason Heyward hat den Rookie-of-the-Year-Award jetzt praktisch schon im Sack, aber der Braves-Newcomer wird schon genug gehypt. Es gibt auch noch andere Top-Rookies. So wie Freese und Boesch. Cardinals-Third-Baseman Freese (3 HR, 17 RBI, .315 BA) und Tigers-Left-Fielder Boesch (3 HR, 15 RBI, .345 BA) haben beide einen exzellenten Monat hinter sich und sind aus ihren Teams nicht mehr wegzudenken. Derweil wartet ganz Washington auf das Debüt von Supertalent Stephen Strasburg. Der Pitcher wird nach dominierenden Leistungen im Farmteam der Nationals am 8. Juni sein erstes MLB-Spiel machen. Gegen die Pittsburgh Pirates. Einen dankbareren Gegner hätte Washington sich für Strasburg kaum aussuchen können. SPOX-Prognose: 7 Innings, 0 Runs, 2 Hits, 13 Strikeouts.

Schlafen in Seattle: Ken Griffey Jr. ist eine absolute Legende - aber er ist inzwischen auch 40 Jahre alt und braucht anscheinend mehr Schlaf als früher. In einem Spiel gegen die Angels ging Griffey laut Aussagen eines Teamkollegen im fünften Inning ins Klubhaus, um sich ein Jacket zu holen. Er kam aber nicht zurück. Als der nicht genannte Spieler im siebten Inning wieder kam, saß Griffey auf einem Stuhl und schlief. So verpasste er es auch, als Einwechselschlagmann ins Spiel zu kommen, aber so what. Angesichts der desaströsen Saison der Mariners kann man fast nur einschlafen. So viel hatte man sich in Seattle erwartet - mit den Neuzugängen Cliff Lee und Chone Figgins wollte man oben angreifen. Aber aktuell sind nur Baltimore und Cleveland in der American League schlechter.

Die Spiele des Monats: Mets vs. Phillies. 8:0. 5:0. 3:0. Es war kein normaler Sweep, den die Mets den Phillies verpassten. Es war ein Sweep zu Null! In 27 Innings erzielte die so potente Philly-Offense in New York keinen einzigen Run. Wirklich bemerkenswert. Neun Mets-Pitcher lieferten in den drei Spielen eine perfekte Vorstellung ab. Oliver Perez gehörte im Übrigen nicht dazu. Perez war als Starter nicht zu gebrauchen, Perez ist im Bullpen nicht zu gebrauchen - seine Mitspieler sind inzwischen so frustriert und genervt von Perez, dass sie das Management aufgefordert haben, ihn endlich rauszuschmeißen und ins Farmteam abzuschieben. Die Mets weigern sich noch, weil Perez 2009 einen hochdotierten Vertrag unterschrieb und daraus noch 20 Millionen Dollar bekommt, aber früher oder später werden sie wohl einsehen, dass es mit Perez keinen Sinn hat.

Die traurige Nachricht des Monats: Jose Lima ist tot. Der ehemalige MLB-Pitcher starb im Alter von 37 Jahren an einem Herzinfarkt. Lima spielte 13 Jahre in der MLB - 1999 gewann er für Houston 21 Spiele und wurde ins All-Star-Team berufen.

Statistik: Zunächst der Blick auf die Pitcher. Top in der AL sind aktuell David Price (Rays), Andy Pettitte (Yankees) und Clay Buchholz (Red Sox) mit jeweils sieben Siegen. In der NL dominiert Ubaldo Jimenez (Rockies, 10 Siege), der auch weiterhin einen wahnsinnigen ERA (0.78) vorzuweisen hat. Zum Vergleich: Den besten ERA in der AL hat Jeff Niemann (Rays, 2.37). Strikeout-King der MLB ist weiter Giants-Star Tim Lincecum, der bei 83 Ks steht. Die meisten Saves hat Matt Capps (Nationals, 17 ) auf dem Konto. Den Titel des Homerun-Kings hat momentan überraschend Jose Bautista (Blue Jays, 16 HR) inne. Der beste Schlagdurchschnitt gehört Twins-Star Justin Morneau (.377). In Sachen RBIs führt Miguel Cabrera (Tigers, 48 RBI) vor Vladimir Guerrero (Rangers, 44) und Evan Longoria (Rays, 42).

Verletzungen: Die beiden Powerhouses aus New York und Boston haben aktuell einige Sorgen. Die Yankees müssen ohne Nick Johnson (Handgelenk) und Jorge Posada (Fuß) auskommen. Posadas Ausfall wird durch den beeindruckend starken Francisco Cervelli aber scheinbar mühelos kompensiert. Die Red Sox haben mit Josh Beckett (Rücken) und Jacoby Ellsbury (Rippen) zwei prominente Ausfälle zu verkraften. Ein weiterer Topstar, der außer Gefecht gesetzt ist: Grady Sizemore (Indians, Knie).

Die Ergebnisse aus der MLB