Einmal David, dreimal Goliath

Von Stefan Petri
Die Kentucky Wildcats sind auf dem Weg zur perfekten Saison - wer kann sie stoppen?
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Duke: Amerikas Lieblingsfeind als Außenseiter

Amerikas Basketball-Retter. Olympiagold-Macher. Und Duke-Ikone. Coach K - Mike Krzyzewksi für die Uneingeweihten - gehört zum Big Dance dazu wie kein Zweiter. Zum zwölften Mal ist der Mann mit der markanten Nase, aber dem sonst recht unscheinbaren Äußeren, beim Final Four dabei. Niemand hat mehr Teilnahmen auf dem Konto. Niemand hat in der Division I, also dem höchsten College-Level, 1000 Siege auf dem Konto - nur Coach K.

Er ist nicht die gleiche NBA-Legehenne wie "One and done" Calipari, zumindest derzeit nicht. Aber er ist aktuell ganz sicher die größte Coaching-Legende der NCAA. Und er hat etwas gutzumachen: Zum ersten Mal seit fünf Jahren sind die Blue Devils wieder beim Finalwochenende dabei. "Es ist kein Geburtsrecht, man muss es sich jedes Jahr wieder verdienen", weiß der 68-Jährige. Er stapelt tief: "Wenn man das NCAA-Tournament erreicht, kann es gar keine Enttäuschung sein." Aber er weiß: So wie sich das Bracket entwickelt hat, muss Duke das Finale erreichen. Muss, muss, muss.

Das Besondere dabei: Sollte er es mit seinen Jungs schaffen, könnte Amerika zum ersten Mal nicht geschlossen gegen das Team aus Raleigh stehen. Spätestens seit Christian Laettner ist das ja eigentlich Pflicht: Auf der einen Seite stehen Freiheit, Pickup-Trucks und Double-Cheeseburger - und auf der anderen Duke. Aber wenn es im Endspiel gegen Kentucky geht, wäre Duke plötzlich der David. Und jeder sieht Goliath gern fallen (außer der Teil der Bevölkerung, der seine Dollars auf die Wildcats gesetzt hat).

Genügend Talent hätten die Blauen aus North Carolina sicherlich zu bieten. Zu Jahlil Okafor und seinen offensiven Fähigkeiten im Post ist eigentlich alles gesagt: Man wird schließlich nicht umsonst zum Favorit auf den Number-one-Pick. Aber selbst als der Big Man im Elite Eight gegen Gonzga nur acht Punkte und neun Rebounds auflegte, zog man souverän in die nächste Runde ein.

Schließlich gibt es ja auch noch Forward Justise Winslow. 19 Jahre, rund zwei Meter groß, athletisch, beste Draft-Option auf seiner Position und deshalb Außenseiter auf die Top drei. Oder Guard Tyus Jones, der von Coach K gerne die Schlüssel in die Hand gedrückt bekommt, wenn es eng wird. Oder die Schützen Quinn Cook und Matt Jones (16 Punkte gegen Gonzaga).

Das Team ist nicht besonders tief und es ist jung. "Wir haben nur acht Jungs. Vier davon sind Freshmen. Kommt schon, es ist das jüngste Team, das ich je hatte", betont Coach K. Aber er hat aus seinen Jungspunden eine abgezockte Truppe gemacht - nur drei Turnover erlaubte man sich in der letzten Runde.

Und: Schon im Oktober durfte man sich gegen die Spartans beweisen. Das Resultat: 81:71, mit einem starken Okafor (17 Punkte, 8/10 FG). Auf dem Papier ist die Frontline von Michigan State nicht groß genug, um ihn zu stoppen. Also auf ins Duell gegen Kentucky? Blau gegen Blau?

Michigan State: This is Sparta!

Drei Top Seeds haben sich durch ihr jeweiliges Bracket gespielt. Dreimal hat sich der große Favorit durchgesetzt. Dreimal war ganz Gallien von den Römern besetzt. Und dann gab es noch die Spartans von Tom Izzo.

Irgendwie poetisch, dass sich die Spartaner gleich mehrfach gegen vermeintlich überlegene Gegner durchgesetzt haben, dank überlegener Taktik, Mut, Leidenschaft, dem nötigen Glück. Gegen Georgia (10), Virginia (2), Oklahoma (3) und schließlich gegen Louisville, an Nummer vier gesetzt. Fehlt eigentlich nur noch ein Top Seed. Oder gleich zwei.

"Sie sind richtig gut, das überrascht mich überhaupt nicht", sagte Coach K gegenüber Mlive.com. "Sie gehen mit einem großartigen Game Plan ins Spiel, mit Härte und gleichzeitig uneigennützig. Sie schlagen sich nicht selbst." Und den Mann auf der anderen Bank kennt er nur zu gut. Ist Tom Izzo doch ebenfalls eines der großen NCAA-Masterminds.

Der hat es trotz vergleichsweise wenig Talent zum siebten Mal unter die letzten Vier geschaft und strickt mit nunmehr 60 Lenzen an seiner Michigan-Legende: In Michigan geboren, in Northern Michigan gespielt und dann bis zum Coach von Michigan State hochgearbeitet, wo er seit 20 Jahren die Geschicke lenkt. Sein Motto: "Spieler spielen - aber harte Spieler gewinnen."

Izzo ist selbst etwas überrascht vom Erfolg in diesem März. "Ich glaube nicht wirklich an das Schicksal, sondern an harte Arbeit. Aber es macht schon echt viel Spaß, im richtigen Tournament zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein."

So qualifizierten sich Schilling und MSU für das Final Four

Wenn man auch gegen die Blue Devils zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein will, müssen die starken Guards Travis Trice und Denzel Valentine (zusammen knapp 30 Punkte und zehn Assists pro Spiel) richten. Besonders Senior Trice ist der "Quarterback" des Teams und der verlängerte Arm von Izzo auf dem Parkett - der auch mal selbst die Ansprachen im Huddle hält. "Travis hatte schon immer einen hohen Basketball-IQ, aber in dieser Saison hat er nochmal einen Sprung gemacht. In den letzten sechs Wochen war er einfach elektrisch."

Und dann gibt es ja noch den deutschen Junioren-Nationalspieler Gavin Schilling. Der war aufgrund von Foul Trouble kein Faktor gegen Louisville (sechs Punkte, drei Rebounds), dürfte gegen Winslow aber alle Hände voll zu tun bekommen. Kann er den übertalentierten Duke-Freshman irgendwie im Zaum halten, beweist Trice weiter seine "Onions" in engen Situationen, und lässt man sich von Okafor nicht dominieren, könnte der nächste Gigant auf der Strecke bleiben.

Klar, die Spartans sind Außenseiter. Aber das hat sie in den letzten Runden schließlich auch nicht gestört.

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